„Zeit der Ingenieure, nicht der Ideologien“ – Auf Frankfurter IHK-Jahresempfang werben Wirtschaft und Politik für Technologie-Offenheit

Beim diesjährigen IHK-Empfang, erstmals wegen Umbauarbeiten im Gebäude am Börsenplatz  im Deutsche Bank Park Stadion, fehlte Frankfurts (Noch-)Oberbürgermeister Peter Feldmann. Auf dem Bild von links: Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsident, Ehrengast Norman Thatcher Scharpf, Amerikanischer Generalkonsul in Frankfurt a. M. und Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt © Foto Diether von Goddenthow
Beim diesjährigen IHK-Empfang, erstmals wegen Umbauarbeiten im Gebäude am Börsenplatz im Deutsche Bank Park Stadion, fehlte Frankfurts (Noch-)Oberbürgermeister Peter Feldmann. Auf dem Bild von links: Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsident, Ehrengast Norman Thatcher Scharpf, Amerikanischer Generalkonsul in Frankfurt a. M. und Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt © Foto Diether von Goddenthow

Seit Ausbruch der Pandemie war es nach zwei Jahren der erste Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer  Frankfurt am Main, zudem im Sommer statt wie traditionelle im Januar, und auch nicht in ihrem traditionsreichen Gebäude am Frankfurter Börsenplatz, sondern im Frankfurter Waldstadion, welches jetzt  Deutsche Bank Park heißt. Die Börse wird zurzeit umgebaut.

Vor rund 1500 Gästen reflektierte IHK-Präsident Ulrich Caspar die aktuelle wirtschafts-politische Situation: „Eine Häufung von Krisen fordert uns, die Pandemie, der Krieg in Europa, das Reißen der Lieferketten, Veränderungen Chinas, die Energiekrise und der Klimawandel. Jede dieser Krisen bedarf neuer innovativer Antworten und Lösungen. Das ist aber gerade eine der Kernkompetenzen von Unternehmerinnen und Unternehmen.“ Denn sie würden ständig darüber nachdenken, wie man Dinge besser, ressourcenschonender und effizienter macht. Die Wirtschaft sei schließlich kein Selbstzweck, sondern diene stets den Menschen, um die Produkte und Dienstleistungen zu erbringen, die die Menschen nicht nur brauchten, sondern für die sie auch bereit seien, ihr persönliches Geld zugeben. Diese Krisenlösungskompetenz der Wirtschaft müsse aber seitens der Politik mehr genutzt werden. Hierfür sei es erforderlich, technologieoffene Vorgaben zu machen, statt bürokratischer Detailvorgaben.

IHK-Präsident Ulrich Caspar © Foto Diether von Goddenthow
IHK-Präsident Ulrich Caspar © Foto Diether von Goddenthow

Aktuelles Beispiel solcher Fehlentwicklungen sei der Rechenzentrumsplan der Stadt Frankfurt, der die Innovation und einen schnellen Weg zur Klimaneutralität verhindere, so Caspar. Statt technologieoffene Branchen auszuschließen, wie das in Frankfurt mit den Digitalisierungszentren, geschehe, sollte deren Ansiedlung gefördert werden. „Wir könnten uns mit dem weltweit größten Internetknoten und unserer Datenzentrenkapazität zur europäischen Digitalisierungshauptstadt entwickeln, wenn man es zuließe, statt es zu behindern.“

Caspar rief ebenfalls dazu auf, durch mehr Innovationsoffenheit und Ausweisung von Bauland für Wohnen, Gewerbe und Industrie den Unternehmen auch eine gute Perspektive für die Zukunft zu Jahresempfang der IHK Frankfurt am Main: „Wirtschaft sieht Krisen auch als Chance für Innovationen und Verbesserungen“ geben. Hierbei verwies er auf Formen der Energiegewinnung oder auch der Lebensmittelproduktion, die zukünftig eine beeindrucken-de Perspektive bieten würde.

Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein hob in seiner Rede die Bedeutung des Rhein-Main-Gebiets als eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands her-vor.„Mehr als ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes Hessens wird im Bezirk der IHK Frankfurt erwirtschaftet“, sagte der Ministerpräsident. Außerdem ging er auf den Fachkräftemangel ein, der ein ernsthaftes Risiko für den notwendigen Umbau der Wirtschaft und des Energienetzes sei. Der Regierungschef sicherte zu, dass die Landesregierung alles Mögliche dafür tun werde, um die duale Ausbildung wieder attraktiver zu machen.

Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto Diether von Goddenthow
Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto Diether von Goddenthow

Im Hinblick auf die Energiekrise warnte Rhein davor, irgendwelche Optionen auszuschließen, auch nicht die  der Atomkraft.  „Alles, was geht, muss geprüft werden“, wir brauchten einen 360-Grad-Blick mit Technologieoffenheit. „Jetzt ist die Zeit der Ingenieure, nicht die Zeit der Ideologen“, so der Ministerpräsident . Er unterstrich, dass dies auch für den Klimaschutz gelte. Denn Hessen könne ein klimaneutrales Industrieland werden, wobei es gelte, pragmatisch und unternehmensfreundlich vorzugehen. Klimaschutz könne nur dann funktionieren, wenn er Ökonomie und Ökologie sozialverträglich vereine.

Um unabhängiger von unsicheren fossilen Importen zu sein, forciere Hessen außerdem den Ausbau der erneuerbaren Energien. „Der Hessische Landtag wird noch in diesem Jahr ein überarbeitetes Energiegesetz verabschieden.“

Mit der Einladung in den Deutsche Bank Park demonstrierte die IHK ihre Verwurzelung in der Region. „Kaum etwas eint die Region so, wie die Eintracht“, kommentierte Caspar. Andersherum erwies auch Eintracht Frankfurt der IHK viel Ehre, in dem sie nicht nur Maskottchen Attila auftreten ließ, sondern sogar den Europapokal aus-stellte.