Sieben Kilometer lange „Rufkette“ von der Saalburg bis nach Friedrichsdorf
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Transit bewegt Rhein-Main“ laden die beiden regionalen Kulturgesellschaften Kulturfonds Frankfurt RheinMain und KulturRegion FrankfurtRheinMain zum Auftakt mit Weltrekordversuch ein. Unter der fachkundigen Anleitung der Theatergruppe Mobile Albania können sich alle Interessierten daran beteiligen.
Geplant ist der weltweit längste „analoge“ Telefonanruf, der zudem den Limes überqueren wird. Beginnend in Friedrichsdorf, dem Lebens- und Wirkungsort des Erfinders des Telefon, Johann Philipp Reis (1834-1874) werden die Teilnehmer eine Menschenkette bis auf die Saalburg bilden. Indem jedes Kettenmitglied seinem jeweiligen Nachbar eine zuvor vorgegebene Nachricht zuruft, wandert die Nachricht so vom Start- zum Zielort und die Antwort wieder zurück. Damit das auch gelingt, erhoffen sich die Veranstalter überaus rege Beteiligung. Eingeladen sind alle, die gern ihrer Stimme freien Lauf lassen. Zugleich sind zahlreiche Besucherinnen und Besucher als Zuschauer des Weltrekordversuchs auf der Saalburg gern gesehen. Dort lädt auch der Transit-Bus der Theatergruppe, ein Hörspielbus, der das Projekt an den verschiedenen Veranstaltungsorten über die gesamte Laufzeit bis in den November hinein begleitet, zu einer akustischen Reise in den Transit ein.
Im Anschluss an den Weltrekordversuch startet zudem um 16 Uhr eine Etappenwanderung von der Saalburg nach Friedrichsdorf am Limes entlang, die bis etwa 18 Uhr dauert. Sie ist Teil des Projektes „Grenzgänge – Der Limes als Grenze und Ort des Austauschs“ der Theatergruppe Mobile Albania im Rahmen von „Transit bewegt Rhein-Main“. Die Theatergruppe wandert über drei Monate langsam mit einem rollenden Holzesel entlang des Limes um herauszufinden, welche Vorstellungen Menschen heute noch mit Grenzen verbinden und welche Bedeutung sie ihnen beimessen. Eine wichtige Rolle für das Projekt spielt dabei die Begegnung mit Bewohnern und Passanten. Denn einst als militärischer Grenzwall errichtet, wurde der Limes in den darauffolgenden Jahrhunderten erst zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Umschlagsplatz und gilt noch heute als Begegnungsstätte zwischen den Kulturen.
Der Besuch der Saalburg und die Teilnahme an Weltrekordversuch und Wanderung sind kostenlos. Für Anreisende mit dem Auto gibt es einen Shuttle-Service zurück zur Saalburg.
Treffpunkt für alle, die am Weltrekordversuch teilnehmen wollen: Donnerstag, 5. Mai 2016, 13.45 Uhr am Landgrafenplatz in Friedrichsdorf
Treffpunkt für Teilnehmer auf der Saalburg:
Donnerstag, 5. Mai 2016, ab 15.00 Uhr (Start der Limeswanderung ab 16.00 Uhr) am Römerkastell Saalburg (Am Römerkastell 1, 61305 Bad Homburg v. d. Höhe)
Die Veranstaltungsreihe „Transit bewegt Rhein-Main“ greift bewegende Schicksale, unterschiedlichste Beweggründe und Wege des Transits auf – und setzt sich dabei selbst in Bewegung. Die beiden regionalen Kulturgesellschaften KulturRegion FrankfurtRheinMain und Kulturfonds Frankfurt RheinMain legen ein gemeinsames Programmheft vor, das von März bis Dezember 2016 rund 65 Veranstaltungen in der ganzen Region bündelt. An 32 Orten widmen sich Kultureinrichtungen, Kommunen und Vereine in Ausstellungen, Lesungen, Kunstprojekten, Konzerten, Führungen und Touren kulturhistorischen, künstlerischen und aktuellen Aspekten des Transits. Ein umgestalteter Oldtimerbus begleitet das Projekt durch die Region. Er hält an den verschiedenen Stationen und lädt zu einer akustischen Reise in den Transit ein.
