Wilhelm Leuschner-Medaille Irmgard Heydorn und Trude Simonsohn für besondere Verdienste

„Große Persönlichkeiten, die gegen das Naziregime kämpften und Freiheit und Demokratie in den Mittelpunkt stellten“

Trude Simonsohn Foto: Privat, ©  Hessische Staatskanzlei
Trude Simonsohn Foto: Privat, © Hessische Staatskanzlei

Wiesbaden. Zwei Trägerinnen der Wilhelm Leuschner-Medaille feiern in diesen Tagen ein besonderes Jubiläum. Irmgard Heydorn vollendet am 24. März das 100. und Trude Simonsohn am 25. März das 95. Lebensjahr. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier würdigte  anlässlich der bevorstehenden Geburtstage den Kampf der in Frankfurt lebenden Freundinnen für eine solidarische und humanitäre Gesellschaft. „Irmgard Heydorn und Trude Simonsohn sind zwei große Persönlichkeiten, die gegen das Naziregime kämpften, sich trauten Nein zu sagen und Freiheit und Demokratie in den Mittelpunkt stellten. Seit vielen Jahren referieren sie als Zeitzeuginnen über die schrecklichen Erlebnisse während des Holocausts und bewahren die grausamen Kapitel unserer Geschichte mahnend in Erinnerung. Irmgard Heydorn und Trude Simonsohn fungieren dabei als Vorbilder, denn ehrenamtliches Engagement bildet das Fundament der Verantwortung unseren Mitmenschen gegenüber.“

Irmgard Heydorn,  ©  Hessische Staatskanzlei
Irmgard Heydorn, © Hessische Staatskanzlei

Irmgard Heydorn war der Kult um Führer, Fahne und Vaterland von Beginn an zuwider. „Bereits in jungen Jahren, direkt nach dem Abitur, entschied sie sich gegen ein Leben nach den Vorstellungen des Nationalsozialismus und verzichtete bewusst auf ein Medizinstudium. Stattdessen nahm sie eine Stelle in einem jüdischen Bankhaus an, um dem Inhaber zur Flucht ins Ausland und zur Rettung seines Vermögens zu verhelfen“, so der Ministerpräsident. Als Mitglied des damals verbotenen Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) kämpfte sie gegen das Naziregime und leistete Aufklärungsarbeit mit dem Ziel, die Nationalsozialisten zu schwächen und die Regierung zu stürzen. 1943 versteckte sie einen geflohenen Gefangenen und riskierte dabei ihr Leben.

„Trude Simonsohn ist eine Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt. Im Juni 1942 geriet die damals 21-Jährige nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich wegen angeblichen Hochverrats und illegaler kommunistischer Tätigkeit in Haft“, sagte Volker Bouffier. Nach ihrer Befreiung arbeitete Trude Simonsohn noch einige Monate an der Auflösung des Konzentrationslagers, angestellt vom Sozialministerium in Prag. Sie engagierte sich später ehrenamtlich als Jugendschöffin, im Arbeitskreis für den Frieden im Nahen Osten und unterstütze verschiedenste Einrichtungen. Neun Jahre fungierte sie als Gemeinderatsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Darüber hinaus übte sie Ehrenämter im Vorstand der Zentralen Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, bei den Freunden der Hebräischen Universität Jerusalem und im Beirat der Anne Frank-Stiftung aus.

Die höchste Auszeichnung des Landes Hessen haben Trude Simonsohn am 2. Dezember 1996 und Irmgard Heydorn am 1. Dezember 2007 für ihren unermüdlichen Einsatz gegen den Nationalsozialismus erhalten. Die Wilhelm Leuschner-Medaille erinnert an den 1944 ermordeten hessischen Innenminister und Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner. Sie wird seit 1965 an Persönlichkeiten verliehen, die sich zur Würdigung des Einsatzes für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit eingesetzt und Staat, Gesellschaft sowie Kultur in vorbildlicher Weise geprägt haben.