Deutsches Ledermuseum feiert 100. Geburtstag – Auftakt-Ausstellung „Linking Leather“ – Bescheid über 370 000 Euro Hessenförderung

Deutsches Ledermuseum Offenbach feiert 100jähriges Jubiläum. Foto: Diether v. Goddenthow
Deutsches Ledermuseum Offenbach feiert 100jähriges Jubiläum. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Deutsche Ledermuseum feiert 2017 sein 100-jähriges Bestehen. Im Jahre 1917 wurde das Museum von Hugo Eberhardt in der einst florierenden Lederstadt Offenbach am Main als Sammlung von historischen Vorbildern für die Ausbildung junger Gestalter, Handwerker und Leder­waren­produzenten gegründet. Bis heute konnten mehr als 30.000 Objekte aus allen Kulturen und Epochen zusammengetragen werden. Damit ist das Deutsche Ledermuseum das weltweit einzige Museum, das ausschließlich alles rund um das Material Leder und artverwandte Materialen sammelt und präsentiert. In jüngster Zeit werden auch vermehrt alternative Lederersatzstoffe einbezogen.

vl. Museumsdirektorin Dr. Inez Florschütz, Prof. Frank Zebner, Design Innovation Institute Offenbach, an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, Hessischer Kunst- und Kluturminister Boris Rhein und Landrat Dr. Felix Schwenke beim Jubiläums-Talk im Hugo-Eberhard-Saal des Deutschen Ledermuseums.  Foto: Diether v. Goddenthow
vl. Museumsdirektorin Dr. Inez Florschütz, Prof. Frank Zebner, Design Innovation Institute Offenbach, an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, Hessischer Kunst- und Kluturminister Boris Rhein und Landrat Dr. Felix Schwenke beim Jubiläums-Talk im Hugo-Eberhard-Saal des Deutschen Ledermuseums. Foto: Diether v. Goddenthow

Im Jubiläumsjahr präsentiert das Deutsche Ledermuseum bewusst zwei gegensätzlich angelegte Ausstellungen, die auf die Bandbreite des Museums aufmerksam machen sollen, sowie ein umfassendes Rahmenprogramm. Sie laden ein, die Vielfalt des Materials Leder und die Qualität der Sammlungsobjekte neu zu entdecken. Linking Leather – Die Vielfalt des Leders ist eine multimediale, interaktive Installation, die mit modernsten Mitteln der Technik arbeitet. Die Ausstellung im September wird die heraus­ragenden Objekte, über welche das Deutsche Ledermuseum verfügt, – zum Teil noch verborgen in den Magazinen – in den Mittelpunkt stellen.

Direktorin Dr. Inez Florschütz und Kunst- und Kulturminister Boris Rhein schneiden die in Museumsform gebackene Geburtstagstorte an.  Foto: Diether v. Goddenthow
Direktorin Dr. Inez Florschütz und Kunst- und Kulturminister Boris Rhein schneiden die in Museumsform gebackene Geburtstagstorte an. Foto: Diether v. Goddenthow

Beide Ausstellungen zeigen, wie die Neuausrichtung des Museums aussehen soll und wie wir uns die Zukunft des Museums vorstellen. Dabei dreht sich alles, wie könnte es anders sein, um das Thema Leder. Dazu gehört auch, die verschiedenen Sammlungsbereiche – die Angewandte Kunst, die Ethno­­logie und das Deutsche Schuhmuseum – in Präsentationen immer wieder neu zu kombinieren und zu interpretieren, um anhand der Kulturgeschichte des Leders die Menschheitsgeschichte global zu veranschaulichen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt diese Pläne mit insgesamt 370.000 Euro.

Bei der gestrigen  Eröffnung der Jubiläums-Ausstellung „Linking Leather – Die Vielfalt des Leders“ im Deutschen Ledermuseumbrachte brachte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein den Förderbescheid seines Ministerium – sozusagen als Geburtstagsgeschenk – gleich mit zur großen Überraschung von Museumsdirektorin Dr. Inez Florschütz.  Diese hatte die zahlreichen Gäste begrüßt und einen Rück- und Ausblick gegeben und die einzelnen Vorhaben der Erneuerung des Ledermuseums aufgezeigt. Die Museumsdirektorin dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und   vor allen auch den Studenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Entwicklung der interaktiven Ausstellung sowie deren Professor Frank Zebner für die gute Kooperation.

