Großer Andrang bei Deutschlands spektakulärster politischen Kunstschau documenta14 in Kassel

Ausstellungs-Impression documenta14 Kassel vom 10. Juni bis 17. September 2017. Hier Blick vom Parthenon der Bücher auf Fridericianum. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Ausstellungs-Impression documenta14 Kassel vom 10. Juni bis 17. September 2017. Hier Blick vom Parthenon der Bücher auf Fridericianum. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Großer Andrang herrscht auf der Ausstellung der documenta 14 in Kassel, die gestern von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, gemeinsam mit dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos offiziell eröffnet wurde. In dessen Heimat läuft die Documenta14 unter dem – anfangs heftig umstrittenen – Motto  „Von Athen lernen“ bereits seit dem 8. April 2017 statt. Der Bundespräsident hob diesen Umstand lobend hervor, dass nämlich die documenta in diesem Jahr nicht nur an ihrem Heimatstandort Kassel, sondern erstmalig auch in der griechischen Hauptstadt Athen stattfindet. „Die Entscheidung war nicht nur mutig, sondern auch richtig.“ Das Motto der documenta 14 „Von Athen lernen“ habe man verstanden: „Überprüft eigene Vorurteile, nehmt die Perspektive des anderen ein – nur so lassen sich Gemeinsamkeiten finden“, richtete Steinmeier an die Besucher.

Röhrenkunstwerk des Künstlers Hiwa K am Friedrichsplatz symbolisiert Wohn- und Aufenthaltsorte während seiner Flucht, bei der der Künstler häufig in Kanalröhren geschlafen, gelebt, oder sich versteckt hat. Das Kunstwerk aus Steinzeug-Rohren entstand mit Studenten der Kunsthochschule Kassel.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Röhrenkunstwerk des Künstlers Hiwa K am Friedrichsplatz symbolisiert Wohn- und Aufenthaltsorte während seiner Flucht, bei der der Künstler häufig in Kanalröhren geschlafen, gelebt, oder sich versteckt hat. Das Kunstwerk aus Steinzeug-Rohren entstand mit Studenten der Kunsthochschule Kassel.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Hessische Landesregierung hat für die Vorbereitung sowie den Ausstellungsbetrieb im Museum Fridericianum den Rekordwert von rund 13,8 Millionen Euro bereitgestellt. „Mit der documenta 14 wird Kassel erneut zum Ort der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Die Eröffnung durch das griechische und deutsche Staatsoberhaupt zeigt ihren Stellenwert“, sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier.

„Mit den Werken von mehr als 160 Künstlerinnen und Künstlern ist die documenta ein Seismograph aktueller Entwicklungen – in der Kunst ebenso wie für politische und gesellschaftlich relevante Themen. Es ist nicht ihr Ziel, um jeden Preis zu gefallen. Die Ausstellung muss irritieren und gesellschaftliche Debatten auslösen“, sagte der hessische Regierungschef. Eine freie Kunst gehöre zu den Grundwerten der europäischen Demokratie. „Deshalb finde ich es spannend, dass die documenta erstmals gleichberechtigt auch an einem anderen Ort als Kassel stattfindet: in der Wiege der Demokratie, in Athen. Dies ist ein deutliches Bekenntnis zum vereinten Europa.“

Schlafraum im Röhrenkunstwerk des Künstlers Hiwa und der Kunsthochschule Kassel. Jede Steinzeugröhre widmet sich einer anderen Situation vom Bad bis Wohnzimmer, selbst eine Gefängszelle fehlt nicht. Hoch sybmolisch, sehr liebevoll kreativ umgesetzt. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Schlafraum im Röhrenkunstwerk des Künstlers Hiwa K. und der Kunsthochschule Kassel. Jede Steinzeugröhre widmet sich einer anderen Situation: vom Bad bis Wohnzimmer, selbst eine Gefängszelle fehlt nicht. Hoch sybmolisch, sehr liebevoll kreativ umgesetzt. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Auch und gerade in einer Zeit, in der die Freiheit weltweit in Bedrängnis gerate, sei die Förderung der zeitgenössischen Kunst – neben der Pflege des klassischen Kulturerbes – wichtig. „Kunst und Kultur spiegeln nicht nur den Zustand einer Gesellschaft wider, sondern können auch deren Entwicklung vorantreiben. Ohne das Künstlerische wären wir in jeder Hinsicht ärmer. Deshalb ist uns als Hessische Landesregierung die Förderung der documenta sehr wichtig“, so Bouffier. Kunst und Kultur seien längst zu wichtigen Standortfaktoren geworden. Kassel sei auch deshalb so attraktiv, weil hier ein lebendiges kulturelles Leben herrsche.

Von der Attraktivität der documenta-Ausstellung überzeugten sich die Ehrengäste schließlich bei einem Rundgang, neben der Besichtigung des Parthenons der Bücher, vorbei am Röhrenkunstwerk des Künstlers Hiwa K am Friedrichsplatz und der „Mühle des Blutes“ vor der Orangerie des mexikanischen Künstlers Antonio Vega Macotela.

Erstmals komplett aufgebaut ist die sechs Meter hohe Skulptur des mexikanischen Künstlers Antonio Vega Macotela mit dem martialischen Namen "Mühle des Blutes". Die Installation symbolisiert unter anderem (Kinder-)Sklavenarbeit. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Erstmals komplett aufgebaut ist die sechs Meter hohe Skulptur des mexikanischen Künstlers Antonio Vega Macotela mit dem martialischen Namen „Mühle des Blutes“. Die Installation symbolisiert unter anderem (Kinder-)Sklavenarbeit. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Seit 1955 – documenta14 mit über 160 Künstlern

Die documenta gibt es seit 1955 in Kassel. An mehr als 30 verschiedenen Orten, öffentlichen Institutionen, Plätzen, Kinos und Universitätsstandorten zeigen über 160 internationale Künstler ihre für die documenta 14 konzipierten Arbeiten, wobei im Zentrum der Ausstellung die Sammlung des Athener Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST) steht. Die dort präsentierten Werke bilden einen Kommentar zur komplexen Realität des heutigen Griechenlandes und verweisen zeitgleich auf die parallelen internationaler Reisen wegweisender griechischer Künstler. Die über ganz Kassel „verstreuten“ Ausstellungsorte sind täglich von 10-20 Uhr geöffnet.

Tickets für die Ausstellung können im Webshop der documenta sowie in den Shops vor Ort am Friedrichsplatz, an der
documenta Halle, der Neuen Galerie und der Neuen Neuen Galerie (Neue Hauptpost) gekauft werden. Bitte beachten Sie die Ticketinformationen auf der Webseite der documenta 14.