Kategorie-Archiv: 200 Karl Marx

Bereits über 80 000 Besucher aus der ganzen Welt besuchten die Karl-Marx-Jubiläumsausstellung in Trier – Marx-Sommerreisetour

Mit Promotionteam on Tour - Marx Sommerreise, gestern auf den Stufen des Staatstheaters in Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mit Promotionteam on Tour – Marx Sommerreise, gestern auf den Stufen des Staatstheaters in Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow

MAINZ. Die vor 100 Tagen eröffneten Karl-Marx-Jubiläumsausstellungen in Trier konnten bislang – trotz der ungewöhnlichen lang andauernden Hitzeperiode – bereits gut 80.000 Besucherinnen und Besucher in die Ausstellungen an den vier Standorten in der Geburtsstadt des großen Denkers und Philosophens locken. Gestern zogen die Veranstalter im Mainzer Staatstheater eine kurze Halbzeitbilanz, auch um auf diese weltweit einmalige Auseinandersetzung von „Karl Marx 1818–1883. LEBEN. WERK. ZEIT.“ als lohnendes Ziel hinzuweisen.
Seit dem 5. Mai sind die große Landesausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier und Stadtmuseum Simeonstift Trier, die neu eröffnete Dauerausstellung im Museum Karl-Marx-Haus und „LebensWert Arbeit“ im Museum am Dom zu sehen. Mit ihrer Bilanzpressekonferenz gaben die Organisatoren zudem den Startschuss für die kleine Marx-Werbe-Sommerreise von Mainz über Frankfurt und Bonn bin nach Düsseldorf: Begleitet von einem täuschend echt nachempfundenen Karl Marx können Interessenten an einem Glücksrad mit Fragen zu Person und Wirken des großen Denkers eine Vielzahl interessanter Preise gewinnen.

Sehr treffend brachte die wissenschaftliche Leiterin der Landesausstellung und Marx-Expertin Prof. Dr. Beatrix Bouvier den Reiz der Ausstellung auf den Punkt, der nämlich im kritischen Spannungsfeld zwischen Marx-Anhängern und Marx-Skeptikern liegt. Während Alt-Neu-Marxisten, überzeugte Marxisten aus dem Ausland oder Besucher mit festgefügter politisch ideologischer Einstellung oftmals enttäuscht seien, da sie sich nicht in ihrer Meinung bestätigt fühlten, vermissten die anderen oftmals den Bogen in die Moderne, ins 20. Jahrhundert, etwa die Thematisierung des Gulags oder der Massengräber der Säuberungen. Die einen kritisierten, dass die Ausstellung Karl Marx entzaubere, die anderen, dass er ein wenig weich gespült und verharmlost werde. Von diesem Punkt an finge man an zu diskutieren und zu argumentieren, und das mache die Ausstellung so lebendig und spannend für alle. Diese Debatte zeige eben aber auch, „dass es an der Zeit ist, den Marxismus zu historisieren, und in seiner Entstehung und Ausprägung nochmal unter die Lupe zu nehmen.“

„Ziel der Ausstellung ist es, ein neues beziehungsweise anderes Marx-Bild zu zeigen und Marx in seinem historischen Umfeld verstehbar zu machen – ohne die Vereinnahmung und Verurteilung im 20. Jahrhundert“, sagt Prof. Dr. Salvatore Barbaro, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur und Aufsichtsrats- und Beiratsvorsitzender der Karl Marx 2018-Ausstellungsgesellschaft mbH. Die Berichterstattung in den Medien über diese einzigartige kulturhistorische Ausstellung sei sehr groß und durchweg positiv, wie zahlreiche Artikel in renommierten und reichweitenstarken nationalen und internationalen Medien zeigen, ergänzte der Aufsichtsratsvorsitzende. Auch die Besucherinnen und Besucher kommen aus der ganzen Welt: von Chile über Großbritannien, Italien, Polen und Russland bis nach China. „Besonders beliebte Objekte sind im Rheinischen Landesmuseum Trier das UNESCO-Weltdokumentenerbe ,Das Kapital‘ und ,Das Manifest‘ sowie die Marx Maschine“, fügte Staatssekretär Barbaro hinzu. Im Stadtmuseum Simeonstift Trier faszinieren die „Pariser Straßenkinder“ von Friedrich Karl Hausmann (1852) aus der Hamburger Kunsthalle die Gäste.

Auf die Barrikaden - Impression der Marx-Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Auf die Barrikaden – Impression der Marx-Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Thomas Schmitt, Kulturdezernent der Stadt Trier und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Ausstellungsgesellschaft mbH, ergänzte: „Die Rückmeldungen zahlreicher Besucherinnen und Besucher und die Einträge im Gästebuch sprechen eine deutliche Sprache. Die Landesausstellung findet hohe Anerkennung. Insbesondere der historisch-kritische Zugriff auf Leben und Zeit von Karl Marx, die sinnhafte Gliederung des Ausstellungsrundgangs und die klug ausgewählten Exponate werden lobend hervorgehoben.“ Viele internationale Besucherinnen und Besucher kämen in diesen Tagen aufgrund der Ausstellung in die Stadt. „Dass ihre Erwartungen an ein hochkarätiges Ausstellungsprojekt erfüllt und mitunter übertroffen werden, ist auch ein großer Gewinn für die überregionale Wahrnehmung der Stadt Trier, die von diesem Erfolg langfristig profitiert“, so Kulturdezernent Schmitt weiter.

Ein besonderes Exponat der neuen Dauerausstellung bildet das Karl-Marx-Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Die Gäste zeigen sich begeistert von dem Geburtshaus. Es ist das größte Exponat der Ausstellung“, so Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. und Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Das Ausstellungsdesign fügt sich darin ein und macht das Haus erlebbar. Gleichzeitig legt die klar gehaltene Ausstellung ihren Schwerpunkt auf die Rezeption der marxschen Ideen bis heute. Die Gäste aus aller Welt können so ihren eigenen Standpunkt erarbeiten und zudem Marx im globalen Kontext entdecken. Die positive Reaktion unserer Besucherinnen und Besucher zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.“

Auch im Museum am Dom zeigen sich die Gäste begeistert von der Ausstellung „LebensWert Arbeit“. Der Tenor im Gästebuch entspricht diesen Stimmen: „Eine äußerst interessante und zum Nachdenken anregende Ausstellung […]“ und „[…] anregende und vielseitige Ergänzung und Fortsetzung der vielen Marx-Ausstellungen […]“ Die Ausstellung wurde als Beitrag des Bistums Trier zum Karl-Marx-Jubiläumsjahr konzipiert und stellt die von Karl Marx aufgeworfene Frage nach dem Stellenwert von Arbeit sowie nach dem Verhältnis von Arbeit und Kapital in einen aktuellen Kontext. „Die Besucher sind überrascht, in einem Diözesanmuseum zeitgenössischer Kunst zu begegnen, gleichzeitig aber auch hocherfreut über einen aktuellen Beitrag zu den von Karl Marx angeregten Fragestellungen“, sagt Markus Groß-Morgen, der Direktor des Museums am Dom.

