Frankfurter Buchmessen-Feeling ist zurück – Großer Andrang bereits am 19.Oktober 2022

Nach zwei Corona-Jahren mit begrenztem Zugang hat die Frankfurter Buchmesse vom 19. bis zum 23. Oktober 2022  ihre Tore wieder geöffnet. © Foto: Diether von Goddenthow
Nach zwei Corona-Jahren mit begrenztem Zugang hat die Frankfurter Buchmesse vom 19. bis zum 23. Oktober 2022 ihre Tore wieder geöffnet. © Foto: Diether von Goddenthow

Nach der feierlichen Eröffnung mit dem spanischen Königspaar König Felipe VI und Königin Letizia und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Messevorabend, hatte am 19.10.2022 der weltweit größte Marktplatz für Bücher – umrahmt von einem gewaltigen Kultur- und Leseprogramm – seine Pforten für Fachbesucher und ab Freitag auch für die Allgemeinheit geöffnet.

Der große Run auf die Bücher schon am ersten Morgen. © Foto: Diether von Goddenthow
Der große Run auf die Bücher schon am ersten Morgen. © Foto: Diether von Goddenthow

Schon am frühen Morgen strömten die Gäste in großer Menge auf die weltweit größte Bücherschau. Bereits hier zeichnete sich ab, dass es nach den beiden Jahren mit Zugangsbeschränkungen endlich wieder eine relativ „ normale“ Frankfurter Buchmesse werden würde, fast so wie früher: noch etwas abgespeckt, aber mit spannenden Lesungen, Diskussionen, Gesprächen, Preisverleihungen und einer überall anzutreffenden Betriebsamkeit, ob in den Hallen, auf der Agora, an den Veranstaltungsbühnen von ARD, ZDF, Kulturradio Frankfurt oder der Verlage und im Ehrengast-Pavillon der Spanier.

Programmatisch tritt Spanien vor allem im Ehrengast-Pavillon (Forum Ebene 1) in Erscheinung, wo Besucher unter dem Motto „Creatividad Desbordante – Sprühende Kreativität“ auf Expedition gehen können.  Dem Gesamtkonzept liegt die „Theorie der Kirschen“ der Schriftstellerin Carmen Martín Gaite (1925-2000) zugrunde: „Geschichten sind wie Kirschen. Wer in eine Schale mit Kirschen hineingreift, wird niemals nur eine einzelne Frucht erwischen.“ © Foto: Diether von Goddenthow
Programmatisch tritt Spanien vor allem im Ehrengast-Pavillon (Forum Ebene 1) in Erscheinung, wo Besucher unter dem Motto „Creatividad Desbordante – Sprühende Kreativität“ auf Expedition gehen können. Dem Gesamtkonzept liegt die „Theorie der Kirschen“ der Schriftstellerin Carmen Martín Gaite (1925-2000) zugrunde: „Geschichten sind wie Kirschen. Wer in eine Schale mit Kirschen hineingreift, wird niemals nur eine einzelne Frucht erwischen.“ © Foto: Diether von Goddenthow

Der Herzstück des Ehrengast-Auftritts der Spanier, deren letzte Teilnahme als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse einunddreißig Jahre zurückliegt, ist der farbenfrohe Ehrengast-Pavillon im Forum Halle 1. Hier erwarteten Besucher spannende Begegnungen mit Spaniens renommiertesten Autorinnen /Autoren und neuen literarischen Stimmen bei Lesungen und Diskussionsveranstaltungen sowie Musik- und Theaterperformances spanischer Künstlerinnen und Künstler.

Einer der ersten Gäste im Ehrengastpavillon war Mittwochmorgen der spanische König Felipe VI. mit Gattin Königin Letizia, die sich in Begleitung von Bundeskulturministerin Claudia Roth und Buchmessen-Direktor Jürgen Boos unter die Fachbesucher gemischt hatten, um sich zunächst in Halle 4 einen Eindruck von den Messeständen der internationalen und wissenschaftlichen Verlage zu verschaffen.

Der spanische König Felipe VI. mit Gattin Königin Letizia © Foto: Diether von Goddenthow
Der spanische König Felipe VI. mit Gattin Königin Letizia © Foto: Diether von Goddenthow

Anschließend besuchte das Königspaar den Ehrengast-Pavillon ihres Landes im Forum der Halle 1. Dabei Überquerte das Königspaar die Agora vorbei an der Open-Air-Sonderausstellung spanischer, flandrischer, italienischer und deutscher Renaissance-Malerei. Dieser Bilderschau soll Appetit auf mehr machen und eine Einladung in Prado Madrid und zu vielen anderen Kulturschätzen Spaniens sein. Schon am Vorabend der Buchmessen-Eröffnung hatte der spanische König Felipe VI für die Demokratie und das europäische Projekt geworben. In seiner Ansprache hatte der spanische König den Weg, den Spanien seit der Franco-Diktatur hin zu Freiheit und Demokratie genommen habe, gewürdigt. Deutschland und Spanien vereine Freundschaft für das Engagement für das Europäische Projekt.

