Kultur trifft auf Wirtschaft – MVB-Bank Mainz eröffnet Sonderausstellung „Im Zeichen von Information und (Un)Ordnung“

Kultur trifft Wirtschaft im MVB-Forum. Utz Heinzelmann, Laudator sowie Kurator der Ausstellung (am Rednerpult), v.li.n.r. Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank, Petra Gerster, ZDF-Heute-Moderatorin u. Publizistin,  Christian Nürnberger, Publizist,  Ryo Kato, Künstler. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kultur trifft Wirtschaft im MVB-Forum. Utz Heinzelmann, Laudator sowie Kurator der Ausstellung (am Rednerpult), v.li.n.r. Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank, Petra Gerster, ZDF-Heute-Moderatorin u. Publizistin, Christian Nürnberger, Publizist, Ryo Kato, Künstler. © Foto: Diether v. Goddenthow

Auch in diesem Jahr, am 18. September 2018, veranstaltete die Mainzer Volksbank (MVB) einen hochspannenden Abend in ihrer Reihe „Kultur und Wirtschaft“ mit Festrednerin Petra Gerster „Von Guten- zu Zuckerberg“ und der Vernissage der Ausstellung „Im Zeichen von Information und (Un)Ordnung“ des japanischen Künstlers Ryo Kato. Über 300 geladene Gäste waren der Einladung ins MVB-Forum gefolgt, wo sie Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank herzlich begrüßte und einen Abriss über das Programm des Abends gab.

Von Gutenberg zu Zuckerberg

Festrednerin Petra Gerster, ZDF-Heute-Moderatorin .© Foto: Diether v. Goddenthow
Festrednerin Petra Gerster, ZDF-Heute-Moderatorin .© Foto: Diether v. Goddenthow

In ihrem Vortrag „Werden wir noch richtig informiert? Von der Guten- in die Zuckerberg-Galaxis“ hinterfragte die ZDF heute-Nachrichtensprecherin und Moderatorin Petra Gerster kritisch die vielfältigen Folgen rasanten digitalen gesellschaftlichen Wandels in praktisch sämtlichen Bereichen menschlicher Existenz und legte den Finger in etliche Wunden unseres widersprüchlichen Verhaltens: „Keiner,“ so die Moderatorin, „der bei amazon bestellt, möchte, dass unsere Innenstädte veröden. Aber weil er es tut, und weil es mit ihm so viele Millionen tun, geben die kleinen Läden und Geschäfte in den Innenstädten reihenweise auf. Wer mit seinem Handy eine Reise bucht oder Geld überweist, möchte die Menschen in den Reisebüros und Banken nicht arbeitslos machen, aber er tut es, weil so viele andere es auch tun. Wer sich nur noch via Google oder Facebook informiert, Netflix nutzt und Amazon Music oder Apple Music, bedroht die Existenz von Verlagen und Medienkonzernen. Auch der Autor, der sein Manuskript – unter Umgehung der Verlage – gleich zu Amazon schickt und daraus ein E-book machen lässt, das von Amazon vermarktet wird, bedroht die Existenz der klassischen Verlage.“ Und es seien ja nicht nur die Buch- und Zeitungsverlage, Buchhändler, Einzelhändler, Reisebüros und Bankfilialen betroffen, auch die Hotelbranche, Stichwort Airbnb, das Taxigewerbe usw. stünden vor enormen existentiellen Herausforderungen. „Kurz und gut: Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben.“, so Petra Gersters Fazit.
Ein weiteres Problem sei die sinkende Glaubwürdigkeit und der gigantische Vertrauensverlust in die Berichterstattung der Medien. Misstrauen, Verschwörungstheorien wie „Lügenpresse“ oder enttarnte Fake-News sowie Trumps „alternative Fakten“, wodurch immer mehr Bürger verunsichert würden, seien allgegenwärtig. In Zeiten von Fake News braucht es mehr denn je Medien, die Quellen offenlegen, immer auch die andere Seite zu Wort kommen lassen, Nachricht und Kommentar nicht vermischen und in einer gesunden Konkurrenz zu anderen Medien stehen. Deswegen seien eine verlässliche Berichterstattung wie sie etwa durch die öffentlichrechtlichen Sender garantiert würden, heutzutage nötiger denn je. (siehe auch Buchtipp unten!)

