Eine Ausstellung will wachrütteln über den „Weg der Sinti und Roma“, jetzt im SAM Wiesbaden zu sehen

Mobile Ausstellung "Der Weg der Sinti und Roma" vom 30. Mai bis 24. Juni 2018 im Wiesbadener Stadtmuseum am Markt (SAM). © Foto: Diether v. Goddenthow
Mobile Ausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“ vom 30. Mai bis 24. Juni 2018 im Wiesbadener Stadtmuseum am Markt (SAM). © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Wanderausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“ –  im Stadtmuseum (SAM) Wiesbaden eröffnet.
Im Rahmen der „Wiesbadener Kulturwochen gegen Antiziganismus“ eröffneten gestern Abend Oberbürgermeister Seven Gerich, Sabine Philipp, Direktorin Stiftung Stadtmuseum und Adam Strauß vom Landesverband Sinti und Roma in Hessen, die Wanderausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“.  Christiano Gitano und seine Musiker begleiteten die Veranstaltung mit den Rhythmen der Sinti-Musik à la „Schnuckenack“ Reinhardt und –Django Reinhardt. Dr. Udo Engbring-Romag erläuterte in seiner Kuratoren-Führung die Stationen der Ausstellung.

Sabine Philipp begrüßt die Gäste. © Foto: Diether v. Goddenthow
Sabine Philipp begrüßt die Gäste. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“ ist das Ergebnis langjähriger Arbeit des Landesverbandes der deutschen Sinti und Roma in Hessen. Die Ausstellung erklärt, woher Sinti und Roma kommen und wie lange sie schon im deutschsprachigen Raum leben. Im Zentrum stehen die jahrhundertealten Vorurteile gegenüber Sinti und Roma. Bereits zu Beginn der Neuzeit vor 500 Jahren wurden Sinti und Roma als „Zigeuner“ stigmatisiert und diskriminiert, mit schrecklichen Folgen für die Betroffenen. Klischees und Vorurteile wurden über die Jahrhunderte in Kunst und Literatur tradiert und hielten sich hartnäckig.

Wie es im Begleitprospekt heißt, wurde die Ausstellung „Weg der Sinti und Roma ..“ erstmals im Dezember 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie wurde herausgegeben von Adam Strauß und konzipiert, gestaltet und getextet von Udo Engbring-Romag. Die Wanderausstellung umfasst 37 Rollup-Tafeln. Das erste Drittel der Tafeln zeigt „Zigeuner“-Bilder und Verfolgungsgeschichten aus der Zeit vor 1933.Die Ausstellung macht dazu Aussagen zu kulturellen Traditionen der Sinti und Roma.
Der zweite Teil gibt eine ganz knappe Übersicht über den NS-Vökermord und sein Folgen. Der dritte Teil zeigt die Kontinuität des Antiziganismus und vor allem auch den Kampf gegen Antiziganismus und für eine Anerkennung als Minderheit.

Kurator Dr. Udo Engring-Romang führt fachkundig und anschaulich durch die einzelnen Stationen der Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kurator Dr. Udo Engring-Romang führt fachkundig und anschaulich durch die einzelnen Stationen der Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Tiefpunkt der Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma war der Völkermord durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg. Doch auch nach dem Krieg endete die Diskriminierung gegenüber den Überlebenden nicht. Lange mussten sie um Anerkennung kämpfen. Die Ausstellung thematisiert auch die Anfänge in der Bürgerrechtsbewegung, als Sinti und Roma organisiert damit begannen, sich gegen die fortgesetzte Ungerechtigkeit zu wehren. Obwohl sie Erfolge erzielen konnten, beispielsweise die späte Anerkennung des Völkermordes im Zweiten Weltkrieg im Jahre 1982, sind die „Zigeuner“-Bilder noch immer in den Köpfen der Menschen präsent. In Presse, Film, Fernsehen und der Popmusik finden sich auch heute noch so zahlreiche Beispiele, dass man beinahe von einem kulturellen Code sprechen kann, der Sinti und Roma zu „Zigeunern“ macht und ihnen unterstellt, anders und schlecht zu sein.

Christiano Gitano (Gitarre) mit Musikern sorgten für den richtigen Swing. © Foto: Diether v. Goddenthow
Christiano Gitano (Gitarre) mit Musikern sorgten für den richtigen Swing. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit der Sonderausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“ möchte das „sam – Stadtmuseum am Markt“ einen Beitrag zur Aufklärungsarbeit leisten. Vorurteile und Klischees können nicht in Frage gestellt werden, wenn kritisches Wissen fehlt. Gerade in den heutigen Zeiten – vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und Europa – ist es enorm wichtig, populistischem Gedankengut entgegenzuwirken.

Dies setzt das „sam – Stadtmuseum am Markt“ auf unterschiedlichen Wegen um. Damit gezielt jüngere Menschen angesprochen werden, bietet das Museum zusammen mit dem Landesverband eine Schulung für Schüler im Vorfeld der Ausstellungseröffnung an. Die Schüler lernen hier, wie sie ihre Mitschüler durch die Ausstellung führen können. Angenommen haben das Projekt Schüler der Helene-Lange-Schule sowie des Campus Klarenthal.

Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow

Im Begleitprogramm der Ausstellung findet sich ein musikalischer Mittag. Mitglieder des Romeo Franz Ensemble werden am 10. Juni am Museumsbrunnen mit Swing und Jazz aufwarten. Das Museum möchte die Gelegenheit nutzen, um auf den musikalischen Beitrag von Sinti und Roma zur deutschen und europäischen Kultur hinzuweisen.

Ein weiteres Highlight im Rahmenprogramm ist ein Filmabend. Am 12. Juni zeigt das sam den Film „Bis zum Ende der Welt“, der einen aktuellen Bezug zur Thematik der Ausstellung herstellt, indem er antiziganistische Denkmuster und ihre Folgen thematisiert. Im Anschluss können interessierte Besucher und Zuschauer gemeinsam im sam über das Gesehene diskutieren und sich austauschen.

Eingang ins unterirdische Stadtmuseum am Markt (Dern'sches Gelände). © Foto: Diether v. Goddenthow
Eingang ins unterirdische Stadtmuseum am Markt (Dern’sches Gelände). © Foto: Diether v. Goddenthow

Führungen durch die Ausstellung können auf Anfrage gebucht werden. Einen festen Termin hierfür wird es am Abend des 19. Juni geben. Bei Fragen und Buchungswünschen: stadtmuseum@wiesbaden.de.  Weitere Infos: Stadtmuseum am Markt (SAM) Wiesbaden,  Am Dern’schen Gelände!

 

Wiesbadener Kulturwochen gegen Antiziganismus vom 29. Mai bis 22. Juni 2018