Noch bis zum 21. Oktober 2018 haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, die Jubiläumsausstellungen zu sehen: Mit der große Landesausstellung „Karl Marx 1818–1883. LEBEN. WERK. ZEIT.“ widmet sich erstmals eine kulturhistorische Ausstellung Marx‘ Leben, seinen bedeutenden Werken und dem vielfältigen Wirken in seiner Zeit an gleich zwei Standorten, dem Rheinischen Landesmuseum Trier und dem Stadtmuseum Simeonstift Trier. Das Museum am Dom des Bistums Trier betrachtet unter dem Titel „LebensWert Arbeit“ das Thema Mensch und Arbeit aus der Sicht eines christlichen Menschenbildes. Begleitend dazu wird ein vielfältiges Jubiläumsprogramm angeboten. Die neu konzipierte Dauerausstellung „Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute“ des Museums Karl-Marx-Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung legt einen Schwerpunkt auf die Wirkungsgeschichte seiner Ideen bis in die Gegenwart. Sie ist über den 21. Oktober hinaus dort zu sehen.

Internationaler Karl-Marx-Kongress in Trier

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Im Rahmen der großen rheinland-pfälzischen Landesausstellung „200 Jahre Karl Marx“ in Trier findet in der alten Römerstadt vom 23. bis 25. Mai 2018 ein internationaler Karl-Marx-Kongress mit hochkarätigen Referenten statt:

Internationaler Karl-Marx-Kongress in Trier

Der internationale Kongress „Karl Marx 1818 – 2018. Konstellationen, Transformationen, Perspektiven“, der vom 23. bis 25. Mai in der Promotionsaula, an der Universität und in der TUFA stattfindet, ist die größte Veranstaltung, die die Universität Trier zum Programm des Karl-Marx-Jubiläumsjahres beiträgt.

Der vom Historiker Professor Dr. Christian Jansen und dem Soziologen Professor Dr. Martin Endreß organisierte Kongress bündelt den kritischen wissenschaftlichen Blick auf Karl Marx und stellt dessen Werk und Wirkung in historischer und systematischer Weise zur Diskussion. In neun thematischen Sektionen, einer großen Eröffnungs- und einer Abschlussveranstaltung sowie zwei Abendvorträgen unternehmen die Forschenden eine Bestandsaufnahme, wie weit die Rezeption und Weiterentwicklung von Marx’ Denken „nach dem Marxismus“ gediehen ist.

Weit über 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erörtern, in welcher Form Marx‘ Werk heute erschlossen ist und wie Marx‘ Denken heute in unterschiedlichen Kontexten wahrgenommen wird, welches Erschließungspotential diesem für gegenwärtige gesellschaftliche Problemlagen zukommt und welche Bedeutung sein vielschichtiges Werk  heute sowie zukünftig  haben kann.

 Für Marx-Interessierte bietet der Internationale Marx-Kongress zwei öffentliche Abendvorträge, die kostenlos und ohne Anmeldung zugänglich sind sowie eine Podiumsdiskussion, für die eine Anmeldung erforderlich ist:

Öffentliche Abendvorträge
„When would Capitalism end? Marx’s changing view of history“
von Gareth Stedman Jones (GB)
moderiert von Jürgen Kocka (Freie Universität Berlin)
Mittwoch, 23. Mai 2018 um 19 Uhr
Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars
Jesuitenstraße 13, 54290 Trier

„Dialektik der Demokratie. Zur widersprüchlichen Dynamik sozialer Berechtigung“
von Stephan Lessenich (LMU München)
moderiert von Martin Endreß (Universität Trier)
Donnerstag, 24. Mai 2018 um 19 Uhr
Universität Trier, Campus 1¸ Audimax
Universitätsring 15, 54296 Trier

Podiumsdiskussion
„Karl Marx 1818 – 2018. Konstellationen, Transformationen, Perspektiven“
mit Heinz Bude (Universität Kassel), Malte Faber (Universität Heidelberg), Stephan Lessenich (LMU München), Lutz Raphael (Universität Trier)
moderiert von Martin Endreß und Christian Jansen, Universität Trier
Freitag, 25. Mai um 11.30 bis 13.30 Uhr
Tuchfabrik, Wechselstraße 4, 54290 Trier

 Der Kongress „Karl Marx 1818 – 2018. Konstellationen, Transformationen, Perspektiven“ der Universität Trier wird von der Karl Marx 2018 – Ausstellungsgesellschaft mbH (KAMAG), dem Verein der Freunde und Förderer des Jubiläumsprogramms Karl Marx, der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung und der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördert.

Anmeldung

Die öffentlichen Abendvorträge werden kostenfrei angeboten und es ist keine Anmeldung nötig. Für die Podiumsdiskussion sowie die Teilnahme am gesamten Kongress sind eine Anmeldung und die Entrichtung einer Tagungsgebühr von 20 Euro (Studierende 10 Euro) erforderlich. Inklusiv in der Tagungsgebühr ist das Nahverkehrsticket der VRT sowie Getränke und Snacks in den Pausen.

Die Anmeldung zum Kongress ist aktuell entweder online unter karlmarxkongress.uni-trier.de oder ganztägig vor Ort im Kongressbüro am Mittwoch, 23. Mai am Eingang der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars und am Donnerstag, den 24. Mai in der Universität Trier, Campus 1, E-Gebäude, Raum E 044 möglich.