Moderatorin Shahrzad Osterer, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg  und Shila Rebecca Behjat, frühere ARD-Korrespondentin in Teheran © Foto: Diether von Goddenthow
Moderatorin Shahrzad Osterer, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Shila Rebecca Behjat, frühere ARD-Korrespondentin in Teheran © Foto: Diether von Goddenthow

Während  der „royale Tross“ vorbeizog, diskutierten nur eine Zeltwand weit davon entfernt im Frankfurt Pavilion  Frankfurt Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg mit Shila Rebecca Behjat, frühere ARD-Korrespondentin in Teheran, und der Moderatorin Shahrzad Osterer über die „Revolution der Frauen im Iran: „Frau. Leben. Freiheit.“ Es ging um die Hintergründe des Todes der jungen Kurdin Mahsa Jhina Amini in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen falsch getragenem Schleier von der Religionspolizei verhaftet worden war. Das hatte weltweit eine Welle des Protests und der Solidarität mit den Iranerinnen ausgelöst. Hunderttausende Demonstranten gingen und gehen unter Folter- und Todesgefahr im Iran auf die Straßen, um gegen die staatliche Unterdrückung zu protestieren. Ihre Sache wird mittlerweile von Politikern, Journalisten und Intellektuellen auf der ganzen Welt unterstützt. „Das darf uns nicht kaltlassen. (..) Deutschland und Europa dürfen diese Frauen nicht alleine lassen, sie brauchen uns“, so Nargess Eskandari-Grünberg. Deswegen wäre es wichtig, wenn auch die gesamte deutsche Frauenbewegung der Revolution der Frauen im Iran Rückendeckung gäbe, etwa auch, indem sie das Kopftuch als das, was es ist, nämlich als Unterdrückungs-Instrument der Frauen benennt.

. Treibende Kraft seien die Frauen und die Generation Z. "Diese Generation ist unglaublich unerschrocken." So gebe es kein Angebot an das Regime mehr, sondern einzig die Forderung nach einem "Regime-Change". © Foto: Diether von Goddenthow
. Treibende Kraft seien die Frauen und die Generation Z. „Diese Generation ist unglaublich unerschrocken.“ So gebe es kein Angebot an das Regime mehr, sondern einzig die Forderung nach einem „Regime-Change“. © Foto: Diether von Goddenthow

In der sich hieran anschließenden Veranstaltung diskutierte PEN Berlin in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse mit Natalie Amiri, Cinur Ghaderi, Behzad Karim Khani, Omid Nouripour MdB, Deniz Yücel und der Moderation Doris Akrap über die Frage „Iran – wo lang? Der Aufstand gegen das Mullah-Regime, und was der Rest der Welt tun kann“. Messedirektor Juergen Boos hatte die Diskutanten und die Gäste und Spontan-Demonstrantinnen im Frankfurt Pavilion begrüßt.

06_Performance-254 © Foto: Diether von Goddenthow
06_Performance-254 © Foto: Diether von Goddenthow

Wie ein übergroßer Stolperstein, legte sich die ukrainische Künstlerin Maria Kulikovska zu einem stillen Protest auf auf die Agora mitten auf dem Messegelände, umhüllt mit der ukrainischen Flagge. Es war die Wiederaufführung ihrer in St. Petersburg nicht genehmigten Performance „254“, bei der sie sich wie verwundet auf die Stufen eines Museums gelegt hatte.

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

In Halle 3.1 hatte der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels zu einem Auftaktempfang geladen, um das Augenmerk des internationalen Lesepublikums auf seine Buchszene mit bekannten Autoren und Autorinnen wie Eva und Robert Menasse, Heinrich Steinfest usw, und neuen literarischen Stimmen sowie hochkarätigen Verlagen zu lenken.  Das ungewöhnliche Motto als bewusster Gegenbegriff zum tief verwurzelten „mia san mia“ markiere dabei die Qualität in der Vielfalt, die Österreichs mehrsprachige, multikulturelle und multireligiöse literarische Landschaft mit 350 unabhängigen Verlagen auszeichne.

