Deutsche Bank eröffnet PalaisPopulaire im ehemaligen Berliner Prinzessinnenpalais Unter den Linden

Treppenhaus im PalaisPopulaire, Unter den Linden 5 © Foto:  Jutta Ziegler
Treppenhaus im PalaisPopulaire, Unter den Linden 5 © Foto: Jutta Ziegler

Berlin boomt, entwickelt sich, ist Neuem gegenüber offen – das lässt sich vor allem an den vielen Baustellen ablesen, die in der deutschen Hauptstadt allgegenwärtig sind. Einen neuen Ort für Kunst und Begegnung hat die Deutsche Bank im umgebauten ehemaligen Prinzessinnenpalais Unter den Linden geschaffen. Unter dem Namen PalaisPopulaire soll sich das Haus als lebendiger, inspirierender und weltoffener Ort für den Dialog und die Begegnung mit Kunst, Kultur und Sport etablieren. Stichwort „Crossover“. Vorgestellt wurde das Konzept im Rahmen einer Pressekonferenz von Thorsten Strauß, Global Head of Art, Culture & Sports der Deutschen Bank, Svenja von Reichenbach, der Leiterin des PalaisPopulaire, sowie Friedhelm Hütte, der für das weltweite Kunstprogramm der Bank verantwortlich ist und als Kurator der Eröffnungsausstellung fungierte. Am 27. September, zur Berlin Art Week, wird das Haus eröffnet. Danach erwarten die Besucher neben Ausstellungen aus der Sammlung Deutsche Bank und von Partnerinstitutionen außerdem Talks, Lesungen, Kunst- und Sport-Workshops und digitale Erlebniswelten.

Die historischen Wurzeln des im Volksmund Prinzessinnenpalais genannten Gebäudes reichen bis in die Zeit um 1730 zurück. Anfang des 19. Jahrhunderts diente das Palais als Residenz der drei Töchter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., worauf sich der Name gründet. Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg war es in DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben und musste wegen Baufälligkeit Anfang der 1960er-Jahre komplett abgetragen werden. Die Neuerrichtung mit historisierender Rokoko-Fassade und moderner Stahlbetonkonstruktion im Inneren geht auf den DDR-Architekten Richard Paulick (1903-1979), einen Schüler von Walter Gropius am Bauhaus in Dessau, zurück. 1963 erfolgte die Eröffnung als Operncafé, die offerierten Torten galten als legendär. Nach der späteren Nutzung als Disco knüpfte man nach der Wende an die Kaffeehauszeiten an. Aufgrund der fälligen Sanierung schloss das Café 2012. Seit 2017 ist die Deutsche Bank Mieterin des Gebäudes. Sie beauftragte das renommierte Berliner Architekturbüro Kuehn Malvezzi mit der Ertüchtigung des Hauses als Ausstellungs- und Begegnungsstätte, die den zeitgenössischen Anforderungen gerecht wird. Hinter der Rokoko-Fassade verbindet sich im Inneren die freigelegte Betonkonstruktion Paulicks mit modernem Design, Geradlinigkeit, Transparenz und Wandelbarkeit. WLAN ist kostenfrei verfügbar. Und auch die legendäre Prinzessinnentorte wird es im neuen, LePopulaire getauften Café-Restaurant, das das Unternehmen Kofler & Kompanie im Erdgeschoss des Hauses betreibt, wieder geben, wie Gastronom Klaus-Peter Kofler mit ein wenig Stolz verkündete.

Vorstellung des neuen Konzeptes und des PalaisPopulaire durch Dr. Klaus Winker, Head of Press & Media Relations; Thorsten Strauß, Global Head of Art, Culture & Sports; Josephine Ackermann, Deputy Global Head & Chief Operating Officer of Art, Culture & Sports; Svenja von Reichenbach, Leiterin des PalaisPopulaire; Friedhelm Hütte, Leiter des weltweiten Kunstprogramms der Deutschen Bank und künstlerischer Leiter des PalaisPopulaire; Architekt Wilfried Kuehn; Jörg Klambt (verdeckt), Leiter des ShopPopulaire; Gastronom Klaus Peter Kofler  © Foto:  Jutta Ziegler
Vorstellung des neuen Konzeptes und des PalaisPopulaire durch Dr. Klaus Winker, Head of Press & Media Relations; Thorsten Strauß, Global Head of Art, Culture & Sports; Josephine Ackermann, Deputy Global Head & Chief Operating Officer of Art, Culture & Sports; Svenja von Reichenbach, Leiterin des PalaisPopulaire; Friedhelm Hütte, Leiter des weltweiten Kunstprogramms der Deutschen Bank und künstlerischer Leiter des PalaisPopulaire; Architekt Wilfried Kuehn; Jörg Klambt (verdeckt), Leiter des ShopPopulaire; Gastronom Klaus Peter Kofler © Foto: Jutta Ziegler

Die Eröffnungsschau im PalaisPopulaire zeigt unter dem Titel The World on Paper rund 300 Arbeiten aus der unternehmenseigenen Sammlung der Deutschen Bank von etwa 130 Künstlerinnen und Künstlern aus über 30 Ländern. Auf den rund 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche auf drei Ebenen sind neben Zeichnungen, Aquarellen, Lithografien, Siebdrucken auch Scherenschnitte und Collagen vertreten. Drei Kapitel, benannt jeweils nach Titeln präsentierter Werke, bestimmen die Schau. Los geht es im ersten Obergeschoss mit „Höhere Wesen befehlen“ (nach Sigmar Polke), wo sich Arbeiten mit Abstraktion, Ordnung und Emotion beschäftigen. Der zweite Themenkreis steht unter dem Motto „Selbstpixel“ (nach Dieter Roth) und ist dem Körper, der Identität und dem Bereich Geschichte gewidmet. Den Abschluss bildet „Ultraworld“ (nach Doug Aitken) im Untergeschoss, wo Medien, Megacities und Utopien im Vordergrund stehen.

Bei der Auswahl der Werke konnte Friedhelm Hütte, der seit über dreißig Jahren für die Kunstsammlung der Deutschen Bank verantwortlich zeichnet, aus dem Vollen schöpfen. Umfasst die Sammlung zurzeit insgesamt ca. 50.000 Werke auf Papier, galt es, einen repräsentativen Überblick auszuwählen, der renommierte Künstlerinnen und Künstler ebenso berücksichtigte wie in Vergessenheit geratene oder jüngere experimentelle Vertreter. Wert legte Hütte auch auf die Internationalität und Globalität der präsentierten Arbeiten und unternahm zumindest den Versuch, Künstlerinnen (ca. 40) und Künstler (ca. 90) gleichermaßen einzubeziehen.

Bis 7. Januar 2019 vereint die Ausstellung The World on Paper u. a. Arbeiten von Joseph Beuys, William Copley, Hanne Darboven, Günther Förg, Ellen Gallagher, Katharina Grosse, Martin Kippenberger, Maria Lassnig, Zilla Leutenegger, Takashi Murakami, Raymond Pettibon, Sigmar Polke, Arnulf Rainer, Daniel Richter, Gerhard Richter, Thomas Schütte, Wael Shawky, Kara Walker und vielen anderen. Dazu ist im Kerber Verlag ein zweisprachiger (englisch/deutsch) und reich bebilderter Katalog erschienen.

Planungen für zukünftige Ausstellungen im PalaisPopulaire sind ebenfalls bereits im Gange. Wie Friedhelm Hütte verriet, ist für 2019 eine Skulpturenschau in Vorbereitung. Alljährlich wird sich auch der Gewinner oder die Gewinnerin des Deutsches Buchpreises im PalaisPopulaire mit einer Lesung präsentieren.

Um Besucherinnen und Besuchern ein möglichst umfassendes und individuell zuschneidbares Erlebnis im PalaisPopulaire zu garantieren, haben sich die Verantwortlichen auf analoger und digitaler Ebene einiges einfallen lassen. So gibt es unterschiedlich lange Führungen, die als Audioguides in die in den App Stores verfügbare App integriert sind. Persönlich geführte Touren durch das Gebäude legen verschiedene Schwerpunkte auf die Kunst oder die Architektur. Im Rahmen von Vorträgen und Workshops lassen sich unterschiedliche Themen erkunden, die vom Umgang mit dem Medium Papier über Klangkunst bis hin zum urbanen Hindernislauf Parkour reichen. Um Bewegung geht es auch im Untergeschoss, wo die ausgeklügelte Software TiltBrush menschliche Bewegungen in digitale Pinselstriche transformiert. Die TimeMachine versetzt die Besucher in die Zeit der preußischen Prinzessinnen zurück und lässt die Geschichte des Gebäudes mithilfe von Augmented Reality auf dem Smartphone lebendig werden.

Es sieht ganz danach aus, als hätten die Macher die Zeit seit der Schließung der Kunsthalle Deutsche Guggenheim sinnvoll genutzt, um ein noch umfassenderes Konzept und Programmangebot für anspruchsvolle kulturell Interessierte, die gerne mal über den Tellerrand hinausschauen, zu entwickeln.

(Jutta Ziegler/Rhein-Main.Eurokunst)

Öffnungszeiten
PalaisPopulaire / ShopPopulaire
Täglich außer dienstags 10–19 Uhr
Donnerstags 10–21 Uhr

LePopulaire
Café | Restaurant
Täglich außer dienstags 9–23 Uhr
Küche bis 21 Uhr

Kontakt
Unter den Linden 5
10117 Berlin
Tel. +49 (0)30 20 20 93 0
Internet: db-palaispopulaire.de

Tickets / Preise
Erwachsene: € 9, ermäßigt: € 6
Bis 18 Jahre: freier Eintritt
Montags: freier Eintritt
Gruppen ab 10 Personen: pro Person € 6
Jahreskarte Palais365: € 50

Führungen / Preise
Individuelle Führung: € 80 zzgl. Eintritt
(nach vorheriger Anmeldung)
Schulklassen mit Führungen:
Freier Eintritt (nach vorheriger Anmeldung)
Kostenlose Kurzführungen:
Montags 10–19 Uhr