 Kontakt
Mechthild Kesten-Turner
+49 651 201-2698
karlmarxkongress@uni-trier.de
karlmarxkongress.uni-trier.de
kmj2018.uni-trier.de

Buchtipp:
Gerd Koenens „Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“

Gerd Koenen fantastisches Kommunismus-Kompendium bringt Licht ins Dunkel der kommunistischen Utopien und Theorien von Platon über Urchristentum, Reformationszeit, Französische Revolution bis zum China der Gegenwart (…)

farbe-rot-koenenHinter der erstaunlichen Wirkungsgeschichte, die sich mit dem Namen Marx und dem ihm zugeschriebenen „Marxismus“ verbindet, steckt eine lange, gewundene, hoch komplexe Geschichte, „die die reale, dauerhafte Bedeutung der von Marx entwickelten Kategorien und Kritiken der kapitalistischen Produktions- und Gesellschaftsformen fast verdunkelt“, so Kommunismus-Forscher Gerd Koenen, der in seinem einzigartigem, äußerst empfehlenswerten, 1133 Seiten starken Kommunismus-Kompendium „Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“, erschienen im C.H. Beck Verlag, wohltuendes Licht in den unüberschaubaren Wust kommunistischer Ansätze, Ideologien, Irrtümer und Folgen bringt.Gerd Koenen fantastisches Kommunismus-Kompendium beleuchtet gekonnt und anregend lesbar sämtliche kommunistische Utopien und Theorien von Platon über Urchristentum, Reformationszeit, Französische Revolution bis hin zum China der Gegenwart (…)
Gerd Koenens „Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“ ist absolut empfehlenswert. Es ist ein Muss für alle, die sich beruflich oder privat mit der wirklichen Geschichte des Kommunismus und seines ideologischen Missbrauchs auseinandersetzen möchten oder die sich einfach mal einen fundierten Gesamtüberblick verschaffen wollen.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Der Inhalt:

Erstes Buch
Kommunismus als Weltgeschichte

TEIL I: EX OCCIDENTE – von den Ursprüngen
1. Die Spur der roten Fahne
Rouge et Bleu – Russisch Rot – Chinas rote Sonnen – Rotes Leuchten, schwarze Schatten
2. Kommunismus als Weltgeschichte
Am Anfang war – das Wort? – Weltgeschichte und Universalgeschichte – »Die Menschheit kehrt heim«

Teil II: Die alte Welt des Kommunismus
1. Revolutionen der alten Welt
Wann ist der Mensch ein Mensch? – Urgemeinschaft und Stamm – Staaten, Kriege, Religionen
2. Die Großen Erzählungen
Das verstörende Erbe der Alten – Die absteigenden Weltzeitalter – Verloren ist das große Dau
3. Von Platons Staat zum Reich Christi
Athen und Atlantis – und Sparta – Christliche Armutspredigt und Reichtumsproduktion

Teil III: Die Entdeckung der Zukunft
1. Millenarismus und Moderne
«Vorläufer des neueren Sozialismus»? – Religiöser Kommunismus und Kapitalismus
2. Die eine Welt und ihre Schrecken
Der Raum der Zukunft – Revolutio, Renovatio, Restauratio – Die enge Welt Utopias
3. The Pursuit of Happiness
Interest will not lie – Vom Reichtum der Nationen – Das Ich unter der Tatarenmütze

Teil IV: Das Zeitalter der Revolution
1. Die Furien des Verschwindens
Geschichtliche Rückversicherungen – Die Macht des Irreversiblen – Terror und Moral
2. Der Traum der Großen Kommunion
Kommunismus und Eros – Eine kurze Geschichte der «Intelligenz» – Vom Höllensturz zur Großen Gemeinschaft – Eine Diktatur der Aufgeklärten
3. Phantome der Freiheit
Friede den Hütten, Krieg den Palästen 186 – Nachkrieg, Jugend, «Julisonne» – Das magische Medium der Presse – Religionen,
Nationen, Massen, Klassen
4. Eine Neue Welt
Der Fortschritt und sein Preis – Die Gärten des Frühsozialismus – Auftritt der«Communisten»

Zweites Buch
Das Marx’sche Momentum

Teil V: Die Geburt der modernen Welt
1. Die Wahrheit des Diesseits
Der gefallene Vorhang – Der kurze Weg zum «Communismus» – Hegel und der moderne Geschichtsbegriff – Der «Proletarier» als philosophische Figur
2. Der große Bruch
Wege in die industrielle Moderne – Die malthusianische Falle – Der Schwindel des Aufschwungs
3. Das Gespenst des Proletariats
Vom Pauper zum Proletarier – Vom Barbaren zum Prometheus – Auf der Suche nach der «Arbeiterklasse»

Teil VI: Sozialistische Gründerzeit
1. Ein neuer Horizont
Das schwierige Einfache: der Kommunismus – Der ungemütliche Fortschritt
2. Die Partei Marx
Soziologisches und Biografisches – Marx, Engels und die «Knoten» – Revolutionsstrategien 1848 – «Diktatur des Proletariats» und Weltwirtschaft
3. Vom Anstoß zur Bewegung
Der unwahrscheinliche Gründer: Lassalle – Das freie Subjekt in seiner Larve – Der Kongenius als treuer Jünger – Ruf und Berufung – Bonapartismus à deux
4. Fülle des Lebens
Traum und Schrecken der Emanzipation – Liebesschlachten, Lebenskämpfe – Frauen-, Arbeits- und Familienleben – «Die Frau und der Sozialismus»

Teil VII: Age of Empire
1. Freier Handel, schwarze Haut
Wettermaschinen der Weltwirtschaft – Gebrandmarkt in schwarzer Haut – Das neue Atlantis
2. Staaten, Kriege, Revolutionen
Revolutionen von oben – Krieg als Revolution, Revolution als Krieg – Leviathan 2.0
3. Der europäische Sozialismus
Weltkongresse von Kapital und Arbeit – Das bewegte Feld der Politik – Bebels lichte, umdüsterte Welt
4. Das Marx’sche Momentum
Die zwei Unvollendeten – Von Marx zum Marxismus – Lost in Translations – Marx im Westen, Marx im Osten

Drittes Buch
Warum Russland?

Teil VIII: In Oriente – Der Osten wird rot
1. Das entgrenzte Imperium
Leseprobe

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Gerd Koenen: Die Farbe Rot: Ursprünge und Geschichte des Kommunismus. C.H.Beck Verlag, München 2017, 1133 Seiten, ISBN-13: 978-3406714269, EUR 38,00

200 JAHRE KARL MARX – Vier große Ausstellungen und Festauftakt zum Karl-Marx-Jahr in Trier ab 5. Mai 2018

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Gleich vier Ausstellungen eröffnen zum 200. Geburtstag des Philosophen, Journalisten und Ökonomen Karl Marx am 5. Mai 2018 in Trier, wo Marx geboren und in den ersten 17 Lebensjahren aufgewachsen ist.

