Internationaler Hochhaus Preis 2018: Bürohochhaus ‚Torre Reforma‘ in Mexiko-Stadt auf dem ersten Platz

Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, begrüßt die 800 Gäste zur feierlichen Verleihung des Hochhauspreises 2018 in der Frankfurter Paulskirche. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, begrüßt die 800 Gäste zur feierlichen Verleihung des Hochhauspreises 2018 in der Frankfurter Paulskirche. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Büroturm ‘Torre Reforma‘ in Mexiko-Stadt von L. Benjamín Romano gewinnt den mit 50.000 Euro dotierten Wettbewerb um das weltweit innovativste Hochhaus, welches 2016 fertig gestellt wurde. Der Architekt L. Benjamín Romano nahm die Preisstatuette und das Preisgeld im Rahmen des Festaktes in der Frankfurter Paulskirche entgegen. Den Preis überreichten Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Matthias Danne, Finanz- und Immobilienvorstand der DekaBank und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM).

v.l.n.r. L. Benjamín Romano, Preisträger, Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Kai-Uwe Bergmann, Laudator, Architekt und Partner bei BIG New York, Preisträger des Hochhauspreises 2016, und Dr. Matthias Danne, Miglied des Vorstands der Deka Bank. © Foto: Diether v. Goddenthow
v.l.n.r. L. Benjamín Romano, Preisträger, Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Kai-Uwe Bergmann, Laudator, Architekt und Partner bei BIG New York, Preisträger des Hochhauspreises 2016, und Dr. Matthias Danne, Miglied des Vorstands der Deka Bank. © Foto: Diether v. Goddenthow

Während der Preisverleihung wurden auch die übrigen vier Finalisten geehrt:

  • MahaNakhon (Bangkok/Thailand) von Büro Ole Scheeren,
    Bangkok/Thailand und OMA Office for Metropolitan Architecture,
    Peking/China
  • Beirut Terraces (Beirut/Libanon) von Herzog & de Meuron, Basel/Schweiz
  • Chaoyang Park Plaza (Peking/China) von MAD Architects, Peking/China
  • Oasia Hotel Downtown (Singapur) von WOHA, Singapur

Aus über 1.000 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hatte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 36 herausragende Gebäude aus 15 Ländern nominiert. Eine internationale Expertenjury aus Architekten, Tragwerksplanern und Immobilienspezialisten unter der Leitung von Kai-Uwe Bergmann, Partner des IHP 2016 Gewinners BIG – Bjarke Ingels Group, wählte daraus fünf Finalisten, von denen schließlich das Bürohochhaus ‚Torre Reforma‘ in Mexiko Stadt einstimmig zum Sieger erklärt wurde.

Entgegen dem weltweit andauernden Trend hin zum Wohnturm sowie zu immer größeren mischgenutzten Projekten in Asien ist der diesjährige Preisträger größtenteils ein Bürogebäude mit zusätzlichem Restaurant und Fitnesscenter.
Dabei ist allerdings nur die Art der Nutzung konventionell. Die in Mexiko-Stadt herrschende Erdbebenproblematik erfordert ein kluges Tragwerkskonzept, das dem 246 Meter hohen Büroturm sein signifikantes Erscheinungsbild verleiht.

Hochhauspreis-Sieger 2018 Benjamín Romano lebt und arbeitet als Architekt in Mexiko-Stadt und ist Gründer des Architekturbüros LBR&A. © Foto: Diether v. Goddenthow
Hochhauspreis-Sieger 2018 Benjamín Romano lebt und arbeitet als Architekt in Mexiko-Stadt und ist Gründer
des Architekturbüros LBR&A. © Foto: Diether v. Goddenthow

Seinen Stresstest bestand der Torre refoma jedoch unfreiwillig bereits im September 2017 beim schweren Erdbeben direkt unter Mexiko-City mit 7.1 auf der Richterskala. Das läge an der wirbelspezifischen Bauweise, erläuterte der strahlende Sieger-Architekt L. Benjamín Romano, der zur Preisverleihung mit der ganzen Familie angereist war. Während des Erdbebens habe er das Gebäude betrachtet, und erlebt, dass es anmutig, unter einem guten Rhythmus schwang. Man müsse wissen, dass Gebäude  gute und schlechte Schwingungen haben könnten, und der Torre bewegte sich sehr manierlich.

