EINFACH GRÜN – GREENING THE CITY – Deutsches Architektur Museum Frankfurt

VERTICAL FOREST, STEFANO BOERI ARCHITETTI, MAILAND Foto Dimitar Harizanov
VERTICAL FOREST, STEFANO BOERI ARCHITETTI, MAILAND Foto Dimitar Harizanov

EINFACH GRÜN – GREENING THE CITY thematisiert die Vorteile und Herausforderungen urbanen städtischen GRÜNS – insbesondere der Haus- und Dachbegrünung im Bestand und Neubau. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels ist diese gelungene Ausstellung längst überfällig. Ab dem 14. Februar, spätestens nach dem Lockdown kann EINFACH GRÜN im Deutschen Architekturmuseum Schaumainkai 43 in Frankfurt am Main auch physisch besucht werden. Zur Überbrückung und Vorbereitung dieser und weiterer spannender DAM-Projekte sei das DAM-Online  empfohlen.

CALL FOR PROJECTS

CFP HAUSFASSADE KOELN Foto: BenjaminMarx
CFP HAUSFASSADE KOELN Foto: BenjaminMarx

Dass Parks und Gärten GRÜN sind, davon gehen wir aus. Doch GRÜN erobert immer mehr die Architektur der Städte: Wo vor kurzem noch das graue Kiesdach und die Betonfassade die Sonne reflektierten, wuchern Kräuter, ganze Baumlandschaften und Hängepflanzen. Wo vor Jahren der weiße Hausgiebel strahlte, rankt der wilde Wein und in den Höfen wetteifern Gemüse und Rankgewächse um jeden Sonnenstrahl. Über die Begrünung von Bestandsgebäuden hinaus setzen sich auch im Neubau komplexe horizontale oder vertikale Grünsysteme durch. Wo genau sind diese grünen Inseln, die dem klimatischen Verhältnis von Architektur, Bewohnern und Nutzern so positiv zuträglich und von den Straßen oft wenig einsehbar sind? Wer sind die Initiatoren, wie haben sie es angestellt und wozu dienen die grünen Dächer und Fassaden?

Schon vor Beginn der Ausstellung ruft das DAM zum Einreichen von Projekten auf. Die Beiträge werden von einer Jury bewertet und die Preisträger in der Ausstellung im DAM präsentiert.
Weitere Informationen und Projekteinreichung unter: einfach-gruen.jetzt
Rückfragen bitte an: projects@einfach-gruen.jetzt

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Forschungsabteilung des Internationalen Planungs- und Beratungsbüros Arup „Green Building Envelopes“ und mit dem Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main. Die Kuratoren der Ausstellung sind Hilde Strobl und Rudi Scheuermann.

EINFACH GRÜN – GREENING THE CITY – Die Ausstellung

1000 TREES, SHANGHAI, HEATHERWICK STUDIO, LONDON Foto: Qinyan Zhu
1000 TREES, SHANGHAI, HEATHERWICK STUDIO, LONDON Foto: Qinyan Zhu

Selten waren Grünräume derart gefragt wie seit Beginn der COVID-19-Pandemie. Vor allem in den Großstädten fehlt vielen Menschen die Möglichkeit, in unmittelbarer Nähe raus aus der häuslichen Enge ins Grüne zu flüchten. Nicht nur steigt die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt nach Wohnungen mit Balkonen oder Gärten erheblich, auch Parks und öffentliche Grünflächen sind seither stärker frequentiert.

