CONTACT ZONES Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi 8. Oktober 2022 – 15. Januar 2023

Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden. © Foto: Diether von Goddenthow
Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden. © Foto: Diether von Goddenthow

CONTACT ZONES – Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi ist ein Kooperationsprojekt des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main mit dem Museum Angewandte Kunst. Ausgangspunkt für die Ausstellung ist das Artist-in-ResidenceProgramm INHABIT des MPIEA, in dessen Rahmen Gastkünstler:innen unterschiedlicher Disziplinen im Dialog und Austausch mit Wissenschaftler:innen des Forschungsinstituts arbeiten.

Das Residence-Format hat keine thematische oder konzeptionelle Vorgabe. Jede Edition ist geprägt durch die jeweiligen Gastkünstler:innen und deren Begegnungen, Dialoge und Kooperationen. Die Ausstellung mit den Künstler:innen Murat Adash, Céline Berger und Syowia Kyambi zeigt die künstlerischen Arbeiten, die während ihrer Residencies 2021/2022 und im Umfeld des Forschungsinstituts entstanden sind.

Jede dieser Arbeiten hat einen anderen Schwerpunkt und spiegelt einen individuellen Zugang auf das wissenschaftliche Umfeld wider, worauf auch der Ausstellungstitel verweist: „Contact Zones“ steht für den Umgang mit einer unterschiedlichen Kultur von Wissen und beschreibt die Herausforderung in den Dialog zu treten und eine gemeinsame Sprache zu formulieren. Bezeichnet der Begriff „Contact Zone“ in den Kulturwissenschaften soziale Räume, in denen Kulturen aufeinandertreffen, bezieht er sich im Kontext von INHABIT auf den Raum der Interaktion zwischen Kunst und Wissenschaft Die gezeigten Arbeiten lassen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Ausstellungstitel in Verbindung bringen: Während Murat Adash in seiner performativen Praxis die Veror tung von Körpern im Raum verhandelt, untersucht Céline Berger in ihrem Experimentalfilm die Ästhetik des Messens und der Quantifizierung an der Schnittstelle von Körpern und Geräten. Syowia Kyambi wiederum regt – inspiriert vom Ökosystem und der Morphologie von Mangroven – in ihrer multimedialen Installation ein rhizomatisches Denken an.

Die Künstler

Murat Adash

Murat Adash in seiner Installation vor einem seiner sich durch Bewegung entgrenzenden Körpern. © Foto: Diether von Goddenthow
Murat Adash in seiner Installation vor einem seiner sich durch Bewegung entgrenzenden Körpern. © Foto: Diether von Goddenthow

Murat Adash wurde 1985 in Hanau geboren. Er absolvierte einen MFA in Visual Arts an der School of the Art Institute of Chicago und promov iert zurzeit mit einem praxisorientierten Forschungsprojekt zum Thema Camouflage und Choreografie am Goldsmiths, University of London. Adash entwickelt in seiner künstlerischen Praxis performative und choreografische Arbeiten, die im Zusammenspiel mit einem erweiterten Mediengebrauch (Performance, Video, Text, Klang und Installation) das Verhältnis und die Beziehungen von Körperlichkeit und Räumlichkeit untersuchen. Durch eine auf Bewegung basierende Praxis schafft er Choreografien, die versuchen, den flüchtigen Charakter physischer Grenzen zu erforschen – insbesondere im Hinblick auf die dynamischen Konturen zwischen Körpern und den Räumen, in denen sie zusammenkommen.

Murat Adash  Installations-Impression. © Foto: Diether von Goddenthow
Murat Adash Installations-Impression. © Foto: Diether von Goddenthow

Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Correspondance (Surface) reiht sich als fünftes Kapitel in die Serie ein und beschäftigt sich als szenografisches, choreographisches und filmisches Experiment mit dem Grenz – und Übergangsbereich des Körpers im Raum. In der multimedialen Installation und den Live – Performances wird die Idee von Camouflage als dynamischer Prozess zwischen Körpern und Räumen als Neuansatz erarbeitet.

