Das Römische Imperium lebt – Großartige Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ vom 25.6. bis 27.11.22 in Trier eröffnet

Impression der Sonderausstellung "Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst" im Rahmen der Landesausstellung "Der Untergang des römischen Reichs". © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“ im Rahmen der Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reichs“. © Foto Diether von Goddenthow

Gleich drei führende Trierer Museen widmen sich im Rahmen der großen rheinland-pfälzischen Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reichs“ vom 25. Juni bis 27. November 2022 zum ersten Mal dem kulturellen Erbe und Niedergang des weströmischen Imperiums zwischen zirka 350 n. Chr.  und 500 n. Chr.  Am 24.06.22 eröffnete Ministerpräsidentin Malu Dreyer, zugleich Schirmherrin der Römerschau,  gemeinsam mit Roger Lewentz, Minister des lnnern und für Sport Rheinland-Pfalz, Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier, Generalvikar Ulrich von Plettenberg und Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, und rund 800 geladenen Gästen aus Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft in der Konstantinbasilika die große Römer-Ausstellung. Sie belegt einmal mehr, dass das römische Reich, obgleich einst formal untergegangen, in Wirklichkeit nie aufgehört hat zu existieren.

Neben den Habsburgern war es vor allem Napoleon, der wie kaum jemand zuvor Wert legte auf imperiale Auftritte mit römisch inspiriertem Ornat. © Foto Diether von Goddenthow
Neben den Habsburgern war es vor allem Napoleon, der wie kaum jemand zuvor Wert legte auf imperiale Auftritte mit römisch inspiriertem Ornat. © Foto Diether von Goddenthow

Schon seit dem frühen Mittelalter verstanden sich die Herrscher als Bewahrer und Erneuerer Roms. Insbesondere mit dem „Heiligen Römischen Reich“ wurden Ansprüche auf Macht und Geltung in vielfältiger Weise formuliert, symbolisiert und legitimiert.  Neben den Habsburgern, die sich augenfällig der Rom-Propaganda bedienten,  war es vor allem Napoleon, der wie kaum jemand zuvor Wert legte auf imperiale Auftritte mit Lorbeerkranz und römisch inspirierten Ornat. Und selbst der russische Herrschertitel „Zar“, den die Nachfolger des Großfürsten von Moskau Iwan III  1547 einführten, leitete sich vom lateinischen Caesar ab, wobei gleichzeitig die Übernahme des byzantinischen Doppeladlers samt byzantinischen Hof- und Krönungszeremoniells erfolgte.  Später entwickelte der Mönch Filofej hier auch die konsistente Theorie des „Dritten Roms“.   Dies und vieles mehr, können Besucher in den drei Standorten  der großen Römerschau und in den wunderbaren Begleitkatalogen zur Ausstellung erfahren.

 

Der Untergang des Römischen Reiches

Sylvestre: Die erste Plünderung Roms. Sein Gemälde fasst die verbreitete Vorstellung des 19. Jahrhunderts vom Untergang Roms zusammen: Beobachtet von ihrem Anführer Alarich, bekleidet mit Tierfellen und Hörnerhelm, stürzt eine Horde barbarischer Krieger eine klassische Statue im Zentrum des dekadenten Hauptstadt.  Drängen sich da nicht  gewisse Assoziation aus Trumps Amerika auf, Bilder vom Sturm auf das Weiße Haus samt "Hörnermann"?  © Foto Diether von Goddenthow
Sylvestre: Die erste Plünderung Roms. Sein Gemälde fasst die verbreitete Vorstellung des 19. Jahrhunderts vom Untergang Roms zusammen: Beobachtet von ihrem Anführer Alarich, bekleidet mit Tierfellen und Hörnerhelm, stürzt eine Horde barbarischer Krieger eine klassische Statue im Zentrum des dekadenten Hauptstadt. Drängen sich da nicht gewisse Assoziation aus Trumps Amerika auf, Bilder vom Sturm auf das Weiße Haus samt „Hörnermann“? © Foto Diether von Goddenthow

