Naturhistorische Sonderausstellung „Schmetterlingen auf der Spur – Mit Illustrationen von Johann Brandstetter“ ab 17. Mai 2020 im Museum Wiesbaden

Museum Wiesbaden Schmetterlingen auf der Spur Brandstetter-Hochmoor. Foto:  Bernd Fickert
Museum Wiesbaden Schmetterlingen auf der Spur Brandstetter-Hochmoor. Foto: Bernd Fickert

Ab heute, am Internationalen Museumstag, präsentiert das Hessische Landesmuseum Wiesbaden die großangelegte naturhistorische Sonderausstellung „Schmetterlingen auf der Spur – Mit Illustrationen von Johann Brandstetter“ ( vom 17. Mai 2020 bis 31. Januar 2021). Die Ausstellung zeigt die Vielfalt, das Leben und die Besonderheiten der beliebtesten Insekten. Über 160 000 Arten der Tag- und Nachtfalter sind der Wissenschaft inzwischen bekannt.  Schon im März sind die ersten Schmetterlinge, wie der Zitronenfalter und der Kleine Fuchs, draußen in der Natur unterwegs.  500 dieser scheuen Flieger und ihre zahlreichen Verwandten sind auf 700 Quadratmetern im Museum Wiesbaden jetzt in unterschiedlichen Präsentationsformen – didaktisch gut aufbereitet –  zu sehen als Exponate in Schaukästen, in Herbarien, auf großen Infotafeln sowie in 50 Schmetterlingsstudien und Aquarellen des preisgekrönten Naturillustrators und Künstlers Johann Brandstetter. 

Lebensraum Eiche. Über 140 Schmetterlings- und Insektenarten können auf einer Eiche existieren. © Foto: Diether v. Goddenthow
Lebensraum Eiche. Über 140 Schmetterlings- und Insektenarten können auf einer Eiche existieren. © Foto: Diether v. Goddenthow

Diese in Deutschland zur Zeit einmalige  Ausstellung verleiht nicht nur Frühlings- und Sommergefühle, sondern vermittelt einen eindrucksvollen Einblick in die Artenvielfalt und besondere Entwicklungs- und Lebensweisen der tag- und nachtaktiven Tiere. Insbesondere sind auch die wichtigsten Schmetterlinge und Falter der heimischen Natur in und um Wiesbaden  gut vertreten.

 

 

In drei großen Räumen  erfahren Besucherinnen und Besucher Wissenswertes und Erstaunliches aus dem Leben der Schmetterlinge. Dabei geht es genauso um ihre Beziehungen im Ökosystem der Natur, wie auch um die Bedeutung für den Menschen.

In diesem Miniherbarium können Besucher das Schlüpfen von Schmetterlingen beobachten . Der Schmetterlingsexperte Matthias Sanetra hat - genehmigterweise - die entsprechenden Raupen züchten dürfen und versorgt sie in der Ausstellung artgerecht. © Foto: Diether v. Goddenthow
In diesem Miniherbarium können Besucher das Schlüpfen von Schmetterlingen beobachten . Der Schmetterlingsexperte Matthias Sanetra hat – genehmigterweise – die entsprechenden Raupen züchten dürfen und versorgt sie in der Ausstellung artgerecht. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Highlight der Ausstellung werden auch die lebenden Raupen sein. Sie sind beim Fressen und beim Verpuppen zu beobachten. Kinder werden ihre Freude an diesen kleinen Fressmaschinen haben und können dazu die Details einer Raupe an einem 18-mal vergrößerten naturgetreuen Modell bestaunen. Erwachsene haben die Möglichkeit, sich von neuen Forschungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen inspirieren zu lassen, um sich für die Lebensräume der Schmetterlinge einzusetzen.

In den Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden befinden sich über 400 Jahre alte Schmetterlingsexemplare, welche die Naturforscherin Maria Sibylla Merian in ihren Büchern abgebildet hat. Außerdem besitzt das Museum die große historische Sammlung Johann Christian Gernings und die wissenschaftlich bedeutende Sammlung des Wiesbadener Arztes und Ehrenbürger Arnold Pagenstecher. Insgesamt umfasst die Schmetterlingssammlung weit mehr als 800.000 Exemplare.