Auf 246 Meter Höhe schwingen sich die 57 Etagen des Torre reforma empor, 14 davon mit einem eigenen vertikalen Binnenraum und einer spektakulären Aussichtsplattform, dem Auditorium mit Blick auf die City. Mit zwei massiven Wänden und einer leichten, dritten Seite führe der Torre Reforma die Bauweise der Azteken kreativ fort. Der Turm, mit 87 000 Quadratmetern überbauter Bruttofläche für Büros und Geschäfte ist zu 85 Prozent ausgelastet. 4500 Menschen arbeiten dort, und ein besonderer Clou in der dreijährigen Bauphase war, eine historische neogotische Villa von 1929, die dem Turmbau im Wege stand, zunächst mit einer Art riesigem unterfütterten Tablett zur Seite zu verschieben und die Villa später, restauriert zudem, in der Eingangsebene des Torre reforma zu integrieren. Unter der historischen Villa im Komplex befindet sich eine öffentlich zugängliche Food Lounge. Der Torre torre forma liegt an einer der bedeutendsten Boulevards Mexikos, der Paseo de la Reforma, einst als Champs-Élysées Mexikos vorgesehen. Sie gab dem Turm einen Namen.

Torre Reforma ©  DAM
Torre Reforma © DAM

„Dieser Preis bedeutet mir besonders viel, weil er von meinen Fachkollegen kommt – Architekten, Ingenieure und Immobilienentwickler – die nicht nur das Gebäude an sich schätzen, sondern die inhärenten finanziellen, ingenieurstechnischen, umweltbedingten und normativen Herausforderungen. Ich glaube, die beste Architektur ist die, die Antworten auf diese Herausforderungen findet. Die Architektur, die sich aus Anforderungen, Kontext und Realität ergibt und nicht nur aus der Vorstellungskraft oder dem ästhetischen Empfinden eines Einzelnen.“,  sagte der Preisträger in seiner Dankesrede.

Mit dem Turm wollte L. Benjamín Romano vor allem auch den Mexikanern Stolz zurückgeben, das klinge zwar ein wenig albern, aber die anderen Hochhäuser seien zumeist von US-Architekten oder Europäern entworfen Worden. Dieser hier sei ein mexikanischer Turm, entworfen von einem mexikanischen Architekten. Aus dem Turm sprächen mexikanische Wurzeln, und er sähe auch mexikanisch aus, was ihm gefiele. Er habe so ein Gefühl von Mexikanität geschaffen, so der Architekt.

Ein nicht minder spannender Aspekt ist der ungewöhnliche Weg der Projektfinanzierung. Die Investorengruppe Fondo Hexa, S.A. de C.V. betrachtet ihre Projekte als langfristige Kapitalanlage und setzt deswegen auf eine besonders sorgfältige Planung, hochwertige Materialien und perfekte Details. So beeinflusst dieser vorausschauende wirtschaftliche Ansatz auch den architektonischen Entwurf positiv und könnte auch über Mexiko hinaus als Blaupause für erfolgreiche Projekte dienen. Torre Reforma von L. Benjamín Romano bringt Mexikos Hauptstadt damit auf die Weltkarte wegweisender Hochhausarchitektur.

Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, unterstrich, bei Eröffnung des Festaktes, dass der „Torre Reforma mit seiner außergewöhnlich klaren, fast skulpturalen Architektur, und seinem dreieckigen Grundriss besteche. „Die futuristische Fassade gibt den Blick auf einen der größten Stadtparks der Welt frei. Sein sensibles und intuitives Design reagiert in beeindruckender Art und Weise auf die lokalen topographischen Herausforderungen. Der neue Bau verkörpert nicht nur die fortschreitende Entwicklung Mexikos, sondern integriert behutsam ein denkmalgeschütztes Gebäude des historischen Stadtbezirks. Optisch überzeugend und umweltfreundlich, ist dieses Projekt ein mehr als verdienter Gewinner des Internationalen Hochhaus Preises 2018 und zeigt, dass Mexiko im internationalen Vergleich zukunftsweisende architektonische Lösungen bereithält.“

Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM),© Foto: Diether v. Goddenthow
Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM),© Foto: Diether v. Goddenthow

Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), führte durch den Abend und hob unter anderem hervor, dass „Benjamín Romano beweise, „dass ein einziger Architekt die Baustandards auf seinem Gebiet und in seiner Stadt neu definieren kann.“ „Zuerst hat er Investoren gewonnen, die das Grundstück erworben haben, den Entwurf entwickelt, eine massive Konstruktion fernab aller üblichen Vorhangfassaden erdacht und seine Statiker davon überzeugt, seiner Idee zu folgen. Und dann hat er es gebaut. Wir sind erstaunt, dass eine solch ganzheitliche Herangehensweise heutzutage möglich ist,  und sind überwältigt von diesem fantastischen Resultat. Romano zeigt uns, dass dieser Ansatz in bestimmten Ländern wirklich etwas bewegen kann.“

Dr. Matthias Danne, Finanz- und Immobilienvorstand der DekaBank.© Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Matthias Danne, Finanz- und Immobilienvorstand der DekaBank.© Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Matthias Danne, Finanz- und Immobilienvorstand DekaBank, gab den Preisträger bekannt und betonte, dass das Gebäude durch seine innovative und erdbebensichere Konstruktion im
wahrsten Sinne des Wortes Rückgrat habe. „Torre Reforma beeindruckt darüber hinaus durch seinen kreativen Umgang mit Baumaterialien, einem ausgefeilten Tragwerkskonzept und hoher Energieeffizienz.“ Wie ein riesiger urbaner Obelisk oder ein geöffnetes Buch zwischen zwei Sicht-betonwänden hebe sich der Torre Reforma von den umliegenden Hochhäusern ab, nicht nur wegen seiner Höhe. Benjamín Romano habe mit den massiven Wänden an die baulichen Traditionen der Azteken angeknüpft und diese modern interpretiert, so Danne.

Kai-Uwe Bergmann, Laudator, Architekt und Partner bei BIG New York, Preisträger des Hochhauspreises 2016. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kai-Uwe Bergmann, Laudator, Architekt und Partner bei BIG New York, Preisträger des Hochhauspreises 2016. © Foto: Diether v. Goddenthow

Laudator Kai-Uwe Bergmann, Architekt und Partner bei BiG New York, Preisträger Hochhauspreises 2016, unterstrich unter anderem, dass der Torre Reforma das Gebäudewar, das sowohl die Ingenieure als auch die Architekten in der Jury am stärksten begeisterte – als meisterhafter Ausdruck eines neuen Nachdenkens über das Hochhaus und somit als würdiger Preisträger. Es sei ein Gebäude, das in den Augen der gesamten Jury all das verkörpert, was sich Benjamín Romano selbst zum Ziel gesetzt habe: Nachhaltigkeit, modernste Technologie und gut strukturierte Räume kunstvoll miteinander zu verbinden.

Ensemble Modern : Ueli Wiget (Klavier), Christian Hommel (Oboe) und Johannes Schwarz (Fagot). © Foto: Diether v. Goddenthow
Ensemble Modern : Ueli Wiget (Klavier), Christian Hommel (Oboe) und Johannes Schwarz (Fagot). © Foto: Diether v. Goddenthow

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Hochhaus-Preispartner „Ensemble Modern“

Der Internationale Hochhaus Preis wurde 2003 gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank initiiert und 2004 zum ersten Mal vergeben. Seitdem wird er alle zwei Jahre kooperativ organisiert und finanziert. Somit fand in diesem Jahr die Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche zum achten Mal statt.
Der IHP richtet sich an Architekten und Bauherrn, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden. Auf dem Weg zur Entscheidung ging es in der breiten Diskussion der Jury unter anderem darum, wie ein Hochhaus zum Stadtgefüge und urbanen Leben beiträgt. Darüber hinaus wurden unter anderem folgende Aspekte analysiert: die übergreifende Aussage, die skulpturalen Qualitäten, das statische Konzept, die Nutzungsmischung sowie die Balance zwischen Wirtschaft und Kultur.

Sonderausstellung: Best Highrises 2018/19 Internationaler Hochhaus Preis 2018

Deutsches Architektur Museum: © Foto: Diether v. Goddenthow
Deutsches Architektur Museum: © Foto: Diether v. Goddenthow

Heute Abend findet im Deutschen Architektur-Museum die Vernissage zur Sonderausstellung “Best Highrises 2018/19 Internationaler Hochhaus Preis 2018“ statt. Mit dieser Ausstellung präsentiert das Deutsche Architekturmuseum nicht nur den Preisträger und die Finalisten, sondern alle 36 nominierten Projekte. Die Ausstellung geht vom 3. November 2018 bis 3. März 2019 in Frankfurt zeigt,

Ausstellungs-Flyer