Als zentrale historische Ausstellung zeigt das Rheinische Landesmuseum Trier die entscheidende, wenn auch wenig bekannte Epoche des Römischen Reiches im 4. und 5. Jahrhundert. Anhand internationaler Spitzenexponate entsteht ein lebendiges Bild vom Zerfall des lmperium Romanum und seinen Ursachen.
Dazu zählen zweifellos die blutigen, innerrömischen Machtkämpfe zwischen den römischen Kaisern und ihren Widersachern, die aber nicht allein das Ende des lmperiums besiegelten. Die schleichend schwindende kaiserliche Zentralgewalt bringt neue machthungrige Widersacher wie regionale Warlords ins Spiel. Neben den zunehmend chaotischen Machtverhältnissen ist es auch die wechselvolle Beziehung zwischen Barbaren und Römern, die sich verhängnisvoll entwickelt. Die traditionell unter dem Begriff Völkerwanderung gefassten Prozesse und Ereignisse werden im Ausstellungsrundgang unter Berücksichtig ung neuester Forschungsergebnisse in ihren historischen Kontext gesetzt. Die spannende Ausstellung illustriert verständlich die zahlreichen Faktoren und Ursachen, die zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben. Sie verdeutlicht zudem, welche römischen Traditionen im Übergang zwischen prunkvoller Spätantike und vermeintlich dunklem Frühmittelalter verloren gingen oder in gewandelter Form fortleben konnten.

Ausstellungsrundgang

Impression der Sonderausstellung "Niedergang eines Imperiums" im Rahmen der Landesausstellung "Der Untergang des römischen Reichs" © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Niedergang eines Imperiums“ im Rahmen der Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reichs“ © Foto Diether von Goddenthow

Bereits vom Lichtkonzept her überzeugt die Ausstellung, deren 14 bespielte Räume analog zum dargestellten Verfall des Römischen Reiches sich zusehends verdunkeln, so dass „wir, wenn das Römische Reich untergegangen ist, mehr oder weniger in einem dunklen letzten Raum stehen“, erläutert Dr. Marcus Reuter, Direktor Rheinisches Landesmuseum Trier, GDKE, bei der Pressekonferenz. Das habe zur Folge, „dass jeder der 14 Räume eine eigene Stimmung hat, nicht nur farblich, auch architektonisch, und das, was gezeigt wird, ist ganz großes Kino, ohne die tollen Spitzenexponate zu absorbieren, ganz im Gegenteil. Diese Highlights aus über 80 verschiedenen Museen und 20 verschiedenen Länder kommend, sind wirklich Spitzenexponate, die werden von der Ausstellungsarchitektur nicht absorbiert, sondern inszeniert“, so Reuter sichtlich stolz.

Inhaltlich beschäftigt sich die Ausstellung im Rheinisches Landesmuseum mit einem Zeitraum von 350 Jahren, etwa der Zeit von  350 n. Chr. beginnend, und endet so in der Zeit kurz vor 500 n. Chr., als das römische Reich untergegangen ist. Das sei natürlich eine große Herausforderung, einen solchen langen Zeitraum in einem meist etwa 90minütigen Besucherrundgang zu formen, unterstreicht der Museumsdirektor. Aber das ist wirklich sehr gut gelungen.

In den ersten noch hellen Räumen wird eine Art Bestandsaufnahme des spätrömischen Reiches gemacht, als sich alles noch in einigermaßen guter Ordnung befand. Die Ausstellungsmacher versuchen den Besucher aufzuzeigen, was neu ist in der Spätantike. Es habe sich zu dieser Zeit gegenüber der Antike sehr vieles geändert gehabt. So gab es etwa eine neue Währung, es gab Finanzreformen, aber auch einschneidende Verwaltungs- und Militär-Reformen.
Das Wichtigste war aber: Plötzlich regierte nicht mehr ein Kaiser, sondern mindestens vier Kaiser, die für das Reich Sorge tragen. Und die bis zu vier Kaiser, die residieren nicht mehr in Rom, sondern in den jeweiligen Reichshallen, erklärt der Museumsdirektor.

Zu der Bestandsaufnahme gehöre auch „ein Blick auf das spätrömische Militär, das ganz anders daherkommt als es noch in früheren Zeiten der Fall war.“ So gibt es keinen Schienenpanzer und rechteckigen Schild mehr, und auch die Helme und zahlreiche Waffen hatten sich verändert.