In  diesen Turnschuhen schwor 1985 Joschka Fischer, der erste grüne Minister überhaupt, seinen Eid auf die hessische Verfassung., Foto: Diether v. Goddenthow
In diesen Turnschuhen schwor 1985 Joschka Fischer, der erste grüne Minister überhaupt, seinen Eid auf die hessische Verfassung., Foto: Diether v. Goddenthow

Landrat Dr. Felix Schwenke erinnerte sich in seinem Grußwort noch an die Turnschuhe von Joschka Fischer, die ihn als Schüler bei einem Schulausflug ins Deutsche Ledermuseum besonders beeindruckten. Heutigen Schülern müsste man die besondere Bewandtnis der Fischer-Turnschuhe schon erläutern, damit sie verstehen, warum auch abgelatschte Turnschuhe den Weg in die Vitrine neben vielen anderen Promi-Schuhen gefunden hätten. Wer weiß beispielsweise dass in der Schuhsammlung sogar die Schuhe der echten Sissi, der Kaiserin Elisabeth von Österreich, zu bestaunen sind.

Selbst Original- Schuhe von Maria Theresia, 1850, sind im Ledermuseum zu bewundern. Foto: Diether v. Goddenthow
Selbst Original- Schuhe von Maria Theresia, 1850, sind im Ledermuseum zu bewundern. Foto: Diether v. Goddenthow

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein bekannte, dass  er sich nie habe vorstellen können, über welch wertvolle, ja weltweit einzigartige Sammlungen das Deutsche Ledermuseum verfüge. Und es eine Pflicht wäre, diese Sammlungen für Offenbach, für Rhein-Main, für Hessen, ja für ganz Deutschland und darüber hinaus zu erhalten.  Abgesehen davon, dass das in die Jahre gekommene Museum dringend einer Erneuung bedürfe, wären auch die  Anforderungen, die Besucherinnen und Besucher an Museen stellten,  immer höher. „Es geht nicht mehr nur um reine Wissensvermittlung, auch die Unterhaltung darf nicht zu kurz kommen. Alle Sinne sollen dabei angesprochen werden: Exponate oder Materialen dürfen auch mal angefasst und Geschichte auch digital erlebbar gemacht werden. Ich freue mich, dass das Deutsche Ledermuseum mit einem neuen Konzept seine spannenden Ausstellungsstücke in Zukunft noch ansprechender präsentieren kann. Dieses Engagement unterstützen wir gern“, unterstrich Kunst- und Kulturminister Boris Rhein die Notwendigkeit der Förderung seitens des Landes Hessen.

Rundgang durch die neue Jubiläums-Ausstellung "Linking Leather" vl. Landrat Dr. Felix Schwenke, Dr. Inez Florschütz, Kunst- und Kulturminister Boris Rhein und Prof. Frank Zebner,  Foto: Diether v. Goddenthow
Rundgang durch die neue Jubiläums-Ausstellung „Linking Leather“ vl. Landrat Dr. Felix Schwenke, Dr. Inez Florschütz, Kunst- und Kulturminister Boris Rhein und Prof. Frank Zebner, Foto: Diether v. Goddenthow

Das Deutsche Ledermuseum fit für die Zukunft zu machen, ist  Ziel der Förderung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Für zwei halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstellen stellt es 70.000 Euro Sondermittel bereit; die neu eingestellten Expertinnen kümmern sich um innovative, frische Ausstellungs- und Vermittlungskonzepte. Hinzu kommen 20.000 Euro Sachmittel. Für die Anfertigung einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2017 wurden zusätzlich 60.000 Euro bewilligt. Außerdem unterstützt das Land Hessen das Deutsche Ledermuseum mit einer institutionellen Förderung in Höhe von 220.000 Euro.

„Linking Leather – Die Vielfalt des Leders“.

