Das Gymnasium ist die wichtigste Schulform – 150 Jahre Hessischer Philologenverband

Kultusminister Alexander Lorz gratuliert dem Hessischen Philologenverband (hphv) zum 150. Geburtstag und unterstreicht die Wichtigkeit des Gymnasiums als wichtigste Schulform. © Foto Diether von Goddenthow
Kultusminister Alexander Lorz gratuliert dem Hessischen Philologenverband (hphv) zum 150. Geburtstag und unterstreicht die Wichtigkeit des Gymnasiums als wichtigste Schulform. © Foto Diether von Goddenthow

Bei der Feier des 150jährigen Jubiläums des Hessischen Philologenverbandes (hphv) am 22. September 2023 im Hotel Schwarzer Bock in Wiesbaden konnte der Landesvorsitzende des Hessischen Philologenverbandes Reinhard Schwab gleich mehrere Ehrengäste begrüßen, darunter Alexander Lorz, hessischer Kultusminister und Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes.

„Orientiert an dem – zugegeben hohen – Ideal Wilhelm von Humboldts dynamischen, aber auch empathischen Bildungsverständnis“ war und wolle „der Hessische Philologenverband (hphv) weiterhin Garant sein für einen wissenschaftspropädeutischen Unterricht, der Leistung wertschätze, intellektuelle Fähigkeiten auf Seiten der Lernenden entwickele und die Fähigkeiten der jungen Menschen zu selbständigem Arbeiten und zur Reflexion ausbauen helfe“, umriss der Landesvorsitzende des Hessischen Philologenverbandes Reinhard Schwab in seiner Einführung die Funktion und den Anspruch des Hessischen Philologenverbandes (hphv).
Der Hessische Philologenverband sei „an Fachlichkeit, an kulturellen Wissensbeständen, an wissenschaftlichen Fakten und Kompetenzen ausgerichtet“. Deshalb sähe man „keinen Anlass – gerade auch vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Studien und den üblichen Praxiserfahrungen – die Verheißungen des ‚längeren gemeinsamen Lernens‘ zu goutieren. Auf unseren Widerstand trifft auch die Abschaffung von Noten bzw. die Abschaffung der Nicht-Versetzung bei schlechten Leistungen“, plädierte Schwab für den Erhalt des Gymnasiums als eine der erfolgreichsten Schulformen vor dem Hintergrund neuester linker Forderungen, das dreigliedrige Schulsystem „Gymnasium, Realschule und Hauptschule“ als „ein Brandbeschleuniger für soziale Ungleichheit“ zu ersetzen durch „eine Schule für alle“ mit Abschaffung von Hausaufgaben und Schulnoten.

„Wir Lehrkräfte zahlen mit unserem Ansehen für politische Entscheidungen, Zustände, irritierende Diskussionen, die nicht wir zu verantworten haben, die sich aus ideologischen Verdikten sowie abenteuerlichen didaktischen Vorgaben entwickelt haben (s. Verzicht auf Noten, keine Nicht-Versetzung, Methode „Lesen durch Schreiben“, auch „Schreiben nach Gehör“ genannt)“, wurde Schwab deutlicher.
Unser Interesse gilt einem leistungsfähigen Bildungssystem, das dem Einzelnen die Möglichkeit zur Entfaltung seiner Begabungen gibt sowie eine starke und solidarische Gesellschaft konstituieren hilft“, so der hphv-Vorsitzende.
Die Lehrer arbeiteten „schon zu lange mit zu großen, mehr und mehr inhomogenen Lerngruppen – da stellt sich – mit Blick auf unsere Schulform – die Frage: wie viel Leistungsspreizung verträgt das Gymnasium, ohne an Qualität zu verlieren? Die Realität macht hier einige Illusionen zunichte.“

Das Klima in den Schulen habe sich verändert, es mangele „zu oft an Respekt vor dem Lerngegenstand, vor den Mitschülern, vor den Lehrpersonen. Die Autorität der Lehrkräfte hat spürbar gelitten. Muss man sich da wundern, dass der Lehrerberuf an Attraktivität verloren hat?“, beklagte Schwab die derzeitige Entwicklung.

