100 Jahre – Darmstädter Sezession – 100 Tage Festival in Darmstadt und Berlin vom 8. Juni bis 15. September 2019

„Stellstück – Landschaft" schuf Werner Neuwirth 2018 und zeigt es in der Ausstellung "Sezession hoch n". (© Darmstädter Sezession)
„Stellstück – Landschaft“ schuf Werner Neuwirth 2018 und zeigt es in der Ausstellung „Sezession hoch n“. (© Darmstädter Sezession)

Bereits seit dem 8. Juni feiern mehr als 150 ausstellende Künstler der Künstlervereinigung Darmstädter Sezession an etwa 100 Veranstaltungsorten in Darmstadt und Berlin noch bis zum
bis 15. September 2019 ihr gleichnamiges Jubiläum „Darmstädter Sezession“ zu ihrem 100jährigen Bestehen. Wie es in einer Presseerklärung heißt, haben sich die einst spätexpressionistischen Kämpfer gegen die Bourgeoisie und für die Kunst der Moderne in eine moderne Künstlervereinigung mit vielfältigem schöpferischen Ausdruck weiterentwickelt. Anlässlich zum 100. Jahr ihres Bestehens zeigt die Gruppe an diesen 100 Tagen mit dem Kunstfestival „Den Bogen spannen“ entsprechend das gesamte breite Spektrum der künstlerischen Positionen ihrer rund 120 Mitglieder im gesamten Darmstädter Stadtgebiet und in Berlin – mal figurativ, abstrakt, konkret oder überraschend anders.

Festival statt Gedenkfeier
Ihr Centennial begeht die Künstlervereinigung nicht einfach als Retrospektive – sie feiert es mit einem Festival der Gegenwart und der Basis für die Zukunft. Zahlreiche Gattungen und Genres finden sich in den Werken von Kunstschaffenden verschiedener Generationen, von Sezessionisten und Gastkünstlern. Mehr als 150 Künstler unterschiedlichster Ausdrucksformen kommen dafür zusammen: etwa die international bekannten Sezessionistinnen Vera Röhm und Annegret Soltau sowie der amerikanische Videokünstler Ben Russel, der chinesische Keramikkünstler Lei Xue und der südafrikanischer Land-Art-Künstler Strijdom van der Merve.

Auf dem Freigelände des Designhauses auf der Mathildenhöhe stellt Vera Röhm unter anderem neben Achim Pahle und den figurativen Bildhauern Waldemar Otto und Thomas Duttenhöfer aus. Wechselnde Highlights von Sezessionisten aus der Städtischen Sammlung sind im Foyer des Museums Künstlerkolonie zu sehen – ein besonderer Schauplatz, denn die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe ist derzeit auf dem Weg, Unesco-Welterbestätte zu werden.

Die medienübergreifende Ausstellungskomposition „Sezession hoch n“ zeigt das kreative Potenzial der Künstlervereinigung mit Arbeiten von Till Augustin, Bärbel Dieckmann, Barbara Eitel oder Peter Ruehle. Dem großen Format widmet sich eine Schau mit Werken etwa von Franz Baumgartner, Barbara Bredow und Karl Oppermann. Für die Jüngeren treten unter anderem der Videokünstler Ruben Aubrecht, der Berliner Maler Ryo Kato, die Frankfurter Bildhauerin Emilia Neumann und die Performance-Künstlerin Mila Hundertmark an. Die figürliche Darstellung aus Sicht von Künstlerinnen ist das Thema der Schau „Selbst/sichtbar“ mit Werken von sechs Frauen aus drei Generationen. Viele der 23 Ausstellungen haben die Mitglieder selbst kuratiert.

Kunst am Bau: Antes bis Zadkine
Der Multimediakünstler Thomas Georg Blank navigiert durch das atmosphärische Dickicht der Stadt und geht der Frage nach, warum wir uns an Orten wohlfühlen oder nicht. Von „Antes bis Zadkine“ ist der Titel von Führungen, die Spuren von exemplarisch 44 Künstlern im städtischen Raum zeigen. Von etwa 500 Exponaten in Darmstadt stammt mehr als die Hälfte von Sezessionisten. Kunstrouten verbinden fußläufig einen Großteil der mit Hinweisen gekennzeichneten Werke. Etwa 100 Programmpunkte wird es während des 100-tägigen Festivals an über 20 Orten geben.

Ein wenig Retrospektive muss es bei einem Centennial aber dann doch sein, denn der Bogen zwischen 1919 und 2019 will gespannt werden: Was vom Impetus „bourgeoiser Verschmutzung“ der Gründungsjahre geblieben ist, ergründen Initiatoren und Publikum in der Vortragsreihe „C ANNIS – Geschichte/n aus 100 Jahren Sezession“. Das ehemalige Atelier des Georg-Büchner-Preisträgers Carl Gunschmann, Mitbegründer und Präsident der Sezession, der Porträts im Stil der Neuen Sachlichkeit malte, öffnet seine Pforten und erlaubt einen Blick zurück.

Wie organisieren wir Gemeinschaft?
Und weil die Sezession vom Dialog zwischen älteren und jüngeren Kunstschaffenden lebt, wird das auch Thema von Gesprächen im Atelier Siegele sein. Der zentralen Frage „Wie organisieren wir Gemeinschaft?“ gehen die Festivalteilnehmer in vielerlei Formen nach. Ihre Antworten werden prägend für die künftige Ausrichtung der Gruppe sein, jedoch auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Einen gesellschaftlichen „Superkleber“ werde es zwar nicht geben, so Thomas Georg Blank, aber „mit der Beschäftigung mit dem Denken von Kunstschaffenden und ihren Werken können wir einiges darüber lernen, wie wir uns langsam einer neuen Rezeptur für diesen Kleber annähern können“.

Das vollständige Programm finden Sie auf der Festival-Webseite www.denbogenspannen.de
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Über die Darmstädter Sezession
Die Darmstädter Sezession nimmt seit 1919 die künstlerischen Interessen ihrer Mitglieder wahr und gibt der Öffentlichkeit mit Jahresausstellungen Einblicke in ihre Arbeit. Prominente Sezessionisten der ersten Stunde sind etwa die Maler Max Beckmann und Ludwig Meidner sowie die Schriftsteller Kasimir Edschmid und Carlo Mierendorff. Kunsthistorische Bedeutung bekommt die überregional ausgerichtete Künstlervereinigung durch ihren steten und oft streitbaren Einsatz für die Kunst der Moderne seit dem Spätexpressionismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vereinigung als Neue Sezession Darmstadt wiedergegründet. 1988 kehrte sie zu ihrem Ursprungsnamen zurück. In der 100-jährigen Geschichte gehörten der Sezession mehr als 300 Künstler an. Heute aktiv sind rund 120 Kunstschaffende verschiedenster Disziplinen und Positionen.