Literaturkritiker Denis Scheck im Gespräch mit dem Chronist einer surrealen Wirklichkeit Heinrich Steinfest über sein neues Werk "Der betrunkene Berg" © Foto: Diether von Goddenthow
Literaturkritiker Denis Scheck im Gespräch mit dem Chronist einer surrealen Wirklichkeit Heinrich Steinfest über sein neues Werk „Der betrunkene Berg“ © Foto: Diether von Goddenthow

Auf der ARD-Bühne im Forum, Ebene 0, präsentierte und kommentierte, Denis Scheck neueste Comics, Familien- und Reiseromane bis hin zu Nobelpreisliteratur. Zu Gast war unter anderem Heinrich Steinfest mit seinem neuen im Piper-Verlag erschienen Werk „Der betrunkene Berg“, indem er über menschliche Abgründe und Aufstiege spannend ermitteln lässt.

Dr. Sabine Baumann dankt für die Ehrung mit der Übersetzerbarke VdÜ   © Foto: Diether von Goddenthow
Dr. Sabine Baumann dankt für die Ehrung mit der Übersetzerbarke VdÜ © Foto: Diether von Goddenthow

In Halle 4  verlieh der Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer u. wissenschaftlicher Werke e.V. die Übersetzerbarke VdÜ   an die im Frankfurter Schöffling-Verlag tätige Verlagslektorin und literarische Übersetzerin Dr. Sabine Baumann durch Marieke Heimburger. Dr. Baumann betreut als Chefredakteurin das Fachblatt Übersetzen und gehörte im Juni 2022 zu den Gründungsmitgliedern des PEN Berlin.

vli.:Autorin Ananda Klaar und Autorin Livia Gerster mit Moderatorin Jasmin Schreiber © Foto: Diether von Goddenthow
vli.:Autorin Ananda Klaar und Autorin Livia Gerster mit Moderatorin Jasmin Schreiber © Foto: Diether von Goddenthow

Mit scharfer Zunge ging es wieder in der Gesprächsreihe „SHEROES: Wir – für Alt und Jung!“ zur Sache. Es  diskutierten die FAZ-Journalistin Livia Gerster über ihre Publikation „Die Neuen: Eine Generation will an die Macht“ (C.H.Beck) und die 18jährige Ananda Klaar über ihre Neuerscheinung „Nehmt uns endlich ernst! Ein Aufschrei gegen die Übermacht der Alten“ (Piper). Junge Menschen fühlten sich in der Politik oft nicht gehört, weswegen sie ihr Wut-Buch geschrieben habe. Der Vorschlag, die jungen Leute sollten doch vor Ort in den Parteien ihre Anliegen voranbringen, so wie es in demokratischen Prozessen üblich sei, wollte sie nicht gelten lassen, weil das zu lange dauere, da die Baby-Boomer (50 bis 70jährigen) dort dominierten. Dass zur Zeit noch nie so viele Jüngere im Bundes Wird sich das mit dem Generationswechsel im Bundestag ändern? Darüber diskutieren Klimaaktivistin Ananda Klaar und FAZ-Journalistin Livia Gerster bei

Dörte Hansen © Foto: Diether von Goddenthow
Dörte Hansen © Foto: Diether von Goddenthow

Am Stand des Zeit-Verlages treffen wir Dörte Hansen im Gespräch mit Volker Weidermann über ihren dritten Roman „Zur See“, der zurzeit Nr. 1 auf der Spiegelbestsellerlist rangiert. Hierin schildert die Autorin, zurzeit auch Stadtschreiberin der Stadt Mainz, die Geschichte einer alteingesessenen Insel-Familie. Die Familienmitglieder, allesamt eng mit der Insel verbunden, leben jedoch komplett nebeneinander her. Was manchen vielleicht als Mangel an gegenseitiger menschlicher Empathie und Nähe erscheinen mag. kann für manch anderen, eher introvertierten Typen und Eigenbrötler durchaus eine glücklichere Lebensweise sein.

Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein wird herzlich begrüßt von Dietlind Grabe-Bolz, Vorsitzende des Hessischen Literaturrats u. Geschäftsführerin Madelin Rittner (Bild mitte) © Foto: Diether von Goddenthow
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein wird herzlich begrüßt von Dietlind Grabe-Bolz, Vorsitzende des Hessischen Literaturrats u. Geschäftsführerin Madelin Rittner (Bild mitte) © Foto: Diether von Goddenthow

