Veranstaltungsreihe anlässlich des „Tags des Gedenkens“ in Wiesbaden beginnt am 16. Januar

© Wiesbaden.de
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Der 27. Januar als nationaler und internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee 1945. In Wiesbaden wird diesem Ereignis mit zahlreichen Veranstaltungen gedacht.

Die Zentrale Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Wiesbaden am Montag, 30. Januar, wird im Stadtverordnetensitzungssaal stattfinden und erneut im Livestream auf www.wiesbaden.de übertragen. Es sprechen Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. Der Einladung der Landeshauptstadt für den wissenschaftlichen Fachvortrag ist der australische Historiker Dr. Jacob Berg gefolgt. Er wird sich mit den Strategien der sogenannten Sturmabteilung (SA), der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP; in Wiesbaden beschäftigen. Die SA ebnete bereits in den 1920er Jahren den Weg für die öffentliche Diffamierung von Juden, die gewaltsame Ausschreitung gegen politische Gegner und die Unterdrückung alternativer Kulturen.

„2023 jährt sich die sogenannte Machtergreifung zum 90. Mal“, sagt Kulturdezernent Axel Imholz. „Die historische Forschung hat gezeigt, dass Gewaltakte gegen Juden und Oppositionelle von den Nationalsozialisten gezielt eingesetzt wurden, um vor 1933 ein Unsicherheitsgefühl zu erzeugen, gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen und der NSDAP schließlich zum Wahlsieg zu verhelfen. Die Gewalt setzte sich nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 fort, um das NS-Regime zu konsolidieren. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft nahm die Gewalt billigend in Kauf und befürwortete sie sogar. Damit müssen wir uns kritisch auseinandersetzen“, meint Imholz.

Die Veranstaltungsreihe wird von in der Gedenk- und historischen Bildungsarbeit aktiven Wiesbadener Institutionen und Vereine gemeinsam mit dem Kulturamt getragen. Sie beginnt mit der Ausstellung „Spuren der Erinnerung: Ausgrenzung und Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiesbadens 1933-1945“. Die von Schülerinnen und Schülern der Martin-Niemöller-Schule Wiesbaden erstellte und mit dem Leonardo Schulaward 2022 ausgezeichnete Ausstellung wird am Montag, 16. Januar, 17 Uhr, durch Kulturdezernent Axel Imholz im Rathaus eröffnet. Der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen, hat eine App entwickelt, um die Verfolgungsgeschichte der Sinti in Wiesbaden nachvollziehbar zu machen. Ein Stadtrundgang führt am Donnerstag, 19. Januar, an Orte der Verfolgung. Die Caligari Filmbühne wird im Januar drei Filme zum Thema Erinnern und Gedenken zeigen. Das Medienzentrum Wiesbaden bietet im Rahmen von „Kino macht Schule“ den Film „Der Pfad“ für Schülerinnen und Schüler an. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) hat gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden den Regisseur Stefan Auch eingeladen. Sie werden den Film „Die vorletzte Freiheit oder: Vom Überleben nach der Shoah“ zeigen und danach ins Gespräch kommen. Das Evangelische Dekanat Wiesbaden hat Dr. Ulrich Oelschläger eingeladen, der sich mit Kirche und kirchlichem Antisemitismus im „Dritten Reich“ mit Blick auf Wiesbaden auseinandersetzen wird. Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden geht der Frage nach Erinnerung und Gedenken in der Sozialen Arbeit nach. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zeigt das von Schülerinnen und Schülern der Internatsschule Schloss Hansenberg erarbeitete Theaterstück „Der jüdische Gerichtsvollzieher“. Auch das Aktive Museum Spiegelgasse für deutsch-jüdische Geschichte und das Freie Theater Wiesbaden sind mit Beiträgen zur Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes Teil der Veranstaltungsreihe. Mit der Bücherverbrennung setzt sich die von mehreren Institutionen organisierte Lesung auseinander. Vor 90 Jahren erstellten die Nationalsozialisten eine „Schwarze Liste“ verbotener Werke, um diese Bücher aus den Bibliotheken und Buchläden zu tilgen. Zu den Werken zählten unter anderem Veröffentlichungen von Kurt Tucholsky, Heinrich Mann, Carl von Ossietzky und Erich Kästner. Aus ausgewählten Texten wird der Schauspieler Gottfried Herbe in der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden lesen. Die Veranstaltung wird von einer Gebärdendolmetscherin begleitet. Die Volkshochschule Wiesbaden hat Dr. Jörg Osterloh eingeladen, der das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland 1941-1945 beleuchten wird. Der Vortrag schließt die diesjährige Veranstaltungsreihe „Erinnern an die Opfer“.

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