„Am Rande der Ordnung: Nahe und ferne Wunder um 1500“ – Vortrag im Landesmuseum Mainz 31.3.2023

koerper-geschlecht-materialitaetIm Rahmen der dreitägigen Fachtagung „Hundsköpfige, Hermaphroditen und Städte aus Gold“ des Historisches Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz findet am Freitag, den 31. März 2023, um 20:00 Uhr ein öffentlicher Abendvortrag im Landesmuseum Mainz statt. Der Historiker Prof. Dr. Christof Rolker von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg spricht zum Thema „Am Rande der Ordnung: Nahe und ferne Wunder um 1500“. Der Vortrag widmet sich der Darstellung von Wundern am Rand der europäischen Ökumene um 1500. Die interessierte Öffentlichkeit ist zu dem Vortrag im Landesmuseum herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos. Der Abendvortrag kann auch im Stream verfolgt werden. Hierzu wird um Anmeldung per E-Mail an fkehm@uni-mainz.de gebeten.

Die Tagung in Mainz befasst sich mit der Deutung von Reiseberichten und Länderbeschreibungen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit

In vormodernen Reiseberichten und Länderbeschreibungen erzählen Autoren von fernen Kulturen und Begebenheiten, die oft phantastisch wirken und eher dem Reich der Mythologie entstammen könnten als tatsächlichen Erlebnissen. Bisweilen wurden den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reisetexten aus Asien, Afrika und – nach seiner Entdeckung – auch aus Amerika daher häufig rein erzählerische Absichten unterstellt, die einer Abgrenzung zu der eigenen Kultur dienen. Eine Mainzer Tagung wird sich anhand von Reiseberichten aus verschiedenen Ecken der Welt mit der Frage befassen, ob diese Perspektive den Blick auf historisch wertvolle Informationen verstellt, die in diesen Quellen womöglich enthalten sind. Die Tagung „Hundsköpfige, Hermaphroditen und Städte aus Gold. Körper, Geschlecht und Materialität in vormodernen Reiseberichten und Länderbeschreibungen“ findet vom 30. März bis 1. April 2023 im Landesmuseum Mainz statt und wird zugleich als Livestream angeboten. Die interessierte Öffentlichkeit ist hierzu herzlich eingeladen.

Körper, Geschlecht und Materialität nehmen in Reiseberichten wichtige Rolle ein
Berichte bekannter Fernreisender und Entdecker wie Marco Polo, Odorico da Pordenone und Christoph Kolumbus führen ihrem Publikum die Andersartigkeit fremder Kulturen vor Augen, wobei häufig das Geschlecht als ein Merkmal dieser Andersartigkeit dient. „Es wird etwa von Frauen mit Bärten, dem chinesischen Brauch des Füßebindens oder von Alltagspraktiken wie der Nahrungszubereitung und damit zusammenhängenden Rollenerwartungen berichtet“, erklärt Prof. Dr. Nina Gallion von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). „Dabei muss jedoch im Einzelfall geklärt werden, wieviel tatsächliche Ethnographie und wieviel ideologisch gefärbte, auf das mitteleuropäische Zielpublikum gemünzte Phantasie in den Beschreibungen enthalten ist.“

Hier setzt die Tagung mit ihrem Schwerpunkt auf den drei Bereichen Geschlecht, Körperlichkeit und Materialität an. Die Referentinnen und Referenten stellen Berichte unter anderem aus Skandinavien, dem Osmanischen Reich, Surinam, Jerusalem, Spanien und Italien vor und werden sie im Hinblick auf ihren Faktengehalt einerseits und erzählerische Absichten andererseits diskutieren. Die Berichte decken einen Zeitraum vom 13. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert ab.

Die Bedeutung des Workshops ergibt sich auch daraus, dass es trotz der Bekanntheit solcher Reiseberichte und Länderbeschreibungen und trotz der Häufigkeit der darin enthaltenen geschlechtsspezifischen Aussagen bisher an entsprechenden Untersuchungen mangelt. Die Veranstaltung wird von Nina Gallion und ihrem Mitarbeiter Florian Kehm, beide vom Historischen Seminar der JGU, gemeinsam mit Dr. Christian Hoffarth vom Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel organisiert.

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