30 Jahre Galerie Haasner – eine Hommage an verstorbene Künstler

Rose-Lore Scholz und Ihr Gatte überreichen die Sacher-Geburtstagstorte an Brigitte Haasner.
© massow-picture Kulturdezernentin der Stadt Wiesbaden Rose-Lore Scholz und ihr Mann überreichen die Sacher-Geburtstagstorte an Brigitte Haasner.

„30 Jahre Galerie Haasner, das heißt Qualität in Wiesbaden in der Kunst, und es ist uns eine Freude und Ehre, Ihnen gratulieren zu dürfen zu Ihrem 30“, würdigte Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, großen Blumenstrauß und Sacher-Geburtstagstorte im Gepäck, voller Anerkennung die große Leistung Brigitte Haasners. Denn “30 Jahre, ja, das geht zwar schnell rum,  aber wenn man die erarbeiten muss, ist das ganz, ganz lang. Was Frau Haasner auch auszeichnet: Sie ist nicht in ihrer Galerie hier gefangen, sondern Frau Haasner ist immer, auch im Kunstsommer mit dabei gewesen, hat uns unterstützt mit ihren Kenntnissen. Und sie hat immer wieder versucht, sehr vielseitig und sehr unterschiedliche Kunstwünsche in der Galerie zu präsentieren“, hob die Kulturdezernentin hervor, die besonders auch angetan war von der „wieder hervorragend kuratierten“ Jubiläums-Hommage zu Ehren an die verstorbenen Künstler in dieser Zeit: „ich sag mal, die mitgeholfen haben, diese Qualität an Kunst hier in Wiesbaden präsentieren zu können“. Unter den Gratulanten, die sich den Worten der Kulturdezernentin anschlossen,  waren auch Parlamentspräsidentin Katharina Queck mit Grüßen  von Oberbürgermeister Sven Gerich und Stadträtin Christa Knauer.

© massow-picture vl. Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, Birgit Haasner, Stadträtin Christa Knauer u.Parlamentspräsidentin Katharina Queck.  Beifall für 30 Jahre Galerie Haasner.  auf rhein-main.eurokunst.com
© massow-picture vl. Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, Birgit Haasner, Stadträtin Christa Knauer u.Parlamentspräsidentin Katharina Queck. Beifall für 30 Jahre Galerie Haasner.

Brigitte Haasners  herzlicher Dank an Redner, Weggefährten, Künstler, Sammler und Familie mit einem kurzen Rückblick auf 30 Jahre Geschichte der Galerie Haasner glich einer kleinen Reise durch 30 Jahre erlebter bewegter  Kunstgeschichte. Eindrucksvoll Zeugnis davon gibt  die aktuelle Jubiläums-Ausstellung mit teilweise retrospektiver Auswahl von Arbeiten „meiner in den vergangenen 30 Jahren verstorbenen Künstler“( Haasner, siehe Rückblick unten).

Die Ausstellung 30 Jahre Galerie Haasner – eine Hommage an die in dieser Zeit verstorbenen Künstler
© haasner Uwe Städtler (1940-2012), Atlantische Frühlingsbrise, 2009, Acryl / Leinwand, 53 x 74 cm
© haasner Uwe Städtler (1940-2012), Atlantische Frühlingsbrise, 2009, Acryl / Leinwand, 53 x 74 cm

bis zum 22. Mai 2015 in der Saalgasse 38 /Eingang Nerostrasse umfasst Malerei, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien von:
Günther Berger, Anna Blume , Gerson Fehrenbach, Claire-Lise Holy,

© haasner Robert Preyer (1930-2014), Strandleben I, 2013, Öl auf Leinwand, 95 x 115 cm auf Eurokunst
© haasner Robert Preyer (1930-2014), Strandleben I, 2013, Öl auf Leinwand, 95 x 115 cm

Hans Laabs, Inge Morath, Wilfried Moser, Robert Preyer, Fritz Rauh, Fred Reichman, Katharina Sallenbach, Teff Sarasin, Christa von Schnitzler, Uwe Städtler, Gustl Stark  und Vincent Weber.

 

Rückblick auf 30 JAHRE GALERIE HAASNER

Eröffnungsrede  von Brigitte Haasner im Sinne
einer Hommage an die in dieser Zeit verstorbenen Künstler der Galerie: Günther Berger – Anna Blume – Gerson Fehrenbach – Claire-Lise Holy – Hans Laabs – Inge Morath – Wilfried Moser – Robert Preyer – Fritz Rauh – Fred Reichman – Katharina Sallenbach – Teff Sarasin – Christa von Schnitzler – Uwe Städtler – Gustl Stark – Vincent Weber

Vor 30 Jahren wurde die Galerie mit einer Ausstellung des erst bei Adolf Hoelzel und später am Bauhaus Weimar ausgebildeten Malers Vincent Weber (1902-1990) eröffnet. Sie sollte ein Forum werden für zeitgenössische, noch in der Tradition der Moderne ausgebildete Künstler aus Europa und den USA. Für diese Ausstellung wurden Malerei, Graphik, Skulpturen, Objekte und einige Fotografien von Künstlern aus der Zeit nach etwa 1960 zusammengetragen, die leider nicht mehr unter uns sind, aber das Galerieprofil nicht nur in den ersten Jahren geprägt haben – auf sie wollen wir hier explizit hinweisen und sie mit dieser Ausstellung ehren.