Auch stellten der steigende Förderbedarf für Inklusion, Diversität und ungebremste Migration besondere Herausforderungen für Lehrer dar. So erlebten Lehrkräfte heutzutage immer häufiger pädagogische Situationen, „die viel Zeit und psychische Energie kosten, denn Verhaltensauffälligkeiten in der Schülerschaft auch aufgrund mangelnder familiärer Erziehung haben deutlich zugenommen. Mediale Vorbilder, und nicht nur gute, insbesondere in den sozialen Medien, sind heute wesentlich ausgeprägter als früher und keineswegs unproblematisch.“, sprach Schwab den Gästen aus dem Herzen.

Man könne es nicht oft genug betonen: „Bildung ist Recht und Pflicht zugleich. Ohne ein Pflichtgefühl für den eigenen Einsatz im Lernprozess auf Seiten der Lernenden bleibt das Recht auf Bildung auf der Strecke. Leider wird der Begriff „Bildungsgerechtigkeit“ inflationär verwendet, gerade von Personen, die von Sachkenntnis wenig belastet sind“, so Schwab. Der hphv sollte auch zukünftig den Kompass liefern für die gymnasiale Bildung! liefern, und frei nach dem großen Philosophen Ernst Bloch dazu ermutigen, „ins Gelingen verliebt (zu sein), statt ins Scheitern“.

Reinhard Schwab, HPHV-Landesvorsitzender, und Susanne Lin Klitzing, PhV Bundesvorsitzende, erteilen dem „Verzicht auf Noten, der Idee von „Nicht-Versetzung“ und  „Methoden“ „Schreiben nach Gehör“ und anderen die gymnasiale Bildung aufweichenden Verheißungen eine klare Absage.© Foto Diether von Goddenthow
Reinhard Schwab, HPHV-Landesvorsitzender, und Susanne Lin Klitzing, PhV Bundesvorsitzende, erteilen dem „Verzicht auf Noten, der Idee von „Nicht-Versetzung“ und „Methoden“ „Schreiben nach Gehör“ und anderen die gymnasiale Bildung aufweichenden Verheißungen eine klare Absage.© Foto Diether von Goddenthow

Das Gymnasium ist die wichtigste Schulform

Auch Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, unterstrich bei ihrem Grußwort die zentrale Rolle des Gymnasiums für das gesamte deutsche Bildungssystem: „Das Gymnasium ist die erfolgreichste Schulform. Und deshalb dürfe es seinen „Markenkern“ nicht verlieren. Das Gymnasium sähe es als eine wichtige Aufgabe an, ihre Absolventinnen und Absolventen unter anderem durch wissenschaftspropädeutisches Arbeiten auf die Forschung und die Gestaltung der Gesellschaft vorzubereiten. Fachlichkeit, wissenschaftspropädeutisches Arbeiten auf der Basis einer breiten und vertieften Allgemeinbildung, Umgang mit Komplexität und Mehrdeutigkeiten – das sind die Kennzeichen gymnasialer Bildung, die bedeutsam, bewahrenswert und gleichsam innovativ ist. Ohne uns Philologen gäbe es das Gymnasium jedoch nicht in dieser Weise.“
Zumindest  sei es dem Hessischen und dem Bayerischen Philologenverband gelungen, „dem unseligen Abwärtstrend der brachialen Verkürzung des Referendariats im Gymnasium entgegenzutreten“, so die Bundesvorsitzende.

Auch Hessens Kultusminister Alexander Lorz versicherte dem Hessischen Philologenverband einzutreten für eine Stärkung der drei gymnasialen Säulen „Fachlichkeit“, „Wissenschaftspropädeutisches Arbeiten“ und „Erlernen des Umgangs mit komplexen Zusammenhängen“. Das auf den humanistischen Idealen eines Wilhelm von Humboldts wurzelnde Gymnasium sei einst weltweites Vorbild beim Aufbau von Schulsystemen gewesen, insbesondere im Amerika des 19. Jahrhunderts. Es sei ein Erfolgsmodell. Seine Attraktivität zeige sich allein schon dadurch, dass praktisch alle Eltern sich für ihre Kinder wünschten, ein Gymnasium zu besuchen.

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