Kategorie-Archiv: Hilmar Hoffmann

Hilmar Hoffmann, streitbarer Kämpfer für die Kultur, ist im Alter von 92 Jahren gestorben

Die Stadt Frankfurt trauert um den verdienten Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann

Hilmar Hoffmann an seinem 90. Geburtstag. © Foto: Diether v. Goddenthow
Hilmar Hoffmann an seinem 90. Geburtstag. © Foto: Diether v. Goddenthow

(ffm) Der langjährige Frankfurter Kulturdezernent und Präsident des Goethe-Instituts Prof. Dr. hc. Hilmar Hoffmann ist tot. Oberbürgermeister Peter Feldmann und Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig kondolieren der Familie und den Angehörigen zum Tod von Hilmar Hoffmann und drücken ihre tief empfundene Anteilnahme aus. „Hilmar Hoffmann stand mir als Kulturpolitiker und Freund stets mit Rat und Tat zur Seite. Mit seiner Expertise und seinem kreativen Schaffenswillen hat er sich über alle Parteigrenzen hinweg Anerkennung erarbeitet. Hilmar Hoffmann ist nicht nur der geistige Vater des Museumsufers, sondern zählt auch zu den Gründervätern unserer modernen und weltoffenen Stadt. Wir werden sein geistiges und materielles Erbe sorgsam pflegen und unser Handeln stets an seiner Forderung nach ,Kultur für alle!‘ ausrichten“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann und fügt hinzu: „Hilmar Hoffmans Tod ist ein unersetzlicher Verlust für Frankfurt und die deutsche Kulturlandschaft. Unvergessen sind auch seine Verdienste um das Goethe-Institut. Wir werden Hilmar Hoffmann vermissen, aber nie vergessen.“

Mit seiner Forderung nach einer breiten kulturellen Teilhabe und der Gründung des Frankfurter Museumsufers hatte sich Hoffmann über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus einen Namen gemacht. „Mit Hilmar Hoffmann verlieren wir einen der bedeutendsten Kulturpolitiker nicht nur Frankfurts, sondern der gesamten Bundesrepublik. Er war ein besonderer Mensch, trotz seines hohen Alters bis zuletzt wach und zugewandt. Mit seiner noch heute gültigen Forderung einer Kultur für alle hat er den Geist der Zeit erkannt und tatkräftig umgesetzt. Mit dem Frankfurter Museumsufer, das auf ewig mit seinem Namen verbunden bleiben wird, hat er eine über die Mainmetropole hinausstrahlende Marke geschaffen. Persönlich verliere ich einen Freund, der mich warmherzig, neugierig und diskret begleitet hat. Ich bin sehr traurig und werde seinen Rat vermissen“, äußert sich Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Seine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, zuletzt mit seiner Zeit als Hitlerjunge, verdient Respekt; Hilmar Hoffmann war ehrlich nicht nur zu anderen, sondern auch zu sich selbst. Er war ein unkonventioneller Mann, Denker und Politiker; Menschen wie Hilmar Hoffmann sind dazu bestimmt, Vorbild zu sein – und dennoch hat er sich ganz normal, ja bescheiden gegeben. Nie war er gleichgültig, bis zuletzt nicht. Die Stadt Frankfurt trauert um Hilmar Hoffmann; sie wird ihm in tiefer Dankbarkeit verbunden bleiben.“

Hilmar Hoffmann ist am Freitag, 1. Juni, im Alter von 92 Jahren gestorben. Zwischen 1970 und 1990 war Hoffmann Frankfurter Kulturdezernent, ab 1992 bis 2001 dann Präsident des Goethe-Instituts. Sein Buch „Kultur für alle“ erschien 1979.

Hilmar Hoffmann – Biographie zum 90. Geburtstag des Ausnahmekulturpolitikers

Hilmar Hoffmann: Filmhistoriker, Museums- und Theatergründer, Autor, Hochschullehrer, vor allem eins: Vordenker und Praktiker einer Kulturpolitik, welche die Bundesrepublik bis heute prägt. Zuerst als Volkshochschuldirektor, Begründer der Kurzfilmtage und Kulturdezernent in Oberhausen, dann zwanzig Jahre lang als Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main verwirklicht er seine Vorstellung einer „Kultur für alle“, oft gegen große Widerstände und in verblüffenden politischen Konstellationen.
Hilmar Hoffmann: Filmhistoriker, Museums- und Theatergründer, Autor, Hochschullehrer, vor allem eins: Vordenker und Praktiker einer Kulturpolitik, welche die Bundesrepublik bis heute prägt. Zuerst als Volkshochschuldirektor, Begründer der Kurzfilmtage und Kulturdezernent in Oberhausen, dann zwanzig Jahre lang als Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main verwirklicht er seine Vorstellung einer „Kultur für alle“, oft gegen große Widerstände und in verblüffenden politischen Konstellationen.
Foto: © massow-picture

Hilmar Hoffmann wird am 25. August 90 Jahre alt.  Aus diesem Anlass gibt das Deutsche Filminstitut ein 464 Seiten starkes, reich bebildertes Buch zu Werk und Leben des Ausnahme-Kulturpolitikers heraus, der in den mehr als sechs Jahrzehnten seiner Tätigkeit die einflussreiche Programmatik der „Kultur für alle“ nicht nur entworfen, sondern praktisch umgesetzt hat, oft gegen große Widerstände und in verblüffenden politischen Konstellationen.

