Kategorie-Archiv: Senckenberg Naturmuseum

Senckenberg-Projekt will Museen und Besucher in Malawi, Georgien und Deutschland vernetzen

Cultural & Museum Centre Karonga in Malawi, Georgian National  Museum in Tiflis und Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt © senckenberg-museum
Cultural & Museum Centre Karonga in Malawi, Georgian National
Museum in Tiflis und Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt © senckenberg-museum
Hello Malawi und Georgien!
Neues Projekt will Museen und Museumsbesucher in Malawi, Georgien und Deutschland vernetzen

Frankfurt, den 16.10.2015. Migrationshintergrund? Alle auf der Welt lebenden Menschen sind Nachkommen von Auswanderern, die vor etwa 100.000 Jahren Afrika, die Wiege der Menschheit, verließen.

Das neue Projekt „Museum3 – Integration durch Interaktion“, eine Kooperation zwischen dem Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main, dem Cultural & Museum Centre Karonga in Malawi und dem Georgian National Museum in Tiflis, greift diese Tatsache auf. Es soll das Wissen um die gemeinsame Herkunft, das gemeinsame Erbe und die Anfänge der Kulturen den Museumsbesuchern näher bringen und die drei Museen sowie deren Besucher untereinander vernetzen und ins Gespräch bringen. Über die Crowdfunding-Initiative „KulturMut“ der Aventis Foundation sammeln die Projektpartner noch bis 10. November 2015 unter www.startnext.com/museumhoch3 Spenden für die Realisierung des Vorhabens.

Was wäre, wenn Besucher des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt auch einen Blick in das Cultural & Museum Centre Karonga in Malawi und das Georgian National Museum in Tiflis werfen könnten? Ein neues Projekt soll das möglich machen und die drei Musen und ihre Besucher via Videokonferenzanlage miteinander verbinden. Über diese Plattform können sich die Menschen über tausende Kilometer hinweg persönlich, von Angesicht zu Angesicht austauschen. Doch das Projekt wird mehr als nur diese Verbindung bieten, denn der Austausch soll auch museumpädagogisch begleitet werden, um Gespräche anzuregen, Diskussionen zu fördern und zu moderieren.

Das 3,2 Millionen Jahre alte Vormenschen-Fossil  „Lucy“ gilt als einer der Beweise für die Out-of-Africa- These und die Erkenntnis, dass wir alle letztlich  Afrikaner sind. Foto Norbert Miguletz
Das 3,2 Millionen Jahre alte Vormenschen-Fossil
„Lucy“ gilt als einer der Beweise für die Out-of-Africa-
These und die Erkenntnis, dass wir alle letztlich
Afrikaner sind. Foto Norbert Miguletz

Die Erforschung des Ursprungs der Menschheit und ihrer Ausbreitung aus Afrika ist ein zentraler Aspekt der drei beteiligten Museen in Deutschland, Malawi und Georgien und verbindendes Gesprächsthema. In drei ersten gemeinsamen Workshops in den verschiedenen Ländern vernetzen sich die Mitarbeiter der Museen miteinander und sprechen über ihre eigenen Erfahrungen sowie die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse der Besucher vor Ort, um ein Konzept zu erarbeiten. Helfen soll dabei auch eine interaktive Webseite zum Projekt, die auch den Besuchern offen steht.

„Wir beobachten zwei Entwicklungen in Museen weltweit“, sagt die Initiatorin des Projekts Anne Marie Rahn und erläutert: „Museen werden einerseits zunehmend für gesellschaftliche Diskurse genutzt, oft aber regional begrenzt. Andererseits gibt es immer mehr neue Medien in  Museen. Wir wollen beide Elemente verknüpfen. So kann eine einzigartige Interaktion, eine Wissensvermehrung und die Bildung eines differenzierten und vielschichtigen Bilds der verschiedenen Gesellschaften entstehen.“ Über die Crowdfunding-Initiative „KulturMut“ der Aventis Foundation stellen die Projektpartner auf www.startnext.com/museumhoch3 u.a. in einem Video das Projekt vor und sammeln vom 12.10. bis 10.11. Spenden für die Realisierung der ersten Schritte des Vorhabens, die Umsetzung der Workshops sowie der Website.