Jubiläumsprogramm auf einen Blick 

Die Barrikade, Edouard Manet, Lithografie, 1871. Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlung Dresden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Barrikade, Edouard Manet, Lithografie, 1871. Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlung Dresden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 5. Mai 2018 jährt sich der Geburtstag von Karl Marx, dem großen Analytiker, Visionär, Revolutionär, Theoretiker und einem der bedeutendsten Denker des 19. Jahrhunderts, zum 200. Mal. Dieses Jubiläum nehmen das Land Rheinland-Pfalz und Marx‘ Geburtsstadt Trier zum Anlass, sich mit dem nicht nur bekanntesten, sondern auch umstrittensten Sohn dieser Stadt auseinanderzusetzen.

Vielleicht gäbe es  den derzeitigen Karl Marx-Hype zu seinem 200. Geburtstag  gar nicht, hätte der hochbegabte, mehrsprachige Karl, der bereits mit 23 Jahren sein Doktordiplom in Philosophie erhielt,  die ersehnte akademische Karriere einschlagen können. Vielleicht wäre ihm viel an Lebensdramatik  und der Welt  an sozialistischem und kommunistischem Ideologie-Irrsinn in Russland, China, DDR, Kuba usw. erspart geblieben, wäre Karl Marx nicht einst aus seiner „Rolle“ einer potentiell vorgezeichneten Gelehrtenlaufbahn gefallen.
Karl Marx studierte in  Bonn und Berlin Jura und Philosophie, wurde von der philosophischen Lehre Georg Friedrich Wilhelm Hegels  zunächst geprägt. Doch wohl noch entscheidender für Karl Marx weitere geistige Entwicklung war der atheistische evangelische Theologe und Junghegelianer Bruno Bauer (1809 – 1882). Dieser war sein Mentor und Förderer, verlor aber wegen einer religionskritischen Publikation seinen Bonner Lehrstuhl, was auch Karl Marx Pläne einer akademischen Karriere zerschlug und ihn zum Journalismus brachte.  Religionskritik war im damaligen Preußen  gleichzusetzen mit Kritik an Staat und Monarchie, und nach den 1819er Karlsbader Beschlüssen über Maßnahmen zur Bekämpfung von oppositionellen Bestrebungen besonders in Preußens neuen Rheinprovinzen hochgefährlich.

Wer war Karl Marx. Vielleicht sollte man die neue Marx-Skulptur, ein Geschenk der Chinesen, morgen verhüllt lassen? © Foto: Diether v. Goddenthow
Wer war Karl Marx? Vielleicht sollte man die neue Marx-Skulptur, ein Geschenk der Chinesen, morgen verhüllt lassen? © Foto: Diether v. Goddenthow

Bruno Bauer, Philosoph, Anthropologe und Religions- und Idealismus-Kritiker, war wie Ludwig Feuerbach einer der führenden Köpfe der Junghegelianer, einer Gruppe radikaler Kritiker an Staat und Obrigkeit. Auch Karl Marx hatte sich ihnen angeschlossen. Marx war von Ludwig Feuerbach fasziniert. Feuerbach kritisierte Hegel, weil der die Wirklichkeit als Produkt der Ideen verstand. Feuerbach drehte Hegels Annahme um.  Dem folgte auch Marx. Auch er begriff die Wirklichkeit als durch Menschen gemacht und veränderbar und nicht als eine von irgendeinem höheren Wesen vorgegebene  Welt mit von „Gott gewollten“  gesellschaftlichen Besitz-. Klassen- und Rechts-Unterschieden.

Der Revolutionär aus gutem Hause

Ausstellungspassage im Simeonstift. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungspassage im Simeonstift. © Foto: Diether v. Goddenthow

Karl Marx hat Mitte des 19. Jahrhunderts,  als Dampfmaschine, Telegrafen und  andere Erfindungen tiefgreifend die Produktionsprozesse veränderten, die  Welt sozioökonomisch neu vermessen und ihre Verwerfungen als Folge der aufkommenden Industrialisierung und politischer Machtverschiebungen  der postnapoleonischen Zeit aufgezeigt. Marx  selbst war aber weder ein Maschinenstürmer (Technik faszinierte ihn), noch jemals der Typ „Arbeiterführer mit Stallgeruch“.   Karl Marx blieb, nach seinem eigenen Verhalten nach zu schließen, ein Leben lang im Geiste wohl eher ein Bourgeois, also  jener großbürgerlichen Gesellschaftsschicht als Lebensideal zugewandt, die er in seinen Theorien von der Diktatur des Proletariats bekämpfte. Davon zeugt einmal die Veränderung seines Lebensstils, der nach zwei Erbschaften 1864  „großzügiger, bürgerlich, dem viktorianischem Zeitgeist entsprechend“ angehoben wurde. Zum anderen  ließ der Verfasser des kommunistischen Manifests seinen Töchter eine für das Groß- und Bildungsbürgertum in England und Deutschland typische Erziehung und Ausbildung angedeihen: Sie erhielten Unterricht in Reiten, Zeichnen, Klavier und Gesang und dazu noch Italienisch- und Französischunterricht.