Hessens  Ministerpräsident Boris Rhein startete  seinen Rundgang auf der Buchmesse am Hessischen  Gemeinschaftsstand „Literatur in Hessen“. Er war es, der einst in seiner Funktion als hessischer Kunst- und Kulturminister diesen Gemeinschaftsstand „Literatur in Hessen“ zur Frankfurter Buchmesse 2018 ins Leben gerufen hatte.  Boris Rhein hatte auch noch der im selben Jahr den Hessischen Verlagspreis  „Literatur in Hessen“ ins Leben gerufen. Der Hessische Gemeinschaftsstand versteht sich als Plattform, um hessische Verlage, Autoren und Autorinnen zu unterstützen, ihre Programme und Werke auch auf der weltweit größten Plattform für Bücher den Messebesuchern präsentieren zu können. Dietlind Grabe-Bolz, Vorsitzende des Hessischen Literaturrats, und  Geschäftsführerin Madelin Rittner sowie Andrea Wolf, Geschäftsführerin des Börsenvereins Hessen, Rheinland, Saarland, hießen den Ministerpräsidenten herzlich willkommen und fachsimpelten mit ihm über die gegenwärtig schwierige Entwicklung auf dem Buchmarkt, insbesondere über die sich dramatisch zuspitzende Situation des – ohnehin durch zwei Coronajahre –  gebeutelten stationären Buchhandel.

Gute Buchmessenstimmung wie vor der Pandemie, auf dem Hessischen Gemeinschaftsstand "Literatur in Hessen", hier bei einer Lesung der Autorin Felicitas Hoppe im Gespräch mit  Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Unter den Zuhörerinnen Ayse Asar  2012 © Foto: Diether von Goddenthow
Gute Buchmessenstimmung wie vor der Pandemie, auf dem Hessischen Gemeinschaftsstand „Literatur in Hessen“, hier bei einer Lesung der Autorin Felicitas Hoppe im Gespräch mit Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Unter den Zuhörerinnen Ayse Asar 2012 © Foto: Diether von Goddenthow

Etwas später gesellte sich Ayse Asar, die hessische Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, hinzu. Gemeinsam hatte sie mit Lothar Wekel, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels-Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V., und Dietlind Grabe-Bolz zum Empfang am Hessischen Gemeinschaftsstand gegen 16.00 Uhr eingeladen.

Staatssekretärin Ayse Asar, Autorin Felicitas Hoppe u.Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung © Foto: Diether von Goddenthow
Staatssekretärin Ayse Asar, Autorin Felicitas Hoppe u.Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung © Foto: Diether von Goddenthow

Asar kam aber extra früher um dem Gespräch und der Lesung der Autorin und Büchner-Preisträgerin 2012 Felicitas Hoppe mit Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, beiwohnen konnte.  Die Staatssekretärin betonte, dass es nach über zwei Jahren coronabedingten Beschränkungen mit vielen einschneidenden Konsequenzen für das Verlagswesen, für Autoren und Autorinnen und für Kulturveranstaltungen „uns im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst ein großes Anliegen“ sei, „Verlage in Hessen in ihrer Sichtbarkeit und kulturellen Bedeutung zu stärken“, „Es ist ein schönes Gefühl, am Hessischen Gemeinschaftsstand wieder Literatur live zu erleben. Denn trotz Krisenzeiten gilt weiterhin: Hessens literarisches Erbe ist immens. Wir haben eine starke Literaturförderung mit Veranstaltungsreihen, Schreibwettbewerben, Schreibworkshops, Leseförderprojekten, Literaturpreisen und Autorenstipendien. All das wollen wir den Menschen zeigen. Zudem gibt es in Hessen viele kleine Verlage, die eine große kulturelle Bandbreite und viele Themen abdecken. Vor allem ihnen wollen wir mit dem Gemeinschaftsstand die Möglichkeit geben, ihr Programm auf dem Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Vielen wäre das aufgrund der Standmieten sonst nicht möglich.“, so die hessische Staatssekretärin.

Auf dem blauen sofa Dona Leon im Gespräch mit Michael Sahr © Foto: Diether von Goddenthow
Auf dem blauen sofa Dona Leon im Gespräch mit Michael Sahr © Foto: Diether von Goddenthow

Auf dem Blauen ZDF-Sofa in Halle 3  und am Donnerstagabend bei der Lesung  im Congresscenter stellte Bestseller-Autorin Donna Leon ihre Autobiografie „Ein Leben in Geschichten“, erschienen bei Diogenes, vor. Dieses Mal ging es nicht um einen Kriminalfall oder um die  in Venedig spielende deutsche Krimireihe Donna Leon mit Commissario-Brunetti (Uwe Kockisch) und Vice Questore Giuseppe (Michael Degen). Dieses Mal plauderte die Grand Dame des Krimi-Genres über ihr turbulentes Leben. Am Buchmessen-Mittwoch war sie 80 Jahre alt geworden, was man ihr wirklich nicht anmerkt.  „Es war ein Leben, das keinen Ehrgeiz hatte, kein Ziel, das sich einfach so entwickelt hat“, so Donna Leon, die es als ein Glück empfand, dass er Erfolg erst so spät in ihr Leben kam, da man mit 50 immun dagegen sei, den eigenen Erfolg allzu ernst zu nehmen. Sie trägt den Humor auf ihrer Zunge, und amüsierte ihr Publikum mit kleinen spitzen Pointen und viel Selbstironie. Die Welt brauchte mehr Menschen wie sie, Menschen, die sich nicht so wichtig nehmen.