Von der Zerstörung unserer Welt

Der Künstler Ryo Kato im Gespräch mit Besucherinnen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Künstler Ryo Kato im Gespräch mit Besucherinnen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ryo Kato setzt sich mit seiner Kunst weniger mit der medialen Disruption auseinander. Vielmehr mit der Ordnung und Unordnung der Welt, denn die Menschen streben nach Harmonie und Wachstum und gleichzeitig zerstören sie Natur, Tiere und sich selbst. Diese scheinbaren Gegensätze finden Ausdruck in seiner kräftigen Bildsprache, den Figuren und den abstrakten und realistischen Elementen, die in einer präzisen und kräftigen Bildkomposition erscheinen.

Utz Heinzelmann, Laudator sowie Kurator der Ausstellung, die noch bis zum 26. Oktober im MVB-Forum zu sehen ist, bekräftigt die Sichtweise des Künstlers, mit seiner Kunst ein Spiegel für die Gesellschaft zu sein, in dem sich der Mensch reflektieren kann. „Ryo Kato setzt sich in seiner Arbeit mit einer breiten Palette an Themen im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt auseinander. Seine Arbeiten sind eine Aufforderung zum Umdenken und zum bewussteren Umgang mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten“, beschreibt es Heinzelmann in seinen einführenden Worten zur Ausstellung. „Seine farbgewaltigen Bilder zeichnen sich durch ausdrucksstarke Motive und eine überbordende Fülle an Details aus. Figürliche Elemente wie Tiere oder Alltagsgegenstände wirken als Blickfang, sie sind Vertrautes und Bekanntes, das sich mit dem Unbekannten, den abstrakten Elementen mischt.“

Wichtiges Engagement für die Region

Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank © Foto: Diether v. Goddenthow
Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank © Foto: Diether v. Goddenthow

Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank, betonte an diesem Dienstagabend vor den anwesenden Gästen die jedes Jahr große Begeisterung für diese Veranstaltung. „Unsere Region strotzt nur so vor außergewöhnlichen Menschen mit ebenso außergewöhnlichen Talenten. Aus diesem Grund ist es jedes Jahr eine Freude hierfür eine Bühne zu bieten. Dieses Jahr zeigen Petra Gerster und Ryo Kato, was das kulturelle Leben in unserer Region zu bieten hat. Als Mainzer Volksbank sind wir sehr stolz darauf, Teil dieser Region, Teil der Entwicklung und Partner in vielen Bereichen zu sein. Banken haben sich in den letzten Jahren vermehrt aus dem regionalen Engagement zurückgezogen. Das ist schade und für die Mainzer Volksbank keine Option. Veranstaltungen wie ‚Kultur und Wirtschaft‘ zeigen das immer wieder.“

Zur Ausstellung „(Un)Ordnung der Welt“
Die Ausstellung ist vom 19. September bis 26. Oktober 2018 im MVB-Forum (Neubrunnenstraße 2, 55116 Mainz) geöffnet und kann kostenlos besucht werden. Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr.

Buchtipp:

die-meinungs-maschinePetra Gerster, Christian Nürnberger. Die Meinungsmaschine. Wie Informationen gemacht werden – und wem wir noch glauben können. Ludwig-Verlag, München 2017. Das Werk ist absolut empfehlenswert. Fundiert und gut recherchiert, zeigt es erstmals die ganze Dimension des digitalen Wandels bis hin zu der damit einhergehenden schönen neuen Bigbrother-Welt. „An dieser wird bereits gearbeitet, sowohl im Silicon Valley, als auch in China, wo solch ein digitaler Überwachungs- und Manipulations-Kapitalismus nicht als Schreckensvision, sondern als Verheißung gilt, zumindest für die Mächtigen.“