Karl Marx späteres Privatleben scheint ziemlich konventionell  verlaufen zu sein,  ohne einen Anspruch, seine außergewöhnlichen Theorien auch zu Hause umzusetzen. Der kommunistische Revolutionär  lebt, so knapp das Geld und prekär die Lebenssituationen  über Jahre hinweg auch immer waren, den liberalkonservativen Stil seiner Herkunft.   Auch kann Marx,  der geniale Kapitalismus-Analytiker und -Kritiker  mit Geld schlecht umgehen. Er lebt oft über seine Verhältnisse, und ist  praktisch 40 Jahre lang auf Zuwendungen von Freunden, insbesondere von denen seines Weggefährten und engen Freundes Friedrich Engels angewiesen.  Über Jahre hinweg beschäftigt Karl Marx eine Haushälterin, die gute Helene Demuth. Sie gehörte praktisch zur Familie und war zudem  durch eine  uneheliche Tochter mit Karl Marx verbunden,  für die sein Freund, Geldgeber, Korrektor und Lektor  Friedrich Engels offizielle die Vaterschaft übernahm. So betrachtet, war Karl Marx  selbst  ein sehr vereinnahmendes Wesen, und verfügte über alle Fähigkeiten, die auch für Kapitalisten typisch waren und sind.
War  Karl Marx also im Grunde seines Herzens kein  radikaler Kommunist mit dem Ziel der Abschaffung von Privateigentum, sondern ein zu tiefst gekränkter Bourgeois, dessen heimliche Sehnsucht es letztlich war, wieder in den erlauchten Kreis zurückkehren zu können? Und wenn nicht er, dann wenigsten seine Töchter?  Mag jeder selbst seine eigene Meinung dazu finden und sich auf die Erkundung des faszinierenden, spannenden und widersprüchlichen Lebens und  Werks von Karl Marx und seiner Zeit machen. Hilfreich dabei sind mit Sicherheit die  vier eindrucksvollen Ausstellungen mit ihrem riesigen anspruchsvollen Begleitprogramm  in Trier vom 5. Mai  zum 21. Oktober 2018.

Besonders empfohlen sei in diesem Zusammenhang der äußerst gelungene Begleitkatalog zur Ausstellung: „Karl Marx. 1818 – 1833. Leben.Werk. Zeit. “ Hrsg. von Beatrix Bouvier und Rainer Auts. 2018. 384 S. mit 196 Abb., Bibliogr., 24 x 28 cm, geb. mit SU. Theiss, Darmstadt 2018

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Zeittafel Karl Marx 

Vier Karl-Marx- Ausstellungen auf einen Streich

Gleich vier bedeutende Ausstellungen beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven  Karl Marx spannenden Lebensweg  und vermitteln so ein umfassendes Bild des berühmtesten Sohnes der Stadt, wie es weltweit bislang einzigartig ist.

„STATIONEN EINES LEBENS“ Stadtmuseum Simeonstift 

Wer mit Karl Marx und seinem Werk nicht so bewandert ist, dem empfiehlt sich, vielleicht mit der Ausstellung „STATIONEN EINES LEBENS“ im Trierer Stadtmuseum Simeonstift seine Marx-Tour zu  starten.

Ausstellungs-Impression im Stadtmuseum Simeon-Stift. Seit der Juli-Revolution von 1830 regierte der "Bürgerkönig" Louis-Philippe, der für ungezügeltes"Laissezfaire" in wirtschafts- und sozialpolitischen Belangen stand. Nirgends sonst in Europa waren die Kontraste zwischen der sich immer hemmungsloser bereichernden Bourgeoisie auf der einen und existenzbedrohender Armut auf der anderen Seite so groß wie in Paris. Marx zog Ende 1843 nach Paris mit seiner Frau Jenny, geb. von Westphalen, die er kurz zuvor in Bad Kreuznach heiratete. In der Stadt der Exilanten, wo er sich mit dem  aus Preußen geflohenen Freigeist und Querdenker Heinrich Heine anfreundete, dem Dichter der "Schlesischen Weber" In Paris  wurde aber auch der wichtigste Grundstein für die lebenslange Freundschaft und kongeniale Zusammenarbeit zwischen Marx und Engels gelegt. Paris prägte Marx wie keine andere Metropole. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression im Stadtmuseum Simeon-Stift. Seit der Juli-Revolution von 1830 regierte der „Bürgerkönig“ Louis-Philippe, der für ungezügeltes“Laissezfaire“ in wirtschafts- und sozialpolitischen Belangen stand. Nirgends sonst in Europa waren die Kontraste zwischen der sich immer hemmungsloser bereichernden Bourgeoisie auf der einen und existenzbedrohender Armut auf der anderen Seite so groß wie in Paris. Marx zog Ende 1843 nach Paris mit seiner Frau Jenny, geb. von Westphalen, die er kurz zuvor in Bad Kreuznach heiratete. In der Stadt der Exilanten, wo er sich mit dem aus Preußen geflohenen Freigeist und Querdenker Heinrich Heine anfreundete, dem Dichter der „Schlesischen Weber“ In Paris wurde aber auch der wichtigste Grundstein für die lebenslange Freundschaft und kongeniale Zusammenarbeit zwischen Marx und Engels gelegt. Paris prägte Marx wie keine andere Metropole. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wie der Titel richtig vermuten lässt zeichnet „Stationen eines Lebens“ die bewegte Biographie von Karl Marx nach, die 1818 in Trier ihren Anfang nahm. Der Rundgang verfolgt den Lebensweg von Marx’ Kindheit und Jugend in Trier über seine Studienjahre und erste Berufserfahrungen bis zum Exil in London, wo er mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte und im Jahr 1883 starb. Anhand der Stationen dieses Lebens werden wichtige Entwicklungen und Wendepunkte anschaulich gemacht: Welche Rolle spielten Trier, Paris und London im Leben von Marx und seiner Familie? Welche Personen und Umstände prägten den jungen Denker? Wie stand er zu seinen Bewunderern und Kritikern? Grundlage für diese und viele weitere Fragen sind unter anderem persönliche Zeitdokumente und Lebensschilderungen, die auf knapp 600 m² Ausstellungsfläche die Biographie von Karl Marx beleuchten und so ein lebendiges Bild des Menschen hinter der Ikone zeichnen. Ein Highlight der Ausstellung ist eine Bleistiftzeichnung von Karl Marx, die als frühestes bekanntes Porträt gilt und erstmals öffentlich ausgestellt wird.

 

LEBEN. WERK. ZEIT. Rheinisches Landesmuseum Trier
Das Rheinische Landesmuseum Trier beleuchtet unter dem Titel „Leben. Werk. Zeit.“ Karl Marx und sein Jahrhundert: Auf rund 1.000 m² Ausstellungsfläche wird der intellektuelle wie politische Werdegang von Marx nachgezeichnet.