 

Nach dieser Bestandsaufnahme in den ersten drei Räumen, wie denn das spätantike römische Reich aussieht, wie es funktioniert, beschäftigen sich weitere Räume schwerpunktmäßig mit den Hauptfaktoren des Untergangs. Da existieren verschiedene Theorien, etwa die der sogenannten Völkerwanderung. Das sei „ein Begriff der heute sehr, sehr kritisch gesehen wird. Denn wir wissen: es waren nicht komplette Völker, die gewandert sind, sondern Personengruppen, die sich auch immer wieder neu formierten, und wieder trennten und neu dann zusammenfanden. Und es ist auch unser Anliegen, den Besuchern klarzumachen: Franken, Goten oder Alamannen, das waren Begriffe, die die Römer geprägt haben. Wie sich diese Personengruppen selbst bezeichnet haben, das wissen wir nicht.“, so Reuter.

Dann folgt ein Raum, der sich mit dem Thema „römische Bürgerkriege“ auseinandersetzt, „eine Folge des Mehrkaisertums. Diese Kaiser sind sich untereinander nicht immer grün, sehr oft wird versucht, die alleinige Herrschaft zu erringen, und so marschieren römische Heere eigentlich immer häufiger gegeneinander“, so Reuter. Das drücke sich auch in einer großen digitalen Schlachtenkarte aus, wo die gesamten Schlachten der Spätantike einmal kartiert worden sind. Und wenn man sähe, „was in den letzten 100 Jahren des römischen Reiches für Schlachten geschlagen wurden, dann war fast jedes Jahr an irgendeiner Stelle des Imperiums Krieg. Es betraf vor allem das weströmische Reich. Es wird einem optisch deutlich, weshalb das römische Reich untergegangen ist. Und dass es vorwiegend politische Probleme gewesen sind.“ unterstreicht der Museumsdirektor.

Die Plünderung und Zerstörung Roms im Jahr 410 n. Chr. war ein traumatisches Ereignis für die gesamte antike Welt damals, was sich auch in sehr vielen, mitunter widersprüchlichen schriftliche Überlieferungen dieses Ereignisses gezeigt habe. Dieses Ereignis wird mit einem Flammenmeer, projiziert auf eine sich bewegende Projektionsfläche, in einem abgedunkelten rotem Raum dargestellt. Hier werden auch „die einzigen archäologischen Funde, die wir von der Zerstörung oder Plünderung Roms haben“ gezeigt, so Reuter, „nämlich verschmolzene Münzen vom Römischen Forum, die erst vor wenigen Jahren als solche identifiziert worden sind“. Es sei quasi eine Weltpremiere.

Als die Vandalen Nordafrika erobern, geht es Rom verloren und damit große Teile der Getreideversorgung, wodurch die Brotpreise in Rom in die Höhe schnellten. Zudem gab es Steuerausfälle. © Foto Diether von Goddenthow
Als die Vandalen Nordafrika erobern, geht es Rom verloren und damit große Teile der Getreideversorgung, wodurch die Brotpreise in Rom in die Höhe schnellten. Zudem gab es Steuerausfälle. © Foto Diether von Goddenthow

Im nächsten Raum blicken die Besucher auf das römische Nordafrika. Es gibt tolle Leihgaben aus Tunesien. Afrika habe beim Untergang eine wichtige Rolle gespielt. So seien schlagartig die Getreide- und Steuer-Versorgung aus Nordafrika zusammengebrochen, als die Vandalen diese Provinzen erobern. Nordafrika war eine sehr reiche Provinz – aber das bricht schlagartig ab. Während das Leben für die Menschen dort ohne nennenswerten kulturellen Bruch relativ unverändert weiter geht und die Mosaikkunst gar weiterhin blüht, bricht in Teilen des römischen Reichs die Versorgung ein mit dramatischen Folgen, etwa für den Brotpreis.

Im nächsten, schon recht dunkeln Raum, wird ein kleiner Blick auf das Christentum gerichtet, das ja hauptsächlich im Dommuseum thematisiert wird. Hier wird sehr gut die zunehmende Wichtigkeit der Bischöfe in politischen Rollen aufgezeigt. Denn der Kaiserliche Machtverlust schafft ein Vakuum, gerade im Verwaltungsbereich, in dass dann auch die Kirche massiv hineindrängt und auch zunehmend römische Verwaltungsaufgaben übernimmt, so Reuter.

