Frühlingsblumenschau läutet die neue Saison im Palmengarten ein und hilft, die Seele im bunten Blumenmeer baumeln zu lassen

Ab dem 9. Februar 2023 hält im Palmengarten der Frühling Einzug: Knapp sechs Wochen vor dem kalendarischen Frühjahrsbeginn strahlt die Galerie am Palmenhaus bereits in den bunten Farben tausender Tulpen, Narzissen, Krokusse, Hyazinthen und Primeln.  © Foto Diether von Goddenthow
Ab dem 9. Februar 2023 hält im Palmengarten der Frühling Einzug: Knapp sechs Wochen vor dem kalendarischen Frühjahrsbeginn strahlt die Galerie am Palmenhaus bereits in den bunten Farben tausender Tulpen, Narzissen, Krokusse, Hyazinthen und Primeln. © Foto Diether von Goddenthow

Sage und schreibe 50 000 Zwiebeln sind gesetzt worden, um  sechs Wochen vor dem eigentlichen kalendarischen Beginn des Frühlings in der Galerie den Palmengarten wunderbar aufblühen lassen. „Der Winter ist noch nicht vorbei, aber hier drinnen ist er es schon“, schwärmt die Frankfurter Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Für sie sei diese Frühlingsschau, wenn das Gartenjahr im Palmengarten beginnt, eines der schönsten Ereignisse. Denn das Blütenmeer wärme unsere Seelen, was insbesondere in diesen krisengeschüttelten Zeiten beinahe eine therapeutische Dimension habe:

Rosemarie Heilig © Foto Diether von Goddenthow
Rosemarie Heilig © Foto Diether von Goddenthow

„Kommen Sie in den Palmengarten, genießen Sie die Farben, kommen Sie hierher und lassen Sie die Seele baumeln, und dann geht es Ihnen ganz bestimmt, wenn sie hier einmal durchgegangen sind, sehr, sehr viel besser“, so die Klima- und Umweltdezernentin begeistert, beim heutigen Presserundgang, bevor morgen am 9. Februar  tausende Tulpen, Narzissen, Krokusse, Hyazinthen und Primeln die Galerie am Palmenhaus für alle Besucher erstrahlen lassen.

Um rechtzeitig die Frühlingsblüher Anfang Februar an den Start bringen zu können, mussten die Blumenzwiebeln vorgetrieben werden. Das bedeutet, so Jonas Glaser, Leiter des Galeriegestaltungsteams, dass die  Blumenzwiebeln  vorzeitig im Januar durch Erwärmung in einem Anzuchtgewächshaus auf 20 bis 25 Grad zum Keimen gebracht werden.

Jonas Glaser © Foto Diether von Goddenthow
Jonas Glaser © Foto Diether von Goddenthow

Wenn  dann erste Blütenfarben durch  Blütenknospen schimmern, werden die „Keimlinge“ wieder auf 5  Grad heruntergekühlt und abgedunkelt, bis sie kurz vor Ausstellungsbeginn hier eingepflanzt werden. Damit in jeden Topf bis zu 15 Zwiebeln hineinpassen, wird ein Mix aus unterschiedlichen Zwiebelgrößen verpflanzt. Die Töpfe sieht man in den Beeten nicht.

Drei Wochen brauchen die Gärtnerinnen und Gärtner, um die Galerie in eine wildromantische Frühlingslandschaft zu verwandeln. Acht Paletten Steine müssen transportiert, tonnenweise Erde bewegt und schließlich noch die vielen Blumen gesetzt werden.

Patricia Germandi © Foto Diether von Goddenthow
Patricia Germandi © Foto Diether von Goddenthow

„Damit der Frühling auch in diesem Jahr schon vor seinem kalendarischen Start für das Palmengartenpublikum in voller Blüten- und Farbenpracht erstrahlen kann, hat das Garten-Team wieder Großartiges vollbracht“, sagt Patricia Germandi, Leiterin für Kommunikation und Veranstaltungen im Palmengarten. „Und wir freuen uns, dass unsere Besucherinnen und Besucher das so entstandene Blütenmeer in diesem Jahr endlich wieder ohne Auflagen genießen können.“ Wichtig sei auch der Nachhaltigkeitsgedanke. So wähle die Gärtnerei extra Sorten aus wie Wildtulpen, botanische Narzissen, Iris, Scilla, Muscari, die nach dem Ende der Ausstellung draußen ausgepflanzt werden und im Folgejahr wieder austreiben und blühen könnten, so Patricia Germandi.

Schneeglöckchen-Wiesen im Frankfurter Palmengarten. © Foto Diether von Goddenthow
Schneeglöckchen-Wiesen im Frankfurter Palmengarten. © Foto Diether von Goddenthow

„Auch auf den Beeten und Wiesen draußen blühen um diese Zeit schon zahlreiche Frühlingsboten wie Schneeglöckchen, Winterlinge, Narzissen, Vorfrühlings-Alpenveilchen und Krokusse“, sagt Heilig. Besonders blütenreich präsentieren sich im Frühling die Wiesen entlang des Tropicariums, die Fläche vor der Villa Leonhardi und die Beete am Blüten- und Schmetterlingshaus.