Die schlesischen Weber. Carl Wilhelm Hübner, 1844, LVR-Landesmuseum Bonn, zeigt die Weber in Not. Hübners Bild spitzt den Konflikt zwischen dem Tuchhändler und den Produzenten zu. Friedrich Engels kommentiert dieses Gemälde. Es sei für den Sozialismus wirksamer als hundert Flugschriften. Er sieht darin eine Gegenüberstellung von kaltherzigem Reichtum und verzweifelter Armut. Foto: Diether v. Goddenthow
Die schlesischen Weber. Carl Wilhelm Hübner, 1844, LVR-Landesmuseum Bonn, zeigt die Weber in Not. Hübners Bild spitzt den Konflikt zwischen dem Tuchhändler und den Produzenten zu. Friedrich Engels kommentiert dieses Gemälde. Es sei für den Sozialismus wirksamer als hundert Flugschriften. Er sieht darin eine Gegenüberstellung von kaltherzigem Reichtum und verzweifelter Armut. Foto: Diether v. Goddenthow

Prägend für den Philosophen und späteren Ökonomen ist das 19. Jahrhundert mit seinen wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen: Freiheits- und Demokratiebestrebungen wie auch Industrialisierung und Urbanisierung sind Kennzeichen dieser bewegten und
spannungsreichen Epoche.
In die Zeit eines wirtschaftlich aufstrebenden Bürgertums hereingeboren, lernt er bald Zensur, Repression und Armut kennen. Marx durchläuft eine rasante Entwicklung vom Philosophen über den Radikaldemokraten zum Kommunisten und

Auf den Barrikaden 1848 - 1949 thematisiert die soziale Not und politische Unzufriedenheit, die die Menschen in Europa auf die Straße treiben. Von Paris aus verbreitet sich das revolutionäre Feuer rasch über große Teile des Kontinents. Im Kampf für Menschen- und Freiheitsrechte riskieren Bürger und auch Arbeiter ihr Leben. "Freiheit oder Tod" steht beispielsweise auf einer ausgestellten Fahne der "Freiwilligen Compagnie" der Reutlinger Freischärler von 1849 (ganz im Hintergrund). © Foto: Diether v. Goddenthow
Auf den Barrikaden 1848 – 1949 thematisiert die soziale Not und politische Unzufriedenheit, die die Menschen in Europa auf die Straße treiben. Von Paris aus verbreitet sich das revolutionäre Feuer rasch über große Teile des Kontinents. Im Kampf für Menschen- und Freiheitsrechte riskieren Bürger und auch Arbeiter ihr Leben. „Freiheit oder Tod“ steht beispielsweise auf einer ausgestellten Fahne der „Freiwilligen Compagnie“ der Reutlinger Freischärler von 1849 (ganz im Hintergrund). © Foto: Diether v. Goddenthow

Gesellschaftskritiker und wird als Journalist zum Revolutionär durch das Wort. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 setzt er im Londoner Exil seine ökonomischen Studien fort und entwickelt hier die Analysen eines sich immer vehementer ausprägenden kapitalistischen Gesellschaftssystems, die noch heute diskutiert werden.

„LebensWert Arbeit“ Museum am Dom Trier

Chidi Kwubirl Leere mitten im Überfluss, 2007, Installation.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Chidi Kwubirl Leere mitten im Überfluss, 2007, Installation. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ausstellung, 05. Mai – 21. Oktober 2018. Mit dem Thema „Arbeit“, einem zentralen Begriff bei Karl Marx, befasst sich das Museum am Dom. Unter dem Titel „LebensWert Arbeit“ werden der Mensch und sein Bezug zur Arbeit aus der Sicht eines christlichen Menschenbildes thematisiert. Die Ausstellung spannt den Bogen von der selbstbestimmten Arbeit, die zur Selbstverwirklichung dient, bis hin zu den Folgen einer globalisierten und digitalisierten Arbeitswelt. Neben zeitgenössischen Werken renommierter Künstler wird es auch interaktive Bereiche geben.
Bischof-Stein-Platz 1, 54290 Trier
Telefon +49(0)651.710 52 55
museum@bistum-trier.de
www.museum-am-dom-trier.de

 „Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute“, im Museum Karl-Marx-Haus
Wiedereröffnung des Karl-Marx-Hauses und der Ausstellung am 5. Mai 2018 von 9.30 bis 11:00 Uhr.

Museum Karl Marx Haus in Trier.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Museum Karl Marx Haus in Trier. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die neue Dauerausstellung im Geburtshaus – dem größten Exponat der Schau – widmet sich der Person Karl Marx sowie dem Gesellschafts- und Kapitalismuskritiker des 19. Jahrhunderts. Seine Ideen bewegen die Menschen bis heute.

Die Ausstellungseinheit Biografie zeigt Marx als von den Umbrüchen des 19. Jahrhunderts geprägten Oppositionellen, der in ein Leben im Exil in verschiedenen europäischen Städten gezwungen wird. Im Werk werden Marx‘ Ideen in den vier Hauptarbeitsfeldern Philosophie, Journalismus, Gesellschaftswissenschaften und Ökonomie veranschaulicht.

Impression aus der Dauerausstellung.© Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus der Dauerausstellung.© Foto: Diether v. Goddenthow

Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart führt die Ausstellungseinheit Wirkung. Als Marx 1883 in London stirbt, hinterlässt er keine geschlossene Lehre. Diese wird durch nachfolgende Generationen geformt. Insbesondere sozialistische und kommunistische Regimes weltweit instrumentalisieren Marx, der zur politischen Reizfigur wird. Die Finanzkrise von 2007/2008 löst die aktuelle „Marx-Renaissance“ aus. Sie lenkt den Blick wieder auf seine Analysen des kapitalistischen Wirtschaftssystems und seine Forderung nach Emanzipation für die gesamte Menschheit. Highlights der Ausstellung sind neue Originalobjekte wie ein Briefentwurf von Marx und sein Londoner Lesesessel.

Der Sessel gehört zu den Höhepunkten der neuen Dauerausstellung „Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute“  © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Sessel gehört zu den Höhepunkten der neuen Dauerausstellung „Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Friedrich-Ebert-Stiftung erwarb diesen Sessel im Jahr 2014 von den Nachfahrinnen des Journalisten, Philosophen, Gesellschaftswissenschaftlers und Ökonomen. Marx hat in ihm viel gelesen, an seinen Manuskripten gearbeitet und soll nach der Familienüberlieferung auch in diesem Stuhl am 14. März 1883 in London gestorben sein.
Der Sessel gehört zu den Höhepunkten der neuen Dauerausstellung „Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute“.

Das Geburtshaus von Karl Marx, um 1727 als barockes Wohnhaus erbaut, wird seit 1968 von der FriedrichEbert-Stiftung (FES) als Museum betrieben. Es ist ein historisch-politischer Lernort.

