Terminübersicht Februar 2016 – Literaturhaus Villa Clementine Wiesbaden

© massow-picture
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Zahlreiche literarische Leckerbissen plus die Konzertreihe CARTE BLANCHE in Kooperation mit dem Landesmuseum Wiesbaden bietet das Februar-Programm 2016 des Literaturhauses Villa Clementine in Wiesbaden. Beispielsweise liest am 18. Februar im Kulturforum der Träger des Deutschen Buchpreises 2015, Frank Witzel, aus seinem in Biebrich angesiedelten spektakulären Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“. Außerdem gastieren Karl-Heinz Ott und Katharina Hacker mit ihren neuen Romanen im Literaturhaus. Es geht in ihren spannungsreichen Werken  um offene Rechnungen und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Auf diese und weitere Veranstaltungen weist das Literaturhaus folgend hin:

 

Mi 03.02. | 19.30 Uhr im Presseclub in der Villa Clementine
Mit ihrem Vortrag erinnert Dorothee Lottmann-Kaeseler in der „Literatur-Werkstatt“ des Fördervereins Literaturhaus Villa Clementine an den von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Bürger Dr. Georg Goldstein, der zwischen 1912 und 1933 als Direktor der „Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime“ von Wiesbaden aus ein deutschlandweit wirkendes Unternehmen aufbaute. Sein Beitrag zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ist dabei ebenso weitreichend gewesen, wie sein wegweisender Beitrag zur Architekturgeschichte beim Bau und Umbau der 40 Heime, die die Gesellschaft 1933 besaß.

Dorothee Lottmann-Kaeseler ist Juristin, die sich seit Jahrzenten intensiv mit deutsch-jüdischer Geschichte beschäftigt. In den letzten Jahren hat sie zahlreiche Dokumentarfilme mit Zeitzeugen koproduziert.

Mi 03.02. | 19.30 Uhr
€ 6 – Abendkasse, keine Reservierung. Für die Mitglieder des Fördervereins Literaturhaus Villa Clementine und die Mitglieder des Presseclubs ist der Eintritt frei.
Veranstalter: Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V.
Ort: Presseclub in der Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Do 04.02. | 19.30 Uhr im Landesmuseum Wiesbaden
Konzertreihe CARTE BLANCHE 
In ihrer neuen Konzertreihe CARTE BLANCHE verlässt die Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik die Komfortzone der zeitgenössischen Musik und öffnet den Konzertraum anderen Disziplinen. Die Gestaltung der sechs Abende in den Literaturhäusern Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt liegt in der Hand von Persönlichkeiten, die man zunächst nicht im klassischen Soziotop der Neuen Musik verortet.

In diesem Rahmen ist Michael Lentz mit einem Septett im Museum Wiesbaden zu Gast. „Ohrenblicke – Musiksprechen für Körper und Seele“ betitelt Lentz seinen CARTE BLANCHE – Abend und verrät: „Aufgeführt werden Stücke von Georges Aperghis, John Cage, Gunnar Geisse, Michael Hirsch, Isidore Isou, Michael Lentz und Josef Anton Riedl in Solo- bis Septettbesetzung. Nicht alles wird zum Lachen sein. Das Meiste eher komisch. Zu kommen lohnt sich dennoch sehr, weil die Leute Spaß am Musizieren und Aufsagen von Dingen haben. Schutzherr des Abends ist Rainer Maria Rilke, von dem alles Wunderbare ausgeht.“

Für den Abend fährt Lentz ein hochkarätiges Septett auf: mit dabei sind Axel Kühn, Saxophonist und Mitbegründer des legendären Projekts Sprechakte X/TREME, die Sängerinnen Anna Clementi und Lore Lixemberg, der Schriftsteller, Performancekünstler und „Lentz-Klon“ Uli Winters, Laptop-Gitarrenvirtuose Gunnar Geise und der Komponist Michael Hirsch. Lentz selber zeigt sich nicht nur als Meister der modernen Sprachperformance, sondern auch als Saxophonist und Elektroniker.

