Mit dem Deepsea-Tauchboot zur Meereserforschung in die Tiefsee – Neue Themenräume bei Senckenberg geplant

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft und Kurator Thorolf Müller mit zwei Tiefsee-Flügelschneckem  in zehnfacher Vergrößerung, die unter anderem  im neuen Raum "Tiefsee" gezeigt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft und Kurator Thorolf Müller mit zwei Tiefsee-Flügelschneckem in zehnfacher Vergrößerung, die unter anderem im neuen Raum „Tiefsee“ gezeigt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Seit Jahren expandiert die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung auf dem benachbarten ehemaligen Campus der Goethe-Universität zu einem der wohl einmal spannendsten Naturmuseen Deutschlands und größten weltweit. Im vergangenen Jahr konnte Senckenberg zum 200. Jubiläum sieben Jahre nach Planungsbeginn mit 22 Millionen Sammlungsstücken und seiner Verwaltung ins benachbarte, wieder original restaurierte und mit modernster Archiv- und Forschungstechnik ausgerüstete Jügelhaus umziehen. Jetzt und in den kommenden Jahren erfolgt – bei laufenden Betrieb – die Modernisierung und Erweiterung des Senckenberg- Naturmuseum Frankfurter Naturmuseum abschnittsweise. So entstehen modular vier die neuen Bereiche: Mensch, Erde, Kosmos und Zukunft. Sie werden die Besucher mitnehmen auf eine Reise zu den Anfängen des Menschen, den aufregendsten Plätzen der Erde, in die Weiten des Universums und die Zukunft unseres Planeten beleuchten.

Als eines der ersten neu gestalteten Themenräumen will das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt im Dezember 2019 den Bereich „Meeresforschung“ und „Tiefsee“ im 2. Stockwerk seines Haupthauses eröffnen. „Wir starten hier in der „Tiefsee“, gehen dann über die Riffe und die Mangroven und das Wattenmeer, anschließend in die Bereiche Savannen, Wälder und letztlich ins Hochgebirge“, erläuterte Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft, auf dem gestrigen Pressegespräch. Dabei konnten die Medienvertreter schon einmal einen Blick hinter die Kulissen des Umbaus der künftigen Räume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ werfen. „Diese Räume“, so die Direktorin, „sollen das Eintauchen in diese verschiedenen Lebensräume erlauben.“ Gleichzeitig wolle man auch von der Bausubstanz her, die „‘schönen Decken‘ der 70er Jahre herausnehmen und das Gebäude wieder in der alten neobarocken Pracht zum Leben erwecken, jedoch mit einer modernen Lüftung und neuen Böden.“ So ähnlich wolle man auch mit allen folgenden Räumen im ganzen Haus verfahren.

Der eigentliche Umbaubeginn wurde erst möglich, nach dem die Haie aus ihrem bisherigen Domizil auf gleicher Etage nebenan in den Ausstellungsraum „Faszination Vielfalt“ umgezogen waren.  Diese beiden neuen Räume „Meeresforschung“ und „Tiefsee“ entstehen, so Kurator Dr. Thorolf Müller . in enger Kooperation mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Anhand einer Visualisierung des Raums „Meeresforschung“ des Ateliers Brückner erläuterte der Projektleiter und leidenschaftliche Tiefsee- und Meeresforscher Konzept und Ausstattung. Dabei zeigte sogleich ein paar wertvolle und bizarre Meeresbewohner-Exponate wie einen Fangzahn-Fisch, die leuchtende Tiefsee-Qualle Atolla wyvillei (Alarmqualle),  zwei Tiefsee-Flügelschnecken und ähnliche Modelle, die später im Raum „Tiefsee“ präsentiert werden sollen.

Ein Modell der leuchtenden Tiefsee- Qualle Atolla wyvillei, auch „Alarmqualle“ genannt, da sie bei Gefahr damit noch größere Feinde anlockt, um sich unmittelbare Angriffe vom Leibe zu halten. Ab dem 19.12.2019 zu sehen im neuen Themenraum „Tiefsee“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ein Modell der leuchtenden Tiefsee- Qualle Atolla wyvillei, auch „Alarmqualle“ genannt, da sie bei Gefahr damit noch größere Feinde anlockt, um sich unmittelbare Angriffe vom Leibe zu halten. Ab dem 19.12.2019 zu sehen im neuen Themenraum „Tiefsee“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Da man, so Dr. Thorolf Müller ,  zum Betrieb von Meeresforschung  jede Menge Gerätschaften brauche, würden diese den Kern dieses (Eingangs)Raums „Meeresforschung“ ausmachen. „Wenn Sie jetzt von hier vorne den Raum betreten, dann werden Sie zunächst auf diese Tauchkugel gucken“, wobei einer historischen Tauchkugel aus den 60er Jahren eine moderne amerikanische Tauchkugel gegenübergestellt werden wird, mit der man bis auf die Sink-Tiefe der Titanic von zirka 4.900 Meter Tiefe hinabtauchen könnte. Dabei handelt es sich um einen Nachbau der Deepsea, dem Tauchboot von Titanic-Regisseur James Cameron, der einer von den Fünfen ist, die bislang zur Titanic hinab tauchen konnten. Tiefseetauchen sei „wahnsinnig gefährlich und aufwendig“. Bemannte Tauchfahrten mache man genauso selten wie private Raumfahrten, so der Kurator.-Es gäbe sogar „Abstimmungen zwischen Raumfahrttechnikern und Tiefseetechnikern, um diese extremen Bedingungen, die herrschen, in beiden Ecken gerecht zu werden“, so Dr. Thorolf Müller.

Wenn die Besucher eine Weile im ersten Raum „Meeresforschung“ warten, werden sie durch Wand-Großprojektionen erleben, wie sie nach und nach durch die Wassersäule abtauchen in die Tiefsee. Es werde dabei, so der Kurator, natürlich immer dunkler. Und auf dem Weg in die Tiefe „werden immer wieder einzelne Exponate gehighlightet, die eben in dieser Höhe etwas tun oder sich in dieser Höhe bewegen.“ In vollflächigen Projektion werde zudem erklärt, welche Meeresbewohner einem begegnen, wie hoch der Druck und wie tief man gerade sei, welche Organismen da leben, bis man irgendwann ganz unten am Meeresgrund sei. Kurzum: Besucher, die den Raum „Meeresforschung“ betreten, erleben hier eine visuell simulierte Tauchfahrt. Über das Abtauchen „mit dem ganzen Raum“ hinaus, können Besucher im Tauchboot Deepsea auch selbst Pilot oder  Pilotin sein. Außerdem wird dargestellt, wie aufwändig eine Schiffsexpedition ist, welche Gerätschaften zur Erkundung der Meere und zum Bergen von Organismen verwendet werden und welche bemerkenswerten Ergebnisse die Meeresforschung erzielt. Nicht zuletzt wird der Einfluss des Menschen auf die Ozeane thematisiert werden.

Von hieraus gelangt man nebenan in den Hauptraum „Tiefsee“. Da werde es, ähnlich wie eben in der Tiefsee tatsächlich sehr dunkel sein. In diesem Raum wird dann das ganze wunderbare und unbekannte, mitunter unheimlich, bizarr und magisch anmutende, faszinierende Universum der Tiefsee gezeigt werden.

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Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst