Kategorie-Archiv: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

„Schauplätze Frankfurt in den 50er Jahren“ – Foto-Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte

"Berliner Straße beim Durchbruch, 1952" © ISG/W. Woscidlo, S7C1998_4461 Westlich der Neuen Kräme wurde die Berliner Str. neu durchgebrochen und im Bogen zur Weißfrauenstr. geführt. Dafür fielen die Ruinen der Weißfrauenkirche sowie von Teilen des Hirschgrabens und des Kornmarkts; mehrere kl. Straßen verschwanden ganz.
„Berliner Straße beim Durchbruch, 1952″
© ISG/W. Woscidlo, S7C1998_4461
Westlich der Neuen Kräme wurde die Berliner Str. neu durchgebrochen und im Bogen zur Weißfrauenstr. geführt. Dafür fielen die Ruinen der Weißfrauenkirche sowie von Teilen des Hirschgrabens und des Kornmarkts; mehrere kl. Straßen verschwanden ganz.

Ausstellung thematisiert Frankfurt am Main in den 50er Jahren
„Das Interesse der Öffentlichkeit am Wandel des Stadtbildes wächst stetig“, unterstrich Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth bei der Vorstellung der Fotoausstellung „Schauplätze. Frankfurt in den 50er Jahren“ im Institut für Stadtgeschichte. Sie zeigt vom 16. Februar bis 6. November 2016 in 15 Kapiteln die Veränderungen der Stadt in der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit und spürt dem Lebensgefühl dieser zunehmend von US-amerikanischen Einflüssen geprägten Jahre nach.

„Unsere neue Sonderausstellung lenkt mit 150 Abbildungen den Blick auf einen Zeitraum, der von größter Bedeutung für die Frankfurter Stadtentwicklung war“, sagte die Leitende Direktorin des Instituts Dr. Evelyn Brockhoff – mit dem Geburtsjahr 1955 selbst ein Kind dieser Zeit. So freut sie sich besonders, dass „alte“ Frankfurter, die diese Jahre selbst erlebt haben, angesichts der gezeigten „Schauplätze“ ihren eigenen Erinnerungen nachgehen können.

"Nachtleben, 1960"  © ISG/F. Frischmann, S7FR_254 In den fünfziger Jahren entwickelte sich im „Flussgebiet“ des Bahnhofsviertels, zwischen Mosel- und Weserstraße, ein Vergnügungszentrum, in dem sich deutsche und internationale Messebesucher, Bewohner der Stadt und ihrer Umgebung und amerikanische Militärangehörige mischten. An den Wochenenden, vor allem am Pay-day, wenn sich die Soldaten in Gaststätten, Musik- und Striplokalen sowie Bordellen amüsierten, gab es für den Streifendienst der amerikanischen Militärpolizei häufig Anlass einzuschreiten.
„Nachtleben, 1960″
© ISG/F. Frischmann, S7FR_254
In den fünfziger Jahren entwickelte sich im „Flussgebiet“ des Bahnhofsviertels, zwischen Mosel- und Weserstraße, ein Vergnügungszentrum, in dem sich deutsche und internationale Messebesucher, Bewohner der Stadt und ihrer Umgebung und amerikanische Militärangehörige mischten. An den Wochenenden, vor allem am Pay-day, wenn sich die Soldaten in Gaststätten, Musik- und Striplokalen sowie Bordellen amüsierten, gab es für den Streifendienst der amerikanischen Militärpolizei häufig Anlass einzuschreiten.

Das Frankfurt der 50er Jahre war eine Stadt des Übergangs und der harten Kontraste. Neben Neubauten lagen Trümmer, Tausende warteten auf die Zuteilung einer Wohnung, während das Wirtschaftswunder von der Stadt Besitz ergriff und die provisorischen Verkaufsstände auf der Zeil den Einkaufspalästen Platz machten. Bei allen Vorbehalten den amerikanischen Besatzern gegenüber waren viele fasziniert von den Versprechungen des American Way of Life, der mit Musik, Film, Mode und Konsum im Alltag an Bedeutung gewann. Frankfurt gehörte zu den Kommunen in Westdeutschland, die ihre alte Stadtgestalt preisgaben, um dem motorisierten Verkehr gerecht zu werden. Nahezu alle Verkehrswege wurden verbreitert, kleinere Straßen und Gassen verschwanden, neue Verkehrsachsen wurden durchgebrochen sowie erste Parkhäuser errichtet. Der „Wiederaufbau Innenstadt“, als Frankfurter Lösung bekannt, gab dem zerstörten Zentrum ein neues Gesicht. Der Altstadtkern jedoch, wie in der Folgezeit das kleine Areal zwischen Römer und Dom bezeichnet wurde, blieb von dem Aufbau ausgenommen; die damals ungelöste Frage des Wiederaufbaus begleitet die Frankfurter bis heute.

(vl.)Tobias Picard M.A., Kurator, Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts, Dr. Michael Fleiter, Kurator
(vl.)Tobias Picard M.A., Kurator, Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts, Dr. Michael Fleiter, Kurator

Die beiden Kuratoren Dr. Michael Fleiter und Tobias Picard haben die umfangreichen Sammlungen des Instituts für Stadtgeschichte ausgewertet und aus mehreren zehntausend Motiven die eindringlichsten ausgewählt. Die Ausstellung ist das erste größere Projekt, für das auch die von der Frankfurter Rundschau übernommenen Fotobestände systematisch durchgegangen wurden – augenscheinlich ein Riesengewinn für die Bebilderung der jüngeren Stadtgeschichte. Ausgehend von Orten wie Paulskirche, Römerberg, Konsummeile Zeil, Flughafen, Messegelände oder Stadionbad lässt sie Schauplätze lebendig werden, die im Leben der Bevölkerung in den 50er Jahren eine Rolle spielten. Ihr Design ist in Form und Farben der „Nierentisch-Ära“ angelehnt.

Die Ausstellung soll die erste in einer Reihe von Dokumentationen zur Entwicklung Frankfurts sein. Das Institut für Stadtgeschichte plant Folgeveranstaltungen zu den 60er, 70er, 80er und 90er Jahren, wie Brockhoff ankündigte.

"Begleitbuch zur Ausstellung“" © ISG, Michael Fleiter und Tobias Picard
„Begleitbuch zur Ausstellung““
© ISG, Michael Fleiter und Tobias Picard

Zur Schau ist unter dem Ausstellungstitel bei Henrich Editionen ein 192seitiger, reich bebilderter Begleitband (ISBN 978-3-943407-59-4) erschienen. Er ist im Institut für Stadtgeschichte sowie im Buchhandel für 14,90 Euro erhältlich.

 

 

 

Ein vielseitiges Begleitprogramm widmet sich Einzelaspekten.
Neben regelmäßigen Kuratorenführungen wird eine Vortragsreihe angeboten, die Kurator Tobias Picard M. A. mit dem Filmabend über Frankfurt im Wiederaufbau am 4. April 2016 um 18.30 Uhr eröffnet.

Der Leiter des Eintracht Frankfurt Museums Matthias Thoma stellt am 9. Mai 2016 unter dem Titel „Vom Neubeginn bis zur Deutschen Meisterschaft“ das sportliche Frankfurt vor. Es folgt am 4. Juli 2016 das Referat von Dr. Thomas Bauer „Ein Hoffnungsträger im Wiederaufbau: Walter Kolb, Oberbürgermeister 1946-1956“.

Ausstellungstafel "Schauplätze" zeigt historischen Fotos der Stunde Null mit erläuternden Texten.
Ausstellungstafel „Schauplätze“ zeigt historischen Fotos der Stunde Null mit erläuternden Texten.

Nach der Sommerpause geht es am 22. August 2016 mit Dr. Almut Gehebe-Gernhardt weiter, die über „Bomben – Bagger – Bauen. Planung und Entwicklung im Frankfurter Städtebau nach 1945“ spricht. Am 12. September 2016 geht es bei Jürgen Schwab unter dem Titel „Durchgejazzt“ um Streifzüge durch die Jazzhauptstadt der Republik in den 50er Jahren.

 

 

Dr. Bettina Tüffers beschäftigt sich am 17. Oktober 2016 mit Frankfurts Umgang mit der NS-Vergangenheit. Den Schlusspunkt der Reihe bildet der Vortrag „Welcome to little America“ von Thorsten Halsey M. A. Bis auf den Filmabend beginnen sämtliche Veranstaltungen um 18 Uhr.

Der Eintritt beträgt jeweils vier Euro, ermäßigt drei Euro. Daneben veranstaltet das Institut für Stadtgeschichte am 12. März 2016 um 16 Uhr ein Frankfurter Erzählcafé mit Stadtrat a. D. Dr. h. c. Ernst Gerhardt, der einen Rückblick auf seine Zeit als Stadtverordneter in den 50er Jahren wirft. Die Teilnahme kostet inklusive Umtrunk sechs Euro.

Die Archivpädagogin Manuela Murmann bietet für Gruppen die Arbeit mit Originalquellen unter dem Titel „Trümmer, Flüchtlinge und Wirtschaftswunder: Was die Frankfurter in den 50er Jahren bewegte“ an.

Die Angebote finden Sie auch auf dem flyer_schauplaetze

Anmeldung unter Tel. 069-212 339 51 oder manuela.murmann@stadt-frankfurt.de. Kosten entstehen den Teilnehmern nicht.

Die neue Sonderausstellung lenkt mit 150 Abbildungen. Foto © massow-pictureden Blick auf einen Zeitraum, der von größter Bedeutung für die Frankfurter Stadtentwicklung war. (Dr. Evelyn Brockhoff , leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte)
Die neue Sonderausstellung lenkt mit 150 Abbildungen. Foto © massow-pictureden Blick auf einen Zeitraum, der von größter Bedeutung für die Frankfurter Stadtentwicklung war. (Dr. Evelyn Brockhoff , leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte)

Die Ausstellung ist im Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster, Münzgasse 9, zu sehen und montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Der Eintritt ist frei. Für Gruppen können Führungen unter 069-212 314 17 oder info.amt47@stadt-frankfurt.de gebucht werden.

Nähere Informationen und genaue Termine der Veranstaltungen sind im Internet unter www.stadtgeschichte-ffm.de zu finden.

Max Beckmann- Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt bis 15.Nov. verlängert

© massow-picture
Max Beckmann Ausstellung im Karmeliter-Kloster © massow-picture

Die Max-Beckmann-Ausstellung im Karmeliter-Kloster (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt), wurde bis zum 15. November 2015 verlängert.

Öffnungszeiten:
Die Ausstellungen sind geöffnet Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr.
Der Lesesaal ist geöffnet Montag bis Freitag von 8.30 bis 17.00 Uhr.
Begleitprogramm
Eintritt: 6 €, ermäßigt 3 €, Schulklassen inklusive Führung 2,50 €/Person

Ort:
Instituts für Stadtgeschichte (Karmeliterkloster)
Münzgasse 9
D-60311 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0) 69 212-38 425
Fax: +49 (0) 69 212-30 753

Max Beckmann kommt nach Frankfurt – ab 15. 9. 15 im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

Wie der Maler zufällig in Frankfurt landete – und 17 Jahre blieb

Wie kein anderer Maler der Moderne ist Max Beckmann mit Frankfurt verbunden. 17 Jahre seines Künstlerlebens verbrachte er am Main, obwohl er eher zufällig hier gestrandet war. Genau 100 Jahre ist das her. Das Institut für Stadtgeschichte zeigt zu diesem Anlass 75 Bilder aus seinem grafischen Werk.