Mit der Durchführung des Projekts wollen die beteiligten Museen Brücken bauen und den Austausch zwischen Personen aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen und regionalen Umfeldern ermöglichen. Was verbindet uns mit Menschen in anderen Teilen der Welt? Was bewegt sie in ihrem Alltag? Wofür stehen Museen dort und wie werden sie als öffentliche Einrichtungen genutzt? Und schaffen es Museen mit ihren Ausstellungen am Puls der Zeit zu bleiben? Welche Geschichte(n) stellen sie dar? Diese und viele weitere Fragen greift das internationale Projekt „Museum3  Integration durch Interaktion“ auf. So kann ein Bewusstsein für das entstehen, was Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern miteinander verbindet – und nicht für das, was sie trennt.

KulturMut ist eine öffentliche Initiative, die vor einigen Jahren durch Startnext und die Aventis Foundation ins Leben gerufen wurde um eine transparente und partizipative Form der Kulturförderung zu ermöglichen. Bei dieser können sich Kulturschaffende, Studenten und Absolventen mit ihren Projekten um eine Förderung durch Bürgerinnen und Bürger und die Aventis Foundation bewerben. Jede Stimme kann für den Erfolg einer Initiative entscheidend sein. Alle Projekte, die beim Crowdfunding am erfolgreichsten waren, ihren gewünschten Betrag jedoch knapp verpasst haben, erhalten den noch fehlenden Betrag von der Aventis Foundation als Preisgeld – je nach Rangfolge der Projekte, bis das Budget aufgebraucht ist. Wo am Ende durch Crowdfunding und Preisgeld nicht der volle Betrag erreicht wurde, fließen die Beiträge wieder an die Unterstützer zurück. Weiter Informationen unter https://www.startnext.com/pages/kulturmut.

Kontakt:
Anne Marie Rahn
Projektleitung
„Gemeinsam Natur erleben – interkulturellen Austausch nachhaltig gestalten“ & „Natur, Kultur, Architektur – für interkulturellen Austausch“
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Tel: 069 – 7542 – 1390
mrahn@senckenberg.de

Senckenberg Naturmuseum druckfrisch – Neuer Museumsführer und Begleitbuch zur aktuellen Wanderausstellung zur Buchmesse erschienen

Frankfurt, den 14.10.2015. Endlich ist er da – der neue Museumsführer „Auge in Auge mit der Natur“ des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt, rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse. Gleichzeitig erscheint zur aktuellen Wanderausstellung „Senckenbergs verborgene Schätze“ das entsprechende Begleitbuch.

auge-in-auge-mit-natur250Im Oktober blickt die Literaturwelt auf Frankfurt und das Senckenberg Naturmuseum ist in Buchform mit dabei. Der neue Museumsführer „Auge in Auge mit der Natur“ begleitet die Besucher auf ihrer Reise durch die Erdgeschichte. Reich bebildert, nach Themen aufgebaut und stets mit einer zeitlichen Einordnung versehen, wird die Vielfalt der Exponate in Szene gesetzt. Dabei liefert der bunte Begleiter wichtige Erklärungen und weiterführende Hinweise rund um die Themen Erdgeschichte, Evolution, Gesteine, Fossilien und Pflanzen. Auch T. Rex, Triceratops & Co. sind mit dabei und lassen die Welt der urzeitlichen und neuzeitlichen Lebewesen über und unter Wasser aufleben. Ein Einblick in die Forschungs- und Sammlungsarbeit der verschiedenen Senckenberg Standorte runden den Inhalt ab. Auch nach dem Museumsbesuch ist das kleine Buch eine schöne Erinnerung, in dem sich die Highlights wie die große Anakonda immer wieder bewundern lassen.