Die ersten Besucher testen die interaktiven Installationen. Foto: Diether v. Goddenthow
Die ersten Besucher testen die interaktiven Installationen. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Neuausrichtung zeigt sich gleich in einer der beiden Jubiläums-Ausstellungen. „Linking Leather – Die Vielfalt des Leders“. Bei dieser Ausstellung handelt es sich um eine multimediale, interaktive Installation, die sich ganz dem Material Leder widmet und dieses auf neue Weise erfahrbar macht. Sie stellt das Mitmach-Erlebnis in den Vordergrund und setzt dafür neueste Techniken ein: Die Besucherinnen und Besucher aktivieren Bildschirme und Projektionsflächen, wenn sie nah herantreten. Mit Gesten können sie Bilder erscheinen lassen, Texte aufrufen und sich spielerisch durch die Welt des Leders bewegen. Die verschiedenen Leder-Arten und bekanntesten Gerbverfahren sind dabei genauso Thema wie vegane Alternativen und die Haltung der Lederindustrie zum Umweltschutz. In einer „Fühlstation“ können die Besucher Lederarten tasten und vergleichen. Die Präsentation, die stark auf neue Medien setzt, haben Studierende der Hochschule für Gestaltung Offenbach entwickelt.

Das Linking-Leather-Team erhielt viel Applaus. Zu den Studierenden gehörten: Fabian Schöfer, Julian Kuhn, Pia Scharf, Sharon Cho, Tamara EdaTemucin und Thao Eder in Zusammenarbeit mit Volontärin Vanessa Didion M.A. vom DLM.Foto: Diether v. Goddenthow
Das Linking-Leather-Team erhielt viel Applaus. Zu den Studierenden gehörten: Fabian Schöfer, Julian Kuhn, Pia Scharf, Sharon Cho, Tamara EdaTemucin und Thao Eder in Zusammenarbeit mit Volontärin Vanessa Didion M.A. vom DLM.Foto: Diether v. Goddenthow

 

16. September 2017 bis 25. Februar 2018

In der zweiten Ausstellung im Jubiläumsjahr stehen herausragende Sammlungsobjekte mit ihrer individuellen Geschichte und Beschaffenheit im Zentrum. In jedes Objekt, gleich welcher Ethnie oder Herkunft, ist die Entstehungszeit und Kulturgeschichte gleichsam eingeschrieben. Daneben entwickeln sich in der Präsentation spannende Dialoge und Querverweise zwischen den Werken:
So trifft beispielsweise das älteste Objekt der Sammlung, ein ägyptisches Gefäß aus Rohhaut, auf das neueste, einen Turnschuh aus recycelten Materialien. Die Hutschachtel von Johann Wolfgang von Goethe wird zusammen mit den Hausschuhen von Ulrike von Levetzow, Goethes letzter (un­erfüllter) Liebe, gezeigt. Im Deutschen Ledermuseum begegnen sie sich jetzt erstmals.

Daneben wird es auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Museums- und Sammlungs­geschichte des DLM geben – etwa eine leere Vitrine, in der über viele Jahre Schrumpf­köpfe indigener Völker gezeigt wurden, mit Hinweisen auf die aktuelle Diskussion über den Umgang mit diesen menschlichen Artefakten. Dies betrifft seit dem Artenschutzübereinkommen etwa auch die veränderte Sicht auf Reptilleder und andere exotische Lederarten. Durch die mit Bedacht aus­gewählten Exponate und eine zeitgemäße Form der Präsentation wird die besondere kultur­geschichtliche Bedeutung von Leder – und heute zunehmend auch der Einbezug von alternativen Lederersatzstoffen – vermittelt, und das ausschließlich über Objekte der Sammlung.

Der neue Internetauftritt des DLM

Pünktlich zur ersten Ausstellung im Jubiläumsjahr ging gestern Abend auch die neue Webseite des DLM www.ledermuseum.de online.
Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zum Deutschen Ledermuseum, seinen Sammlungen, den laufenden Ausstellungen sowie dem aktuellen Programm. Daneben sind Highlights der Sammlungen zu sehen und es wird ein kurzer Einblick in die Museumgeschichte und die Arbeit des DLM-Förderkreises gegeben.

 

Ort

Deutsches Ledermuseum Offenbach . Foto: Diether v. Goddenthow
Deutsches Ledermuseum Offenbach . Foto: Diether v. Goddenthow

DLM Deutsches Ledermuseum
Frankfurter Str. 86
63067 Offenbach am Main
Telefon: +49 69 829798 – 0
Fax: +49 69 829798 – 28
E-Mail: info@ledermuseum.de
Webseite: www.ledermuseum.de