„Mama Ranger“ erhält den mit 50.000 EUR dotierten KfW-Bernhard-Grzimek-Preis

Filmausschnitt zeigt die Preisträgerin, die philippinische Naturschützerin Angelique Songco, bei einem ihrer Meeresinspektionen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Filmausschnitt zeigt die Preisträgerin, die philippinische Naturschützerin Angelique Songco, bei einem ihrer Meeresinspektionen. © Foto: Diether v Goddenthow

Die philippinische Naturschützerin Angelique Songco wurde für ihr herausragendes Engagement und zukunftsweisendes Management im Tubbataha Reefs Natural Park ausgezeichnet

Die KfW Stiftung verlieh am gestrigen 18. September 2019 zum vierten Mal den mit 50.000 EUR dotierten KfW-Bernhard-Grzimek-Preis. Die feierliche Veranstaltung fand vor geladenen Gästen im Gesellschaftshaus am Palmengarten statt. Diesjährige Preisträgerin ist die Leiterin des philippinischen Meeresschutzgebietes Tubbataha Reefs Natural Park – ein UNESCO Weltnaturerbe. Angelique Songco gelingt es in herausragender Weise, die Interessen der Anwohner und Touristen mit dem Schutz der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt des Riffs in Einklang zu bringen.

Über 360 verschiedene Korallenarten, rund 600 Fischarten, acht Meeressäugetiere, etwa 100 Seevogelarten sowie zahlreiche Algen und Seegräser machen das Tubbataha Riff zu einer der artenreichsten Regionen der Welt. Dass dieser sagenhafte Naturschatz bis heute erhalten geblieben ist und nicht das tragische Schicksal vieler anderer überfischter und absterbender Korallenriffe teilt, ist maßgeblich der engagierten Arbeit der Preisträgerin zu verdanken. Zwar ist die Region bereits 1988 von der philippinischen Regierung zum Naturschutzgebiet erklärt worden und trägt seit 1993 zusätzlich den Titel einer UNESCO Weltnaturerbestätte. Doch die illegale Fischerei und der Tourismus hatten dem empfindlichen Ökosystem weiterhin stark zugesetzt. Songco, die den Park seit 2001 leitet, setzt in ihrer innovativen und leidenschaftlichen Strategie vor allem auf intensive Bildungs- und persönliche Überzeugungsarbeit. So erreichte sie bei der lokalen Bevölkerung ein neues Verständnis für den Umweltschutz und damit größere Achtsamkeit gegenüber dem Meeresschutzgebiet. Schwerpunkt ihrer Arbeit mit den Einwohnern der Region ist es, zu vermitteln, dass nur erhöhte Schutzanstrengungen Hand in Hand mit der Erwirtschaftung einer Lebensgrundlage gehen können – zentrale Voraussetzung für die dauerhafte Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort. Umsichtiger Tourismus und eine nachhaltige Fischerei dienen sowohl der Region als auch dem Park inzwischen als verlässliche Einkommensquelle.

Angelique Songco. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Angelique Songco. © Foto: Diether v Goddenthow

Ihren Ansatz beschrieb die Preisträgerin mit eindringlichen Worten: „Mir ist wichtig, den Menschen zu erklären, dass die Ozeane nicht unendlich sind. Dass sie all den Müll, den wir Menschen verursachen, nicht aufnehmen können. Und dass es, wenn wir so weitermachen, bald keinen Fisch mehr gibt, den wir fangen können. Erst wenn die Menschen die Meere verstehen, fangen sie auch an, sie sorgfältiger zu behandeln.“

Nicht zuletzt aufgrund ihrer empathischen und fürsorglichen Art wird die 58-Jährige von ihrem Team und der lokalen Bevölkerung liebevoll „Mama Ranger“ genannt. „Klima- und Umweltschutz braucht eine sensibilisierte Wahrnehmung und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb zeichnet der KfW-Bernhard-Grzimek-Preis charismatische Persönlichkeiten aus, die ökologische Problemstellungen mit ökonomischen Notwendigkeiten ausgleichen und somit eine win-win-Situation schaffen, beispielgebend sind und zur Nachahmung anregen“, betonte Dr. Lutz-Christian Funke, Vorstand der KfW Stiftung.

Podiumsdiskussion „Ozeane am Limit“

Podiumsdiskussion „Ozeane am Limit“ Dr. Ina Knobloch (Biologin und Regisseurin), Frank Schweikert (Gründer der Deutschen Meeresstiftung), Bärbel Schäfer (Moderatorin) und Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V.).©  Foto: Diether  v Goddenthow
Podiumsdiskussion „Ozeane am Limit“ Dr. Ina Knobloch (Biologin und Regisseurin), Frank Schweikert (Gründer der Deutschen Meeresstiftung), Bärbel Schäfer (Moderatorin) und Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V.).© Foto: Diether v Goddenthow

Die zahlreichen ökologischen Herausforderungen, denen sich nicht nur Angelique Songco gegenüber sieht, waren zudem Thema der Diskussion „Ozeane am Limit“, die im Rahmen der Preisverleihung stattfand. Den Zustand der Weltmeere, die Folgen von Überfischung und erprobte Ansätze für Lösungen erörterten: Dr. Ina Knobloch, Biologin und Regisseurin, Frank Schweikert, Gründer der Deutschen Meeresstiftung sowie Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland. e. V. Einer, der zahlreichen andiskutierten Aspekte war, dass Menschen ihren Fischkonsum überdenken und drastisch reduzieren müssten, da die Meere weltweit überfischt seien und sich erst einmal wieder erholen müssten. 50 Prozent der über die Ladentheke verkauften Fische seien, so Frank Schweikert, illegal gefischt worden, und Dr. Ursula Hudson meinte, dass es dem Klimaschutz dienlich sei, wenn Menschen ihre tägliche Kalorinzufuhr auf zirka maximal 2.500 kcal beschränkten, Fisch weitestgehend und Fleisch ganz von ihren Speiseplänen strichen. Keynote-Speakerin Dr. Ina Knobloch, Trägerin des Hessischen Filmpreises 2018, hat mit Schauspielerkollegen Hannes Jaenicke das Buch „Aufschrei der Meere“ geschrieben, und hieraus etliche Thesen und Gedanken zitiert.