Dr. Hilke Steinecke © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Hilke Steinecke © Foto Diether von Goddenthow

Aber so ganz stimme das mit dem Frühling in erst 6 Wochen auch  nicht, kalendarisch und meteorologisch zwar schon. Aber nach den zehn phänologischen Jahreszeiten, die sich nach den Wachstums- und Entwicklungserscheinungen in der Tier- und Pflanzenwelt richteten, befänden wir uns gegenwärtig bereits im „Erstfrühling“, erklärt Dr. Hilke Steinecke, Biologin und Kustodin des Frankfurter Palmengartens. Denn, wenn die Schneeglöckchen blühen, wie sie zurzeit so wunderbar im gesamten Palmengarten zu erleben sind, haben wir den „Erstfrühling“, danach folgt der Vorfrühling und schließlich der (kalendarische) Vollfrühling.

Schneeglöckchen heißen in Frankreich Schneedurchstecher © Foto Diether von Goddenthow
Schneeglöckchen heißen in Frankreich Schneedurchstecher © Foto Diether von Goddenthow

Schön seien diese glockenförmigen weißen Blüten, die wir Schneeglöckchen nennen, die aber mit ihrem wissenschaftlichen Namen Galanthus übersetzt eigentlich „Milch-Blüte“ heißen. Denn das griechische Galanthus setze sich zusammen aus „Gala = Milch“ und „ Anthus = Blüte“.  In Frankreich, so Dr. Steinecke weiter, nennt man die Schneeglöckchen „Schneedurchstecher“ (perce-neige). Das passe ja prima. Denn durch die Sonne erwärme  sich die Pflanze im Januar,  selbst wenn Schnee liegt, und dann kommen manchmal ja die Blüten direkt aus dem Schnee durch.

Auch die Elfenkrokusse stehen kurz vor der Blüte.© Foto Diether von Goddenthow
Auch die Elfenkrokusse stehen kurz vor der Blüte.© Foto Diether von Goddenthow

Kurz vor der Blüte stehen zurzeit im Palmengarten auch die bläulich-violetten Elfen-Krokusse. Sie brauchen zur Blüte eine gewisse Temperatur, damit sie richtig aufgehen. Elfen-Krokusse seien Wildkrokusse, die überall auf den Wiesen im Palmengarten zu sehen seien.  Auch sie gehörten zum Nachhaltigkeitskonzept; „Die Samen werden durch Ameisen verschleppt, wodurch sie sich ausbreiten und man die Elfenkrokusse überall hier auf den Wiesen finden könne“,  verrät die Biologin.

Die Winterlinge müssen die helle Zeit bis zur Belaubung der Bäume, unter denen sie wachsen, ausnutzen. © Foto Diether von Goddenthow
Die Winterlinge müssen die helle Zeit bis zur Belaubung der Bäume, unter denen sie wachsen, ausnutzen. © Foto Diether von Goddenthow

Auch beinahe schon in voller Blüte stehen die gelben Winterlinge, sogenannte Geophyten. Geophyten  haben ja die Eigenschaft, oder die Strategie, sich im Sommer zurückzuziehen,, da es auf dem Waldboden zu dunkel ist, da kaum Licht bis zum Boden dringt. Deswegen müssen sich diese Erdpflanzen (Geophyten) beeilen zu blühen, zu fruchten, Fotosynthese zu betreiben und neue Nährstoffe anzusammeln, bevor die Bäume  belaubt sind und alles Licht schlucken. Die Geophyten haben ihre Überdauerungsorgane unterirdisch, erklärt Dr. Steinecke. Das können entweder Zwiebeln sein, wie eben bei der Tulpe, das können Knollen sein, wie beim Krokus, oder Wurzelstöcke (Rhizome) wie hier beim Winterling oder auch bei der Annemone.

Es ist nicht sehr groß: Das Vorfrühlingsalpenveilchen gedeiht zurzeit prächtig im Frankfurter Palmengarten. © Foto Diether von Goddenthow
Es ist nicht sehr groß: Das Vorfrühlingsalpenveilchen gedeiht zurzeit prächtig im Frankfurter Palmengarten. © Foto Diether von Goddenthow

Weitere Frühblüher im Palmengarten sind unter anderem zudem: das sogenannte Vorfrühlings-Alpenveilchen, das von Januar bis März rosafarben bis karminrot blüht. Weiße Annemonen und einige Sträucher, darunter die Hybrid-Zaubernuss, die vor allem mit ihrem Duft die frühen Insekten anzieht.

Wer mehr über die Frühjahrsblüher erfahren möchte, findet in den Beeten kleine Infotafeln mit wissenswerten Fakten. Ein Lageplan zeigt, an welchen Stellen im Freien besonders viele Frühjahrsblumen blühen

 Hybrid-Zaubernuss im Frankfurter Palmengarten . © Foto Diether von Goddenthow
Hybrid-Zaubernuss im Frankfurter Palmengarten . © Foto Diether von Goddenthow

Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 26. Februar. Der Garten hat in dieser Zeit täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet.

Das Frühlingsprogramm ist unter Saisonprogramm Frühling 23 (palmengarten.de). Alle Veranstaltungen finden sich unter palmengarten.de.