Céline Berger

Céline Berger
Céline Berger

Céline Berger wurde 1973 in Saint-Martin-d’Hères (Frankreich) geboren. Sie studierte zunächst Physik und Materialwissenschaften und war von 1997 bis 2008 für vers chiedene internationale Mikroelektronik-Unternehmen als Produktions- und Projektingenieurin tätig. 2012 absolvierte sie ein Postgraduales Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. Berger setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit den Sprach- und Bildwelten des täglichen Berufslebens in unterschiedlichen Arbeitskontexten auseinander. Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht die Untersuchung der spezifischen Abläufe, Gesten und Verhaltensmuster, die den Arbeitsalltag in Unternehmensstrukturen charakterisieren.

Alles Schöne ist im Kopf - Szene aus Film zur Begehren des Messens © Foto: Diether von Goddenthow
Alles Schöne ist im Kopf – Szene aus Film zur Begehren des Messens © Foto: Diether von Goddenthow

Ihre filmischen und installativen Arbeiten werfen dabei einen kritischen Blick auf die Räume und Architekturen, in denen Arbeitsabläufe stattfinden. Ihre hier gezeigte Arbeit And I measure beschäftigt sich mit dem wissenschaftlichen Begehren des Messens und der Transformation von Daten in Zahlen und Grafiken. Es ist eine kritische Befragung der Situation des Experiments – den Vorrichtungen und Schnittstellen als Orte, an denen sich Erfahrungen und Körpervorgänge in Messungen und Daten verwandeln.

Syowia Kyambi

Syowia Kyambi
Syowia Kyambi

Syowia Kyambi wurde 1979 in Nairobi (Kenia) geboren. Sie erwarb einen BFA von der School of the Art Institute of Chicago und einen MFA vom Transart Institute (akkreditiert von der Universität Plymouth, UK). Kyambi setzt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit Fragen des Geschlechts, der Erinnerung und Identität im Kontext von kolonialer Geschichte und kulturellen Machtstrukturen auseinander. Ihre Arbeiten untersuchen, wie die Gegenwart von historischen Konstruktionen beeinflusst wird und wie die Vergangenheit Vorstellungen und Ideen von der Zukunft formt. Fragen danach, was erinnert und archiviert wird, und welche Erzählungen von Objekten, Körpern und Geschichten dominieren, sind Ausgangspunkt für ihre künstlerische Praxis und Ansatz, alternative Erzählungen einer normativen Geschichtsschreibung entgegenzusetzen. 2018 erschuf Kyambi die fiktive gesellschaftskritische Figur Kaspale als künstlerisches Instrument, um in politische und kulturelle Kontexte, Architekturen und Aktivitäten zu intervenieren. Ihre hier gezeigte Arbeit Origins ist Teil einer Werkserie, in der Kyambi die vielen Leben von Kaspale erforscht. Sie bezieht sich nicht auf einen externen Kontext, sondern richtet sich nach innen auf den Ursprung der Figur und Persona, mit der sie eine Scheinwelt aus vergangenen Zukünften und verschlungenen (Un-)Möglichkeiten aufgebaut hat. Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden.

Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik
Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik wurde 2013 gegründet und erforscht, wie künstlerische und ästhetische Praktiken und Präferenzen funktionieren und was für eine Bedeutung sie für Individuen und Gesellschaften haben. Es ist zurzeit weltweit die einzige Forschungseinrichtung, die ganz der interdisziplinären, sowohl die Geistes – wie die Naturwissenschaften einbeziehenden Grundlagenforschung zu ästhetischer Wahrnehmung und Bewertung gewidmet ist. Das Institut steht dabei vor der Herausforderung, Hypothesen, Theorien und Modelle aus sehr unterschiedlichen Disziplinen integrativ weiterzuentwickeln, insbesondere aus der Psychologie, den traditionellen Poetiken der einzelnen Künste, der Musik-, Kunst- und Literaturwissenschaft, der philosophischen Ästhetik, der Biologie, der Soziologie und den Neurowissenschaften. Mission und Ausrichtung des Instituts sind von der Annahme geprägt, dass Fortschritte in Richtung einer integrativen ästhetischen Theorie nur in systematischer Grundlagenforschung und in interdisziplinärer Zusammenarbeit erreichbar sind.

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
069 212 34037
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de
www.museumangewandtekunst.de