Eine kurze Rückschau:

Aus einer kunstsinnigen Familie stammend hatte es mich 1984 nach dem Diplom meines späten Architekturstudiums an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach in eine kurze Kunsthandels-Partnerschaft nach Wiesbaden verschlagen, nachdem ich zehn Jahre zuvor mit meiner Familie aus Kassel bzw. Berlin in das für mich als Großraum vergleichbare Rhein-Main-Gebiet gezogen war. Wiesbaden hatte wenige, meist regional orientierte Galerien und so beschloß ich im Herbst 1985 in den angemieteten, damals raren Räumen eine international ausgerichtete Galerie zu betreiben.
Zurückblickend gab es einige Highlights an Ausstellungen und besonderen Begegnungen im Ausland, die mir ungewöhnlich reiche Augenblicke bescherten und mir Einblick in die Vita und das Werk bedeutender Persönlichkeiten verschafften. Ausstellungsvorbereitungen führten mich zu großen Galerien nach London und Paris, deren Künstler Francis Bacon, Frank Auerbach, Antoni Tapiès und Henry Moore u.a. bald bei mir in Wiesbaden gezeigt werden konnten. Noch in den achtziger Jahren begann in Zürich die Zusammenarbeit mit Katharina Sallenbach, später mit dem legendären Ernst Scheidegger, mit Hans-Christian Jenssen und der Witwe von Wilfrid Moser. In der Nähe von Luzern traf ich mit Anna Blume und ihrem Mann August Frey zusammen, in Basel mit Betha und Teff Sarasin, in Madrid traf ich Uwe Städtler, Auke de Vries in Den Haag und zeitweilig im Rheinland den russischen Nonkonformisten Wladimir Nemuchin aus Moskau. 1987 besuchte ich die Studios von Fletcher Benton und Mel Ramos, 1989 das von Fred Reichman und danach in und um San Francisco und das Napa Valley immer wieder die Studios ihrer mir empfohlenen Kollegen (Susan Federico, Barbara Rainforth, Yukako Okudaira, Gabriel Navar, Fritz Rauh, Michael Roby und Adele Seltzer) – nicht zu vergessen die ´Kulturinstitution´ Gertrud Parker, die mich in ihrem Haus mit Peter Seltz, dem ehemaligen MOMA-Kurator, bekannt gemacht hatte. Ich besuchte mit Connie Lembark das Studio von Sam Francis in Los Angeles, nahm teil an Messen in Santa Fe und kam 1991 zum ersten Mal nach New York. Dorthin erweiterte sich der Galerie-Radius durch die Bekanntschaft mit der Magnum-Fotografin Inge Morath, die in den 1950er Jahren in Paris unter Cartier-Bresson die ganze Kunstwelt abgelichtet hatte. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 konnte ich viele ihrer Künstlerportraits zeigen und begegnete in ihrem Haus ihrem Mann, dem Dramatiker Arthur Miller. –
Soweit mein kleiner geschichtlicher Galerie-Rückblick.

Die Jubiläumsausstellung

Die Jubiläumsausstellung umfaßt eine teilweise retrospektive Auswahl von Arbeiten meiner in den vergangenen 30 Jahren verstorbenen Künstler. Unser besonderes Gedenken gilt dabei dem

© haasner Vincent Weber (1902-1990), Nymphengrotte, 1985, Ölpastell, 27,8 x 35 cm auf Eurokunst
© haasner Vincent Weber (1902-1990), Nymphengrotte, 1985, Ölpastell, 27,8 x 35 cm

