Das Hessische Staatstheater Wiesbaden ruft zur Solidarität mit dem Schriftsteller Dogan Akhanli auf – PEN bittet um Spenden

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
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Am Samstag wurde der deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli auf Ersuchen der türkischen Behörden während seines Spanienurlaubs inhaftiert. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein. Inzwischen ist er dank Intervention des Außenministeriums wieder auf freien Fuß, darf aber Madrid nicht verlassen.

Im Rahmen der Inszenierung von Verdis Requiem an der Oper Köln 2011 berichtete Akhanli von seiner ersten Verhaftung, als er 2010 seinen todkranken Vater in der Türkei besuchen wollte. Dogan Akhanli erzählte auf der Bühne von schrecklichen Haftbedingungen, von Willkür und von den Demütigungen, die er im Gefängnis erlebte. Er erzählte von seinen Ängsten, seiner Wut und von seiner Verzweiflung.

Nach sechs Monaten musste die türkische Staatsanwaltschaft die absurde Anklage wegen eines Raubmords fallen lassen, und Akhanli konnte zurück in seine Heimat, nach Deutschland. Wer um diese traumatisierende Erfahrung weiß, kann ansatzweise erahnen, was die erneute Inhaftierung – nun auf EU Gebiet – für Dogan Akhanli bedeutet.

Alles, was der sechzigjährige Autor begangen hat, ist, sich für einen offenen Umgang mit der türkischen Geschichte einzusetzen. Die nun gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entbehren jeglicher Grundlage.

Das Hessische Staatstheater fordert die spanischen Behörden auf, Dogan Akhanli umgehend nach Deutschland ausreisen zu lassen und fordert die deutsche Bundesregierung auf, alles zu tun, damit der deutsche Staatsbürger nicht doch noch in die Türkei ausgeliefert wird, und es protestierst aufs Schärfste gegen diese menschenverachtende und willkürliche Handlungsweise der türkischen Regierung.

Spendenaufruf zugunsten des von der Auslieferung an die Türkei bedrohten deutschen Schriftstellers Doğan Akhanlı

Wie durch die Medien in den vergangenen Tagen ausführlich berichtet, betreibt die türkische Regierung ein Auslieferungsverfahren gegen den deutschen Autor türkischer Herkunft Doğan Akhanlı. Ein Madrider Gericht hat Doğan Akhanlı zwar die Untersuchungshaft erspart, doch darf er bis zur gerichtlichen Entscheidung Spanien nicht verlassen und muss sich bei der Madrider Polizei wöchentlich melden. Dieser Zwangsaufenthalt des Ehepaars Akhanlı, der zunächst einmal bis zu 40 Tage dauern kann, sowie die Kosten für seinen deutschen und seinen spanischen Anwalt müssen durch Doğan Akhanlı getragen werden. Dabei handelt es sich um Kosten, die die finanziellen Möglichkeiten der Familie übersteigen.

Das Auslieferungsbegehren ist unserer Überzeugung nach allein politisch motiviert aufgrund der kritischen Haltung Doğan Akhanlıs gegenüber dem gegenwärtigen türkischen Regime sowie seines Einsatzes für das Erinnern an den Völkermord gegen die Armenier im Jahr 1915, ein Verbrechen, das in der Türkei nicht als solches bezeichnet werden darf. Doğan Akhanlı wurde u.a. mit dem Menschenrechtspreis des evangelischen Kirchenkreises Köln sowie durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet. Seine Projekte sind außerdem durch die Bundesstiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gefördert worden.

Aus diesem Grund bitten wir um Spenden für Doğan Akhanlı. Die gespendeten Gelder werden ausschließlich für die im Zusammenhang mit dieser gerichtlichen Auseinandersetzung entstehenden Kosten verwendet. Sollte ein Überschuss verbleiben, würde der Betrag dem Writers-in-Prison-Programm des PEN-Zentrums Deutschland zugutekommen, in dem wir uns für verfolgte und inhaftierte Autoren und Journalisten einsetzen, nicht zuletzt für die beängstigend vielen Kolleginnen und Kollegen in der Türkei.

Spenden können unter dem Stichwort: „Dogan Akhanli“ an das PEN-Zentrum Deutschland e.V. gerichtet werden.
Unsere Bankverbindung dafür lautet:

Volksbank Darmstadt-Südhessen eG
IBAN: DE22 5089 0000 0058 9207 11
BIC: GENODEF1VBD

Das PEN-Zentrum Deutschland ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden können steuerlich geltend gemacht werden, wir stellen auf Wunsch eine Spendenbescheinigung aus.