Der Autor, Musiker und Herausgeber Michael Lentz wurde 1964 geboren. Zu seinen Veröffentlichungen zählen die Prosawerke „muttersterben“ (2002), „Liebeserklärung“ (2003) und „Pazifik Exil“ (2007). Lentz erhielt zahlreiche Preise, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis 2001 und den Preis der Literaturhäuser 2005. „Pazifik Exil“ stand 2007 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Weitere Informationen unter www.carte-b.de

Do 04.02. | 19.30 Uhr                                             
€ 10 / 6 – Reservierung unter 06 11 – 34 15 837 oder literaturhaus-kartenreservierung@freenet.de
Veranstalter: Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik e.V. in Kooperation mit dem Literaturhaus Villa Clementine und ARTist – Musik zur Zeit. Ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, gefördert vom Kulturamt der Stadt Wiesbaden, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, ausgezeichnet als Konzert des deutschen Musikrates
Ort: Museum Wiesbaden, Vortragssaal, Friedrich-Ebert-Allee 2

Do 11.02. | 19.30 Uhr  in Villa Clementine

Karl-Heinz-Ott, © Peter-Andreas Hassiepen
Karl-Heinz-Ott, © Peter-Andreas Hassiepen

Karl-Heinz Ott ist mit seinem bissigen und ironischen Roman „Die Auferstehung“ im Literaturhaus zu Gast.
Joschi ist eigentlich Clochard, mit einer Gesinnung irgendwo zwischen Karl Marx und verlottertem Mönch, Jakob ein quirliger Fernsehmann, Uli ein alternativer Aussteiger und Linda, die Schwester, ist auch im Privatleben eine Macherin. Ihren Vater haben die vier kaum noch gesehen, seit der sein Testament dem „Schwein“ übergeben hat und sich von der „ungarischen Hure“ pflegen lässt. Jetzt ist er tot. Morgen früh wird das Testament eröffnet. Bis dahin muss das Erbe verteilt sein. Keiner verlässt das Haus. Karl-Heinz Ott erzählt brillant und mit großer Komik von dem, was eine Familie zusammenhält – und was sie auseinanderreißt. Verwandt fühlt sich keiner mehr, bis nach einer langen Nacht der Augenblick der Wahrheit kommt.

Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen an der Donau geboren. 1998 erschien sein Romandebüt „Ins Offene“, das mit dem Hölderlin-Förderpreis und dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet wurde. Für seinen Roman „Endlich Stille“ (2005) erhielt er den Alemannischen Literaturpreis, den Candide-Preis sowie den Preis der LiteraTour Nord. 2008 erschien sein dritter Roman „Ob wir wollen oder nicht“. Außerdem veröffentlichte er „Baden“ (2007) und „Tumult und Grazie. Über Georg Friedrich Händel“ (2008) und den Roman „Wintzenried“ (2011). Karl-Heinz Ott lebt in Freiburg.

Do 11.02. | 19.30 Uhr     
Autorenlesung
€ 8 / 7 – Reservierung unter 0611-3415837 oder literaturhaus-kartenreservierung@freenet.de
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Do 18.02. | 20 Uhr im Kulturforum, Friedrichstraße 16

Frank Witzel © Gianni Plescia
Frank Witzel © Gianni Plescia

Der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2015, der gebürtige Wiesbadener Frank Witzel, liest aus seinem in Biebrich angesiedelten Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“: Gudrun Ensslin eine Indianersquaw aus braunem Plastik und Andreas Baader ein Ritter in schwarzglänzender Rüstung? Die Welt des kindlichen Erzählers dieses mitreißenden Romans, der den Kosmos der alten BRD wiederauferstehen lässt, ist nicht minder real als die politischen Ereignisse, die jene Jahre in Atem halten und auf die sich der 13-Jährige seinen ganz eigenen Reim macht. Frank Witzel ist es in dieser groß angelegten fantastischen literarischen Rekonstruktion des westlichen Teils Deutschlands gelungen, ein Spiegelkabinett der Geschichte im Kopf eines Heranwachsenden zu errichten. Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland, Ahnungen vom Deutschen Herbst und Betrachtungen der aktuellen Gegenwart entrücken ihn dabei immer weiter seiner Umwelt. Das dichte Erzählgewebe ist eine explosive Mischung aus Geschichten und Geschichte, Welterklärung, Reflexion und Fantasie: Ein detailbesessenes Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die ebenso wie die DDR 1989 Geschichte wurde.
Frank Witzel wurde 1955 in Wiesbaden geboren und lebt in Offenbach. Er ist Autor, Essayist, Zeichner und Musiker.

Do 18.02. | 20 Uhr     
Autorenlesung
Moderation: Shirin Sojitrawalla (DLF)                                  
Vorverkauf: € 8 / 7 plus Vorverkaufsgebühr. Abendkasse: € 12 / 11 – Kartenvorverkauf bei der Tourist Information, Marktplatz 1, Tel.: 0611-1729930
Veranstalter: Literaturhaus Villa Clementine / Kulturamt Wiesbaden
Ort: Kulturforum, Friedrichstraße 16

Di 23.02. | 10.30 Uhr in Villa Clementine
Im Rahmen der Reihe „Junges Literaturhaus“ ist Bettina Obrecht mit ihrem Roman „Opferland“ zum Thema  „Die Sache mit der Wahrheit“ zu Gast.

