81. Internationales Wiesbadener Pfingstturnier: Damenpodium bei Wiesbadens Vielseitigkeit

Sarah Cohen (USA) siegte mit ihrem 15-jährigen Treason in der Drei-Sterne-Vielseitigkeits-Prüfung, dem Preis der Familie Prof. Heicke, der erstmals auch Station der Vielseitigkeitsserie Event Rider Masters (ERM) war. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Sarah Cohen (USA) siegte mit ihrem 15-jährigen Treason in der Drei-Sterne-Vielseitigkeits-Prüfung, dem Preis der Familie Prof. Heicke, der erstmals auch Station der Vielseitigkeitsserie Event Rider Masters (ERM) war. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Ich bin geschockt!“ Sarah Cohen (USA) war fassungslos. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich hier gewinne.“ Aber genau das hat die US-Amerikanerin getan. Mit ihrem 15-jährigen Treason siegte die 43-Jährige in der Drei-Sterne-Vielseitigkeits-Prüfung, dem Preis der Familie Prof. Heicke, der erstmals auch Station der Vielseitigkeitsserie Event Rider Masters (ERM) war. Platz zwei ging an die Wiesbaden Siegerin von 2015, Julia Krajewski mit Chipmunk. Dritter wurde Michael Jung im Sattel von Star Connection.

Sarah Cohen (USA) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Sarah Cohen (USA) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Kurz vor Start der abschließenden Geländeprüfung ging im Schlosspark ein heftiger Gewitterschauer runter, kurzzeitig mussten sämtliche Prüfungen unterbrochen werden. So gingen die Reiter 30 Minuten später als geplant auf die Strecke und waren unisono der Meinung: „Der Boden war perfekt!“ Der Kurs durch den Schlosspark war 3325 Meter lang mit 28 Hindernissen. Nach dem Regenschauer der Extraklasse wurde der Kurs von den Verantwortlichen noch einmal überprüft, zwei Stellen wurden leicht verändert, um für Pferde und Reiter absolut kein Risiko einzugehen. Eine Entscheidung für die Sicherheit und für den Sport.

Sarah Cohen (USA Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Sarah Cohen (USA Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Sarah Cohen war das erste Mal in Wiesbaden am Start und genoss den Kurs durch den Park ebenso wie das Wiesbadener Publikum. „Das Publikum hat uns mit Applaus und Anfeuern durch den Geländekurs getragen. Das war ein tolles Gefühl.“ Nach der Dressur lag das Paar noch auf Rang drei. Mit einem fehlerfreien Parcours hatten sie sich schon nach dem Springen auf Rang drei vorgearbeitet. Im Gelände kamen nur 3,6 Zeitfehler dazu, Treason war der Schnellste des Tages im Geländekurs. Am Ende landeten die beiden mit einem Endergebnis von 46,80 Punkten auf dem obersten Podestplatz. Apropos Podest: Erstmals feierten die Vielseitigkeitsreiter in Wiesbaden zwei Siegerehrungen – eine ERM-Siegerehrung ohne Pferde mit Champagner auf dem Podest, eine weitere für den Preis der Familie Prof. Heicke mit Pferd im großen Stadion.

Julia Krajewski, auf Chipmunk. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Julia Krajewski, auf Chipmunk. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Für die zweitplatzierte Julia Krajewski bedeutete der zweite Tag im Schlosspark ein „Wechselbad der Gefühle. Die drei Fehler im Springen waren drei mehr als sonst“, erklärte die Olympiareiterin. „Da hätte ich besser reiten müssen.“ Im Gelände flitzte Krajewski mit Chipmunk, mit dem sie schon im vergangenen Jahr in Wiesbaden am Start war, in der zweitschnellsten Zeit durch den Schlosspark. 54,20 Strafpunkte waren ihr Ergebnis. Alle Reiter waren in diesem Jahr erstmals mit Transpondern ausgestattet, so konnte ihre Position permanent berechnet werden – eine Neuerung in Wiesbadens Vielseitigkeit, die die ERM mitgebracht hatte.

Michael Jung. Jung startete ganz normal in der Drei-Sterne-Prüfung. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Michael Jung. Jung startete ganz normal in der Drei-Sterne-Prüfung. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die ERM ist auch der Grund, warum es zwei verschiedene Rankings gab – eine mit und eine ohne Michael Jung. Jung startete ganz normal in der Drei-Sterne-Prüfung, wurde aber nicht für die ERM gewertet, weil sein Pferd nicht die sportliche Qualifikation hatte. Star Connection, der ehemalige Weltmeister der jungen Vielseitigkeitspferde, hatte eine längere Verletzungspause hinter sich. Mit 55,30 Punkten wurden die beiden Dritte. In der ERM-Wertung lag Sara Algotsson-Ostholt, am Start für Schweden, auf Rang drei mit Reality.

Chris Stone, der Initiator und Chef der ERM gestand: „Als ich das erste Mal hier im Park war, dachte ich, okay, ein schöner Park. Aber als ich heute diese vielen Menschen hier erlebt habe bei der Vielseitigkeit – das war einzigartig!“Stone erklärte, dass eine Hauptidee der ERM sei, den Sport fernsehtauglicher zu gestalten und freute sich: „Die Zuschauermenge im Gelände, das gab tolle Bilder!“

Die Kooperation des Wiesbadener PfingstTurniers und der ERM war eine Premiere, aber sowohl Albert Schäfer vom WRFC, als auch Stone freuten sich auf die Gespräche über die weitere gemeinsame Zukunft.

Pechvogel Ingrid Klimke

Ingrid Klimke, Vize-Europameisterin und absolute Favoritin auf Escada, welches sich wohl verletzt und daher zweimal eines des letzten Hindernisse umlief. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Ingrid Klimke, Vize-Europameisterin und absolute Favoritin auf Escada, welches sich wohl verletzt und daher zweimal eines des letzten Hindernisse umlief. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der Pechvogel des Tages war Ingrid Klimke. Mit ihrer Vize-Europameisterin von 2013, Escada, lag sie auf deutlichem Goldkurs: Mit dem Sieg in der Teildisziplin Dressur, mit nur einem Abwurf im Springen und einem Geländeritt wie aus einem Guss – bis zum vorletzten Hindernis. Zweimal lief die 13-jährige Stute an dem Hindernis vorbei. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, war Ingrid Klimke verblüfft. „Escada ist in ihrer gesamten Laufbahn noch nicht an einem Hindernis einfach vorbeigelaufen.“ Kurz nach der Prüfung war offensichtlich, warum die Stute das vorletzte Hindernis verweigert hatte. Sie ging deutlich lahm. „Sie muss sich am Ende des Kurses verletzt haben und wollte dann natürlich nicht mehr springen“, erklärt Klimke niedergeschlagen. „Wir, die Besitzer von Escada und ich, warten jetzt ab, was bei der Untersuchung herauskommt. Aber wir wollen kein Risiko eingehen. Wenn Escada nicht wieder absolut fit werden sollte, werden wir auf jeden Fall im Sinne des Pferdes entscheiden und sie nicht mehr in den Sport zurückbringen.“

KiK/EquiWords