Nicht nur der neue Museumsführer wird im Oktober vorgestellt, sondern auch das umfangreiche und hochwertig illustrierte Begleitbuch „Senckenbergs verborgene Schätze – Über das Sammeln und Forschen“ zur gleichnamigen Wanderausstellung erscheint pünktlich zur Buchmesse. Darin sind nicht nur die Geschichten rund um die Exponate der gegenwärtigen Sonderausstellung im Frankfurter Naturmuseum, sondern auch zahlreiche bisher unveröffentlichte Einblicke in die Sammlungsräume hinter den Kulissen zu finden. In einer Hommage an das Sammeln kommen zahlreiche Kuratoren, Präparatoren und Wissenschaftler zu Wort, die sich zu einzelnen Fundstücken, zur Bedeutung der Sammlungen Senckenbergs und den Bezug zur modernen Forschung äußern. Mit ihren eindrucksvollen Bildern kreieren die Sammlungsfotografen Sebastian Köpcke und Volker Weinhold eine ästhetische Inszenierung der besonderen Art, indem sie die Ausstellungsobjekte in vollkommen neuen, überraschenden und teilweise humorvollen Posen vor schwarzem Hintergrund arrangieren. Insgesamt 101 hochwertige Fotografien enthält der Band. Die Ausstellung, die seltene und außergewöhnliche Sammlungsschätze zeigt, wird noch bis zum 10. Januar 2016 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zu sehen sein und dann weiter in das Senckenberg Museum in Görlitz ziehen.

Beide Publikationen können im Museumsshop, in jeder Buchhandlung und online unter www.senckenberg.de erworben werden. Oder Sie besuchen uns direkt auf der Frankfurter Buchmesse an unserem Stand in Halle 3.1 F 138.

Publikationen:
Auge in Auge mit der Natur
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
2015, 80 Seiten, 134 Abbildungen
ISBN 978-3-929907-90-2, 8,90 Euro

Freier Eintritt für Flüchtlinge mit Begleitpersonen im Senckenberg Naturkundemuseum Frankfurt

senckenbergNachdem in den letzten Jahren Flüchtlingsgruppen bereits im Rahmen eines interkulturellen Projektes speziell abgestimmte Führungen im Senckenberg Naturkundemuseum in Frankfurt erhalten konnten, haben sie und ihre Begleitpersonen ab sofort generell freien Eintritt in das Naturmuseum. Freier Eintritt wird Flüchtlingsgruppen und ihren Begleitpersonen auch in den Häusern Dresden und Görlitz gewährt.

„Viele Flüchtlinge haben erhebliche Strapazen und traumatische Erlebnisse hinter sich. Wir möchten mit dem Besuch in unseren Museen und Ausstellungen ein Angebot zur Ablenkung vom Alltag im Flüchtlingsheim schaffen und allen, die zu uns kommen, einige schöne und unbeschwerte Momente in der neuen Heimat ermöglichen“, sagt Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung möchte so an ihren drei Museumsstandorten in Frankfurt, Dresden und Görlitz ein klares Zeichen für eine aktive Willkommenskultur
für Flüchtlinge in Deutschland setzen.

Auch für andere finanziell benachteiligte Bevölkerungsgruppen bieten die Museen günstige Eintrittskarten an. Die genauen Preise erfahren sie unter www.senckenberg.de.

Der Senckenberger Langhals-Dino vorübergehend kopflos

Langhals-Dino oben ohne
Diplodocus vor dem Senckenberg Naturmuseum vorübergehend ohne Kopf und Hinterteil

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Frankfurt, den 9.9.2015. Mit einer Länge von bis zu 28 Metern gehört der Diplodocus longus zu den längsten durch nahezu vollständige Skelette bekannten Dinosaurier. Eine lebensgroße Nachbildung dieses Dinosauriers ziert seit 2006 das Außengelände des Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt. Er wird allerdings im Zuge der umfangreichen Bauarbeiten rundum das Museum vorrübergehend mehr als nur einen Kopf kürzer gemacht: Schwanz und Hals des Dinosauriers werden am heutigen 9. September abmontiert. Nötig wird dies, da die Ausstellungsfläche des Museums bis 2020 von zurzeit 6000 auf etwa 10000 Quadratmeter anwächst und Baumaßnahmen für eine Mittelspannungsschaltzentrale im Hauptgebäude des Museums beginnen. Damit Bagger und andere Fahrzeuge an das Gebäude
heranfahren können, müssen Kopf und Schwanz ab. Sie werden bis zum Ende des Jahres eingelagert. Dann sind die Baumaßnahmen an dieser Stelle fertiggestellt und der Diplodocus erhält seinen charakteristischen langen Hals und Schwanz, welche einen Großteil seiner eindrucksvollen Größe ausmachen, zurück.

