Frankfurter Museum für Kommunikation feiert 2019 die Rückkehr des „Paiks“, diskutiert über „E-Mobilität“ und widmet sich „Gesten“, „Geheimnissen“ und vielem anderen

 © Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Nach einem – trotz LED-sanierungsbedingter einmonatiger Schließung – mit 112.625 Besuchern erzielten Rekord-in 2018 ist das Museum für Kommunikation Frankfurt nonstop mit spannenden Projekten und Ausstellungen ins Jahr 2019 gestartet: Von „Like you! Freundschaft digital und analog“ (bis 1. September) und „elektro ± mobil. Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie“ (ab 21.März) über „Gesten. Heute, gestern, übermorgen“ (ab 25.September) und „Das Geheimnis. Ein gesellschaftliches Phänomen“ (ab 12.Dezember) bis hin zu Projekten wie „ Leben & Lernen X.0“ sowie einem großen Begleit- und museumpädagogischen Programm, reicht der Angebotsreigen. Zwei weitere Highlights werden zudem die Rückkehr von Nam June Paiks Fluxus-Reiterfigur „Pre Bell Man“ im Mai auf den Museumvorplatz und der DOCMA AWARD am 24.Oktober sein.

21.3.2019 bis 13.10.2019
elektro ± mobil
Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie

Elektrischer Kraftwagen  Bergmann (BEL 2500), 1925, erreichte eine Geschwindigkeit von 20 km/h.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Elektrischer Kraftwagen Bergmann (BEL 2500), 1925, erreichte eine Geschwindigkeit von 20 km/h. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Elektromobilität ist jetzt sehr in aller Munde und kaum einer weiß, dass das schon ein ganz altes Thema ist, und gerade die Post früher, als sie von der Kutsche umgestiegen ist, war sie erstmal auf Elektrofahrzeuge umgestiegen und erst viel später auf benzinbetriebene Fahrzeuge“, greift Dr. Helmut Gold, Direktor des Museums für Kommunikation Frankfurt und Kurator der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, ein wenig in die Geschichte des Elektroantriebs beim gestrigen Pressegespräch. Ab 1905 habe die Reichspost bereits mehrere Tausend mit Strom betriebene Briefträger- und Güterpostwagen, bald auch dreirädrige Elektrofahrzeuge eingesetzt. Der glückliche Umstand, das dass Museum für Kommunikation in seiner Dauerausstellung ein dreirädriges Elektrofahrzeug und einen Original Elektro-Reichs-Postwagen von 1925 der Firma Bergmann präsentiere, habe zur Idee der Ausstellung „elektro ± mobil Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie“, die, kuratiert von Joel Fischer, vom 21.3.2019 bis 13.10.2019 im Forum gezeigt wird. Natürlich solle die Geschichte, die aktuelle Gegenwart und auch ein bisschen die technologische Entwicklung der E-Mobilität gezeigt werden. Aber im Vordergrund stehe wirklich die Diskussion darüber: ob die E-Technik tatsächlich zukunftsfähig und energiesparend sei, wie es sich mit den Reichweiten verhielte usw., erläutert der Museumsdirektor Konzept und Ziel der Ausstellung.

