Inger-Maria Mahlke mit dem Deutschen Buchpreis 2018 für Ihren Roman „Archipel“ in Frankfurt ausgezeichnet

Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2018 ist Inger-Maria Mahlke. Sie erhält die Auszeichnung für ihren Roman „Archipel“ (Rowohlt). © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2018 ist Inger-Maria Mahlke. Sie erhält die Auszeichnung für ihren Roman „Archipel“ (Rowohlt). © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung seit 2005 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Partner sind neben der Frankfurter Buchmesse die Deutsche Bank Stiftung und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Der Deutsche Buchpreis 2018 geht an Inger-Maria Mahlke. Während eines Festaktes mit über 300 geladenen Gästen der Buchbranche erhielt die  1977 in Hamburg geborene Autorin heute Abend  im Frankfurter Römer die Auszeichnung für ihren Roman „Archipel“ (Rowohlt)  aus den Händen von  Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Kulturdezernentin Ina Hartwig wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass schon die Nominierung zum Deutschen Buchpreis ein großer Erfolg sei. Der Deutsche Buchpreis gelte als wichtigste Auszeichnung der Branche und habe auch  deutlichen Einfluss auf die Verkaufszahlen. Die Sieger schafften es in der Regel auf einen vorderen Platz der Bestsellerlisten.

Im Finale um den Deutschen Buchpreis 2018 standen neben der Preisträgerin  weitere fünf  Autorinnen und Autoren mit je einem Werk: María Cecilia Barbetta, „Nachtleuchten“ (S. Fischer), Maxim Biller, „Sechs Koffer“ (Kiepenheuer & Witsch), Nino Haratischwili, „Die Katze und der General“ (Frankfurter Verlagsanstalt), Susanne Röckel, „Der Vogelgott“ (Jung und Jung) und Stephan Thome, „Gott der Barbaren“ (Suhrkamp).

v.li.n.r. Stephan Thome: Gott der Barbaren (Suhrkamp, September 2018), Maxim Biller: Sechs Koffer (Kiepenheuer & Witsch, September 2018),Inger-Maria Mahlke: Archipel (Rowohlt, August 2018),María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten (S. Fischer, August 2018). vorne r.:Susanne Röckel: Der Vogelgott (Jung und Jung, Februar 2018), Nino Haratischwili: Die Katze und der General. © Foto: Diether v. Goddenthow
v.li.n.r. Stephan Thome: Gott der Barbaren (Suhrkamp, September 2018), Maxim Biller: Sechs Koffer (Kiepenheuer & Witsch, September 2018),Inger-Maria Mahlke: Archipel (Rowohlt, August 2018),María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten (S. Fischer, August 2018). vorne r.:Susanne Röckel: Der Vogelgott (Jung und Jung, Februar 2018), Nino Haratischwili: Die Katze und der General. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 199 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2017 und dem 11. September 2018 erschienen sind. Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2018 gehören neben Christine Lötscher an: Christoph Bartmann (Goethe Institut Warschau), Luzia Braun (ZDF), Tanja Graf (Literaturhaus München), Paul Jandl (freier Kritiker), Uwe Kalkowski (Literaturblog „Kaffeehaussitzer“) und Marianne Sax (Bücherladen Marianne Sax, Frauenfeld).

Heinrich Riethmüller unterstrich, dass der Deutsche Buchpreis in jedem Jahr einen Höhepunkt in der öffentlichen Beschäftigung mit Büchern markiere. „Die Diskussionen um die nominierten Titel zeigen uns immer aufs Neue, was das eigentlich Wertvolle an Kultur ist: Kultur funktioniert, weil sie vielfältig ist. Sie funktioniert im Austausch und in gegenseitiger Anregung“, so der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. © Foto: Diether v. Goddenthow
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Möglichkeiten sich mit Büchern auseinanderzusetzen, seien so zahlreich wie noch nie. Das Reden über Bücher fände in unzähligen digitalen wie analogen Bäumen statt. Bücherfans diskutierten ihre Lese-Erlebnisse auf Buchblogs und Instargram. Sie treffen sich in Büchercafés oder zu Literatur-Events wie in diesem Jahr dem ausverkauften Shortlist-Abend im Schauspiel Frankfurt mit rund 700 gebannten Zuhöhrern. Die Begeisterung und Geschichten sei ungebrochen, auch wenn die Zahl der Buchkäufer ein wenig zurückgegangen sei. Dafür kauften die, die Bücher kauften, im Schnitt mehr. „Ich möchte sogar behaupten, das Sprechen und das Teilhaben an Literatur ist offener und zugänglicher denn je“, so Riehtmüller.