Die Gerätschaften des Wiesbadener Arztes und Entomologen Arnold Andreas Friedrich Pagenstecher (1837 -  1913). Bei seinen  entomologischen Studien befasste er sich  insbesondere mit Schmetterlingen (Lepidoptera), wobei es ihm die Ritterfalter (Papilionidae) des Indomalayischen Archipels am meisten angetan hatten. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Gerätschaften des Wiesbadener Arztes und Entomologen Arnold Andreas Friedrich Pagenstecher (1837 – 1913). Bei seinen entomologischen Studien befasste er sich insbesondere mit Schmetterlingen (Lepidoptera), wobei es ihm die Ritterfalter (Papilionidae) des Indomalayischen Archipels am meisten angetan hatten. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Es wurde Zeit, der dominantesten Organismengruppe in den Museumsdepots einen Ausflug anzubieten und ihnen in einer umfangreichen Ausstellung eine Stimme zu verleihen. Wir fühlen uns auch Merian verpflichtet“, erläutert Abteilungsleiter Fritz Geller-Grimm die Motivation zu dieser Sonderausstellung. „Wer heute mit größter Selbstverständlichkeit sagen kann, dass aus Raupen Puppen und schließlich Schmetterlinge werden, der hat als Kind sicher die Geschichte der Raupe Nimmersatt gelesen.

Melaus Morpho-Falter. Coll. Maria-Sibylla-Merian. Museum Wiesbaden  © Foto: Diether v. Goddenthow
Melaus Morpho-Falter. Coll. Maria-Sibylla-Merian. Museum Wiesbaden © Foto: Diether v. Goddenthow

Als Maria Sibylla Merian 1647 auf die Welt kam, kümmerte sich kaum jemand um Krabbeltiere – sie galten einzig als lästige Wesen des Teufels. Forschung im heutigen Sinne gab es kaum. Dank ihres großen Talents und ihre geduldigen Beobachtungsgaben gelang es Merian, bis dahin Unbekanntes hervorragend darzustellen und zu beschreiben. Und wir können nicht nur eines ihrer Werke präsentieren, sondern auch Schmetterlingspräparte zeigen, die sie in Südamerika studiert hat.“

Die Kuratoren der Ausstellung Fritz Geller-Grimm, Dr. Lukas Hartmann, Ulrich Kaiser, Susanne Kridlo und Alfred Westenberger haben eine wunderbare Ausstellung geschaffen. Auf dem Foto: Fritz Geller-Grimm (r) und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning (li.) führen durch die Pressevorbesichtigung. Mundschutz und Abstandhalten wird auch von den Besuchern erwartet. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Kuratoren der Ausstellung Fritz Geller-Grimm, Dr. Lukas Hartmann, Ulrich Kaiser, Susanne Kridlo und Alfred Westenberger haben eine wunderbare Ausstellung geschaffen. Auf dem Foto: Fritz Geller-Grimm (r) und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning (li.) führen durch die Pressevorbesichtigung. Mundschutz und Abstandhalten wird auch von den Besuchern erwartet. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Für das Museum ist es auch ein Glücksfall“, führt Kurator Geller-Grimm weiter aus, „dass der preisgekrönte Illustrator und Künstler Johann Brandstetter auf unseren Vorschlag seine Schmetterlingsaquarelle zusammen mit unseren Sammlungen zu zeigen, so positiv aufgenommen hat.“ Seit seiner frühesten Jugend ist Johann Brandstetter von Schmetterlingen fasziniert. Er beobachtet sie wie ein Forscher und hält Formen, Farben und ihre Lebensweise in Zeichnungen und Aquarellen fest. Über 200 Natur-, Sach- und Kinderbücher hat er illustriert. Zu seinen freien Arbeiten sagt er: „Die Bilder entstehen meist auf Reisen, die ich sehr genau dokumentiere und fotografiere. Diese Natur-Bilder bringen meine Freiheit in der Illustration zum Ausdruck. Ich möchte dem Kunstinteressierten die überraschenden Zusammenhänge in der Natur erläutern, wie auch dem naturverbundenen Betrachter einen Einblick in die künstlerische Sichtweise vermitteln.“ In der Ausstellung ist, wie in den Bildern Brandstetters, viel zu entdecken.

An einer Pfütze im Regenwald von Peru versammeln sich 15 verschiedene Schmetterlings-Arten. Wunderbare Inszenierung jetzt in der Ausstellung "Schmetterlingen auf der Spur. Mit Illustrationen von  Johann Brandstetter.  © Foto: Diether v. Goddenthow
An einer Pfütze im Regenwald von Peru versammeln sich 15 verschiedene Schmetterlings-Arten. Wunderbare Inszenierung jetzt in der Ausstellung „Schmetterlingen auf der Spur. Mit Illustrationen von Johann Brandstetter. © Foto: Diether v. Goddenthow

Neben den einheimischen Arten können in der Ausstellung auch prachtvolle exotische Schmetterlinge studiert werden. So ist in einer Regenwaldinszenierung der größte heute lebende Schmetterling, die „Weiße Hexe“, aufzuspüren. Wie der wissenschaftliche Name der Schmetterlinge „Lepidoptera“ ausdrückt, unterscheiden sie sich durch ihre besonderen Flügelschuppen von allen anderen Insekten. In weiteren Kapiteln erfahren die Besucherinnen und Besucher etwas über die Metamorphose von der Raupe zum erwachsenen Schmetterling. Dass auch das Puppenstadium seine ästhetischen Reize hat, zeigt ein weiteres mehrfach vergrößertes Modell, mit dem der Präparator Detlev Gregorczyk einen Weltmeistertitel der Präparationskunst erzielt hat.