Für den Frühling ist die Rückkehr des „Paiks“, dem künstlerischen Wahrzeichen des Museums, auf dem Museumsvorplatz geplant. Die „Paik-Skulptur“ schuf der aus der Fluxuskunst kommende koreanische Video- und Medien-Künstler Nam June Paik im Auftrag des Museums in Form einer Reiterfigur. Die Materialien, alte Transistoren und Fernsehgehäuse, durfte sich Nam June Paik aus den Sammlungen aussuchen. Das Innenleben habe der dann, so Dr. Corinna Engel, Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit, ausgebaut und mit LED-Leuchten und leuchtenden LEDS bestückt und alles collagenmäßig zu einer Reiterfigur zusammengesetzt, die seit 1990 dann vor dem Museum stand. Als 2012 wieder einmal eine Restaurierung fällig war, entschieden die Experten, die Figur nicht mehr den Witterungseinflüssen draußen aussetzen zu wollen, damit die Figur wegen ihrer schon zu sehr angegriffenen Materialien nicht unrettbar verloren ginge, so Engel. Man habe den „Paik“ im Depot eingelagert. Man habe an die Anfertigung einer Replik gedacht, aber das sei, da Museen am liebsten das Original zeigten, auch nicht so schön. „Und dann kam ein sehr, sehr glücklicher Umstand dem Museum zugute: Es wurde nämlich in den Sammlungen gestöbert, und man fand heraus, dass von dem Objekt, von den historischen Objekten, die Paik sich ausgesucht hatte, Dubletten vorhanden waren“, so Engel. Das bedeutete, dass man nunmehr in der glücklichen Situation gewesen sei, „das Original-Kunstwerk mit historischen Ersatzteilen, die natürlich auch Original-Charakter haben“, nachzuschöpfen und somit die Authentizität zu erhalten, so die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. Das sei natürlich eine fantastische Geschichte. Um das auch der Öffentlichkeit sichtbar und erfahrbar zu machen werde es am 14. März 2019 eine Tagung dazu geben, an der viele der Experten, die dem Museum für Kommunikation mit Rat und Tat zur Seite standen, mit dem Museumsteam und Gästen diskutieren und das ganze Thema rund um Paik aufbereiteten.
Die begleitende Ausstellung mit Werken aus der Sammlung von Kelterborn zeigt die Besonderheiten von Videokunst und veranschaulicht die Aktualität des Pre Bell Man vor dem Hintergrund der digitalen

Vom 13.6.19 bis Ende 2019 wird die begleitende Ausstellung „Nam June Paiks Pre Bell Man – Eine Ikone der Medienkunst kehrt zurück!“ mit Werken aus der Sammlung von Kelterborn und die Besonderheiten von Videokunst gezeigt werden. Dabei wird die Aktualität des Pre Bell Man vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und wie man Videokunst sammeln und haltbar machen kann veranschaulicht.

Im Überblick: Ausstellungen & Aktivitäten 2019
© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

bis 1.9.2019
Like you! Freundschaft digital und analog
Was bedeutet uns Freundschaft? Wo und wie finden wir heute Freunde? Wie haben Smart-phones und soziale Netzwerke unsere Vorstellungen von Freundschaft verändert? Die revolutionäre Entwicklung der Kommunikationsmittel macht es uns leichter, in Kontakt zu bleiben, aber die virtuelle Vernetzung führt vielleicht auch zu Beliebigkeit und Austauschbarkeit. Und wie war das früher? Die Ausstellung fragt die Besucherinnen und Besucher nach ihren Vorstellungen und ganz eigenen Erfahrungen mit dem Thema Freundschaft – damals und heute.
7.2.2019: Aktion Zeichen der Freundschaft, 17:00-18:00

bis 26.5.2019
Jim Avignon
Wo er ist, da verwandelt er Räume und Menschen. Jim Avignon malt, musiziert und gestaltet, wenn es sein muss, auch 24 Stunden ohne Pause. Seine Figuren und Szenarien sind bunt und wirken auf den ersten Blick wie leicht konsumierbare Pop-Kost. Etliche seiner Figuren lassen aber tief blicken unter abgehobene Schädeldecken. Dort herrscht Verwirrung, ausgelöst von der Informationsflut, die dank Fernsehen, Internet und sozialen Medien in unsere Gehirne schwappt. Dort wird für jedermann sichtbar, was doch eigentlich privat und intim bleiben sollte. Im Museum für Kommunikation bespielt Jim Avignon aber 18. November 2018 die KunstRäume zum Thema „Kontrolle“. Es ist dort nach SLOWDOWN und NETWORKS die dritte Kunstausstellung, die Bezug nimmt auf ein Phänomen der aktuellen Dauerausstellung.