Einblicke in die tägliche Arbeit und Preisverleihung  

Die Laudatio hielt der Dokumentarfilmer und Autor Andreas Kieling. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die Laudatio hielt der Dokumentarfilmer und Autor Andreas Kieling. © Foto: Diether v Goddenthow

Direkt im Anschluss an die Podiumsdiskussion hielt der unter anderem aus „Terra X“ (ZDF) bekannte Tierfilmer und Abenteurer Andreas Kieling eine mit zahlreichen Anekdoten seiner eigenen Abenteuer gespickte Laudatio auf die Preisträgerin und machte deutlich, welchen Mutes es bedürfe, dem philippischen Regime zu trotzen und sich angesichts der Tatsache, dass die 105 Millionen Menschen der aus 7000 Inseln bestehenden Inselkette zum Großteil vom Fischfang leben, für den Erhalt und gegen eine Überfischung der Region einzusetzen. Bis 2050 dürften weitere 40 Millionen Menschen hinzukommen.

Ein Film veranschaulichte die tägliche Arbeit von „Mama Ranger“. Gezeigt wurde dabei Szenen aus ihrem ungewöhnlichen 90 qm kleinen Büro, was eher einer Männer-WG gleicht, sowie die Überfahrt diesem „Amtssitz“ in die 150 Kilometer entfernte Hafenstadt Puerto Princesa auf die Insel Palawan mit einem gecharterten Fischerboot. Die Überfahrt dauert real zwölf Stunden. Doch Angelique Songco sind regelmäßige Besuche wichtig: „Ich möchte mich vergewissern, dass es den Männern und den Riffen gut geht.“ Dafür schlüpft sich vor Ort selbst in einen Taucheranzug und inspiziert den Zustand „ihres“ Tubbataha-Riffs.

Angelique Songco,  Leiterin des philippinischen Meeresschutzgebietes Tubbataha Reefs Natural Park. erhält von Terra-X-Tierfilmer  Andreas Kieling. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Angelique Songco, Leiterin des philippinischen Meeresschutzgebietes
Tubbataha Reefs Natural Park. erhält von Terra-X-Tierfilmer Andreas Kieling. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Anschluss überreichte Andreas Kieling der Naturschützerin Angelique Songco den KfW-Bernhard-Grzimek-Preis. Den nahm sie stellvertretend für all ihre Mitstreiter dankend und als Ansporn in ihrer Arbeit fortzufahren dankend entgegen.

 

 

 

Weitere Informationen zu „Mama Rangers“ Arbeit

 

Der KfW-Bernhard-Grzimek-Preis

Der Schutz von Klima und Umwelt ist eines der vier Tätigkeitsfelder der KfW Stiftung. Mit ihren Projekten möchte die Stiftung das Thema Biodiversität, das zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zählt, in das öffentliche Bewusstsein rücken und auf die Notwendigkeit des Artenschutzes hinweisen. Der international renommierte KfW-Bernhard-Grzimek-Preis wird alle zwei Jahre an herausragende Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich mit ihrer Kreativität und Innovationskraft in besonderer Weise für die Erhaltung der Artenvielfalt einsetzen. Die KfW Stiftung würdigt hiermit gleichzeitig das Lebenswerk des Frankfurter Zoodirektors und Naturschützers Prof. Bernhard Grzimek, der sich weit über die Grenzen Deutschlands hinaus um die Naturschätze der Erde verdient gemacht hat.

v.links: Bärbel Schäfer (Moderatorin), Andreas Kieling (Dokumentarfilmer und Autor), Rosemarie Heilig (Stadträtin), Dr. Lutz-Christian Funke (Vorstand der KfW Stiftung), Angelique Songco (Preisträgerin, Leiterin des philippinischen Meeresschutzgebietes Tubbataha Reefs Natural Park - UNESCO Weltnaturerbe), Dr. Ina Knobloch (Biologin und Regisseurin), Frank Schweikert (Gründer der Deutschen Meeresstiftung), Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V.) u. Mitglieder der Familie Bernhard Grzimek. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
v.links: Bärbel Schäfer (Moderatorin), Andreas Kieling (Dokumentarfilmer und Autor), Rosemarie Heilig (Stadträtin), Dr. Lutz-Christian Funke (Vorstand der KfW Stiftung), Angelique Songco (Preisträgerin, Leiterin des philippinischen Meeresschutzgebietes Tubbataha Reefs Natural Park – UNESCO Weltnaturerbe), Dr. Ina Knobloch (Biologin und Regisseurin), Frank Schweikert (Gründer der Deutschen Meeresstiftung), Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V.) u. Herr Grzimek. © Foto: Diether v Goddenthow

Erstmals wurde der Preis 2013 an die Frankfurter Zoologische Gesellschaft verliehen. Die Preisträger des zweiten KfW-Bernhard-Grzimek-Preises 2015 waren Emmanuel de Merode und Pavan Sukhdev. 2017 ging der Preis an den südafrikanischen Naturschützer Andrew Zaloumis.