„Die Herberge“ gewinnt Kurzfilmwettbewerb zum Ende des Wiesbadener exground filmfest 30 – Gewinner und Festivalbilanz

Preisträger und Team des 30. exground filmfestes Wiesbaden  Foto: Diether v Goddenthow
Preisträger und Team des 30. exground filmfestes Wiesbaden Foto: Diether v Goddenthow

DIE HERBERGE gewinnt im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb // Deutsch-georgische Koproduktion THREE STEPS ist bester Internationaler Kurzfilm // Jugendjury und Publikum küren FILTHY [ŠPÍNA] aus Tschechien/Slowakei // 2. Gefangenenjury-Preis DAS BRETT für FREMDE TOCHTER

Mit der feierlichen Preisverleihung und anschließendem Festivalausklang in der ausverkauften Caligari FilmBühne feierte das 30. exground filmfest am gestrigen Abend nach zehn Tagen einen erfolgreichen Festivalabschluss. Im Anschluss an den Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb wurden in sieben Wettbewerben Geld- und Sachpreise im Wert von rund 20.000 EUR vergeben. Über 100 internationale und nationale Gäste aus der Filmbranche und zahlreiche Besucher zeugen erneut von der großen Beliebtheit des Festivals über die Grenzen Wiesbadens hinaus.

Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb

Ysabel Fantou (Regisseurin) erhielt von Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, die Urkunde für den Gewinnerfilm "Die Herberge". Foto: Diether v Goddenthow
Ysabel Fantou (Regisseurin) erhielt von Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, die Urkunde für den Gewinnerfilm „Die Herberge“. Foto: Diether v Goddenthow

Nach der Vorführung des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs entschied das Publikum über seine Favoriten und kürte DIE HERBERGE von Ysabel Fantou zum Gewinnerfilm.  Es ist eine Geschichte, die nur das wahre Leben schreiben kann und sich fast so zugetragen hat: Ein Rentner-Ehepaar auf Wanderurlaub, hungrig und müde, kehrt in eine Waldgaststätte ein, ohne zu bemerken, dass diese kein Gasthaus mehr ist, sondern eine Flüchtlingsunterkunft. Bewirtet werden sie aber trotzdem, und erst als man ihr Geld nicht will, da sie „Gäste“ seien, klärt sich alles auf. Eine köstlich skurrile Geschichte mit Witz, die voller Überraschungen und Wendungen steckt und Vorurteile verschiedener Kulturkreise amüsant spiegelt.  Der mit 3.000 EUR dotierte erste Preis wurde in diesem Jahr erneut von der Landeshauptstadt Wiesbaden gestiftet (SWR-Interview).

Sophie Linnenbaum. Pix wurde auch mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Foto: Diether v Goddenthow
Sophie Linnenbaum. Pix wurde auch mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Foto: Diether v Goddenthow

Den zweiten Platz belegte PIX von Sophie Linnenbaum, die sich über ein Preisgeld von 2.000 EUR freuen kann, gestiftet von der Wiesbadener Magenta TV Fernsehproduktionsgesellschaft. Der Kurzfilm stellt in einer schier unendlich wirkenden Requisiten-Schlacht  die typischen, einander gleichenden Familienfotos ähnlicher Großereignisse und Wendepunkte von der Wiege bis zur Bahre da. Er zeigt die  Austauschbarkeit der „individuell“ geglaubten Leben, wie Bestecke, die in jedem Haushalt in ähnlicher Reihenfolge aufbewahrt werden:  „Wenn wir alle unsere Bilder nehmen würden, und aufeinander kippen würden, würden wir so zu ziemlich alle die gleichen Leben daraus ziehen können“, erklärt Sophie Linnenbaum die Intention zu ihrem Kurz-Film, der jüngst auch mit dem Deutschen Kurzfilmpreis prämiert wurde. Weitere Infos zu Pix und SWR-Interview.

 

PIX-Darstellerin Laura Louisa Garde bedankt sich für den Preis. Foto: Diether v Goddenthow
PIX-Darstellerin Laura Louisa Garde bedankt sich für den Preis. Foto: Diether v Goddenthow

Tim Garde wurde für SISSI OHNE FRANZ mit dem dritten Preis (1.000 EUR, gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden) ausgezeichnet. „Als Kind, wenn das Leben mal nicht fair zu mir war, habe ich mir einfach vorgestellt, dass ich trotzdem glücklich bin. Und dann war ich’s auch“, erinnert sich Sissi. Mittlerweile ist sie fast fertig mit dem Psychologiestudium und definiert ihr Glück durch ihre Beziehung mit Franz. Aber was tun, wenn diese plötzlich weg ist? Sissi sucht, Sissi analysiert, Sissi kämpft, Sissi gibt nicht auf. (Sissi ohne Franz)

Ein Sachpreis ging an Kristina Kean Shtubert für ELISA: Für ihren nächsten Film kann die Regisseurin Filmequipment im Wert von 2.000 EUR von Pille Filmgeräteverleih nutzen. Den zweiten Sachpreis erhielt Ysabel Fantou für DIE HERBERGE, die sich damit über die zweite Auszeichnung des Abends freuen konnte: ein „Grading Special“ der Magenta TV Fernsehproduktionsgesellschaft im Wert von 1.500 EUR.