Der Begriff der „gestressten Stadt“ wird daher auch auf Stadtparks als „gestresstes Grün“ erweitert.  Vor allem in den Millionenstädten zeichnen sich immer stärker die Folgen des Klimawandels ab. Sie sind zunehmend mit erhöhten Feinstaubwerten und Lärmentwicklung sowie Überhitzung (heat island effect) konfrontiert. Neueste Studien belegen sogar eine Korrelation zwischen Bevölkerungsdichte, Hitzeinseln und der Häufigkeit von COVID-19-Infektionen. Zugleich schreitet die Urbanisierung immer weiter voran – die Städte werden nicht nur dichter, sondern greifen dabei immer weiter aus. Dennoch ist es keine Alternative, so Richard Sennett in „Die offene Stadt“, aufgrund der Klimaveränderungen nicht zu bauen, sondern neue Wege einzuschlagen und auf Anpassung und Reparatur der Stadt zu setzen.

URBAN FARMING OFFICE, VTN ARCHITECTS Foto: VTN Architects
URBAN FARMING OFFICE, VTN ARCHITECTS Foto: VTN Architects

Die Begrünung der horizontalen und vertikalen Gebäudehülle ist eine Möglichkeit, über die bodengebundenen Grünflächen hinaus, die Stadtlandschaft zu reparieren. Das „unkalkulierbare Grün“ – so die Einschätzung vieler Architekten – bringt dabei zugleich Vorteile und Herausforderungen mit sich. Den kursierenden Vorurteilen wie hohe Herstellungs- und Pflegekosten stehen relativierende, in Zahlen nachweisbare positive Auswirkungen gegenüber: So wirken begrünte Dächer und Fassaden auf das Gebäude selbst wie auch auf die unmittelbare Umgebung. Grünräume sind nicht als Kostenfaktor, sondern als Mehrwertf für die Gesundheit von Mensch, Stadt und Umwelt zu begreifen. Zahlreiche Studien belegen nicht nur eine langfristige Zunahme der Artenvielfalt von Flora und Fauna, sondern auch die positive Veränderung des Stadtklimas, sobald Grün die Architektur erobert.

Die Herausforderung ist klar und längst keine Vision mehr: Je mehr Grünbauten sich über einen längeren Zeitraum etablieren und von Nutzern, Bauherren und der Stadtgesellschaft positiv bewertet werden, desto deutlicher ist die Botschaft. Es ist an der Zeit – viele Beispiele in Deutschland und weltweit demonstrieren, dass es möglich ist!

ELEMENTE DER AUSSTELLUNG

CFP DACHGARTEN, WIEN Foto: Alexander Hagner
CFP DACHGARTEN, WIEN Foto: Alexander Hagner

Die Ausstellung sammelt Ressentiments gegen und Argumente für die Begrünung der Gebäudehülle und liefert über wissenschaftliche Ergebnisse hinaus praxisorientierte Hinweise zur Begrünung von Bestandsgebäuden oder Neubauten. Sie versteht sich auch als Aufruf und Motor. Sie zielt auf einen Austausch zwischen Ergebnissen der Technikforschung, Gestaltung, Gartenbau und den Anwendern. Viele innovative Techniken bewegen sich auf einem Hightech-Modus – doch ebenso viele Anwendungen beweisen, dass mit dem Einsatz passender, einfacher Mittel und Methoden ebenfalls wirksame Maßnahmen umgesetzt werden können. Die umfangreiche Sammlung von FAQ‘s reicht darüber hinaus von Ergebnissen der Klimaforschung bis zu Fragen der Förderung von Initiativen und des Engagements der Politik für infrastrukturelles Grün.

Grüne Hauben auf Häusern und Wohnhöhlen, terrassierte Gartenanlagen an Palästen und auch Spalierbäume und Efeubewuchs an Fassaden sind keine Erfindungen der Gegenwart. Die Geschichte des Gebäudegrüns verweist auf das enge Verhältnis von Haus und Baum über Jahrhunderte.

OT HOFFMANN, BAUMHAUS DARMSTADT, DEUTSCHLAND 1972 Foto: Georg Dörr
OT HOFFMANN, BAUMHAUS DARMSTADT, DEUTSCHLAND 1972 Foto: Georg Dörr

Einen wichtigen Bestandteil der Ausstellung bilden in den letzten Jahren weltweit umgesetzte Grünbauten von Düsseldorf über Mailand bis Singapur. Sie demonstrieren nachdrücklich das Spektrum der Modelle und die Vielfalt der Anwendersysteme – in Abhängigkeit von den regionalen, klimatischen Bedingungen.