Frankfurt am Main (pia) Im Herbst 1915 wurde der freiwillige Sanitätssoldat Max Beckmann krankheitsbedingt vom Kriegsdienst beurlaubt. Er wollte sich erholen und kam als „klägliches Nervenbündel“ auf der Suche nach einer Unterkunft nach Frankfurt. Aus dem kurzen Besuch bei seinem alten Studienfreund, dem Maler Ugi Battenberg, wurde ein Aufenthalt von insgesamt 17 Jahren. „Durch einen Zufall landete ich in diesen heiteren Jahren in Frankfurt a/M“, schreibt er ironisch an seinen Verleger Reinhard Piper und fuhr dann durchaus ernsthaft fort: „Hier fand ich einen Fluss der mir gefiel ein paar Freunde und ein Atelier.“

Der gute Freund

Ugi Battenberg, den er aus seiner Studienzeit an der Weimarer Akademie kannte, bewohnte mit seiner Frau Fridel und deren Bruder in Sachsenhausen die erste und zweite Etage des Hauses Schweizer Straße 3. Dort nahmen sie den damals 31-jährigen Beckmann auf, zunächst für einige Wochen, schließlich für länger, nachdem dieser im Frühjahr 1917 endgültig aus dem Militärdienst entlassen worden war. In einer Radierung porträtierte sich Beckmann 1916 mit den beiden Freunden in ausgelassener Runde. Das Bild ist, wie 74 weitere grafische Werke des Künstlers, vom 15. September bis zum 15. November in der Ausstellung „Max Beckmann kommt nach Frankfurt“ des Instituts für Stadtgeschichte zu sehen.

Das wohltuende Getümmel

Ugi Battenberg überließ dem Freund sein eigenes Atelier unterm Dach und ein angrenzendes Zimmer. Dort, im vierten Stock, wohnte und arbeitete Beckmann bis zu seiner Heirat mit seiner zweiten Frau Mathilde von Kaulbach, die er Quappi nannte, im Jahr 1925. Die beiden zogen danach ins Hotel, schließlich auf den Sachsenhäuser Berg. Das Atelier in der Schweizer Straße führte Beckmann bis 1933 weiter. Frankfurt gefiel ihm, besonders die Mischung aus „modernem Großstadtbetrieb“ und „altertümlicher Enge“. Und so blieb er so lange, wie an keinem anderen Ort in seinem Leben. In der Stadt fand er offenbar die richtigen Bedingungen, um seine Kriegserlebnisse künstlerisch zu verarbeiten. „Gerade jetzt habe ich noch mehr als vor dem Krieg das Bedürfnis, unter den Menschen zu bleiben. In der Stadt. Gerade hier ist jetzt unser Platz“, schreibt er in einem seiner Briefe.

Sein Bedürfnis nach Distanz und Menschengetümmel zog ihn aus dem Atelier immer wieder zu öffentlichen Orten wie dem Hauptbahnhof. Im dortigen Restaurant trank er Sekt und aß Muschelsuppe, wie sich ein Zeitgenosse erinnert. Das Hin und Her der Reisenden auf dem Bahnhof ebenso wie im Hotel Frankfurter Hof, in dem er gerne auf dem hauseigenen Briefpapier schrieb und skizzierte, bot dem Maler Anschauungsmaterial für seine Bilder. Es hinterließ den Eindruck des „großen Menschenorchesters“, wie er es nannte.

Eine schaffensreiche Zeit

Der Krieg und die Menschen der Nachkriegszeit prägten seine Frankfurter Bilder, die stilistisch radikaler und kantiger wurden. Nachdem er sich in Berlin vor dem Ersten Weltkrieg bereits mit impressionistischen Gemälden einen Namen gemacht hatte, verlegte er sich in Frankfurt nach dem Einschnitt durch den Krieg auf die Druckgrafik. Ugi Battenberg hatte ihm mit dem Atelier auch seine Handdruckpresse überlassen, die sich für die Wiederaufnahme der künstlerischen Arbeit Beckmanns als unschätzbar erweisen sollte, wie der bekannte Kunsthistoriker und Kurator der aktuellen Ausstellung, Klaus Gallwitz, in seinem Aufsatz für die Katalog-Box deutlich macht. „Nicht vor der Staffelei, sondern mit der Radiernadel auf der Kupferplatte fasste Beckmann wieder Fuß“, betont er weiter. In Radierungen, Lithografien und Holzschnitten verarbeitete dieser seine Kriegserlebnisse. Vier Mappenwerke, Buchillustrationen, zahlreiche Porträts, Caféhaus-Szenen und Stadtlandschaften entstanden auf der Handpresse. In den zehn Jahren nach 1915 habe der Künstler mehr als zwei Drittel des Gesamtwerkes, Mappenwerke und Buchillustrationen eingeschlossen, produziert, betont Gallwitz. Dagegen habe Beckmann in der Kriegszeit in Frankfurt kaum mehr als ein Dutzend Bilder gemalt.

