Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma Sonderausstellung im Historischen Museum Frankfurt

Schlangestehen um Lebensmittel im Frühjahr 1919 in Frankfurt, Fotografie von Leonhard Kleemann, Historisches Museum Frankfurt.
Schlangestehen um Lebensmittel im Frühjahr 1919 in Frankfurt, Fotografie von Leonhard Kleemann, Historisches Museum Frankfurt.

„Die Mark sinkt immer weiter. Es ist unheimlich. Heute steht der Dollar über 1000 Mark! Der Schweizerfranken auf 200! Das Volk tut einem in der Seele leid. Man sieht das Elend förmlich um sich greifen […]“, schrieb die in Frankfurt lebende Schweizer Studentin Lilly Staudenmann-Stettler im August 1922. Nichtsahnend, dass Ende des Jahres 1923 ein Dollar 4,2 Billionen Mark kosten sollte. Das Krisenjahr der Hyperinflation wird nun 100 Jahre später vom Historischen Museum Frankfurt mit einer Sonderausstellung im Neubau des HMF bundesweit zum ersten Mal in den Blick genommen.

Die Ausstellung ergründet die Begleiterscheinungen und die vielfältigen Folgen der großen Geldentwertung von 1923 in Deutschland und stellt die Frage nach dem Zusammenhang von Krieg und Inflation – ein Thema mit hochaktuellen Bezügen. Die Vernichtung von Werten und die daraus resultierenden Versorgungskrisen, Produktionseinbrüche und zerstörten Existenzen waren traumatische Erfahrungen, die noch Jahrzehnte nachwirkten. Rentiers, Geldbesitzende, Angestellte und der Mittelstand mit seinen Ersparnissen verloren alles. Einzig der Staat blieb schuldenfrei zurück.

Die Inflationserfahrung wird, immer wieder am Beispiel der Stadt Frankfurt skizziert, anhand von künstlerischen und literarischen Zeugnissen belegt. Darunter Zeitzeugenberichte, Karikaturen aus den zeitgenössischen populären politisch-satirischen Zeitschriften, Fotografien, Plakate und frühe Filmaufnahmen. Das Inflationserleben um 1923 rahmt die Ausstellung mit der Darstellung historischer Teuerungen, dem nachfolgenden Aufstieg Hitlers und einer zweiten Inflation, um anschließend über die Währungsreformen 1948, 1990 und 2001 in die Gegenwart zu führen: Wie sieht es heute mit der Inflation aus?

Im Rahmen der Ausstellung „Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma“ entsteht ein umfangreiches Begleitprogramm, das sowohl Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmbeiträge sowie Führungen beinhaltet.

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1
60311 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 212-35599