Auch die Bücher der diesjährigen Shortlist sprächen diese Einladung aus. „Die Titel begeben sich in ferne Welten, in andere Länder, in die Geschichte, ins Phantastische. Sie fordern und auf, sich einzulassen, auf ihre Rhythmen und ihre Ordnungen. Sie schärfen auf besondere Art und Weise unsere Beobachtungskraft. Ihre Protagonisten fordern unser Urteilen heraus. Ein aufregender Unruhezustand legt sich über die Geschichten. Mehr als einmal bittet das Gelesene um einen zweiten Blick“, so Riethmüller in seiner Ansprache zur Preisverleihung.

archipel

Wenn auch alle sechs nominierten Titel den Buchpreis verdient hätten, weil jedes Werk auf ganz unterschiedliche Art und Weise die Leser zu einem zweiten Blick und neuen Perspektiven herausfordert, hat sich die Jurys letztlich für Inger-Maria Mahlkes Roman „Archipel“ (Rowohlt) entschieden. Ihre Begründung: „Der Archipel liegt am äußersten Rand Europas, Schauplatz ist die Insel Teneriffa. Gerade hier verdichten sich die Kolonialgeschichte und die Geschichte der europäischen Diktaturen im 20. Jahrhundert. Inger-Maria Mahlke erzählt auf genaue und stimmige Weise von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1919. Im Zentrum stehen drei Familien aus unterschiedlichen sozialen Klassen, in denen die Geschichte Spaniens Brüche und Wunden hinterlässt. Vor allem aber sind es die schillernden Details, die diesen Roman zu einem eindrücklichen Ereignis machen. Das Alltagsleben, eine beschädigte Landschaft, aber auch das Licht werden in der Sprache sinnlich erfahrbar. Faszinierend ist der Blick der Autorin für die feinen Verästelungen in familiären und sozialen Beziehungen.“

Übergabe der Urkunde an die Preisträgerin aus den Händen von Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins Deutscher Buchhandel. © Foto: Diether v. Goddenthow
Übergabe der Urkunde an die Preisträgerin aus den Händen von Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins Deutscher Buchhandel. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Roman des Jahres wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 199 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2017 und dem 11. September 2018 erschienen sind. Aus diesen Romanen haben die Jurorinnen und Juroren eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt und daraus sechs Titel für die Shortlist gewählt.

Christine Lötscher, Sprecherin der Jury des Deutschen Buchpreises 2018, zur Auswahl: „,Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen‘ – der berühmte Satz, den Faulkner 1951 schrieb, hängt wie ein unausgesprochenes Motto über der deutschsprachigen Literatur dieses Jahres. Die sechs nach Ansicht der Jury gelungensten und wichtigsten Romane folgen ganz unterschiedlichen Spuren in die Vergangenheit oder in mythische Schichten der Wirklichkeit – fabulierend, spekulierend, verspielt; mit lakonischer Eleganz und bittersüßer Präzision, mit epischer Langsamkeit und spannungsgeladener Wucht. Antworten bekommen wir auf diesen Reisen durch Raum und Zeit nicht, und schon gar keine einfachen Wahrheiten. Umso faszinierter lässt man sich als Leserin, als Leser auf vielstimmige Erzählkompositionen und auf die Sinnlichkeit einer anderen Zeit ein, die immer auf unsere verweist.“

Empfang in den Römerhallen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Empfang in den Römerhallen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Unter www.deutscher-buchpreis-blog.de veröffentlichen die „Buchpreisblogger“ Rezensionen zu allen Titeln der Longlist sowie Hintergrundinformationen und kritische Debattenbeiträge. Mehr ist auf der Facebook-Seite des Deutschen Buchpreises und unter dem Hashtag #dbp18 zu finden.

Exklusive englische Übersetzungen von Leseproben der sechs Shortlist-Titel sowie ein englischsprachiges Dossier stehen unter www.new-books-in-german.com bereit.

Weitere Informationen und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.