Mit wilder Entschiedenheit

Motive wie der Straßenrummel, das Publikum in den Caféhäusern, die Varietés und Nachtclubs faszinierten den Künstler. So zeigt etwa die Kaltnadelfolge „Gesichter“ die Großstadtgesellschaft während der Kriegsjahre. Für die Mappe „Die Hölle“ nutzte der Kinofan Beckmann, der häufig die „Harmonie“ in Sachsenhausen besuchte, filmische Techniken wie den Perspektivwechsel, erläutert der Beckmann-Fachmann Stephan von Wiese in seinem Artikel zur Ausstellung. Ab 1925 übernahm schließlich wieder die Malerei die Führungsrolle in seiner Arbeit. Der damalige Leiter des Feuilletons der Frankfurter Zeitung, Benno Reifenberg, resümiert entsprechend: „Ich glaube, die Graphik half dem aus dem Krieg auftauchenden und in die Nachkriegszeit taumelnden Mann sich unmittelbar und mit einer wilden Entschiedenheit zurechtzufinden.“

Ein exzentrischer Nachbar

Beckmann war ein leidenschaftlicher Spaziergänger. Zur Städelschule, wo er ab 1925 lehrte, ging er vom Sachsenhäuser Berg aus meist zu Fuß, „über den romantischen Hühnerweg zum belebten Wendelsplatz, von da durch Alt-Sachsenhausen weiter“, erinnert sich Gisela Hofmann-Schott, ab 1927 seine Nachbarin in der Steinhausenstraße. Sie beschreibt auch die Wohnung des Paares, ausgestattet mit Bildern des Malers und mit einem „wirklich himmlischen Himmelbett“ Quappis sowie mit einem einfachen eisernen Bettgestell ein Zimmer weiter, in dem der Maler meist erst gegen vier oder fünf Uhr morgens zur Ruhe kam.
Dass Beckmann durchaus ein exzentrischer Künstler war, zeigt eine Episode, an die sich die Nachbarin erinnert. Eines Tages sei er mit einem Auto in der Steinhausenstraße 7 vorgefahren. Es war ein Geschenk für seine Frau. Er hatte den Opel in Grün-Gelb lackieren lassen. „So einen Wagen gab es in der ganzen Stadt nicht ein zweites Mal. Es war eine Sonderlackierung à la Beckmann“, die überall großes Aufsehen erregte.“

Das liebe Frankfurt

In Frankfurt erfuhr der Künstler große Unterstützung, nicht nur durch Galerien, Kritiker und Sammler wie das Ehepaar von Schnitzler. Auch wenn Beckmann stets ein Einzelgänger blieb, hatte er sich in der Stadt ein wichtiges Netzwerk aufgebaut. So war er freitags zum Mittagstisch bei Heinrich Simon, dem Chefredakteur der Frankfurter Zeitung, eingeladen, wo er auch auf den Städeldirektor Georg Swarzenski und den Leiter der Städelschule Fritz Wichert traf, der ihm ab 1925 den dortigen Lehrauftrag vermittelte. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Beckmann jedoch im April 1933 entlassen. Er zog nach Berlin, dann ins Exil. „Das liebe Frankfurt“ hat er nie wieder gesehen. Er starb 1950 in New York. Seine Arbeiten wurden von den Nationalsozialisten reichsweit aus den Museen entfernt, fünf seiner Gemälde auch aus der Städtischen Galerie des Städel.

