March for Science – Dr. Holm Gero Hümmler findet viel „Quantenquark“ in Esoterik-Szene

Dr. Holm Gero Hümmlers „Quantenquark“ – und andere entlarvte alternativen Fakten 

Vor Ollis Mikro: Dr. Holm Gero Hümmler. Physiker, Unternehmensberater und Autor von: "Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?" Foto: Diether v. Goddenthow
Als Abschlussredner vor Ollis Mikro: Dr. Holm Gero Hümmler. Physiker, Unternehmensberater und Autor von: „Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?“ Foto: Diether v. Goddenthow

Last but noch least, begrüßt Interviewer Oliver Bechthold von Schlaulicht den Schlussredner der Abschlusskundgebung auf dem Römerberg des March for Science Frankfurt: Dr. Holm Gero Hümmler. Er ist Physiker, Unternehmensberater und Autor mit dem gerade im renommierten Wissenschaftsverlag Springer erschienenen Buch: „Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?“,

Einmal befragt, was Quantenquark sei, redet sich der Kern-Physiker mit Ausführungen über Tachyonen-Schwindel, Beobachter-Effekt-Verdrehung  und die „Erforschung von Beamen“ sofort in Rage:

„Quantenquark“ nenne er Versuche,“ ganz gezielt Dinge als wissenschaftlich, als Physik zu verkaufen, die absolut nichts mit Wissenschaft zu tun haben“, so Dr. Hümmler und nennt als Beispiel den Tachyonen-Schwindel. „Tachyonen ist etwas, was man in der theoretischen Physik rechnen kann, als wären es Teilchen, die sich schneller bewegen als das Licht. Das kann man rechnen. Das kann man auch suchen und das tut man seit 100 Jahren. Man hat seit 100 Jahre keine gefunden. Mit anderen Worten: Tachyonen sind rein hypothetische Teilchen“, der Kernphysiker rasch einen laienverständlichen Überblick. Obwohl es die Teilchen gar nicht gibt, können Sie „sich allerdings auch einen Tachyonen-Lufterfrischer kaufen. Sie können Tachyonen-Gegenstände benutzen, mit denen sie Lebensmittel zubereiten können, und dann sollen die Lebensmittel deutlich gesünder sein. Sie können sich Tachyonen-Massage-Öl kaufen, Tachyonen-Gleitgel und Tachyonen-Potenzmittel. Und Sie können sich auch mit Tachyonen massieren lassen. Das ging bis vor kurzem, bis ich angefangen habe, in meinem Blog darüber zu schreiben, unter anderem in einem öffentlichen Wellnessbad der Stadt Ruhpolding. Das passiert alles, und das ist Quantenquark“, regt sich Dr. Hümmler über die Esoterik-Szene auf, die mit -falschverstandener Quantenphysik Geld verdienen möchte.

Aber wo sei denn jetzt das Problem, wenn sich jemand so ’ne Tachyonen-Creme auftrüge, hakt Olli nach. Das Problem wäre einmal, dass die Leute mit solchen Präparaten über den Tisch gezogen würden. Und Dr. Hümmler gibt gleich ein Beispiel von einer Dame. Die hatte letzten Herbst gegen Depressionen ein sogenanntes Quantenenergie-Geräte erworben. Nachdem sie Dr. Hümmlers Blogbeitrag über den Schwindel gelesen habe, habe sie bei ihm angerufen, um nachzufragen, da 1800 Euro, die Gerätekosten, für sie viel Geld seien. „Das ist der eine Aspekt: Da werden Leute wirklich um erhebliche Geldbeträge gebracht für absoluten Unsinn“, resümiert Dr. Hümmler.

Der „Beobachter-Effekt“ ist kein „Teilchen-Bewusstsein“

Ein Beispiel wäre, dem Beobachter-Effekt ein „Teilchen-Bewusstsein“ anzudichten. Es gäbe in der Teilchen-Physik dieses Phänomen, dass man ein kleinstes Teilchen messen kann, ohne es irgendwie zu verändern: „Ich brauche eine Wechselwirkung und muss irgendwie das Teilchen in Kontakt mit dem Messgerät bringen. Und wenn es nur ein einzelnes Teilchen ist, dann wird dieses Teilchen durch diesen Kontakt mit dem Messgerät verändert. Das nennt man Beobachter-Effekt.“, erklärt Holm das Phänomen. Da sei eigentlich nichts hochgradig Besonders dran. „So, und aus diesem Beobachter-Effekt folgern jetzt Leute, beispielsweise Dipl. Ing. (FH) Walter Thurner, der im rechtsesoterischen Sendungskanal Querdenken TV verbreitet hat, dass kleinste Teilchen ein Bewusstsein haben. Denn sie (die Teilchen) wüssten ja, dass sie gemessen werden. Deswegen verändern die sich. Und diese kleinsten Teilchen denken nach, und merken, dass sie jemand misst. Also, das ist Quanten-Quark.“, entrüstet sich der Kernphysiker erneut.

Aufregen kann sich Dr. Hümmler auch über reißerischen und falsch verstandene  Wissenschaftskommunikation, wenn etwa aus der Erforschung  der Quantenteleportation die „Erforschung des Beamens mit Aussicht auf baldigen Durchbruch“ werde. „Leute bleibt seriös, redet über das, was ihr tut, und stellt es vernünftig da. Weil auch das ist Teil guter Wissenschaftskommunikation, ehrlich und solide zu bleiben“ mahnt Dr. Hümmler an.  Wer mehr und genaueres lesen möchte, dem sei Hümmlers Buch „Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?“ wärmstens empfohlen.

Aus Dokumentation March for Science in Frankfurt gegen Fake-News u. Religionsfundamentalismus für eine aufgeklärte, pluralistische Gesellschaft auf Rhein-Main.Eurokunst von Diether v. Goddenthow