Brückenstraße 10, 54290 Trier
Telefon +49(0)651.97 06 80
info.trier@fes.de
www.fes.de/Karl-Marx-Haus

Ausstellungstipp: „Geld.Rausch“ in der Tuchfabrik (Tufa) Trier

Das Jubiläumsprogramm

karl-marx-ausstellungDas Jubiläumsprogramm zum 200. Geburtstag von Karl Marx führt mit einem breiten Spektrum von öffentlichen Veranstaltungen durch das Jahr. Es umfasst rund 300 Veranstaltungstermine und 300 öffentliche Führungen und Themenführungen sowie diverse Begleitprogramme in den Museen. Zahlreiche Organisationen und Kulturinstitutionen wie die Trierer Hochschulen, das Theater Trier, das Kultur- und Kommunikationszentrum Tuchfabrik, das Bildungs- und Medienzentrum und Kulturschaffende aus der freien Szene, beleuchten die unterschiedlichen Aspekte von Marx’ Leben und Wirken mit Veranstaltungen: Die Palette reicht vom Symposium unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission über Musik- und Theaterproduktionen, darunter ein Marx-Musical, bis zu künstlerischen Installationen.

Marx für alle
Die Ausstellungen und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr sollen den Menschen Marx einem breiten Publikum aller Altersklassen näherbringen. So werden Kinder mit einem umfangeichen pädagogischen Programm gezielt angesprochen; für Schulen gibt es detaillierte Unterrichtsmaterialien. In der Landesausstellung werden zahlreiche integrative und barrierefreie Programme angeboten, darunter Führungen für Blinde und Sehbehinderte, in Gebärdensprache, für Hörgeschädigte, für Menschen mit Demenz sowie in Leichter Sprache. Daneben gibt es gesonderte Angebote für Migranten und Flüchtlinge.
Trier-Besucher können den Spuren des großen Denkers in seiner Geburtsstadt auf zahlreichen Stadtrundgängen sowie auf eigene Faust mit der interaktiven Stadtführer-App „Marx to go“ folgen. Mit der KARL-MARX-BOX gibt es zudem eine attraktive Geschenkbox rund um den Besuch der Landesausstellung.

Das Jubiläum im Netz:
Jubiläumsprogramm auf einen Blick
www.KarlMarx 2018.de
https://www.karl-marx-ausstellung.de/
Twitter: @Marx 2018, #Marx 2018
Brückenstraße 10, 54290 Trier
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Passend zum Geburtstags-Kult um „Kapital-Autor“ Karl Marx öffnet die „Geld.Rausch“-Ausstellung in Trier

Auch Dagoberts Geldbadewanne ist zu besichtigen bei der originellen Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Auch Dagoberts Geldbadewanne ist zu besichtigen bei der originellen Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Künstlerische Positionen zu Marx, dem Kapitalismus und zur Zukunft der Gesellschaft, formuliert die Ausstellung „Geld.Rausch. Das Kapital ruft zum MoneyFest!“. Der Beitrag der TUFA Trier zum Rahmenprogramm des Marx-Jubiläums wurde heute von Kulturminister Konrad Wolf eröffnet, der auch die Schirmherrschaft über das Ausstellungsprojekt übernommen hat.

„Wohin führt der Kapitalismus? Marx‘ Thesen inspirieren noch heute. Sie regen in Künstlerinnen und Künstler in der ‚Geld.Rausch‘-Ausstellung an, das kapitalistische Wirtschaften zu hinterfragen, Gesellschaftskritik zu formulieren und neue Utopien zu entwerfen. Das kann Kunst leisten: Sie scheucht uns vom gemütlichen Sofa auf und bringt uns dazu, unsere Standpunkte zu hinterfragen. Das Künstler-Team der TUFA leistet dies mit dieser großartigen Ausstellung in herausragender Weise“, betont Kulturminister Wolf.

Über 20 internationale, nationale und regionale Künstlerinnen und Künstler zeigen von Mai bis August 2018 auf dem Gelände der TUFA ihre Exponate und beleuchten zentrale Themen des Denkers und Philosophen Karl Marx. Neben einem umfassenden Begleitprogramm führt die Ausstellung durch drei multimediale und interaktive Bereiche: Von der Auseinandersetzung mit Bargeld, über virtuelle Zahlungsmittel in Videokunst, Rauminstallationen, Performance- und Objektkunst hin zu einer fiktiven Vision des Jahres 2030.
„Das Format dieses Ausstellungsprojektes ist durch die interaktiven ‚Mitmach-Elemente‘ etwas Besonderes. Auch durch wichtige und aktuelle Fragestellungen und das Changieren zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit zeichnet sich das Projekt aus. Ich freue mich, dass die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur diese besondere Ausstellung unterstützt. Herzlich möchte ich mich bei der TUFA und dem Kuratoren-Team für die große Kreativität und das herausragende Engagement bedanken“, ergänzt Wolf.

Ort:

 © Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow


Tuchfabrik Trier e.V.
Wechselstr. 4
54290 Trier
Tel.: 0651 718-2412
Fax: 0651 718-2418
http://www.tufa-trier.de
E-Mail: info(@)tufa-trier.de

200 Jahre Karl Marx: Die große Landesausstellung „Karl Marx Leben. Werk. Zeit“ lädt ab 5. Mai 2018 zu einer LEBENSREISE AUF DEN SPUREN DES GELEHRTEN ein

karl-marx-ausstellungKaum eine Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts ist heute noch so bekannt, aber auch so umstritten und missverstanden wie Karl Marx. Wenn der große Denker ab dem 5. Mai 2018 anlässlich seines 200. Geburtstags in der großen Landesausstellung Karl Marx 1818–1883. LEBEN. WERK. ZEIT. gewürdigt wird, dann können sich Besucher ein neues, anderes Bild von ihm machen – jenseits der Klischees und ideologischer Vereinnahmungen. Erstmals wird in einer kulturhistorischen Ausstellung Marx als Mensch und Analytiker in all seinen Facetten beleuchtet. Mit ungewöhnlichen Installationen und Ausstellungskonzepten und zugleich hohem wissenschaftlichem Anspruch will die Landesausstellung an den zwei Standorten zeigen, wer sich hinter diesem großen Namen verbirgt und wie Marx‘ Ideen aus heutiger Sicht verstanden werden können.

