Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 geht an Robert Menasse

Robert Menasse während der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2017 im Frankfurter Römer © Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse während der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2017 im Frankfurter Römer © Foto: Diether v. Goddenthow

Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse wird für seine Verdienste um die deutsche Sprache mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. „Robert Menasse vermittelt in kritisch-ironischer Weise einen Blick auf politische und weltgeschichtliche Zusammenhänge. Er schafft dadurch nicht nur unterhaltsame Literatur, sondern regt auch zum Nachdenken an“, erläuterte Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihre Entscheidung, die sie auf Empfehlung einer Fachkommission getroffen hat. Die Ministerpräsidentin wird die bundesweit beachtete Auszeichnung im Rahmen eines Festaktes am 18. Januar 2019 im Staatstheater Mainz verleihen.

Robert Menasse wurde 1954 als Kind einer jüdischen Familie in Wien geboren und fand für sein literarisches Schaffen bereits viel Beachtung. Seine literarischen Werke wie auch seine vielbeachteten Essays zeichnen sich durch ihre politische und philosophische Grundhaltung aus. Neben seinen erfolgreichen Romanen, die meist gesellschaftsrelevante Themen behandeln, widmet sich Robert Menasse zunehmend europa- und globalisierungspolitischen Themen. „Es ist erfrischend, dass solche Themen in der Literatur ihren Platz finden. Mit „Die Hauptstadt“ hat er einen großen EU-Roman geschaffen“, so die Ministerpräsidentin. Menasse trete für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein und spreche an, was viele Menschen bewege. „Carl Zuckmayer, der das Gegenteil von Rechtsstaatlichkeit erleben musste, hätte daran sicherlich Gefallen gefunden“, ist sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer sicher.

Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, an Personen vergeben, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Der Preisträger erhält eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.

Die Hauptstadt
Einen besonders kritisch-ironischen Blick wirft Robert Menasse in seinem mit dem deutschen Buchpreis 2017 ausgezeichneten Buch „Die Hauptstadt“ auf die (partei-)politischen Zusammenhänge und hinter die Kulissen Brüsseler Europa-Bürokraten.

4.die.hauptstadtIn Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Straßen.
Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; »zu den Akten legen« wäre zu viel gesagt, denn die sind unauffindbar. Und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Think-Tank der Kommission vor den Denkbeauftragten aller Länder Worte sprechen, die seine letzten sein könnten.
In seinem neuen Roman spannt Robert Menasse einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.
Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen – für das Schwein, das durch die Straßen läuft. Und David de Vriend bekommt ein Begräbnis, das stillschweigend zum Begräbnis einer ganzen Epoche wird: der Epoche der Scham.
Suhrkamp Verlag
Gebunden, 168 Seiten
ISBN:978-3-518-42758-3
459 Seiten, 24,00 Euro

 

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015) und Sven Regener (2016), Yoko Tawada (2018).