Eine umfangreiche Schenkung

In den 50er Jahren erhielt die Grafische Sammlung des Städel von Ugi und Fridel Battenberg eine umfangreiche Schenkung an Beckmann-Grafiken. 28 davon sind in der Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte zu sehen. Dazu 47 weitere Werke aus der privaten Sammlung von Jürgen Conzelmann. Von ihm sei auch die Anregung zur Ausstellung gekommen, berichtet die Abteilungsleiterin Franziska Kiermeier, die sich um die Organisation kümmert. Conzelmann ist nicht nur Beckmann-Sammler, sondern auch Eigentümer des Hauses Schweizer Straße 3. Er bescherte dem Institut für Stadtgeschichte „Max Beckmann kommt nach Frankfurt“, eine besondere Schau mit hochkarätigen Bildern, die im Refektorium des Hauses, also im Dialog mit den dortigen Ratgeb-Fresken zu sehen sein werden. Dazu sollen zeitgenössische Dokumente und Fotos aus dem Archiv ebenso wie ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen und Gesprächen, unter anderem mit Klaus Gallwitz und Stephan von Wiese, das Leben und Wirken Max Beckmanns in Frankfurt wieder lebendig werden lassen.

Öffnungszeiten:
Die Ausstellungen sind geöffnet Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr.
Der Lesesaal ist geöffnet Montag bis Freitag von 8.30 bis 17.00 Uhr.
Begleitprogramm
Eintritt: 6 €, ermäßigt 3 €, Schulklassen inklusive Führung 2,50 €/Person

Ort:
Instituts für Stadtgeschichte (Karmeliterkloster)
Münzgasse 9
D-60311 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0) 69 212-38 425
Fax: +49 (0) 69 212-30 753

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt – Mesumsuferfest-Programm

Das Institut für Stadtgeschichte befindet sich im Karmeliterkloster. Sie ist die älteste erhaltene Klosteranlage der Main-Metropole und ein Kleinod mitten in Frankfurt. Zur Zeit werden in Begleitung des Grafikers und Designers Wilhelm Zimmermann die Ausstellungen „Politische Plakatkunst Wilhelm Zimmermann“ sowie „Die Frankfurter Großmarkthalle – Ort der Abwesenheit“ gezeigt.

Seit 1998 besteht am selben Ort das Festival für „Alte Musik“. Zudem ist hier die Agentur ALLEGRA (Produktionsleitung) für Konzerte auf historischen Instrumenten sowie Weltmusik und Crossover-Programme untergebracht.

Während des Museumsuferfestes schlüpft unter anderem Silke Westerhoff in die Rolle des Patriziers Claus Stalburg und erläutert im Kreuzgang und Refektorium die herausragenden Wandgemälde des Malers Jörg Ratgeb (um 1480-1526), die als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen gelten.

Programm

Samstag, 29. August 2015
12:00 Uhr Konzert 1: Gunar Letzbor (Musik von Bach, Telemann u. a. für Violine solo)
13:00 Uhr Konzert 2: MELiOS (spanisch-sefardische Musik, Jazz & Folklore)
14:00 Uhr Konzert 3: Gunar Letzbor (Musik von Bach, Telemann u. a. für Violine solo)
15:00 Uhr Kostümführung: Ratgeb
15:00 Uhr Künstlerführung: „Politische Plakatkunst Wilhelm Zimmermann“
16:00 Uhr Konzert 4: MELiOS (spanisch-sefardische Musik, Jazz & Folklore)
17:00 Uhr Kostümführung: Ratgeb

Sonntag, 30. August 2015
12:00 Uhr Konzert 1: Cora Schmeiser & Susanne Ansorg (Hildegard von Bingen u. a.)
13:00 Uhr Konzert 2: Ensemble ASPECTE (Musik von Händel, C.P.E. Bach, Quantz u. a.)
14:00 Uhr Konzert 3: Cora Schmeiser & Susanne Ansorg (Hildegard von Bingen u. a.)
15:00 Uhr Kostümführung: Ratgeb
15:00 Uhr Künstlerführung: „Politische Plakatkunst Wilhelm Zimmermann“
16:00 Uhr Konzert 4: Ensemble ASPECTE (Musik von Händel, C.P.E. Bach, Quantz u. a.)
17:00 Uhr Kostümführung: Ratgeb

Kontakt
Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
Tel.: 069/21 23 84 25
Fax: 069/21 23 07 53

Internet:
E-Mail: info.amt47@stadt-frankfurt.de
www.stadtgeschichte-ffm.de

Öffnungszeiten:
Sa. und So.: 11.00 – 18.00 Uhr