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb

Im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb kürte die internationale Jury den deutsch-georgischen Beitrag THREE STEPS von Ioseb „Soso“ Bliadze zum Gewinner und überreichte das Preisgeld von 2.000 EUR, gestiftet vom exground-Freundeskreis. Die Jury-Mitglieder Katrin Küchler (Medienwissenschaftlerin aus Dresden), Claudia Tronnier (Redaktionsleiterin „Das kleine Fernsehspiel“ im ZDF aus Mainz) und Ahmet Boyacioglu (Festivalmacher, Regisseur und Produzent aus Ankara) begründeten ihre Entscheidung mit den Worten:

„Der Hauptpreis der internationalen Jury geht an einen Film, der seinen Fokus auf die angespannte Beziehung eines 13-jährigen Mädchens und dessen Vater setzt. Die Jury war von der Realitätsnähe der Bilder und den großartigen schauspielerischen Leistungen begeistert. Insbesondere das finale Bild (Szene der Berührung) wird uns erhalten bleiben. Wir bedanken uns bei dem Regisseur für seinen nüchternen Umgang mit einer hoffnungslosen Situation.“

Jeweils eine lobende Erwähnung erhielten ASPHALT [ASFALT] von Süleyman Demirel aus der Türkei und IN A NUTSHELL von Fabio Friedli aus der Schweiz.

 

DAS BRETT – 2. Gefangenenjury-Preis

Zum zweiten Mal wurde der Preis DAS BRETT in der Reihe „Made in Germany“ von einer Gefangenenjury aus Insassen der JVA Wiesbaden verliehen. Aus den sechs Beiträgen wählten die sieben Juroren den deutschen Beitrag FREMDE TOCHTER von Stephan Lacant:

„FREMDE TOCHTER verdient DAS BRETT 2017 durch eine Geschichte, in die man sofort hineingezogen wird, und durch eine ungezügelte Heldin, die sich nicht unterkriegen lässt. Der Film ist mutig, weil er die ganzen Vorurteile auseinandernimmt und immer unberechenbar bleibt. Ständig glaubt man zu wissen, was als Nächstes kommt und wie die Figuren reagieren, aber dann passieren die Dinge ganz anders als erwartet. Das Gesamtpaket mit der unruhigen Kamera, den glaubwürdigen Schauspielern und der mit Abstand besten Musik hat von allen Filmen am meisten überzeugt.“

Dotiert ist der Preis mit 1.500 EUR, gestiftet von „Die WERFT – Kulturbühne in der JVA Wiesbaden“.

exground youth days

youth-day-exgroundInternationaler Jugendfilm-Wettbewerb
Die tschechisch-slowakische Koproduktion FILTHY [ŠPÍNA] von Tereza Nvotová überzeugte die Mitglieder der Jugendjury im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb:

„Der tschechisch-slowakische Film FILTHY von Tereza Nvotová beschreibt eindrucksvoll und realistisch die Auswirkungen einer Vergewaltigung auf das Leben und die Psyche der 17-jährigen Lena.
Wir haben diesen Film ausgewählt, weil er uns nicht nur von Anfang an durch die herausragenden schauspielerischen Leistungen gefesselt, sondern uns auch einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt und in das Leben des Opfers nach dem Gewaltverbrechen gewährt hat.

Als Zuschauer konnte man jede Handlung und jede Emotion der Hauptfigur nachvollziehen und sie hautnah und schmerzhaft miterleben. Besonders erschreckend fanden wir die zunächst hilflosen Versuche ihres Umfeldes, auf sie zu reagieren und ihr zu helfen.

Trotz des schweren Themas gab es Momente von Leichtigkeit und Hoffnung. Wie Lenas Weg weitergeht und ob der Täter bestraft wird, bleibt offen und der Fantasie der Zuschauer überlassen.“

Jugend-Jury. Foto: Diether v Goddenthow
Jugend-Jury. Foto: Diether v Goddenthow

 

Das Preisgeld von 2.500 EUR stiftete die Landeshauptstadt Wiesbaden.

Die lobende Erwähnung ging an den französischen Beitrag AVA von Léa Mysius. Die Jugendjury wählte außerdem noch den besten Kurzfilm der exground youth days aus: JOY von Abini Gold aus Deutschland.

FILTHY [ŠPÍNA] kam auch bei den Zuschauern gut an und gewann den Publikumspreis im Wert von 1.000 EUR, ebenfalls gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb
Im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb setzte sich STILLE WASSER von Nova Volmer und Kim Schröter im Publikumsvoting durch. Der erste Platz ist dotiert mit 500 EUR, gestiftet von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Den zweiten Platz belegte UNSERE STADT – SWA HAUTNAH von einer Jugendgruppe aus Bad Schwalbach, die sich über einen Einkaufsgutschein des Apple-Fachhändlers ergo sum im Wert von 150 EUR freuen können.

Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb

Im Publikumswettbewerb um den besten Wiesbadener Kurzfilm konnte BOOST YOUR REALITY von Charlotte Couvé und Matteo Sidiropoulos überzeugen. Neben dem Preisgeld von 500 EUR, gestiftet vom Medienpartner Wiesbadener Kurier, können die Gewinner außerdem mit dem Sachpreis „Filmsound Special“ an zwei Tagen Technik und Know-how des Wiesbadener Tonstudios klangBezirk im Wert von 2.000 EUR für die finale Tonmischung ihres nächsten Films nutzen.

exground-Gong-Show

Trash ist Kult – das bewiesen in diesem Jahr erneut die Teilnehmer der legendären exground-Gong-Show. Verdienter Gewinner von 50 EUR Preisgeld sowie der Goldenen exground-Gurke: Jan Soldat mit seinem Werk KEIN DEUTSCHMEHRLAND.

Die Liste mit allen Gewinnern kann hier heruntergeladen werden.

Termin für das exground filmfest 31: 16. bis 25. November 2018

Weitere Informationen über alle Festivaltage mit Bild-Archiven etc. auf www.exground.com