Ganz zum Schluss wird noch einen Blick auf das römische Trier geworfen und hinterfragt, was hier in Trier im 5. Jahrhundert passiert ist. Aufgezeigt werden die sehr unterschiedlichen Entwicklungen, Kontinuitäten wie auch Veränderungen und Transformationen. Es sei ein sehr widersprüchliches Bild, „was wir hier zeichnen können, aber ein ganz anderes als eben in Nordafrika, wo alles erstmal weiterlief. Das war so in Trier hier nicht der Fall. An diesem Beispiel zeige sich, „dass die Folgen des Untergangs des Römischen Reiches in den einzelnen Regionen ganz unterschiedlich verlaufen konnte“, so Reuter.

Im letzten schwarzen Raum, symbolisiert ein überdimensionierter leerer Thron den völligen Machtverlust der Römischen Kaiser im Jahr 476 n. Chr. Die Macht des römischen Kaisers ist dahin geschwunden. Ein achtjähriges Kind  hat die Kaiserwürde inne, bis der germanische Anführer Odoaker diesen letzten römischen (Kinder-)Kaiser absetzt. Er fand es nicht mal nötig, dieses Kind zu töten, sondern sendet die kaiserlichen Insignien der Macht an den oströmischen Kaiser in Konstantinopel mit der Botschaft: Ein weströmischen Kaiser wird nicht mehr gebraucht!. Der Kinderkaiser ging quasi in „Vorruhestand“.

Hinter dem Thron gibt es noch einen kleinen Ausblick über die Geschehnisse, was nach dem Ende des weströmischen Reiches geschah, natürlich geht das Leben weiter, wenn auch formal nicht mehr unter römischer Herrschaft.

Museum am Dom Trier

Ausstellungsimpression - Bau-Geschichte des Trierer Doms, anhand derer sich die wachsende Rolle des Christentums und seiner Bischöfe nach dem Untergang des römischen Reiches einmal mehr zeigt. © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression – Bau-Geschichte des Trierer Doms, anhand derer sich die wachsende Rolle des Christentums und seiner Bischöfe nach dem Untergang des römischen Reiches einmal mehr zeigt. © Foto Diether von Goddenthow

lm Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu. Der Blick des Museums am Dom richtet sich insbesondere auf die Mosel- und Rheinregion von den Anfängen des Christentums bis ins 7. Jahrhundert. Die Ausstellung vermittelt örtliche Kontinuitäten und Brüche in der Weitergabe der römischen Zivilisation und vor allem, welche Rolle die Christen dabei spielten. ln die bewegten Zeiten des untergehenden Römischen Reiches fällt auch der Aufschwung des christlichen Glaubens. Die Kirche und ihre Bischöfe wussten das langsam entstehende Machtvakuum zu nutzen und übernahmen zunehmend auch weltliche Aufgaben, die ihren
politischen Einfluss stärkten. ln kaum einer anderen Stadt lassen sich die Anfänge des Christentums so gut nachvollziehen wie in Trier. Das frühchristliche Gräberfeld unterhalb der ehemaligen Abteikirche St. Maximin bringt einmalige Einblicke in die Traditionen und Lebensumstände der frühen Christen. Die Ausstellung wird u.a. archäologische Funde aus den Gräbern wie Seidenstoffe, echten Purpur und kostbaren Schmuck präsentieren, die die christliche Elite im 4. und 5, Jahrhundert kennzeichneten.

Stadtmuseum Simeonstift

Thomas Gouture: Les Romains de la décadence. "Grausamer als der Krieg hat sich das Laster auf Rom gestürzt und rächt das besiegte Universum", nach einem Vers des antiken Dichters Juvenal. © Foto Diether von Goddenthow
Thomas Gouture: Les Romains de la décadence. „Grausamer als der Krieg hat sich das Laster auf Rom gestürzt und rächt das besiegte Universum“, nach einem Vers des antiken Dichters Juvenal. © Foto Diether von Goddenthow

Das Stadtmuseum Simeonstift neben der Porta Nigra beleuchtet das „Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“, also das Fortleben des Römischen Reiches in der Kunst- und Kulturgeschichte. Seltene hochkarätige Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten erzählen von der Faszination für die Idee „Rom“, deren Echo bis in unsere Gegenwart reicht. Die Aus­stell­ung zeigt eindrucksvoll, wie das Römische Reich und sein Untergang mal als „schlimmstes Unglück“, bald als „glänzender Triumph der Freiheit“ immer wieder neu interpretiert, gedeutet und verarbeitet wurden.