Möglich machte die Anschaffung der lebensgroßen Nachbildung des
Pflanzenfressers, der in der Jurazeit vor 145 Millionen Jahren lebte,
der Frankfurter Unternehmer und Mäzen Dr. Josef Buchmann. Er finanzierte mit einer Spende vor neun Jahren das Großexponat und ist seitdem Pate des auch als Fotomotiv beliebten Wahrzeichens vor dem Senckenbergmuseum.

„Der Aufbau des lebensgroßen Diploducus war damals eines meiner ersten Projekte bei Senckenberg, deshalb liegt er mir natürlich besonders am Herzen und wird unter meiner persönlichen Aufsicht sicher verpackt“, erklärt Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum und fügt hinzu: „Wer weiß, vielleicht bekommt der Langhals im Zuge des Umbaus auch Gesellschaft, wenn sich ein neuer Pate hierfür findet.“ Für den Museumsumbau kann unter https://die-welt-baut-ihr-museum.de gespendet
werden.

Schülerwettbewerb „Zukunftsstadt“ im Senckenberg-Museum

senckenberg

Baue Deine Traumstadt!
Modellbauwettbewerb für Schülerinnen und Schüler im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt

Die Zukunft unserer Städte steckt voller Herausforderungen: Klimaanpassung, Mobilität, Energiesicherheit, Arbeit…

Wäre es da nicht spannend, eine Zukunftsstadt zu entwickeln, die mit diesen Herausforderungen umzugehen weiß? Eine Traumstadt, in der wir gerne leben möchten? Im Rahmen des Wettbewerbs zum Wissenschaftsjahr 2015 „Baue Deine Traumstadt!“ ist das möglich: Ab sofort können
Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 13 bis zum 30. Juni
Skizzen ihrer Ideen, Wünsche und Träume einreichen. Die besten Entwürfe werden als Modellbau mit Unterstützung von Experten realisiert und schließlich sogar im Museum ausgestellt.

Der Ablauf:
Bis zu 5 Personen können gemeinsam eine Idee einreichen. Dazu müssen sie einfach den Wettbewerbsfragebogen auf 
www.senckenberg.de/traumstadt ausfüllen und eine Skizze der Modellidee als Zeichnung, Grafik oder Foto eines Vorentwurfs an traumstadt@senckenberg.de schicken. Eine Jury aus Stadtplanern, Technikern und Modellbauern begutachtet die eingesandten
Ideen und entscheidet, welche 30 Projekte in die nächste Runde kommen. Kriterien der Bewertung sind Originalität und Fantasie, Nachhaltigkeit, Verbesserungspotential, Umsetzbarkeit im Modell und in der Realität.


In eintägigen Workshops in den Museen in Bochum, Bonn, Görlitz,
Frankfurt, Mainz oder München wird zusammen mit Modellbauern, Museumspädagogen und Fachleuten aus den Museumswerkstätten überlegt, wie sich die Modellideen am besten realisieren lassen. Bis September haben die Finalistinnen und Finalisten Zeit, ihre Modelle zu bauen. Im Oktober/November werden die Arbeiten dann in einem der sechs ausrichtenden Museen ausgestellt. Hier entscheiden die Besucher, welche Traumstadt ihnen am besten gefällt. Die Gewinnermodelle sollen noch einmal in einer Gesamtschau gezeigt werden. Der Wettbewerb wird
gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. 

Alle Informationen sowie den Wettbewerbs-Flyer als PDF-Dokumentrund gibt es im Internet unter 
www.senckenberg.de/traumstadt.

Beteiligte Leibniz-Forschungsmuseen
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Deutsches Museum, München
Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Senckenberg Naturmuseum, Frankfurt am Main
Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn

Das Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt im Web
www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de 
www.facebook.com/wissenschaftsjahr 
www.twitter.com/w_jahr 
#zukunftsstadt

 

Die Befreiung der Füße – Spannende Schuhgeschichte im Senckenberg-Museum bis 19. Juli 2015

Nike U.Breyer M.A., Kuratorin der Ausstellung Form folgt Fuß, die sie mit Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum Senckenberg, gemeinsam entwickelt hat, erläutert den Wandel vom Rokoko-Schuh zum fußgerechten Laufwerkzeug.
© massow-picture Nike U.Breyer M.A., Kuratorin der Ausstellung Form folgt Fuß, die sie mit Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum Senckenberg, gemeinsam entwickelt hat, erläutert den Wandel vom Rokoko-Schuh zum fußgerechten Laufwerkzeug.

