Digitalisierungsprozess in der Chemie beschleunigt sich – Finanzminister Dr. Schäfer würdigt Leistung der chemischpharmazeutischen Industrie in Hessen

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Arbeitgeberverband HessenChemie feiert 70-jähriges Bestehen mit den 12. Wiesbadener Gesprächen zur Sozialpolitik unter dem Titel „Vernetzt. Gehetzt? Wertgeschätzt!“ und einem Jubiläumsempfang mit zahlreichen prominenten Ehrengästen, darunter Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer in Vertretung von Ministerpräsident Volker Bouffier, der kurzfristig zu den Koalitionsgesprächen nach Berlin gerufen wurde. 

Der Jubiläums-Empfang:

Wiesbaden, 24. Oktober 2017. Vor 70 Jahren unterschrieben 35 Unternehmer den Gründungsvertrag des Arbeitgeberverbandes Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie). Dieses Ereignis hat der Verband gestern im Anschluss an die 12. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik mit einem Empfang im Kurhaus Wiesbaden gefeiert. Zu den über 200 Gästen gehörte auch Hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer.

Dr. Tomas Schäfer, Hessischer Finanzminister Foto:  HessenChemie
Dr. Tomas Schäfer, Hessischer Finanzminister Foto: HessenChemie

„Im Namen der Landesregierung gratuliere ich Ihnen herzlich zum 70-jährigen Bestehen. Die Branche, die Sie vertreten, hat einen jahrzehntelangen und entscheidenden Anteil an der Wohlstandsentwicklung und Innovationsfähigkeit unseres Landes. Ohne Chemie und Pharma wäre Hessen nicht das, was es heute ist“, erklärte der Minister.

Nach dem Krieg lag die hessische Wirtschaft zunächst am Boden. Viele Städte und Fabriken waren zerstört. Doch die Hessen krempelten die Ärmel hoch, packten den Wiederaufbau an und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zum deutschen Wirtschaftswunder. Im Rahmen der wirtschaftlichen Wiederherstellung und eines funktionierenden Gemeinwesens organisierten sich auch die Arbeitgeber neu und gründeten den Arbeitgeberverband. Am 28. November 1947 trafen sich hierzu Arbeitgeber aus ganz Hessen. Eine Reihe von Gründungsmitgliedern, wie zum Beispiel B. Braun, Continental,
Fresenius, Merck sowie Merz gehören dem Verband heute noch an.
Insgesamt nahmen an der konstituierenden Sitzung 35 Unternehmer teil. Heute sind im Verband 308 Unternehmen organisiert. Die chemischpharmazeutische Industrie erzielte 2016 einen Gesamtumsatz von rund 26 Mrd. Euro und ist damit in Hessen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

„Die hessische Chemie- und Pharmabranche zeichnet sich auch dadurch aus, dass hier seit vielen Jahren ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein bei der Ausgestaltung der Sozialpartnerschaft unter Beweis gestellt wird. Dieser Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten ist einer der Gründe dafür, dass Auseinandersetzungen seltener sind als wir es etwa bei manchen europäischen Nachbarn beobachten können“, so Finanzminister Dr. Schäfer weiter.

Seit 1947 hat sich natürlich viel verändert. HessenChemie versteht sich heute als moderner und leistungsfähiger Verband für seine Mitglieder. Was sich nicht geändert hat, sei hingegen das ordnungspolitische Grundverständnis des Verbandes: „Dies ist unser Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft, zur Tarifautonomie und zu einer gelebten Sozialpartnerschaft“, betonte Prof. Dr. Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzender der HessenChemie (B. Braun Melsungen AG).

v.l.: Jürgen Funk, Dr. Oliver Franz, Prof. Dr. Heinz-Walter Große, Dr. Thomas Schäfer, Dirk Meyer. Foto: HessenChemie
v.l.: Jürgen Funk, Dr. Oliver Franz, Prof. Dr. Heinz-Walter Große, Dr. Thomas Schäfer, Dirk Meyer. Foto: HessenChemie

Die Themen unserer Zeit seien mit dem Aufbau der Republik zwar nicht vergleichbar, aber ebenfalls herausfordernd. „Ich denke zum Beispiel an die Globalisierung, den demografischen Wandel und nicht zuletzt die Digitalisierung“, so Große abschließend. Für die Zukunft der Branche zeigte sich der Vorstandsvorsitzende optimistisch.

Die 12. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik Über den digitalen Wandel und dessen Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Über den digitalen Wandel und dessen Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben am Dienstag Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Unternehmen im Kurhaus der Landeshauptstadt diskutiert. Foto: Diether v. Goddenthow
Über den digitalen Wandel und dessen Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben am Dienstag Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Unternehmen im Kurhaus der Landeshauptstadt diskutiert. Foto: Diether v. Goddenthow

Die 12. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik haben am Dienstag gezeigt, dass sich die Branche bereits mitten im Digitalisierungsprozess befindet und sich daraus neue Chancen für Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit ergeben. Dies belegt auch die aktuelle Branchen- Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, die unter www.hessenchemie.de zum Download bereitsteht.

