Ehelosigkeit als Dogma – Ein kirchenhistorisches Plädoyer gegen den Zölibat – Vortrag Uni-Mainz am 13.06.2023

Ehelosigkeit als Dogma – Ein kirchenhistorisches Plädoyer gegen den Zölibat. Fortsetzung der Vorlesungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2023 zum Thema „Die geheimen Archive der Päpste – und was sie über die Kirche verraten“ am 13. Juni 2023. © Foto Diether von Goddenthow
Ehelosigkeit als Dogma – Ein kirchenhistorisches Plädoyer gegen den Zölibat. Fortsetzung der Vorlesungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2023 zum Thema „Die geheimen Archive der Päpste – und was sie über die Kirche verraten“ am 13. Juni 2023. © Foto Diether von Goddenthow

Fortsetzung der Vorlesungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2023 zum Thema „Die geheimen Archive der Päpste – und was sie über die Kirche verraten“ am 13. Juni 2023, 18:15 Uhr auf dem Gutenberg-Campus (Hörsaal RW1, Haus Recht und Wirtschaft I, Jakob-Welder-Weg 9, 55128 Mainz

Der Zölibat als Pflicht für katholische Priester wird in Kirche und Gesellschaft nicht erst seit dem Missbrauchsskandal diskutiert – nun aber intensiver denn je. Im achten Vortrag der Reihe am 13. Juni richtet Hubert Wolf den kirchengeschichtlichen Blick in die Vergangenheit und zeigt, dass die Entscheidung pro oder contra Zölibat nie absolut, sondern stets das Resultat von Güterabwägungen war und daher auch ganz unterschiedlich ausfallen konnte. Weshalb die Weihe verheirateter Männer zu Priestern weder einen Paradigmenwechsel noch einen Bruch mit der kirchlichen Tradition bedeuten würde, wird er mit dem Journalisten und Moderator Jörg Vins diskutieren.

Prof. Dr. Dr h.c.-Hubert-Wolf (li)-im Gespräch mit Moderator Dr. Peter Frey, ZDF-Chefredakteur i.R. bei der Eröffnungsveranstaltung der Vorlesungsreihe am 18.4.2023 © Foto Diether von Goddenthow
Prof. Dr. Dr h.c.-Hubert-Wolf (li)-im Gespräch mit Moderator Dr. Peter Frey, ZDF-Chefredakteur i.R. bei der Eröffnungsveranstaltung der Vorlesungsreihe am 18.4.2023 © Foto Diether von Goddenthow

Der Kirchenhistoriker und Priester Hubert Wolf ist seit 2000 Ordinarius für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Münster. Von 1992 bis 2000 war er Professor für Kirchengeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Berühmt geworden ist er vor allem für seine Arbeiten zu Inquisition und Indexkongregation, zu deren Archiven er bereits 1992, Jahre vor der offiziellen Öffnung der Bestände, Zugang erhielt. Zahlreiche seiner Bücher wurden zu Bestsellern; sein Kirchenthriller „Die Nonnen von Sant’Ambrogio“ erschien in über zehn Sprachen. Neben den innovativen historiographischen Ansätzen und seiner außergewöhnlichen Produktivität ist er als Wissenschaftskommunikator einer breiten Öffentlichkeit durch zahlreiche Radio- und Fernsehbeiträge bekannt. Zudem zieht er Konsequenzen aus seiner kirchenhistorischen Arbeit für gegenwärtige Debatten und sieht in der Tradition der Kirche enormes Potenzial für notwendige Reformen. Seine „16 Thesen zum Zölibat“, in denen er für die Zulassung verheirateter Männer zur Priesterweihe plädiert, sind dafür ein sprechendes Beispiel. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit seinem Team im Großprojekt „Asking the Pope for Help“ Bittbriefe jüdischer Verfolgter aus dem Zweiten Weltkrieg auf, die in den vatikanischen Archiven lagern. In einer Online-Edition werden sie sowohl der Forschung als auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Wie kein anderer steht er für die Erforschung der vatikanischen Archive: Prof. Dr. Dr. h.c. Hubert Wolf ist Inhaber der diesjährigen 23. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur. Der renommierte Kirchenhistoriker lädt im Sommersemester 2023 jeweils dienstags zu seiner Vorlesungsreihe „Die geheimen Archive der Päpste – und was sie über die Kirche verraten“ auf den Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein. Er nimmt uns mit in die Archive, hinter die hohen Mauern des Vatikans. Wir können ihm bei seiner Arbeit im wahrsten Sinn des Wortes über die Schulter schauen, werden Teil einer spannenden Spurensuche und erleben Glücksmomente historischer Arbeit – sei es das Entdecken eines lange Zeit gesuchten Dokuments oder einer Beweiskette, die sich durch eine Schlüsselquelle endlich schließt. Vor allem aber entdecken wir alternative Modelle zu angeblich ewigen Wahrheiten, die ein gewaltiges Potenzial für eine Reform der katholischen Kirche beinhalten: zum Beispiel ganz selbstverständlich verheiratete Priester und geweihte Frauen.

Wolfs Werk ist vielfach ausgezeichnet worden: Er ist Träger des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises (2003) und des Communicator-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2004), des Gutenberg-Preises der Stadt Mainz und der internationalen Gutenberg-Gesellschaft (2006) sowie des Sigmund-Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa (2021). Er war Fellow am Historischen Kolleg München sowie am Wissenschaftskolleg Berlin.

Die weiteren Termine der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Überblick:
jeweils 18:15 Uhr auf dem Gutenberg-Campus (Hörsaal RW1, Haus Recht und Wirtschaft I, Jakob-Welder-Weg 9, 55128 Mainz)

https://www.stiftung-jgsp.uni-mainz.de/vorlesungsreihe-2023/