Das Frankfurter Senckenberg-Museum Frankfurt zeigt die Sonderausstellung „Form folgt Fuß.  Georg Hermann von Meyer (1815 – 1892 und die Schuhreform.

Vielleicht sind Sie auch der Meinung, dass Menschen früher  gesünder zu Fuß waren und deformierte Füße vornehmlich ein Problem der Neuzeit sind, nämlich ein  Preis  für modischen Schuh-Schnickschnack, insbesondere beim Damenschuh?  Weit gefehlt: Denn, dass wir passende Schuhe, nämlich links und rechts unterschiedlich geschnittene Treter tragen,  ist keineswegs selbstverständlich. Es ist erst gut 150 Jahre her, seitdem der Frankfurter Anatomieprofessor Georg Hermann von Meyer (1816 – 1892) mit der Entdeckung, dass das  Fußknocheninnere der äußeren Form des Schuhwerks folgt, die Befreiung der Füße aus falschem Schuhwerk propagierte. „Erstmals im 1870/71er Krieg“, so Nike U.Breyer, Kuratorin der gestern im Senckenberg-Museum Frankfurt eröffneten wunderbaren Ausstellung ‚Form folgt Fuß‘,  „setzten sich die Meyer’schen Erkenntnisse fußgerechter Schuhe auf breiter Basis durch. Denn erstmals stattete Preußen seine Soldaten mit anatomisch passendem Schuhwerk aus, wodurch die Schuhreform eingeläutet wurde. In früherer Zeit waren Truppen mitunter allein wegen kaputter Füße aufgrund  falschen Schuhwerks kampfunfähig.“ Seither  wurden Schuhe nicht mehr über einen sondern  über zwei Leisten geschlagen: je einen Leisten für den linken und den rechten Fuß.

bequemerfußDie unter Federführung Dr. Bernd Herkners, Leiter der Abteilung Museum im Senckenberg-Museum konzipierte Ausstellung zeigt  erstmals lückenlos die ganze Bandbreite der  Entdeckung der Zug- und Druckspannung innerhalb der Fußarchitektur und der historischen Schuhentwicklung von der Steinzeit bis heute zeigt. Die Präsentation der Exponate und die Texte veranschaulichen eindrucksvoll und didaktisch gekonnt die zentrale gesundheitliche wie identitätsstiftende Bedeutung fußgerechten  Schuhwerks für unser ganzes Auftreten und Wohlbefinden.

Ideal sei ein maßgefertigter Schuh, der sich der individuellen Anatomie des Fußes anpasse, schwärmt Kuratorin Breyer, die sich, seit sie Maßschuhe trägt, nur noch halb so schwer fühle. Der richtige Schuh ist ein Teil unseres aufrechten Gangs, hat großen Einfluss auf unsere Haltung, Skelette-Muskulatur und nicht zuletzt auf unser Selbstbewusstsein.

Öffnungszeiten
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9:00 – 17:00 Uhr
Mittwoch 9:00 – 20:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage 9:00 – 18:00 Uhr

Adresse
Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Deutschland
Telefon: +49 (0)69 / 75 42-0
Telefax: +49 (0)69 / 74 62 38

Schuhrevolution zum fußgerechten Schuh:

Der aufrechte Gang und die ersten Schuhe

Die evolutionäre Entstehung des menschlichen Fußes war die Voraussetzung für den dauerhaft aufrechten Gang und ein entscheidender Entwicklungsschritt auf dem Weg zur Entstehung des Menschen. Der älteste versteinerte menschliche Fußabdruck

© massow-picture Rekonstruktion: Ötzis-Schuhe zirka 5500 Jahre.
© massow-picture Rekonstruktion: Ötzis-Schuhe zirka 5500 Jahre.

als Zeichen des aufrechten Gangs ist 3,6 Millionen Jahre alt, und wurde in Laetoli (Tansania) gefunden. Die älteste Fußbekleidung, eine Sandale auf Rindenbast,  ist zirka 10 000 Jahre alt, der älteste geschlossene Schuh ist jener von Ötzi und wird auf ein Alter von zirka 5.500 Jahren geschätzt.