Fokusformate setzen inhaltlich wichtige Impulse. Kurator/innen und Künstler/innen entwickeln für thematisch geeignete Orte szenische Lesungen oder ortsbezogene Performances. Sie arbeiten mit Partnern vor Ort zusammen und interpretieren die historischen Besonderheiten, die sie dort vorfinden: zum Limes als Grenze und Ort des Austausches, der sich quer durch die Region zieht, oder auch zu Kurorten, die sich im 19. Jahrhundert zu internationalen Zentren in Rhein-Main entwickelten. Eine Sternfahrt und -wanderung auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser bringt Orte und Menschen in der ganzen Region zusammen. Eine Gesprächsveranstaltung blickt auf die Menschen im Transit und schlägt dabei den Bogen von der Geschichte in die Gegenwart.
Vernetzung, inhaltliche und fördernde Zusammenarbeit
Die Projekte „Geist der Freiheit−Freiheit des Geistes“ und „Wegekultur“ der KulturRegion beschäftigen sich bereits seit einigen Jahren mit konkreten, historischen und literarischen Aspekten von Fluchtbewegungen und Wegen in Rhein-Main. „Die KulturRegion hat das Thema bereits kulturhistorisch vorbereitet und kann es konkret auf Orte, Personen und Ereignisse herunterbrechen – das ist für die gemeinsame Veranstaltungsreihe von großem Vorteil“, betont Sabine von Bebenburg, Geschäftsführerin der KulturRegion.
Von 2015 bis 2018 widmet sich der Kulturfonds dem Themenschwerpunkt „Transit“. Er fördert dazu zahlreiche Projekte und bringt sich nun selbst mit eigenen kuratierten Veranstaltungen ein. „Die kleinteilige Vernetzung der KulturRegion in die Region hinein und die inhaltliche und fördernde Zusammenarbeit mit dem Kulturfonds ergänzen sich. Die Kooperation trägt das Thema Transit in die ganze Rhein-Main-Region“, freut sich Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds. Als dritter Partner im Bunde unterstützt die Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region das Gesamtprogramm sowie einzelne Veranstaltungen finanziell mit insgesamt über 60.000 Euro.
Ein historischer Panoramabus ist selbst Teil des Transits
Zentrales und verbindendes Element der Veranstaltungsreihe ist der Transit-Bus, der ab Ende März 2016 quer durch die Region fährt. Er hält bis November rund 25 Mal und verbindet so auch nach außen sichtbar die teilnehmenden Orte in „Transit bewegt Rhein-Main“. Der kleine Oldtimer-Bus wurde von der Künstlergruppe „Mobile Albania“ umgestaltet. Er hält jeweils zwei bis drei Stunden an den Veranstaltungsorten, wo er alle zehn Minuten je acht „Fahrgäste“ mit auf eine akustische Reise in den Transit nimmt. Der Hörspielbus wird gleichzeitig das Archiv der Besucher, die sich in ihm aufhalten und sich hier begegnen. Was ist möglich im Transitraum? Pendler, Geschäftsreisende, Migranten, Touristen, Flüchtlinge, alle sind unterwegs. Doch was passiert, wenn wir in diesen Bewegungen kurz innehalten? Wie sieht eine Begegnung im Zwischenraum aus?
Beständiges Kommen und Gehen kennzeichnet die Region
Derzeit leben in der Metropolregion FrankfurtRheinMain circa fünf Millionen Menschen. Einige sind hier geboren, andere kommen von nah und fern. Viele sind auf der Durchreise, manche länger, manche kürzer. Allein auf dem Flughafen Frankfurt starten und landen über 53 Millionen Passagiere im Jahr. 180.000 Menschen ziehen derzeit jährlich zu, 155.000 wieder fort. Die Gründe dafür sind vielfältig: Arbeit, Ausbildung, materielle Gründe, Flucht vor politischer oder religiöser Verfolgung, Familie, Liebe, touristische Ziele, Neugier oder der Wunsch nach Veränderung.
Im Zeitalter der Globalisierung – insbesondere angesichts der aktuellen Flüchtlingsbewegungen − sind die vielen Menschen, die durchgehen, ankommen oder fortgehen für die Region eine besondere Herausforderung, aber kein neues Phänomen. Auch die Geschichte der Rhein-Main-Region ist geprägt von Bewegungen und Begegnungen von Ein-, Auswanderern, Wanderarbeitern, Geschäftsleuten, Künstlern, Reisenden, Pilgern, Soldaten und Flüchtlingen. Ob in der römischen Provinz, in Zeiten territorialer Umbrüche und kriegerischer Konflikte oder in der Gegenwart: Die Region definiert sich je nach Perspektive als Arbeits-, Zufluchts- und Grenzort, als Start-, Haltepunkt oder Zwischenstation. „Transit bewegt Rhein-Main“ greift diese verschiedenen Aspekte von Transit auf, beleuchtet ihre regionale Ausprägung und macht sie konkret sowie künstlerisch erlebbar.