Claus-Jürgen Göpfert, der Hilmar Hoffmann als Journalist seit 35 Jahren begleitet, hat für dieses Buch lange, intensive Gespräche mit Hilmar Hoffmann geführt und parallel eine große Zahl von Weggefährten und Zeitzeuginnen befragt, unter ihnen Alexander Kluge, Hans-Dietrich Genscher, Daniel Cohn-Bendit, Petra Roth und Hans Neuenfels. Die Passage durch Hilmar Hoffmanns Leben und Werk hat Claus-Jürgen Göpfert um den zentralen Begriff des Kulturpolitikers organisiert: Er forscht nach, wie Hoffmanns Kulturbegriff sich aus den Erfahrungen in Kindheit und Jugend, als Fallschirmjäger und NSDAP-Mitglied, Kriegsgefangener und Teilnehmer am britischen Re-Education-Programm in Wilton Park heraus entwickelt. Und er macht deutlich, wie Hilmar Hoffmann seine Vorstellungen und Ideen in zahlreichen Funktionen in die Tat umsetzt: als jüngster Volkshochschuldirektor der Bundesrepublik in Oberhausen, als Kulturdezernent in ebendieser Ruhrgebietsstadt und zwanzig Jahre lang in Frankfurt am Main (1970-1990), als Geschäftsführer der „Stiftung Lesen“ und als Präsident des Goethe-Instituts.

Der Journalist Claus-Jürgen Göpfert (l.),Autor des Buches über Hilmar Hoffmann schreibt seit 35 Jahren über Kultur und Politik. Foto: © massow-picture
Der Journalist Claus-Jürgen Göpfert (l.),Autor des Buches über Hilmar Hoffmann, schreibt seit 35 Jahren über Kultur und Politik. Foto: © massow-picture

Die gefeierten Erfolge ebenso wie die großen Konflikte in der Karriere Hilmar Hoffmanns haben Raum in diesem Buch, Unterstützer seines Kurses kommen neben Gegnern zu Wort. Entstanden ist ein vielstimmiger und facettenreicher Band, der die Stationen seines nun 90-jährigen Lebens nachvollzieht, das, so Göpfert, „immer wieder davon geprägt war, scheinbar unversöhnliche Positionen konstruktiv zu vereinen, ideologische Gegensätze zu überwinden und für konkrete Projekte und Ziele Mehrheiten zu schaffen.“ Dies sei am Ende die wichtigste Eigenschaft „des Menschen Hilmar Hoffmann: Er vermag es, Brücken zu bauen.“

Dem Deutschen Filminstitut, das die Publikation herausgibt, ist Hilmar Hoffmann womöglich länger und intensiver verbunden als jedem anderen Haus, so schreibt es Direktorin Claudia Dillmann im Vorwort des Buches: als Gründer des Frankfurter Kommunalen Kinos und des ersten Filmmuseums der Bundesrepublik, die heute unter dem Dach des Deutschen Filminstituts vereint sind; als Fachkollege, Freund und Wegbegleiter. Das Buch ist der „nachgerade verwegene Versuch, die Lebensleistung dieses beispiellos umtriebigen, ideenreichen, tatkräftigen Menschen, des Filmhistorikers, Museums- und Theatergründers, Schriftstellers, Hochschullehrers, Stadtentwicklers, Utopisten und Pragmatikers“ in all seinen Facetten zu erfassen. Erstmals hat sich Hilmar Hoffmann für dieses Buch eingehend über seine Kindheit und Jugend geäußert.

240 Bilder aus Hilmar Hoffmanns Privatarchiv, aus dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt und weiteren Beständen sind im Buch enthalten, viele bisher unveröffentlicht.

Foto: © massow-picture
Foto: © massow-picture

„Der Kulturpolitiker. Hilmar Hoffmann, Leben und Werk“
Autor: Claus-Jürgen Göpfert
Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF
464 Seiten
240 Abbildungen
Verkaufspreis: 24,80 €
ISBN: 9783887990886

 

 

„Hilmar Hoffmann: Filmhistoriker, Museums- und Theatergründer, Autor, Hochschullehrer, vor allem eins: Vordenker und Praktiker einer Kulturpolitik, welche die Bundesrepublik bis heute prägt. Zuerst als Volkshochschuldirektor, Begründer der Kurzfilmtage und Kulturdezernent in Oberhausen, dann zwanzig Jahre lang als Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main verwirklicht er seine Vorstellung einer „Kultur für alle“, oft gegen große Widerstände und in verblüffenden politischen Konstellationen. Auch als Geschäftsführer der „Stiftung Lesen“ und Präsident des Goethe-Instituts kämpft er darum, die kulturelle Bildung in der Bundesrepublik voranzubringen. Hilmar Hoffmann ist DER Kulturpolitiker. Der Journalist Claus-Jürgen Göpfert schreibt seit 35 Jahren über Kultur und Politik (Frankfurter Rundschau). In langen Gesprächen mit Hilmar Hoffmann und einer großen Zahl Zeitzeugen hat er Leben und Werk des Kulturpolitikers ergründet. Entstanden ist ein vielstimmiges, facettenreiches Buch, das manches zutage fördert, das längst ins Vergessen geraten war. Mit 240 Bildern, größtenteils aus Hilmar Hoffmanns Privatarchiv, viele davon erstmals abgedruckt.“ (Frankfurter Rundschau)