Schuhe in der Antike
Während die Griechen und Römer der Republikzeit zehenfreie Fußbekleidung trugen, kamen in der spätrömischen Kaiserzeit auch geschlossene Schuhe in Gebrauch. Diese Formen wichen von der Naturform des Fußes ab. Vereinzelte Texte und Bilder aus dieser Zeit geben auch erste Zeugnisse von Fußdeformationen, etwa einem „springenden Großzeh“.

Der Schuh im Mittelalter und Rokoko
Im Mittelalter beschränkte sich Schuhkritik auf unerlaubten Prunk und angemaßten Status. Die Schuhe dieser Zeit waren aus weichen Ledern wendegenäht. Ein rechter und ein linker Schuh zeigten eine vage Fußanpassung.

Vordergrung: Rokoko-Damenschuh mit dramatisch hohem Absatz, wodurch die gesamte Fußanatomie extrem gedrückt und verformt wurde.
Vordergrung: Rokoko-Damenschuh mit dramatisch hohem Absatz, wodurch die gesamte Fußanatomie extrem gedrückt und verformt wurde.

Um 1500 veränderte sich die Schuhmode. Die neuen Kuhmaulschuhe hatten jetzt feste Sohlen und waren nun breit und symmetrisch geformt. Und erst in dieser Zeit, im 16, Jahrhundert wurde der Absatz erfunden.

350 Jahre lang schlugen die Schuhmacher die Schuhe seit der Zeit der Renaissance  über einen Leisten, auch als die Formen wieder spitzer wurden. Im 18. Jahrhundert regte sich bei Ärzten dagegen erster Widerstand, der jedoch kaum Beachtung fand.

Das Rokoko stand im Zeichen einer virtuosen Kultur der Künstlichkeit. Auch bei den Schuhen ignorierte man den natürlichen Körper. Dabei fand der Fuß in den zierlichen Pumps immer weniger Platz. Das schmerzhafte Resultat: Die Zehen wehrten sich mit Leichdornen (Hühneraugen) und Deformationen. Doch man wusste, „wer schön sein will, muss leiden“.

Die ersten „Fußpfleger“
Als die Probleme mit deformierten, gedrückten und entzündeten Füßen aufgrund dieser nicht fußgerechten Schuhe zunahmen, boten Chiropodisten (franz.: chirurgiens pédicure) ihre Dienste an. Trotz chirurgischer Expertise beschränkten sie sich aber auf Symptombekämpfung. Die Dienste dieser ersten Fußpfleger waren so gefragt, dass sie mitunter zu wohlhabenden Bürgern aufstiegen.

Anders reagierten einige aufgeklärte Ärzte. Sie verlangten nachdrücklich, Schuhe sollten auf „zwey Leisten“ hergestellt werden, um den Füßen den nötigen Raum zu geben. Doch ihre Ermahnungen blieben wirkungslos.

Anatomie und Mechanik rücken in den Fokus der Wissenschaften
Anatomen und Ärzte begannen schon seit dem 16. Jahrhundert den menschlichen Körper zu erforschen. Das zeigen zahlreiche damals gefertigte anatomische Modelle und Präparate. Zum tieferen Verständnis der Wechselbeziehung von Fuß und Schuh reichte dies jedoch nicht. Nicht nur Kenntnisse der Anatomie, sondern auch der Physik und Mechanik waren hier vonnöten. Der Frankfurter Anatom Georg Hermann von Meyer (1815–1892), dessen Geburtstag sich 2015 zum 200. Mal jährt, verband diese Wissenschaftsdisziplinen schließlich erfolgreich. In seiner Programmschrift „Die richtige Gestalt der Schuhe“ von 1858 analysierte er die schädlichen Kräfte in symmetrischen Schuhen und zeigte, wie man eine richtige Sohle konstruiert.

Er löste eine breite Rezeption und Diskussion seiner Ideen aus, die schon Zeitgenossen als Schuhreform bezeichneten.

Die Fußbekleidung ist des Fußes wegen da – Rezeption und Umsetzung der Schuhreform
Offiziere, Ärzte und fortschrittliche Schuhmacher waren die ersten Anhänger Georg Hermann von Meyers. Nach jahrelangen systematischen Erprobungen führten die Schweiz und Preußen die neuen „rationellen“ Stiefel, die nach der Anatomie konstruiert waren, um 1880 auch verbindlich für Ihre Armeen ein. In ähnlicher Weise dürften auch die übrigen Armeen Europas, Englands und Nordamerikas die alten symmetrischen Stiefel abgeschafft haben.