11.5.2019 Nacht der Museen: Konzert Jim Avignon als neoangin

10.3.2019
Weit weg von Brüssel
Auf der Suche nach Europa und seinen Menschen hat sich der Fotograf Stephan Enders auf eine siebenmonatige Reise begeben, fernab der politischen Zentren. Sein Weg führte ihn 31.000 km entlang der europäischen Außengrenzen, von Schottland über den westlichsten Zipfel Portugals bis zum äußersten Nordosten Skandinaviens. Dabei porträtierte er über 200 Menschen quer durch die Gesellschaft in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Bildern: von der Krankenschwester bis zum Fabrikdirektor, vom Arbeitslosen bis zum nach Europa Geflüchteten. Seine Farbaufnahmen betten das Projekt in die aktuelle Situation Europas ein. Herausgekommen ist eine Hommage an die Menschen dieses Europas, eine poetisch-kritische Auseinandersetzung voll Sympathie und Strahlkraft.

26.2.2019 Debatten-Dienstag Stirbt 2019 das Internet? Die Europa-Wahl und das Urheberrecht 10.3.2019 Aktionstag EUROPA mit pulse of europe

21.3.2019 bis 13.10.2019
elektro ± mobil
Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie
Die globalen Herausforderungen durch Klima- und Umweltprobleme erfordern neue Technologie- und Mobilitätskonzepte. Das Elektrofahrzeug scheint der Hoffnungsträger einer möglichen Verkehrswende zu sein. Neu ist das Fahren mit Strom jedoch nicht: Die ersten Automobile, gebaut ab Mitte des 19. Jahrhunderts, waren batteriebetrieben. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich der Verbrennungsmotor durch, nur als Nischenprodukt existierte das Elektrofahrzeug weiter. So auch im Fuhrpark der Post, denn für das ständige Stop-and-go im städtischen Zustellungsverkehr ist der Elektroantrieb optimal. Aber hat das Elektrofahrzeug auch im Individualverkehr eine Zukunft?
Die Ausstellung zeigt Geschichte und Gegenwart der Elektrofahrzeuge im Postbetrieb und kontrastiert dieses spezielle Einsatzgebiet mit alltäglichen Mobilitätsansprüchen.
Vorstellung für die Medien: 19.3.2019, 11 Uhr
Eröffnung: 20.3.2019, 19 Uhr

13.6.19 – Ende 2019
Nam June Paiks Pre Bell Man – Eine Ikone der Medienkunst kehrt zurück!
Zur Eröffnung des Museumsneubaus schuf der koreanische Künstler Nam June Paik die Multimediaskulptur Pre Bell Man. Von 2013 bis zur aktuellen Nachschöpfung wurde die prominente Reiterfigur – es ist eines der größten skulpturalen Objekte im Oeuvre von Paik – im Sammlungsdepot verwahrt. Ab Juni 2019 wird sie die Besucherinnen und Besucher des Museums wieder wie gewohnt auf dem Museumsplatz begrüßen. Die begleitende Ausstellung mit Werken aus der Sammlung von Kelterborn zeigt die Besonderheiten von Videokunst und veranschaulicht die Aktualität des Pre Bell Man vor dem Hintergrund der digitalen Transformation.
Tagung: 14.3.2019, 10-17.30 Uhr
Vorstellung für die Medien: 12.6.2019, 11 Uhr Eröffnung: 12.6.2019, 19 Uhr

25.9.19 – August 2020
Gesten. Heute, gestern, übermorgen
Mit dem Daumen nach oben geben wir unser Okay, mit unseren Händen imitieren wir Objekte und wie wir mit ihnen umgehen: Gesten begleiten unser Sprechen, verkörpern innere, räumliche und bildliche Vorstellungen und sind ein wichtiger Teil der Alltagskommunikation. Dabei gewinnen Gesten bei der Steuerung technischer Geräte immer mehr an Bedeutung, sei es zur Bedienung von Fernsehern oder der Kommunikation mit fahrerlosen Autos. In der Ausstellung werden Gesten und ihre vielfältigen Bezugspunkte zu aktuellen kulturellen und technischen Entwicklungen und Wandlungsprozessen erfahr- und erlebbar.
Vorstellung für die Medien: 24.9.19, 11 Uhr
Eröffnung: 24.9.19, 19 Uhr

