Wenn keiner hinguckt, wenn im Wald ein Baum umfällt … Eröffnung „PresseFoto Hessen-Thüringen“ in der IHK Wiesbaden

Vor dem Hintergrund des Siegerfotos  „Schlüpfendes Hühnerküken im Frankfurter Zoo“.zum Sonderthema „Aufbruch“ von  Wolfgang Minich von li.n.r.: Axel Imholz, Kulturdezernent, Knud Zilian, 2.Vors. DJV-Hessen, Sabine Meder, IHK-Hauptgeschäftsführerin ab 1. Jan. 2019, IHK-Präsident Dr. Christian Gastl. © Foto: Diether v. Goddenthow
Vor dem Hintergrund des Siegerfotos „Schlüpfendes Hühnerküken im Frankfurter Zoo“.zum Sonderthema „Aufbruch“ von Wolfgang Minich von li.n.r.: Axel Imholz, Kulturdezernent, Knud Zilian, 1.Vors. DJV-Hessen, Sabine Meder, IHK-Hauptgeschäftsführerin ab 1. Jan. 2019, IHK-Präsident Dr. Christian Gastl. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend eröffneten IHK- Kammerpräsident Dr. Christian Gastl, Knud Zilian, 1. Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verband (DJV) Hessen und Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, die Ausstellung „Pressefoto Hessen-Thüringen 2017“ im Eingangsfoyer der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden.

Die Sucht nach Bildern sei ungebrochen. Jede Facebook-Nachricht, jeder Twitter-Tweet erzeuge mehr Aufmerksamkeit, wenn ein Foto beigefügt sei. Allein bei Facebook würden täglich 300 Millionen Fotos verschickt, minütlich also mehr als 208 000 Bilder oder 3.500 Fotos pro Sekunde, unterstrich Kammerpräsident Gastl das seit Jahren ständig wachsende Verlangen nach Bildern. „Doch die wenigsten Fotos vermögen es, mehr als der flüchtigen Betrachtung Stand zu halten“, ein gutes Bild sei, um mit dem 2004 verstorbenen Fotograf Henri Gartier-Bresson zu sprechen, eines, „auf das man länger als eine Sekunde schaut“, so Gastl. Ein gutes Foto vermittele Emotionen und Stimmungen, die nicht notwendigerweise positiv oder angenehm sein müssten. Den in der Foto-Aussstellung PresseFoto Hessen-Thüringen präsentierten Fotos hafte in der Mehrzahl nichts Spektakuläres, nicht „der“ dramatische Moment an. „vielmehr ist es der geschärfte Blick von Pressefotografen auf die kleinen Momente des Alltags, der verdichtet in einem einzigen Foto zum Ausdruck kommt“, sagte der Kammerpräsident.

Verhält es sich mit einem Foto ähnlich wie mit dem umfallenden Baum, oder dem Politiker? © Foto: Diether v. Goddenthow
Verhält es sich mit einem Foto ähnlich wie mit dem umfallenden Baum, oder dem Politiker? © Foto: Diether v. Goddenthow

Im richtigen Moment, eine Situation genau jetzt festzuhalten, darum gehe es, selbst, wenn dabei Abstriche bei der Kunst gemacht würden, wobei die Frage im Raume bliebe, ob es ein Kunstwerk oder eine Momentaufnahme sei, wenn man „ein besonderes Motiv nach längerem Überlegen mit der Routine bestmöglichst ins Bild setzt“, hinterfragte Knud Zillian. Die Kollegen, die für ihre Veröffentlichungen täglich mit ihrer Kamera unterwegs seien, hätten „einen scharfen Blick und vor allen Dingen die notwendige Routine, um auch blitzartig auf den Auslöser zu drücken, um eine Momentaufnahme machen zu können, die uns Laien nicht möglich gewesen wäre“, so der 1. Vorsitzende DJV-Hessen.

Um erst gar nicht Gefahr zu laufen, gar dasselbe wie im vergangen Jahr zu wiederholen, habe er eine in der Philosophie gerne aufgerufene Frage in leichter Abwandlung sich zu eigen gemacht, nämlich, ob ein Baum, der im Wald umfalle, tatsächlich umgefallen sei, wenn keiner da war, um darüber zu berichten. Sind wir Politiker also bei einer Veranstaltung gewesen, „wenn niemand dort war, der darüber berichten kann?“ warf Axel Imholz ein wenig augenzwinkernd in die Runde. Denn, „ein Großteil der Menschen in dieser Stadt, in diesem Land, auf der ganzen Welt, erlebt die Wirklichkeit nicht durch Teilnahme, sondern durch die mediale Übermittlung!“, so Imholz. Für Politiker sei es zwar wunderbar, wenn sie beispielsweise ein- oder zweimal in einem Zeitungsartikel genannt würden. „Aber es ist unschlagbar, wenn man auf einem Foto drauf ist. Man wird noch Tage danach angesprochen“. Während Texte rasch mit neuen Informationen überlagert würden, „ist das Bild im Kopf geblieben“, so Imholz. Und das zeige eben auch, welche Bedeutung Fotos in der Presse haben. „Die ermöglichen uns einen Blick auf die Wirklichkeit, den wir sonst, weil wir überall gar nicht sein können, nicht hätten.“ Es gäbe mit Sicherheit Fotografen, die oft darauf lauerten, dass im Wald ein Baum umfiele, und  genau im richtigen Moment auf den Auslöser drückten. Ein „normaler“ Mensch habe die Zeit gar nicht dazu, „freut sich aber, wenn er plötzlich so einen Schnappschuss sieht wie das Küken, das aus dem Ei schlüpft. Das ist ja schon ein Volltreffer. Wir sind darauf angewiesen, dass wir diesen Blick eröffnet bekommen, und wir müssen allerdings immer darauf achten, uns bewusst zu machen: ‚das ist ein gelenkter Blick!‘ Es ist eben ja nicht die Wirklichkeit, wie sie in Gänze da ist, sondern immer nur ein Ausschnitt, der uns präsentiert wird“, so der Kulturdezernent, selbst gelernter Journalist.

Ausstellungs-Impression. Den Lufthansa-Flieger auf Kai Oliver Pfaffenbachs Foto "Käsereibe", der beim Landeanflug auf Frankfurt/Main den Mond zu schrammen scheint, sieht man nur, wenn man sich die Ausstellung selbst anschaut.
Ausstellungs-Impression. Den Lufthansa-Flieger auf Kai Oliver Pfaffenbachs Foto „Käsereibe“, der beim Landeanflug auf Frankfurt/Main den Mond zu schrammen scheint, sieht man nur, wenn man sich die Ausstellung selbst anschaut.

An dem zum elften Mal ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligten sich 63 hauptberufliche Journalistinnen und Journalisten aus Hessen und Thüringen, die rund 650 Fotos einreichten. Details zu Gewinnern und ihren Bildern finden Sie hier. Weitere Informationen über den seit 2007 veranstalteten jährlichen Journalistenpreis: „PresseFoto Hessen-Thüringen“ der Landesverbände Hessen und Thüringen im Deutschen Journalisten-Verband (DJV)

Die Ausstellung mit 80 ausgewählten Fotos werden im Eingangsfoyer noch bis 19. Juni 2018 gezeigt (Montag bis Donnerstag 8- 17 Uhr, Freitag 8 – 16 Uhr).
Industrie- und Handelskammer Wiesbaden, Wilhelmstr. 24-26.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)