Diaspora-Architektur: Die Bauten der SchUM-Gemeinden im christlichen Umfeld

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Vortrag im Landesmuseum Mainz von Professor Untermann über die Bauten der jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz

Einen hochinteressanten Einblick in die Baugeschichte der Monumente und Friedhöfe der jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz bietet Dr. Matthias Untermann, Professor für Mittelalterliche Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg, am 4. Juni 2019 in seinem Vortrag über die „Diaspora-Architektur: Die Bauten der SchUM-Gemeinden im christlichen Umfeld“. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE).

Synagogen, Frauenschulen und Mikwen (rituelle Bäder) der mittelalterlichen jüdischen Gemeinden waren, so Untermann, hochbedeutende, richtungsweisende Bauwerke der jüdischen Religion in Mitteleuropa. Sie entstanden in den wichtigsten Bischofsstädten am Rhein, zeitgleich mit den Kathedralen, Kirchen und Klöstern der christlichen Mehrheitsgesellschaft. Sowohl die Bauweise als auch die Bauformen der jüdischen Gemeindebauten entsprechen den Erfordernissen der Religion, sie zeigen aber auch deutlich, dass ihre Auftraggeber in die städtische Gesellschaft und damit in das christliche Umfeld integriert waren.

Die jüdischen Gemeinden hatten damals eine hohe Bedeutung und repräsentierten eine der wichtigen und potenten Bevölkerungsgruppen der aufstrebenden Städte in Speyer, Worms und Mainz. Teilweise wurden sie gewaltsam verfolgt, standen aber auch immer wieder unter dem Schutz der bischöflichen Stadtherren. Ihre Bauten sind anschauliche, einzigartige Zeugnisse dieser spannungsreichen Diaspora-Situation, die die Erinnerung an den Verlust des Tempels in Jerusalem wach hielt und zugleich die Teilhabe an der mittelalterlichen Stadtgesellschaft zum Ausdruck brachte. Professor Untermann geht in seinem Vortrag auch auf den UNESCO-Welterbeantrag „Die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz“ ein, der aktuell unter Federführung des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MWWK) in einer Arbeitsgruppe aus Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Universitäten sowie dem SchUM-Verein e.V. und in Abstimmung mit den Städten und der Jüdischen Gemeinde Mainz erarbeitet wird.

Der Vortrag „Diaspora-Architektur: Die Bauten der SchUM-Gemeinden im christlichen Umfeld“ ist zugleich eingebettet in die breit angelegte Vortragreihe zur großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“, die 2020 im Landesmuseum Mainz gezeigt wird. Die GDKE hat dazu hochrangige Experten/-innen und sachkundige Kenner/-innen für eine Vortragsreihe gewinnen können. Sie bieten anschaulich, umfassend und aus unterschiedlichen Perspektiven bereits im Vorfeld interessante Einblicke in das große Thema Mittelalter und einzelne Aspekte der Ausstellung. Die GDKE lädt hiermit herzlich ein, sich auf die Spuren der Kaiser und ihrer Herrschaftssysteme zu begeben.

Der Vortrag beginnt am Dienstag, 4. Juni, um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz. Der Eintritt ist frei.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51.