Maler Vincent Weber (1902-1990 ), Bauhausabsolvent in Weimar und ehemaliger Direktor der Werkkunst-schule Wiesbaden, der bis 1990 hier lebte und mit dessen Ausstellung vor 30 Jahren die Galeriearbeit begonnen hatte. Von Weber erhielt ich bis zu seinem Tod im Jahr 1990 viele Anregungen und wichtige Erkenntnisse, wenn er von seinen Begegnungen am Bauhaus mit seinen Lehrern Kandinsky, Klee, Itten, Schlemmer und von seinem Lehrer und Freund Adolf Hoelzel erzählte.
Weber unterrichtete die Bauhauslehre seit den dreissiger Jahren an den Kunstakademien in Stettin und Rom und zuletzt an der Werkkunstschule Wiesbaden. Sein ganzes künstlerisches Leben lang arbeitete er nach der Hoelzel´schen Farbenlehre, unterrichtete sie und schuf die farbenprächtigsten Ölbilder, Ölpastelle und Grafiken. So ist es nicht verwunderlich, daß auch seine Studenten seine Theorien anwandten. Noch vor seinem Tod im Jahr 1990 empfahl Weber mir deshalb die Zusammenarbeit mit Künstlern aus seinem Kreis:
Mit Hans Laabs, einem Freund, den er in Stettin unterrichtet hatte und der sich nach dem Krieg in Berlin niedergelassen hatte.  Aus seiner Wiesbadener Zeit empfahl mir Weber seinen Schüler Uwe Städtler, der sich wohl am konsequentesten, besonders in seinen letzten Lebensjahren an die Farbigkeit seines Lehrers angelehnt hatte. Außerdem empfahl Weber mir die Schweizerin und ehemalige Werkkunstschul-Absolventin Claire-Lise Holy, eine feine Zeichnerin, die lange im Rhein-Main-Gebiet gelebt und für den Hessischen Rundfunk unzählige Bühnenbilder und Kostümentwürfe geschaffen hatte. Zu deren schweizer Bekanntenkreis gehörte die Zürcher Bildhauerin Katharina Sallenbach mit einem großen Werk an wunderschönen, geometrischen Marmor- und Bronzeskulpturen, Klangkörpern und Keramiken.
Als die Galerie-Connections sich in die Schweiz ausweiteten, gehörte das Ehepaar Anna Blume und August Frey bald zu meinen Künstlern – ungeachtet der Schwierigkeiten, die die grenzüber–schreitenden Kunsttransporte mit sich brachten. Auch Beth und Teff Sarasin kamen dazu: Teff, der Architekt, mit den feinen Entwurfs-Zeichnungen für seine Skulpturen und mit seinen unglaublich fragilen, in der Balance schwebenden geometrisch-konstruktiven Objekten aus Aluminium und Plexiglas. Im Jahr 1999 stellte ich dann zum ersten Mal in Deutschland Wilfried Moser´s Ölbilder und Pastelle in einer großen Einzelausstellung vor.
Nachdem ich 1989 in San Francisco im Freundeskreis von Fletcher Benton und Mel Ramos die Malerei Fred Reichman´s kennengelernt hatte, zeigte ich bis zu seinem Tod alle zwei Jahre seine neuen Bilder.

© haasner Fritz Rauh (1920-2011), ohne Titel (2005-007), 2005, Öl auf Leinwand, 101 x 76 cm
© haasner Fritz Rauh (1920-2011), ohne Titel (2005-007), 2005, Öl auf Leinwand, 101 x 76 cm

Er wiederum machte mich bald auf den Deutsch-Amerikaner Fritz Rauh aufmerksam, der nach zehn Jahren Rußlandfeldzug bzw. -gefangenschaft Mitte der 50er Jahre weit weg an die Westküste der USA ausgewandert war – bis heute vermittle ich seine expressive Malerei, es gilt bei uns in Deutschland sein großes, farbenprächtiges Oeuvre zu entdecken.

© haasner Gerson Fehrenbach (1932-2004), ohne Titel (Liegende), 1962, Kugelschreiber-Zeichnung, 45 x 66 cm auf Eurokunst
© haasner Gerson Fehrenbach (1932-2004), ohne Titel (Liegende), 1962, Kugelschreiber-Zeichnung, 45 x 66 cm

In den 1990er Jahren intensivierte sich dann auch die Zusammenarbeit mit dem Berliner Bildhauer Gerson Fehrenbach, aus dessen Nachlaß wir Marmorskulpturen und auch einzelne Zeichnungen hier haben. Unsere Rhein-Main-Region ist vertreten mit Bronzen und Zeichnungen von Christa von Schnitzler, die ich noch in ihren letzten Lebensjahren kennengelernt hatte; außerdem mit Bleiskulpturen des vor einem halben Jahr verstorbenen Günther Berger und letzten Gouachen von Robert Preyer, dessen unerwarteter Tod uns zum Jahresende 2014 leider überrascht hatte. Nicht zu vergessen in der Ausstellung sind die hervorragenden Prägetiefdrucke des Mainzers Gustl Stark und vor allem die Ölpastelle, Collagen und Serigrafien von Vincent Weber.

Ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit mit meinen Künstlern (siehe www.Galerie-Haasner.de), bedanke mich bei meinen Sammlern für ihre Treue und ihr Vertrauen und bei den Freunden und manchen Kollegen der Galerie, die bis heute zu mir stehen. Dank geht auch an meine ehemaligen Lehrer, die Professoren Büchsel im Fach Kunstgeschichte, posthum an Engelmann (1942-2011) in der Aesthetik, der Theorie der Gestaltung und der Philosophie des in Wiesbaden geborenen Dieter Leisegang (1942-1972), die alle mir das theoretische Rüstzeug mitgegeben hatten. Dank auch an meinen Lehrer im Holzskelettbau, den Architekten und Designer Till Behrens, auf dessen Stuhlprogramm, das ich nur empfehlen kann, wir heute hier sitzen können. Mein Dank gilt vor allem auch meiner Familie, die meinen ´Kampf für die schöne Sache´ in vieler Hinsicht bis heute unterstützt.

Wiesbaden, im April 2015, Brigitte Haasner