„Mainz – ein Blick, viele Ansichten“: Erthaler Hof im Fokus

© Landesmuseum Mainz
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„Mainz – ein Blick, viele Ansichten“: Erthaler Hof im Fokus
Ausstellung im Landesmuseum präsentiert Rheinhessen-Gründungsort in der Reihe „Aus der aktuellen Denkmalpflege“

Familienpalast des letzten Mainzer Kurfürsten, Gründungsstätte der Region Rheinhessen, französische Präfektur unter Napoleon: Der Erthaler Hof in der Schillerstraße zählt zu den geschichtsträchtigsten Orten der Stadt Mainz. In diesem Jahr steht das historische Gebäude besonders im Fokus. Denn vor 200 Jahren war das Anwesen Schauplatz eines historisch bedeutenden Ereignisses. Am 8. Juli 1816 wurde dort offiziell die Herrschaft des Großherzogtums Hessen besiegelt – es war die Geburtsstunde von Rheinhessen.

Das Landesmuseum und die Landesdenkmalpflege nehmen das 200-jährige Jubiläum der Region zum Anlass, um den Erthaler Hof im Rahmen der Sonderausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ näher zu beleuchten. Das Gebäude ist Teil der Reihe „Aus der aktuellen Denkmalpflege“. Ab Mittwoch, 20. Januar, wird die Geschichte des Adelspalastes anhand historischer Aufnahmen anschaulich präsentiert. Bilder von den prunkvollen Innenräumen dokumentieren, wie sich der Erthaler Hof seit seiner Erbauung im Jahre 1743 bis heute entwickelt hat. Für die Nachwelt ist es besonders erfreulich, dass aus allen Epochen Räume erhalten sind. So sind beispielsweise Stuckdecken und Vertäfelungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert – vom Rokoko über das französische Empire bis zum Biedermeier – vorhanden. Die Geschichte des Hauses von der kurfürstlichen bis in die rheinhessische Zeit lässt sich somit in seltener Vollständigkeit und Kontinuität anhand des baulichen Bestandes nachvollziehen. Im Rahmen der Präsentation ist die bislang noch nie öffentlich gezeigte Gründungsurkunde zu sehen, die den Herrschaftswechsel in Mainz und Rheinhessen besiegelte. Ebenfalls vertreten ist ein ganz besonderes Foto aus dem Jahre 1910. Es zeigt den hessischen Großherzog Ernst Ludwig, der aus einem Fenster des Gebäudes beim Rosenmontagsumzug zusieht.

Der 1734-1743 von Reichsfreiherr Philipp Christoph von Erthal erbaute Erthaler Hof gehört zu den wenigen im Zweiten Weltkrieg unzerstörten Adelshöfen von Mainz. Aus ihm ging mit Friedrich Karl Joseph von Erthal der letzte Mainzer Kurfürst hervor. Unter französischer Herrschaft war der Bau Sitz der Präfektur des Departement Mont-Tonnerre, das neben Rheinhessen auch die Pfalz umschloss. In hessischer Zeit diente er als Provinzialdirektion, nach Gründung des Landes Rheinland-Pfalz als Bezirksregierung von Rheinhessen, dann als Kreisverwaltung Mainz-Bingen und schließlich seit 1998 als Landesamt für Denkmalpflege bzw. Landesdenkmalpflege und Sitz des Generaldirektors der GDKE.
Das Landesmuseum und die Landesdenkmalpflege der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) begeben sich in der aktuellen Ausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“, die bis 6. November zu sehen ist, auf eine stadthistorische Spurensuche. Ölgemälde, Druckgraphiken, Modelle historischer Gebäude, Originalteile von niedergelegten Gebäuden und alte Fotografien vermitteln einen Eindruck davon, wie sich der Wandel des Mainzer Stadtbildes in den vergangenen 250 Jahren verändert hat.

Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51