„Das kann ja heiter werden“ F.W. Bernsteins Grafisches Trainingslager an der Eider ab 5. März 2020 im Caricatura Frankfurt

Caricatura_Museum_Frankfurt_PLAKAT_Postkarten250„Wenn du eine gezeichnete Postkarte erhältst, antworte mit einer gezeichneten Postkarte.“ Diese Anweisung erteilte Altmeister F.W. Bernstein seinen Schülern des „Grafischen Trainingslager an der Eider“ nach Beendigung des Kurses im September 1990. Er löste damit ein nicht enden wollendes Hin und Her bekritzelter, aquarellierter, gestempelter, gemonoprinteter Papierstückchen aus. Abertausende Postkarten wurden in den kommenden Jahren quer durch die Republik geschickt. Ab März zeigt das Caricatura Museum Frankfurt eine Auswahl im F.W. Bernstein-Kabinett der Dauerausstellung, die bekanntlich den Zeichnern der Neuen Frankfurter Schule gewidmet ist.

Die Anfänge des „Grafischen Trainingslagers an der Eider“ liegen mittlerweile mehr als 30 Jahre zurück. Der damalige Titanic-Zeichner und Universitätsprofessor F.W. Bernstein, alias Fritz Weigle, folgte der Einladung des früheren Nordkolleg-Leiters Stephan Opitz zur Sommerakademie nach Rendsburg und übernahm dort die Leitung des Zeichenkurses. Die „Rendsburger Zeichnerei“ ward geboren. Seitdem treffen sich jährlich ZeichnerInnen aus ganz Deutschland zu einem achttägigen Workshop, der bis 2004 unter der Leitung von F.W. Bernstein stand. Danach übernahmen nacheinander Bernd Stolz und Tom Breitenfeldt, aktuell wird das Seminar von Lotte Wagner geleitet. Zusätzlich gab und gibt es immer wieder Gastdozenten wie z.B. Wolf-Rüdiger Marunde, Til Mette und Kat Menschik.

Die „Hausaufgabe“ von F.W. Bernstein sich gegenseitig gezeichnete Karten zukommen zu lassen, diente dazu „quasi in Schwung zu bleiben“. Jeder, der eine Karte bekam, sollte innerhalb von drei Tagen „zurückzeichnen“. Die daraus entstandene Korrespondenz ging schon bald weit über den ursprünglichen Teilnehmerkreis hinaus und hat bis heute Bestand. In den letzten 30 Jahren wurden mehr als 15.000 Postkarten verschickt.

Die im August 2000 formulierte Zeichenverordnung umfasst 34 Punkte und trägt den Namen „Am Anfang war der Strich“. Die Verordnung regelt beispielsweise, dass in den Monaten ohne R weder Butter noch Parfum gezeichnet werden dürften und dass die Strichgeschwindigkeit der Alkoholmenge anzupassen sei.

Es entstand eine variantenreiche Korrespondenz aus vielfältigen Themen, Formaten und Techniken. Das verbindende Element jedoch ist die ganz eigene Bernsteinsche Sicht auf die Zeichnerei, die das Bild als „unsere Erfindung anlässlich des Anblicks“ definiert.

Die Ausstellung „Das kann ja heiter werden“ zeigt viele bekannte Künstler und Künstlerinnen darunter Oliver Schollenberger, Lotte Wagner und Ulrike Wenzel, Cartoonisten wie Martin Perscheid, Ari Plikat und POLO, IllustratorInnen wie Heike Drewelow und Christoph Gremmer.

Gezeigt werden insgesamt 260 Postkarten von 62 ZeichnerInnen. Für die Ausstellung wählten die Empfänger jeweils 4 bis 5 Karten aus, darunter viele Gezeichnete von F.W. Bernstein, und stellten sie dem Caricatura Museum Frankfurt zur Verfügung.

Ort:

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17|60311 Frankfurt am Main
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Veranstaltungen 2020
Nacht der Museen
Cartoonlesungen mit ZeichnerInnen der Ausstellung „Besten Besten Bildern – Die Cartoons des
Jahrzehnts“ und dem Spardosen Terzett
Samstag, 25. April 2020 von 19 bis 2 Uhr
Caricatura Museum Frankfurt

Ausstellungsvorschau
Hauck & Bauer
26. Juni — 8. November 2020
Das Caricatura Museum Frankfurt zeigt ab dem 26. Juni die komischen Werke des Zeichnerduos Hauck & Bauer. Elias Hauck und Dominik Bauer veröffentlichen seit 2003 wöchentlich den Comicstrip „Am Rande der Gesellschaft“ in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, sind mit ihren Cartoons aber auch in vielen anderen Publikationen vertreten, z.B. im Satiremagazin TITANIC. Anke Engelke, für deren Sendung „Anke hat Zeit“ (WDR) die beiden ebenfalls tätig sind, sagt über das Duo: „Die Comics von Elias und Dominik sind jedes Mal, ob als Einzelbild oder als szenische Geschichte, Entschleunigung und Vorantreibung zugleich. Ich habe durch ihre Comics Dinge begriffen, die ich nie rätselhaft fand.“