Jahrelang wurde Cedric gemobbt, Lügen wurden über ihn verbreitet. Er hat mehrere Schulwechsel hinter sich. Doch jetzt besucht er eine Schule in einer entfernten Stadt. Hier kennt ihn niemand. Ein Neuanfang scheint möglich. Dafür nimmt Cedric sogar die Trennung von seiner Familie in Kauf. Doch als der Schul-Liebling Lars ihn zum Spaß „Opfer“ nennt, brennen bei Cedric die Sicherungen durch und seine Vergangenheit holt ihn ein. Nur die zurückhaltende Sinja hält noch zu ihm. Werden die beiden es schaffen, das „Opferland“ hinter sich zu lassen?
Bettina Obrecht, geboren 1964, arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Rundfunkredakteurin. Seit 1994 schreibt sie Kinder- und Jugendbücher.

Di 23.02. | 10.30 Uhr                                          
Autorenlesung
Moderation: Klaus Krückemeyer (hr)
€ 2 – Geschlossene Veranstaltung für Schulklassen – Infos unter: 0611-3086365
Veranstalter: Literaturhaus und Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V.
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Mi 24.02. | 19.30 Uhr in Villa Clementine

Katharina Hacker, © Renate von Mangoldt
Katharina Hacker, © Renate von Mangoldt

Katharina Hackers neuer  Roman „Skip“ stellt die schwierige Frage danach, wo unser Platz auf der Welt und überhaupt im Leben ist.

In der Mitte seines Lebens macht der israelische Architekt Skip Landau eine Erfahrung, die er mit niemandem teilen kann: Eine innere Stimme ruft ihn an Orte, wo wenig später eine Katastrophe geschieht – ein Zugunglück in Paris, ein Flugzeugabsturz in Amsterdam. Offenbar soll er einzelne Sterbende auf ihrem schwierigen Weg in den Tod begleiten. Aber was soll, was kann er tun? Nicht viel mehr, als da zu sein und ihnen ein wenig Gesellschaft leisten, stellt er ernüchtert fest. Die Aufgabe, die er sich nicht ausgesucht hat, belastet seine Ehe und lässt die Familie in Tel Aviv fast auseinanderbrechen. Spät versteht er, dass er nicht nur die Sterbenden in den Tod, sondern auch seine Söhne ins Leben führen muss – und sich dazu.

Katharina Hacker, geboren 1967 in Frankfurt am Main, studierte ab 1986 Philosophie, Geschichte und Judaistik an der Universität Freiburg. 1990 wechselte sie an die Hebräische Universität Jerusalem. Seit 1996 lebt sie als freie Autorin in Berlin. 1997 debütierte sie mit „Tel Aviv. Eine Stadterzählung“. Für ihren Roman „Die Habenichtse“ erhielt sie 2006 den Deutschen Buchpreis. Zu ihren Werken zählen außerdem die miteinander verbundenen Romane „Alix, Anton und die anderen“ und „Die Erdbeeren von Antons Mutter“. Zuletzt erschien „Eine Dorfgeschichte“.

Mi 24.02. | 19.30 Uhr                                             
Autorenlesung
Moderation: Martin Lüdke
€ 8 / 7 – Reservierung unter 0611-3415837 oder literaturhaus-kartenreservierung@freenet.de
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

So 28.02. | 16 Uhr in Villa Clementine
Marina B. Neubert liest in einer Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde und des Kulturamts Wiesbaden aus in ihrem Buch „Bella und das Mädchen aus dem Schtetl“. Darin erzählt sie  berührend und zauberhaft eine Purim-Geschichte und über den Zusammenhalt von Familien.

Ein fremdes Mädchen aus einer anderen Zeit erscheint in Bellas Zimmer am Morgen ihres 10. Geburtstages und bittet um ihre Hilfe. Nur Bella kann ihr helfen, ein geraubtes magisches Familien-Erbstück zurückzuführen. Aus ihrem sicheren Berliner Kinderzimmer begibt sich Bella auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit eines polnischen Schtetls.

Marina B. Neubert, 1968 geboren, ist in Moskau aufgewachsen und lebt in Berlin. Für ihr dramaturgisches Werk erhielt sie 1994 den Award of Merit der Stadt San Francisco. Ihr Hörfeature „Erinnerungen“ wurde 1996 mit dem Axel-Springer-Preis ausgezeichnet.

So 28.02. | 16 Uhr                        
Autorenlesung
Eintritt frei
Veranstalter: Jüdische Gemeinde und Kulturamt Wiesbaden
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1