![Senckenberg-Forscher Peter Haase als „International Champion“ ausgezeichnet Frontiers Planet Prize und Forschungsgeld in Höhe von einer Million Schweizer Franken für seine Arbeit an Fließgewässern vergeben. © Foto: Privat](http://rhein-main.eurokunst.com/wp-content/uploads/2024/06/Peter-Haase-Kopie.jpg)
Frontiers Planet Prize und Forschungsgeld in Höhe von einer Million Schweizer Franken für seine Arbeit an Fließgewässern vergeben. © Foto: Privat
Senckenberg-Gewässerökologe Prof. Dr. Peter Haase wurde heute mit dem Frontiers Planet Prize der Frontiers Research Foundation als „International Champion“ ausgezeichnet. Der Preis, der mit einer Million Schweizer Franken (ca. 1,05 Millionen Euro) dotiert ist, gehört zu den weltweit höchstdotierten Auszeichnungen für wegweisende Naturforschung. Er würdigt die Untersuchung von Haase und seinem Team zur biologischen Vielfalt in Bächen und Flüssen in ganz Europa. Die Forscher stellten fest, dass die Artenvielfalt und ökologischen Funktionen in Flüssen in den letzten 50 Jahren im Durchschnitt zugenommen haben, jedoch seit 2010 stagniert sind. Diese Ergebnisse helfen, Maßnahmen zur Wiederherstellung der Süßwasser-Biodiversität zu identifizieren, um die wesentlichen Funktionen von Flussökosystemen zu verbessern.
Der Mensch hat einen erheblichen Einfluss auf Flussökosysteme durch intensive Landnutzung, Bebauung, Landwirtschaft, Flussbegradigungen, invasive Arten, Klimawandel und Verschmutzungen. „Um die Entwicklung der Lebensgemeinschaften in Flüssen zu verfolgen, hat ein internationales Team unter meiner Leitung Zeitreihen zur biologischen Vielfalt an Bächen und Flüssen in ganz Europa zusammengestellt und analysiert“, erklärt Prof. Dr. Peter Haase vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt sowie der Universität Duisburg-Essen. Er fügt hinzu: „Unsere Analysen zeigten, dass die Vielfalt der Arten und ökologischen Funktionen in Flüssen, ausgehend von einem niedrigen Niveau nach früheren starken Belastungen, in den letzten 50 Jahren zugenommen hat. Diese positive Entwicklung ist jedoch seit 2010 ins Stocken geraten.“ Das Team analysierte die Daten von wirbellosen Tieren, wie Muscheln, Krebsen und Eintagsfliegen, von 1.816 Standorten in Fließgewässern aus 22 europäischen Ländern und konnte Verbesserungen durch Maßnahmen wie den Bau von Kläranlagen nachweisen. Gleichzeitig haben neue und anhaltende Belastungen den positiven Trend seit 2010 gestoppt. Die Wissenschaftler*innen empfehlen zusätzliche Maßnahmen, um die Erholung der Süßwasser-Biodiversität zu fördern und die wichtigen Funktionen der Flussökosysteme zu verbessern.
„Die Forschungsarbeit von Prof. Dr. Peter Haase ist ein wichtiger Beitrag, um Flüsse durch wissenschaftliche Lösungen zukunftsfähig zu machen“, betont Prof. Dr. Astrid Westendorf, Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Duisburg-Essen. „Seine Auszeichnung unterstreicht den Erfolg unserer herausragenden Wasserforschung am Zentrum für Wasser- und Umweltforschung.“
„Diese hervorragende und gesellschaftlich bedeutende wissenschaftliche Arbeit wurde nun durch die Auszeichnung von Peter Haase als ‚International Champion‘ im Rahmen des Frontiers Planet Prize gewürdigt. Hunderte von Forschenden, 20 nationale Wissenschaftsakademien sowie 475 führende Universitäten und Forschungsinstitute haben sich um diesen Preis beworben – wir sind daher unglaublich stolz auf Peter Haases Erfolg“, freut sich Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Er fügt hinzu: „Unsere Bäche und Flüsse sind wertvolle Lebensräume für Natur und Mensch. Gleichzeitig sind sie bedroht wie nie zuvor. Das EU-Renaturierungsgesetz ist daher unabdingbar, um den kommenden Generationen eine lebenswerte Natur zu übergeben. Die Arbeit der Senckenberg-Forscher*innen leistet hierbei einen wichtigen Beitrag.“
Die Frontiers Research Foundation ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in der Schweiz, die Programme unterstützt, die wissenschaftliche Lösungen für ein gesundes Leben auf einem gesunden Planeten fördern. Am Earth Day 2022 wurde der Frontiers Planet Prize ins Leben gerufen, um wissenschaftliche Durchbrüche zu würdigen, die zur Stabilisierung des globalen Ökosystems beitragen. Ziel ist es, den internationalen Wettbewerb zu fördern und die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu intensivieren, um lösungsorientierte Forschung zugunsten des Ökosystems weltweit voranzutreiben und nachhaltige Antworten auf die globale Umweltkrise zu finden. Der Preis wird 2024 zum zweiten Mal verliehen. Eine Jury unter der Leitung von Prof. Dr. Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wählt aus den nominierten Personen zunächst je einen „National Champion“ aus. Aus diesen werden die drei „International Champions“ ausgewählt und in einer Zeremonie geehrt. Die Institutionen der drei Preisträger erhalten jeweils eine Million Schweizer Franken, um die Forschung der „International Champions“ zu unterstützen und deren Ergebnisse weltweit bekannt zu machen.