Komponist Benjamin Scheuer erhält den Schneider-Schott-Musikpreis 2020

Preisträger Benjamin Scheuer © Foto  Astrid Ackermann
Preisträger Benjamin Scheuer © Foto Astrid Ackermann

(rap) Den Schneider-Schott-Musikpreis der Landeshauptstadt Mainz erhält im Jahr 2020 der Komponist Benjamin Scheuer. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird traditionell bei einem Preisträgerkonzert vergeben, das aufgrund der Corona-Pandemie jedoch erst 2021 stattfinden kann. „Es war uns wichtig, alle Kulturpreise und -stipendien der Landeshauptstadt Mainz in diesem Jahr zu vergeben und damit ein Zeichen zu setzen, dass es keinen Stillstand in der Kultur gibt und geben darf“, sagt Kulturdezernentin Marianne Grosse. „Jede Form der Unterstützung und Anerkennung für die Arbeit der Kulturschaffenden hatte in den vergangenen Monaten für uns höchste Priorität.“
Der Schneider-Schott-Musikpreis wurde im Jahr 1986 von dem Musikverleger Heinz Schneider-Schott gestiftet und wird alle zwei Jahre abwechselnd an Komponisten und Interpreten verliehen.

Der Preisträger
In Benjamin Scheuers Musik dreht sich alles um direkt erfahrbare Sinnlichkeit und Humor. Freude am Musizieren und die Suche nach ungewöhnlichen Klängen sind ihm ein ständiger Antrieb – dabei tun sich durchaus einmal Abgründe auf, es darf aber auch gerne gelacht werden. Im Alltag gefundene Klänge werden als Objekte direkt auf der Bühne präsentiert oder als Aufnahmen zugespielt: Hier gilt stets Scheuers Ansatz der „Live-Elektrik“ – elektronische Klänge werden immer mit den einfachsten und billigst möglichen Mitteln erzeugt. Denn nicht die Technik, sondern der Mensch mit seiner Stimme, in seiner Individualität und Fehlbarkeit steht im Zentrum seines Interesses.

Benjamin Scheuer studierte in Hamburg und Karlsruhe, bei Dieter Mack, Fredrik Schwenk und Wolfgang Rihm. In Freiburg arbeitet er an einem Dissertationsprojekt über Georges Aperghis théâtre musical. Seine Kompositionen werden jedes Jahr in diversen Ländern und von renommierten Ensembles aufgeführt. Unter anderem erklang „Zeitraum“ (2012) für 600 Spieler im Fußballstadion Hannover und mit den seit 2012 durchgeführten „Notfallkonzerten“ leistet er zusammen mit dem Orchester im Treppenhaus einen bescheidenen Beitrag zur Rettung der Welt mit Musik von heute. In seinem Zyklus „Impulsive Lieder“ (2016) lotet er auf humorvolle Weise neue Grenzen des vokalen Ausdrucks aus.

Benjamin Scheuer ist Träger des Bachpreis-Stipendiums der Stadt Hamburg, des Busoni-Preises der Akademie der Künste Berlin und er gewann mit seinem Orchesterstück „versungen“ die Basel Composition Competition 2019. Er erhielt Arbeitsstipendien für das Herrenhaus Edenkoben, das Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg, die Cité des Arts in Paris und den Künstlerhof Schreyahn und wurde durch die Claussen-Simon-Stiftung und die Kunststiftung Baden-Württemberg gefördert.
Als Gründungsmitglied des „Musiker ohne Grenzen e.V.“ reiste er regelmäßig nach Ecuador, wo er benachteiligten Jugendlichen Musikunterricht gab. Aktuell hat er Lehraufträge in Trossingen und Mainz.

Der Schneider-Schott-Musikpreis
Der Mainzer Musikverleger Heinz Schneider-Schott (1906-1988) stiftete der Landeshauptstadt Mainz Mitte der 1980er Jahre Kapital zur regelmäßigen Vergabe eines Musikpreises. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Ausgezeichnet werden „förderungswürdige und förderungsbedürftige Komponisten, Interpreten und Musikensembles auf dem Gebiet der ernsten Musik“. Dabei sollen „Leistungen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik bevorzugt“ werden.

Die Auswahl der bzw. des Preisträgers erfolgt durch eine fünfköpfige, aus Musiksachverständigen bestehende Jury. Zur Jury des Schneider-Schott-Musikpreises 2016 gehören Prof. Dr. Wolfgang Rathert (Juryvorsitzender, Universität München), Dr. Achim Heidenreich (Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe), Prof. Wolfgang Rihm (Komponist, Karlsruhe), Yvonne Stern-Campo (Schott Music Mainz), und Prof. Lars Vogt (Pianist, Berlin). Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Die Preisträger seit 1986
1986: Detlev Müller-Siemens und Wolfgang von Schweinitz
1987: Ensemble Modern
1988: Hans-Jürgen von Bose
1989: Herbert Henck und Walter Zimmermann
1990: Adriana Hölszky
1991: Gruppe Neue Musik Hanns Eisler
1992: Ulrich Stranz
1993:Steffen Schleiermacher/Ensemble Avantgarde
1994: Jörg Birkenkötter und Hanspeter Kyburz
1995: ensemble recherche
1996: Isabel Mundry und Moritz Eggert
1997: Nomos Quartett
1998: Helmut Oehring
1999: Ensemble 13
2000: Michael Riessler und Mike Svoboda
2001: Babette Koblenz
2002: Jörg Widmann
2003: Salome Kammer und Thomas E. Bauer
2004: Ensemble Neue Vocalsolisten Stuttgart
2005: Enno Poppe
2006: Peter Schöne
2008: Márton Illés
2010: Anna Prohaska
2012: Birke J. Bertelsmeier
2014: Carolin Widmann
2016: Gordon Kampe
2018: Dominik Susteck
2020:Benjamin Scheuer