Am Nachmittag verlieh im Frankfurt Pavilion der HOFFMANN UND CAMPE Verlag der Frankfurter Buchmesse den Julius-Campe-Preis 2022 für ihre Verdienste um die Literatur. Tim Jung, verlegerischer Geschäftsführer von HOFFMANN UND CAMPE, würdigte die Messe mit den Worten: »Die Frankfurter Buchmesse überführt Geschichten, Ideen, Argumente und Meinungen in eine gesellschaftliche Erfahrung. Damit ist sie von herausragender Bedeutung für die Vermittlung und für das Verständnis der Literaturen unserer Welt.«

Kulturministerin Claudia Roth (r) gratuliert dem Buchmesseteam zum Julius-Campe-Preis 2022 © Foto: Diether von Goddenthow
Kulturministerin Claudia Roth (r) gratuliert dem Buchmesseteam zum Julius-Campe-Preis 2022 © Foto: Diether von Goddenthow

Claudia Roth, MdB und Staatsministerin für Kultur und Medien, erklärte in ihrer Laudatio: »Die Frankfurter Buchmesse ist längst ein Synonym für gelingende Literaturvermittlung und das weltweit bedeutendste Forum für Literatur. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren hat sie in der Pandemie Herausragendes geleistet und mit der Entwicklung neuer Formate den unverzichtbaren Austausch in der Buchbranche aufrechterhalten.« Im Anschluss an die Laudatio überreichte Tim Jung dem Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, die Preisurkunde.
Der Preis ist benannt nach Julius Campe (1792-1867), der zu den größten Verlegern der deutschen Geschichte zählt. Als Entdecker von Heinrich Heine und als mutiger Förderer der Autoren des »Jungen Deutschlands« wurde er zum Inbegriff des idealistischen Verlegers, der literarische Entdeckungsfreude mit gesellschaftlichem Engagement vereint. Die Julius-Campe-Preisträger der vergangenen Jahre: 2019: Mara Delius, 2018: Christian Petzold. 2017: Staatsministerin Prof. Monika Grütters, 2016: Das Netzwerk der Literaturhäuser, 2015: Denis Scheck, 2014: Buchhandlungskooperation 5 plus, 2013: Felicitas von Lovenberg, 2012: Petra Roth, 2011: Roger Willemsen, 2010: Elke Heidenreich, 2009: Elisabeth Niggemann, 2008: Wendelin Schmidt-Dengler (posthum), 2007: Klaus Reichert, 2006: Michael Naumann, 2005: Jan Philipp Reemtsma, 2004: Joachim Kaiser,2003: Heinrich Detering, 2002: Martin Walser.

vli. Barbara Vinken, Sandra Kegel, Gert Scobel  u. Katrin Schumacher © Foto: Diether von Goddenthow
vli. Barbara Vinken, Sandra Kegel, Gert Scobel u. Katrin Schumacher © Foto: Diether von Goddenthow

In Halle 3.1 diskutierte auf dem blauen sofa das „ZDF-Buchzeit-Team“,  die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher mit Gert Scobel über die neuen Bücher von Monika Fagerholm (Wer hat Bambi getötet), Johan Harstad (Auf frischer Tat), Behzad Karim Khani (Hund, Wolf, Schakal) und Andrej Kurkow (Samson und Nadjeschada).

Impression von der 74. Frankfurter Buchmesse © Foto: Diether von Goddenthow
Impression von der 74. Frankfurter Buchmesse © Foto: Diether von Goddenthow

Zwei Gänge weiter hatte der Gemeinschaftsstand des Bundeslandes Thüringen eingeladen: Im Auftrag des Thüringer Wirtschaftsministeriums wird, ähnlich wie bei „Literatur in Hessen“, thürinigschen Verlagen, Medien- und Kreativunternehmen preiswert eine prominente Plattform angeboten, auf der sie sich mit ihren Neuerscheinungen und ihrem Angebot auf dem weltweit bedeutendsten Handelsplatz für Bücher, Medien, Rechte und Lizenzen präsentieren können.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)