Die Ausstellung greift auch am Beispiel der Schmetterlinge das Thema Insektensterben auf als  Beitrag zur gegenwärtigen Klimadebatte. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Ausstellung greift auch am Beispiel der Schmetterlinge das Thema Insektensterben auf als Beitrag zur gegenwärtigen Klimadebatte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung widmet sich der ökologischen Rolle der Schmetterlinge. So haben weit mehr als 100 einheimische Schmetterlingsarten ihr Leben auf Eichenbäume abgestellt, während die Kiefer nur acht Arten Nahrung bietet. Der Mensch im Umgang mit der Natur trägt die Verantwortung für die Vielfalt der Lebewesen. Der engagierte Schmetterlingsforscher Joseph Reichholf nimmt in einem Video zu diesem Thema Stellung. Die Ausstellung zeigt auch am Bespiel des Wiesbadener Rabengrunds, mit welchen Naturschutzmaßnahmen Lebensräume für Schmetterlinge erhalten werden können.

Neben einem fantastischen Großmodell einer Schmetterlingspuppe hat der mehrfach preisgekrönte und international gefragte Mainzer Präparator Detlev Gregorczyk auch eine Gabelschwanzraupe in 18facher Vergrößerung als ein Modell mit brillanter Farbgebung geschaffen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Neben einem fantastischen Großmodell einer Schmetterlingspuppe hat der mehrfach preisgekrönte und international gefragte Mainzer Präparator Detlev Gregorczyk auch eine Gabelschwanzraupe in 18facher Vergrößerung als ein Modell mit brillanter Farbgebung geschaffen. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Obwohl wir in unseren Sammlungen ein breites Spektrum an Arten haben, besitzen wir bei Weitem nicht alle und wir können auch nicht jede Art mit Sicherheit bestimmen. Immerhin sind die Schmetterlinge mit 160 000 bekannten Arten die zweit größte Ordnung innerhalb der Insekten.“ So fand Geller-Grimm und das Museumteam Unterstützung durch externe Expertinnen und Experten, wie Petra Zub von der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Lepidopterologen. Es engagierte sich auch Alfred Westenberger, Schmetterlingsexperte und Buchautor über die Schmetterlinge der Region. Er stellte für die Ausstellung aus seinen Fotografien und Sammlungen 60 Lebensbilder von heimischen Schmetterlingen wie die Landkärtchen, C-Falter oder den großen Schillerfalter zusammen. Dank dem Engagement von Matthias Sanetra können die lebende Raupen beim Wachsen, Verpuppen und Ausschlüpfen beobachtet werden.

An einer Mikroskop-Station können an Sonn- u. Feiertagen die einzelnen Entwicklungsstadien von Schmetterlingen verfolgt werden. Die Geräte werden  für jeden Gast desinfiziert © Foto: Diether v. Goddenthow
An einer Mikroskop-Station können an Sonn- u. Feiertagen die einzelnen Entwicklungsstadien von Schmetterlingen verfolgt werden. Die Geräte werden für jeden Gast desinfiziert © Foto: Diether v. Goddenthow

„Wir freuen uns, mit dieser Ausstellungseröffnung den internationalen Museumstag begehen zu können“, betont Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Natürlich können in diesen Zeiten keine Eröffnungen gefeiert werden, daher handelt es sich um eine ,stille Eröffnung‘, bei der die Türen für die Besucher offen stehen. Sicherlich hat der eine oder andere die Natur gerade in den letzten Wochen intensiv schätzen gelernt, schien sie doch in Zeiten des pandemiebedingten Lockdowns ihre lebensspendenden Kräfte besonders eindringlich zu verschenken. Für ihre äußerst flüchtigen Bewohner, die Schmetterlinge, können wir in dieser Ausstellung unsere Sinne und unser Denken schärfen lassen.“

Utensilien der Schmetterlingsforscher mit Lichtfang etc. © Foto: Diether v. Goddenthow
Utensilien der Schmetterlingsforscher mit Lichtfang etc. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung öffnet unter den aktuellen Maßgaben zu Hygiene- und Abstandsregelungen. Veranstaltungen und Führungen können bis auf Weiteres nicht angeboten werden, auch stehen die Hands-on-Stationen nicht im geplanten Maße zur Verfügung. Wir bitten um Verständnis, wenn es kurzzeitig zu Schließungen kommt, um die Besucherfrequenz zu regulieren. An Sonn- und Feiertag von 12 bis 16 Uhr ist die Mikroskopierstation geöffnet und wird für jeden Gast desinfiziert.

Laufzeit der Ausstellung: 17. Mai 2020-31. Januar 2021
https://museum-wiesbaden.de/schmetterlingen-auf-der-spur

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