„Wir fangen eigentlich da an, wo das Landesmuseum aufhört. Bei uns gibt es die Römer schon gar nicht mehr. Wir fragen uns: Was ist denn in den Generationen danach vom Mittelalter bis in die Gegenwart von den Römern übriggeblieben, sei es in der Sprache, in der Bildwelt, in Mythen und Sagen.“, erklärt Alexandra Orth, Simeonstift-Pressesprecherin ,

So finden Besucher am Anfang plakative Bilder, die zur Grundeinstimmung etwa eindrucksvoll die dramatische Plünderung von Rom 410 n. Chr. durch den Westgotenkönig Alarich zeigen. Sylvesters Gemälde fasst die verbreitete Vorstellung des 19. Jahrhunderts vom Untergang Roms zusammen.  Wie dieses Werk vermitteln auch zahlreiche andere Bildwerke  das Gefühl, dass sich seit der Spätantike wohl nicht allzu viel an menschlicher  Hybris, Bequemlichkeit und Irrationalität  geändert hat.

John William Waterhouse  "The Favourites of the Emperor Honorius. Der Kaiser, realitätsleugnend ist mehr um das Wohl seiner Hühner und Tauben als das seiner Stadt und Bürger besorgt. © Foto Diether von Goddenthow
John William Waterhouse „The Favourites of the Emperor Honorius. Der Kaiser, realitätsleugnend ist mehr um das Wohl seiner Hühner und Tauben als das seiner Stadt und Bürger besorgt. © Foto Diether von Goddenthow

Mittels  Bildersprache werden nochmals die Theorien des Untergangs aufgegriffen, etwa die Theorie „Fall durch Eroberung“, „Zerfall durch Dekadenz“ oder „Selbstauflösung durch  politische Verwahrlosung der letzten Herrscher“. In John William Waterhouse Werk „The Favourites of the Emperor Honorius,  sehen wir den politisch desinteressierten Kaiser, der sich lieber um seine Hühner- und Taubenzucht kümmert, als um Politik. Als Rom fällt, wähnt er beim Namen „Roma“, es wäre einer seiner Taube namens Roma etwas passiert.  Für ihn scheint ein Unglück seiner Taube tragischer als  alles andere.

Aber auch das Christentum, was ja im Museum am Dom als Hauptausstellung zu sehen ist,  wird thematisiert, etwa durch das Bild von Augustinus mit seiner Mutter Monika, der eben auch Zeitzeuge  dieses Verfalls und der Plünderung Roms war und der daraufhin seine Schrift vom Gottesstaat verfasst hat.

Andere Bilder zeigen etwa die Goten, die Kriegsherrn, die eben Rom von den Grenzen her bedrohen.  Gezeigt werden   nationale Helden von den Völkern, die Rom rings herum belagert haben. Die Nibelungen kommen dabei vor, ebenso Dietrich von Bern, Karl der Große, und die ganzen mehr oder weniger bekannten Recken aus den Heldensagen bis hin zu  späteren Figuren wie   Napoleon, der, wie eingangs angedeutet, gerne in römisch inspirierten Ornat den  imperialen Auftritt nach altrömischem Vorbild zelebrierte. Er versuchte, wie auch die Habsburger und die Zaren  ihren eigenen  Anspruch auf das Römische Reich wieder aufleben zu lassen. Die Ausstellung spannt dabei den Bogen bis  ganz am Ende des 20. Jahrhundert zum Dritten Reich. Hier wurde dieser Imperiumsgedanke  vor allem in der Symbol und Formsprache aufgegriffen und für eigene machtpolitische Interessen missbraucht.

Spätestens bei Asterix und Obelix wird selbst Zweiflern klar,  dass Rom im westlichen Kulturkreisen fortlebt.

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