Ärzte verbanden ein Eintreten für die „rationellen“ Schuhe oft mit einem Engagement für Hygiene. Während die Schuhmacher zwiespältig reagierten. Die einen lehnten von Meyer vehement ab. Die anderen erkannten die Chancen der neuen Ideen und versuchten, diese handwerklich bestmöglich umzusetzen. Auch in bürgerlichen Kreisen, die sich Bestrebungen zu einer Reform des „Lebens“ öffneten (Vegetarismus, Naturheilkunde, neue Spiritualität etc.), fielen die Ideen einer Schuhreform auf fruchtbaren Boden. Neben Kneipp’schem „Tautreten“ und Sandalen fanden auch Reformschuhe Zuspruch. Diese wurden mit der Natur und nicht mit Wissenschaft begründet, hatten aber weitgehend dieselbe Form wie „rationelle“ Schuhe. In breiten Kreisen der Gesellschaft wurden die asymmetrischen Schuhformen dagegen abgelehnt. Sie verstießen gegen tief verankerte optische Prägungen. Man begnügte sich daher mit leichter Paarigkeit (Unterscheidung nach rechts und links). Die Formen blieben schlank, hatten jedoch nun einen langen Vorfuß.

Bei Militär-, Arbeits-, Sport- und Kinderschuhen setzten sich „rationelle“ Formen mit deutlicher „Meyerischer Linie“ dagegen nachhaltig durch – bis heute.

Öffnungszeiten
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9:00 – 17:00 Uhr
Mittwoch 9:00 – 20:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage 9:00 – 18:00 Uhr

Adresse
Sonderausstellung „Form folgt Fuß
Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Deutschland
Telefon: +49 (0)69 / 75 42-0
Telefax: +49 (0)69 / 74 62 38

Kultur trifft Natur – kostenfreie Konzerte im Senckenberg-Museum Frankfurt

Kultur trifft Natur
„the elements“ – vier Konzerte rund um Feuer, Wasser, Luft und Erde im Senckenberg Naturmuseum in Kooperation mit dem Institut für zeitgenössische Musik IzM

Die schönen Künste treten im Senckenberg Naturmuseum in einen Dialog mit den Naturwissenschaften: Musikerinnen und Musiker der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst spielen unter Walen, Elefanten und Dinosauriern zeitgenössische Musik zu den Themen Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Reihe „the elements“ umfasst insgesamt vier Konzerte am 23. April, 21. Mai, 11. Juni und 2. Juli.

Musikerinnen und Musiker der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, darunter auch die Stipendiaten der Internationalen Ensemble Modern Akademie und Studierende der Historischen Interpretationspraxis der HfMDK, spielen Werke von Kagel, Rzewski, Saariaho, Crumb, Eggerts, Schöllhorn und Abrahamsen. Aber auch barocke und klassische Komponisten, die sich jeweils auf ganz eigene Weise auf die vier Elemente beziehen, sind mit von der Partie.

Von Seiten der Wissenschaft bringt Senckenberg seine Expertise ein: Jedem der circa einstündigen Konzerte, die um 19.30 Uhr beginnen, geht um 18.15 Uhr eine Führung durch die Sammlung des Museums voraus, die thematisch auf das jeweilige Musikprogramm zugeschnitten ist. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird um Anmeldung zur Führung (5,00 EUR) unter „www.senckenberg.de/veranstaltungen“ gebeten. Eine Anmeldung zu den Konzerten ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Unter dem Titel „Kultur trifft Natur“ erweitert das Senckenberg Naturmuseum sein Programm um Kulturveranstaltungen, wie Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen, Foto- und Bilderausstellung. Dazu gehören 2015 neben der Konzertreihe „the elements“ unter anderem die Fotoausstellung „Weltbilder“ des Terra Mater Magazins vom 30. April bis 28. Juni 2015 sowie die Ausstellung „365 Augen-Blicke des Lebens“, die vom 30. Juli bis 31. Oktober 2015 gemalte Tigeraugen von Fröschen,
Geckos, Affen und Co zeigt.

