Museum Künstlerkolonie Darmstadt zeigt OLAF NICOLAI Ausstellung „A light vapour emanating from bound matter as spirits running, along“

Aus "All Our Suns" (2019) von Olaf Nicolai
Aus „All Our Suns“ (2019) von Olaf Nicolai

Das Institut Mathildenhöhe Darmstadt präsentiert vom 8. Dezember 2019 bis 29. März 2020 im Museum Künstlerkolonie Skulpturen, Arbeiten auf Papier, Soundinstallation, Fotografien, Videos und Künstlerbücher des Wilhelm-Loth-Preisträgers 2017, Olaf Nicolai, mit dem etwas kryptisch klingenden Titel „A light vapour emanating from bound matter as spirits running, along“ (Ein leichter Dampf aus gebundenem Material ausströmend wie rennende Geister, entlang).
Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 7. Dezember 2019 um 19 Uhr, mit einer Feier im Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt, Olbrichweg 10, 64287 Darmstadt. Die Ausstellung selbst wird im Museum Künstlerkolonie, Olbrichweg 13 A, gezeigt.

In der eigens für die Mathildenhöhe entwickelten mehrteiligen Installation inszeniert Nicolai, der international als einer der anerkanntesten Künstler seiner Generation gilt, erstmals eine Übersicht seines publizistischen Œuvres von der Buchkunst-Arbeit bis hin zur ephemeren Geste. In seinen Arbeiten umkreist Nicolai verschiedene wissenschaftliche und künstlerische Felder, nutzt historische, politische und philosophische Elemente als Ausgangspunkt für vielschichtige Installationen und interdisziplinäre Projekte. In einer technisch und stilistisch neuartigen und sehr spezifischen Sprache thematisieren seine Arbeiten Verschiebungen im Verhältnis von Körper, Raum und Bewegung sowie vor allem auch die hierdurch evozierten Imaginationen. Mit dieser Arbeitsweise ist von Beginn an die Produktion von Texten und Büchern verwoben, und folglich werden Nicolais Aktivitäten von zahlreichen Künstlerbüchern und anderen Publikationsformaten begleitet. Sie weisen nicht nur vielfältige Formen auf – von Stickern, Postern über Zeitungen und Webseiten bis hin zu einem digitalen Schriftfont, Filmskripten und Radiostücken –, sondern verorten auch das Format „Publikation“ in seinen möglichen Funktionen vollkommen neu. Instruktionen, Spielanleitungen, Quellensammlungen, Reader sowie Textcollagen, Bildtableaus und Zeichenbücher für Kinder werden zu Handlungsanweisungen mit reflexivem und spielerischem Potential.

Nicolai verweist hierbei nicht nur auf die tradierten Formen des „Künstlerbuchs“ vom klassischen Notiz- und Skizzenbuch bis zum konzeptionellen Werk; Er greift auch Notations- und Präsentationsmodi wissenschaftlicher, musikalischer und experimenteller Literaturen auf, die zwischen Recherchen und fiktionalen Improvisationen oszillieren – wie Aby Warburgs Arbeiten zum Mnemosyne-Atlas, die Text-Bildverschränkungen von Oskar Negt, Alexander Kluges „Geschichte und Eigensinn“ oder Klaus Theweleits „Männerphanstasien“. Zu nennen wären hier auch die Notationen Earle Browns, die Gedichte Inger Christensen und Texte von Autor*innen der Gruppe OuLiPo oder Jeff Noons Science-Fiction Narrative.
Die Ausstellung im Museum Künstlerkolonie übersetzt dieses mehrschichtige Produktionsprinzip von Nicolai für die Besucher*innen als einen Rundgang durch eine Abfolge kleiner installativer Inszenierungen.

DAS RAHMENPROGRAMM
Olaf Nicolais Publikationspraxis ist vor allem auch eine kollaborative. Neben der intensiven Zusammenarbeit mit Gestalter*innen, anderen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, stehen auch künstlerische Strategien, die Aufträgen und Delegierungen nutzen und somit die Arbeitsteiligkeit zeitgenössischen Produzierens bewusst vorstellen. Diesen Aspekt strukturiert u.a. das Rahmenprogramm der Ausstellung, in dem ein Gespräch über Camouflage, Militär und Poesie mit dem Büchner-Preis-Träger Marcel Beyer sowie eine Veranstaltung mit Buchpräsentation des Künstlerbuchs „7 Postkarten für Innsbruck“ mit dem Verleger Jan Wenzel (Spector Books) stattfinden wird. An der Finissage wird es eine Wiederaufführung von „Escalier du Chant“ durch die Neuen Vocalsolisten Stuttgart geben, mit einer neu beauftragten Komposition von Isabel Mundry.
Im Frühjahr 2020 wird zudem ein Ausstellungskatalog mit großzügiger Unterstützung der BS Kulturstiftung Darmstadt erscheinen.

DAS MUSEUM
Die Ausstellung findet statt im 1901 erbauten Ernst Ludwig-Haus, dem heutigen Museum Künstlerkolonie. Dieses Haus markiert den Beginn der Künstlerkolonie Darmstadt, die auf Initiative von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein auf der Mathildenhöhe ein Ensemble aus Bau- und Kunstwerken sowie gestalteten Freiflächen geschaffen hat, das sich momentan auf der offiziellen Vorschlagsliste zur Anerkennung als UNESCO-Welterbestätte befindet. Im Sommer 2020 wird das Welterbekomitee über die Nominierung entscheiden. Olaf Nicolai nimmt in der aktuellen Ausstellung auf diesen besonderen Ort Bezug, indem er in der Ständigen Sammlung des Museums mittels zweier skulpturaler Interventionen mit Designikonen der Frühmoderne u. a. von Peter Behrens und Joseph Maria Olbrich in Dialog tritt.

Ausstellungsort:
Museum Künstlerkolonie
Olbrichweg 13 A
64287 Darmstadt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr
Sonderöffnungszeiten:
Heiligabend, 24.12.2019: geschlossen
1. Weihnachtstag, 25.12.2019: geschlossen
2. Weihnachtstag, 26.12.2019: geöffnet
Silvester, 31.12.2019: geschlossen
Neujahr, 1.1.2020: geschlossen

Rahmenprogramm
FÜHRUNGEN
Jeden Sonntag um 15 Uhr, Museumseintritt zzgl. 3 Euro
englischsprachige Führungen jeden 1. Donnerstag im Monat um 16 Uhr, im Museumseintritt enthalten.

Vollständige Informationen zum Rahmenprogramm, Kinderführungen usw. finden Sie unter: www.mathildenhoehe.eu/olaf-nicolai