Wiesbaden. Die Ottilie-Roederstein-Stipendien gehen in eine neue Runde: Vom 1. bis zum 31. August können sich etablierte Künstlerinnen, Nachwuchskünstlerinnen sowie Künstlerinnengruppen in drei Kategorien bewerben. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst vergibt die Stipendien in diesem Jahr zum zweiten Mal. Alle Infos und FAQ zur Antragstellung gibt es auf hessenlink.de/ottilie.
„Mehr als die Hälfte der Studierenden an den hessischen Kunsthochschulen sind Frauen – aber trotzdem sind professionelle Künstlerinnen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit immer noch zu wenig präsent“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Dabei brauchen Kunst und Kultur alle klugen und kreativen Köpfe, um unsere Gesellschaft zu bereichern und voranzubringen. Das wollen wir mit den Ottilie-Roederstein-Stipendien unterstützen. Die Resonanz auf unsere erste Ausschreibung im vergangen Jahr war groß, derzeit fördern wir zwei Hauptstipendiatinnen, drei Nachwuchsstipendiatinnen und vier Arbeitsstipendiatinnen mit großem Potential. Ich ermutige Künstlerinnen aller Sparten, sich für die nächste Runde zu bewerben – wir brauchen ihren weiblichen Blick!“
Die Ausschreibung in diesem Jahr ist besonders interessant für Frauen, deren kreatives Werk ein zentraler Bestandteil einer Aufführung ist, die aber selbst nicht auf der Bühne stehen. Adressiert werden hier vor allem Komponistinnen, Dramatikerinnen – insbesondere im Kinder- und Jugendtheater –, freischaffende Dramaturginnen sowie freischaffende Bühnen- oder Kostümbildnerinnen. Grundsätzlich stehen die Stipendien aber Künstlerinnen aller Sparten offen.
Das Hauptstipendium in Höhe von bis zu 70.000 Euro soll Künstlerinnen und ihre Arbeiten sichtbarer machen. Für die Bewerbung ist ein Hochschulabschluss an einer der hessischen Kunsthochschulen nachzuweisen oder – im Falle eines Hochschulabschlusses in einem anderen Land – der Nachweis eines aktuellen Erstwohnsitzes in Hessen.
Das Nachwuchsstipendium, das mit bis zu 40.000 Euro dotiert ist, soll besonders talentierten jungen Künstlerinnen die Möglichkeit eröffnen, während oder unmittelbar nach ihrer Ausbildung bereits ein größeres Projekt umzusetzen. Für den Antrag ist entweder ein aktuelles Studium an einer hessischen Kunsthochschule nachzuweisen, ein hiesiger Hochschulabschluss, der nicht länger als drei Jahre zurückliegt, oder ein Hochschulabschluss eines anderen Landes und ein aktueller Erstwohnsitz in Hessen.
Zusätzlich vergibt das Land Hessen bis zu fünf Arbeitsstipendien im Gesamtwert von 20.000 Euro an Künstlerinnen, die sich in einer besonderen familiären Belastungssituation befinden wie etwa der Erziehung eines Kindes unter zwölf Jahren oder Pflegearbeit.
Ottilie Wilhelmine Roederstein (1859-1937) war eine erfolgreiche Porträtmalerin und Zeichnerin. Sie lebte und arbeitete unter anderem in Frankfurt am Main und Hofheim am Taunus. Roederstein kämpfte gegen die zahlreichen Vorurteile der damaligen Zeit und setzte sich gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Dr. Elisabeth Winterhalter, der ersten deutschen Chirurgin, für die Gleichberechtigung der Frau ein. So eröffnete sie ein Lehr-Atelier, das ausschließlich Schülerinnen aufnahm.