Programm der Konzertreihe „the elements“

Donnerstag, 23. April 2015
18.15 Uhr Führung „Wenn die Erde Feuer spukt – Vulkanismus und Erdbeben“ Eintritt: 5 Euro, Anmeldung unter www.senckenberg.de/veranstaltungen
19.30 Uhr Konzert im Lichthof des Senckenberg Naturmuseums  Lieder und Texte zu den vier Elementen mit Studierenden und Lehrenden der HfMDK Eintritt frei, ohne Anmeldung.

Donnerstag, 21. Mai 2015
18.15 Uhr Führung „Entstehung der Erde und des Lebens“ Eintritt: 5 Euro, Anmeldung unter www.senckenberg.de/veranstaltungen 19.30 Uhr Konzert im Lichthof des Senckenberg Naturmuseums  Kompositionen zum Thema Erde und Wasser von Kagel, Rzewski, Saariaho und Crumb mit der Internationalen Ensemble Modern Akademie IEMA
Eintritt frei, ohne Anmeldung.

Donnerstag, 11. Juni 2015
18.15 Uhr Führung „Vögel – Herren der Lüfte“ Eintritt: 5 Euro, Anmeldung unter www.senckenberg.de/veranstaltungen 19.30 Uhr Konzert im Lichthof des Senckenberg Naturmuseums  Werke für Blockflöten und Cembalo zum Thema Luft und Wasser von Eggerts, Abrahamsen, Steenhoven, Schöllhorn und Couperin mit Mitgliedern der Blockflöten- und Cembaloklasse der HfMDK Eintritt frei, ohne Anmeldung.

Donnerstag, 2. Juli 2015
18.15 Uhr Führung „Wasser ist Leben“ Eintritt: 5 Euro, Anmeldung unter www.senckenberg.de/veranstaltungen. 19.30 Uhr Konzert im Lichthof des Senckenberg Naturmuseums  Joris Ivens‘ Stummfilm Regen mit eigens dafür komponierten Filmmusiken von Hanns Eisler, Ed Hughes und Alexander Grebtschenko mit Studierenden der HfMDK

Eintritt frei, ohne Anmeldung.
Eine Veranstaltung des Instituts für zeitgenössische Musik IzM der
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und dem Senckenberg Naturmuseum Frankfurt.

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Deutschland

Telefon: +49 (0)69 / 75 42-0
Telefax: +49 (0)69 / 74 62 38

Senckenberg Naturmuseum

Sammlungen

Das Naturmuseum Senckenberg mit seiner umfangreichen Ausstellung über die Erdgeschichte und die Evolution bietet eine der wichtigsten naturkundlichen Sammlungen Europas. Unzählige der Tausenden von Exponaten sind weltweit einzigartig oder äußerst selten.

Rund 400 000  Besucher wandeln jährlich auf den Spuren von Pflanzen, Tieren und des Menschen. Besonders beeindruckend sind Tierpräparate wie eine riesige Vogelsammlung oder eine „ausgestopfte“ Anakonda, die ein ganze Wasserschwein verschlingt, oder der drei Millionen Jahre alte Sklettabguß von Menschenvorfahrin „Lucy“ oder die Skelette von Tyrannosaurus Rex, Schnabeldrache, Flugsaurier und zahlreichen anderen Tieren.

Das Senckenberg Naturmuseum widmet sich in einem großen Bereich dem Weltall vom Urknall bis zur Entstehung des Planeten Erde. Von besonderer, insbesonderer wissenschaftlicher Bedeutung sind die Fossilienfunde aus der Grube Messel, dem ersten UNESCO Weltnaturerbe in Deutschland, welches wissenschaftlich federführend vom Forschungsinstitut Senckenberg betreut wird.

Sonderausstellungen, Vorträge und Workshops zu Themen aus Natur, Umwelt, Anthropologie, Biologie, Paläontologie und Geologie ergänzen die umfangreichen Ausstellungsbestände und das allgemeine Angebot.

Sammlungen

Öffnungszeiten
Mo. Di. Do. Fr. 9.00 bis 17.00 Uhr
Mi. 9.00 bis 20.00 Uhr
So. und Feiertag 9.00 bis 18.00 Uhr

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 / 75 42-0
Telefax: +49 (0)69 / 74 62 38