 „Vernetzt. Gehetzt? Wertgeschätzt!“

Über den digitalen Wandel und dessen Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben am Dienstag Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Unternehmen im Kurhaus der Landeshauptstadt diskutiert. Der Arbeitgeberverband HessenChemie hatte zu den 12. Wiesbadener Gesprächen zur Sozialpolitik unter dem Titel „Vernetzt. Gehetzt? Wertgeschätzt!“ eingeladen. Den über 200 Gästen wurde dabei auch eine aktuelle Branchen-Studie vorgestellt. Diese zeigt: Knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen erachten das Thema als bedeutsam für ihre Wettbewerbsfähigkeit.

„Digitalisierung ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein Prozess
kontinuierlicher Weiterentwicklung in allen Unternehmensbereichen“, sagte Prof. Dr. Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzender der HessenChemie. Digitale Innovationen und neue Geschäftsmodelle können dabei den Standort und die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. „Der technologische Fortschritt bietet auch neue Chancen für gute Arbeitsplätze. Hier müssen wir gemeinsam mit dem Sozialpartner immer wieder passende Lösungen finden und die richtigen Rahmenbedingungen setzen“, so Große.

Um einen Überblick über den aktuellen Stand der Digitalisierung in der Branche zu erhalten, beauftragte der Arbeitgeberverband HessenChemie das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) mit einer Befragung seiner Mitgliedsunternehmen. Das Ergebnis zeigt, dass die Digitalisierung in den Mitgliedsunternehmen angekommen ist. Bereits 88 Prozent der Befragten befassen sich mit dem Thema; mehr als ein Drittel tut dies sogar intensiv.

Die flexible, schnelle und zuverlässige Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen für Kunden sind für 92 Prozent typische  Merkmale eines digitalisierten Unternehmens. Die Bereiche Personal und Logistik sind dabei gute Beispiele und „typische“ Digitalisierungstreiber. Hier können viele Vorteile des digitalen Fortschritts genutzt und eine effiziente Vernetzung der Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette erreicht werden. So kann eine digitale Echtzeit-Kommunikation mit Kunden ganz erhebliche Vorteile im Sinne einer Just-in-time Zulieferung bringen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen benötigt auch in Zukunft qualifizierte Fachkräfte. Allerdings lässt sich vermuten, dass sich die Kompetenzanforderungen weiter verändern werden. Dabei ist die Ausgangslage für die Branche gut, denn die Unternehmen verfügen über hoch qualifiziertes Personal. „Das Engagement der befragten hessischen Unternehmen bei Personalentwicklungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ist bereits heute größer als in der Gesamtwirtschaft“, erklärte Dr. Hans-Peter Klös, Geschäftsführer IW Köln.

Anregungen zur Diskussion lieferten dieses Mal die Vorträge von Prof. Dr. Jan Marco Leimeister, Universitäten St. Gallen und Kassel, Dr. Hans-Peter Klös vom IW Köln und des Präsidenten des Bundesinstituts für Berufsbildung, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser (links im Bild). Foto: Diether v. Goddenthow
Anregungen zur Diskussion lieferten dieses Mal die Vorträge von
Prof. Dr. Jan Marco Leimeister, Universitäten St. Gallen und Kassel, Dr.
Hans-Peter Klös vom IW Köln und des Präsidenten des Bundesinstituts für
Berufsbildung, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser (links im Bild). Foto: Diether v. Goddenthow

Aber auch die Führungskräfte sind gefordert. Sie nehmen im Digitalisierungsprozess eine besondere Rolle ein. Nicht nur die Anforderungen an deren Kompetenzen haben sich verändert, zwei Drittel der befragten Mitgliedsunternehmen sehen sie auch als Impulsgeber für neue Ideen.

Der Arbeitgeberverband veranstaltet die Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik seit 2005 regelmäßig im Kurhaus und lädt dazu Experten aus Unternehmen, Gewerkschaften, Wissenschaft, Politik und Medien ein. Die Reihe greift aktuelle Themen auf, die eine gesamtgesellschaftliche Relevanz haben. Anregungen zur Diskussion lieferten dieses Mal die Vorträge von Prof. Dr. Jan Marco Leimeister, Universitäten St. Gallen und Kassel, Dr. Hans-Peter Klös vom IW Köln und des Präsidenten des Bundesinstituts für Berufsbildung, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser.

Über HessenChemie
Im Arbeitgeberverband HessenChemie sind 308 Mitgliedsunternehmen mit 107.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie sowie einiger industrienaher Serviceunternehmen zusammengeschlossen. HessenChemie vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Gewerkschaft, Politik und Öffentlichkeit.

70 Jahre HessenChemie zum Download:Historie 70 Jahre HC.compressed