24.10.19 – 1.12.19
DOCMA AWARD
„Remix Culture“, oder auch eigene Bilder aus berühmten Bildstilen und Motiven neu zusammensetzen und individuell interpretieren – das ist das Thema des DOCMA Award 2019. Remix kommt als Begriff ursprünglich aus der Musik. In den visuellen Künsten bezeichnet er zweierlei: Zum einen die Neuinterpretation einer vorhandenen Arbeit, zum anderen die Gestaltung eines neuen Werkes durch den Einsatz von erkennbaren Elementen aus anderen Werken. Die meisten Arbeiten sind ohnehin Remixe – aus dem, was uns als Kreative ein Leben lang visuell geprägt hat. Das machen wir uns in der Regel allerdings so nicht bewusst. Die Ausstellung der Gewinnerarbeiten findet im Museum für Kommunikation Frankfurt statt.
Vorstellung für die Medien: 23.10.19, 11 Uhr Eröffnung: 23.10.19, 19 Uhr

Ab 12.12.2019
Das Geheimnis. Ein gesellschaftliches Phänomen
Ob am Arbeitsplatz, beim Arzt oder in der Familie – kaum ein Bereich in unserem Leben kommt ohne Geheimnis aus. Geheimnisse können schön sein, erschreckend, böse oder banal. Es gibt sie, seit Menschen zusammenleben, und ihre Geschichte ist eng mit der gesellschaftlichen Entwicklung verbunden. Im 21. Jahrhundert jedoch scheint sich die Bedeutung von Geheimnissen verändert zu haben: Soziale Netzwerke, neue Kommunikationsformen und Überwachung bedrängen die Räume und Sphären, die das Entstehen und Bewahren von Geheimnissen ermöglichen, während Transparenz zum Leitbegriff nicht nur in Politik und Wirtschaft wird. Die Ausstellung Geheimnis. Ein gesellschaftliches Phänomen fragt nach dem Zusammenspiel von Transparenz und Schutz, von Macht und Vertrauen sowie von persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung.
Vorstellung für die Medien: 10.12.19, 11 Uhr
Eröffnung: 11.12.19, 19 Uhr

Projekte
Leben & Lernen X.0
Mit dem Projekt bietet das Museum für Kommunikation Frankfurt ein Forum für Themen rund um den digitalen Wandel und lädt zur aktiven Mitgestaltung ein. Leben & Lernen X.0 umfasst verschiedene Lern- und Veranstaltungsformate wie Podiumsdiskussionen, Workshops, Bürgerforen und künstlerische Aktionen zu den Schwerpunkten Digitale Bildung, Zukunft der Demokratie und Zukunft der Arbeit. 2019 werden die Debatte-Dienstage fortgesetzt, bei denen Bürger*innen die Möglichkeit bekommen, zu einem Zukunftsthema mit geladenen Experten zu diskutieren.2019 bringt das Format Podcast eine neue Möglichkeit, Themen rund um das Thema Digitalisierung etc. zu erfahren und spannende Einblicke von Mitarbeiter*innen der Museumsstiftung, aber auch externen Fachleuten zu erhalten.
2020 wird das Projekt in einer Ausstellung visualisiert.

Museumpädagogisches Programm
Das museumspädagogische Programm des Museum für Kommunikation setzt sich aus einer Vielzahl diverser Angebote zusammen. Für Kinder und Familien, Jugendliche und Erwachsene sowie Klassen und Gruppen werden zugeschnittene Führungen zu der Dauer-und Sonderausstellungen angeboten. Darüber hinaus finden begleitende Medienworkshops zu digitalen Themen wie Daten und Social Media statt. Auch gibt es die Möglichkeit, an verschiedenen Werkstätten teilzunehmen. Weitere Angebote, die im museumspädagogischen Programm enthalten sind, sind die Kinderwerkstatt und das Ferienprogramm.

Museum für Kommunikation Frankfurt
Schaumainkai 53 (Museumsufer)
60596 Frankfurt
Telefon +49 (0)69 60 60 0
Telefax +49 (0)69 60 60 666
E-Mail: mfk-frankfurt@mspt.de
https://www.mfk-frankfurt.de