Das DAM nimmt die Ausstellung zum Anlass, eine Reihe von Höfchen, die sich an die Ausstellungsräume anschließen, zu begrünen. Die Höfchen waren bislang aus konservatorischen und ausstellungstechnischen Gründen meist zugebaut. In einzelnen Fällen war die Natur selbstinitiativ und hat sich bereits Raum verschafft. Andere wurden neu bepflanzt, um einzelne Systeme und Methoden der Begrünung zu zeigen und in der Langzeitwirkung zu erproben. Der Pflanzmonat Januar ist nur bedingt attraktiv für Pflanzen, doch während der Laufzeit der Ausstellung werden sich die Höfchen verändern: vom sichtbaren Pflanzsystem zum wuchernden Grün.

AUSGESTELLTE PROJEKTE

  • Dakpark / Rotterdam, Niederlande, 2015 – Buro Sant en Co
  • CopenHill / Kopenhagen, Dänemark, 2019 – BIG Bjarke Ingels Group SLA
  • Baumhaus / Darmstadt, Deutschland, 1972 – Ot Hoffmann
  • Holland Creates Space / Expo Pavillon, Hannover, Deutschland, 2000 – MVRDV
  • Bosco Verticale / Mailand, Italien, 2014 – Stefano Boeri Architetti Laura Gatti
  • 1000 Trees / Shanghai, China, 2020 – Heatherwick Studio Urbis
  • Prefectural International Hall / Fukuoka, Japan, 1995 – Emilio Ambasz & Associates Takenaka Corporation
  • Flower Tower /Paris, Frankreich, 2004 – Maison Edouard François Patrick Blanc
  • Kö-Bogen II / Düsseldorf, Deutschland, 2020 – ingenhoven architects
  • Chambre de commerce et d’industrie d’Amiens-Picardie / Amiens, Frankreich, 2012 – Chartier
    Corbasson Architectes Corbasson + Tracer
  • Tower 25 – The White Walls / Nikosia, Republik Zypern, 2015 – Ateliers Jean Nouvel
  • Oasia Downtown Hotel / Singapur, 2016 – WOHA Achitects Pte Ltd Sitetectonix Pte Ltd
  • Urban Farming Office / Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam, 2020 – VTN Architects
  • Stadthaus M1 / Freiburg, Deutschland, 2013 – Barkow Leibinger Raderschallpartner AG
  • Jobcenter am Altmarkt / Oberhausen, Deutschland – Kuehn Malvezzi, Haas Architekten, atelier le balto
  • Wilmina / Berlin, Deutschland, 2019 – Grüntuch Ernst Architekten, Christian Meyer
  • Ökohaus Frankfurt / Main, Deutschland, 2020/21 – Eble & Sambeth, Hans Loidl, John Wilkes
  • KiTa Sossenheim / Frankfurt am Main, Deutschland, 1989 – Christoph Mäckler Architekten

EINFACH GRÜN – GREENING THE CITY
Handbuch für Gebäudegrün
begleitbuch-einfach-gruen-2021Herausgegeben von Hilde Strobl, Peter Cachola Schmal und
Rudi Scheuermann
Deutsches Architekturmuseum (DAM)
Frankfurt am Main, 2021
304 Seiten, deutsch/englisch
ISBN 978-3-939114-10-9
Im Museumsshop erhältlich für EUR 19

Einfach Grün – Greening the City
Ab Öffnung des Museums – bis 11. Juli 2021

Eine Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM)
im Auftrag des Dezernats für Kultur und Wissenschaft, Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main
ORT
DAM Deutsches Architekturmuseum
Schaumainkai 43
60594 Frankfurt am Main,
dam-online.de