Marx-Maschine macht Geschichte (be)greifbar
Auf eine einzigartige und besonders eindrucksvolle Inszenierung können sich Besucher im Ausstellungsteil „Leben. Werk. Zeit.“ im Rheinischen Landesmuseum Trier freuen: Mit der raumfüllenden „Marx-Maschine“ wird eines der zentralen Themen des Ökonomen veranschaulicht. Sie wurde in mehreren Entwicklungsstufen mit Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats der Landesausstellung erarbeitet und vermittelt schon alleine durch ihre Dimension das Thema „Arbeit“ und „Kapitalistische Produktion“ sehr eindrücklich. Sie wird ein inszenatorisches und inhaltliches Herzstück der Ausstellung sein.

Auf engstem Raum wird so das noch heute unser ökonomisches Handeln bestimmende System fast im wörtlichen Sinne begreifbar: In der beeindruckenden Installation aus eigens angefertigten Metallbauteilen rattern die Laufbänder; dabei befördern sie aber keine Waren, sondern Einsichten: Anhand der Förderbänder und der eingerichteten Stationen erfahren die Besucher viel über den kapitalistischen Produktionsprozess, den Karl Marx auch in seiner wohl bekanntesten Schrift „Das Kapital“ schildert. „Die Marx-Maschine“ zeichnet den Produktions- und Arbeitskreislauf der Industrie nach. Sie gibt aber auch weitere Einblicke: in den Prozess, der die Vermehrung des Kapitals und das Wirtschaftswachstum einschließt. Zwischen den Förderbändern und den Stationen können die Besucher auf Entdeckungsreise gehen und eindrückliche Exponate zur Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts, wie historische Arbeitsschutzkleidung oder Stechuhren, entdecken.

„Maschinen bestimmten mit dem Beginn der Hochindustrialisierung immer mehr den Arbeitstakt der Menschen“, erläutert Dr. Barbara Wagner, Kuratorin des Ausstellungsteils „Leben. Werk. Zeit.“ “Waren sie zunächst zur Unterstützung der Arbeit konzipiert und sollten den Arbeitenden Arbeitsschritte abnehmen, musste sich der Mensch mehr und mehr dem Rhythmus der Maschine unterwerfen. Der Mensch wird selbst zum Werkzeug im Takt der Maschine. Auch dies wollen wir in dieser Ausstellungspräsentation veranschaulichen. Was diese Maschinenarbeit mit den Menschen macht, veranschaulicht Hans Baluschek sehr eindrücklich mit den Arbeiterinnen, die nach Schichtende die Fabrik verlassen. Sie sind erschöpft und kraftlos. Welche Anstrengungen diese körperliche Arbeit bedeutete, kann man an den schweren Arbeitsgeräten sehen, die wir zur Eisengießerei zeigen werden“.

Eine Reise zu „Stationen eines Lebens“

Eine besondere Perspektive auf das bewegte Leben von Karl Marx bietet der Ausstellungsteil „Stationen eines Lebens“ im Stadtmuseum Simeonstift Trier. Hier wird der Besucher dazu eingeladen, Marx‘ Lebensweg von seiner Kindheit in Trier bis zum Exil in London zu folgen und dabei auf eine Reise durch zahlreiche europäischen Städte zu gehen, in denen der Philosoph und Ökonom lebte. Zunächst als junger Mann, später gemeinsam mit seiner Familie, wechselte Marx häufig den Wohnort. Sein Weg führte von der Kindheit und Jugend im katholischen Trier über das Studium in Bonn und Berlin und die ersten beruflichen Schritte in Köln bis zu den Exil-Stationen in Paris, Brüssel und London. In der Erfahrung von Zensur, erzwungenem Leben im Ausland und Staatenlosigkeit ist dieses bewegte Leben charakteristisch für die Biografien europäischer Oppositioneller im 19. Jahrhundert. Der Rundgang lässt die Städte Trier, Bonn, Berlin, Köln, Paris, Brüssel, Manchester und London zu Marx‘ Lebzeiten lebendig werden und zeigt in diesem Kontext seinen persönlichen und intellektuellen Werdegang. Die Ausstellung beleuchtet vor dem Hintergrund der Städte, in denen Marx lebte, neben dem Schaffen auch die persönlichen Netzwerke, die den Philosophen prägten: Verwandte und Lehrer in frühen Jahren ebenso wie neben Friedrich Engels politische Weggefährten und Kritiker, mit denen Marx in reger Korrespondenz stand.

Ortswechsel sind aber nicht nur das Hauptmotiv der Ausstellung, sondern auch ein eigenes Themenfeld: So werden auch die zahlreichen Reisen, die Marx von den jeweiligen Wohnorten unternommen hat, im Rundgang abgebildet: von der Hochzeitsreise nach Bingen und Baden-Baden, die er gemeinsam mit seiner Frau Jenny unternahm, bis zu Kuraufenthalten in den späten Jahren in Karlsbad, Algier und Monte Carlo, in denen der von zahlreichen gesundheitlichen Leiden geplagte Philosoph Linderung suchte.

Auch die Ausstellungsarchitektur unterstreicht die Reise-Thematik: Gegliedert sind die sieben Ausstellungsräume anhand der Städte, in denen Marx lebte – abgetrennt durch Schleusen, die auf die Atmosphäre der jeweiligen Stadt einstimmen. Interaktive Stationen wie Reisekoffer oder Fotoalben vermitteln die Thematik für große und kleine Besucher.

HINTERGRUND
Anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx widmet sich die große Landesausstellung in seiner Geburtsstadt Trier in zwei Museen den vielen Facetten von Marx als Mensch und Analytiker. Das Rheinische Landesmuseum Trier beleuchtet unter dem Titel „Leben. Werk. Zeit.“ Karl Marx und sein Jahrhundert und zeichnet den intellektuellen wie politischen Werdegang von Marx nach. Die Ausstellung „Stationen eines Lebens“ im Stadtmuseum Simeonstift Trier beleuchtet das bewegte Leben von Karl Marx und verfolgt den Lebensweg von Marx‘ Kindheit in Trier bis zum Exil in London. Die Landesausstellung nimmt das Jubiläum nicht nur zum Anlass des Erinnerns, sondern will auch die Aktualität der Marx‘schen Theorien hinterfragen. Die Ausstellung wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags. Schirmherr der Ausstellung ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Weitere Informationen unter www.karl-marx-ausstellung.de