RAUMKUNST – MADE IN DARMSTADT 1904 bis 1914 im Westflügel des Museum Künstlerkolonie

Installationsansicht „Raumkunst – Made in Darmstadt 1904–14“, Museum Künstlerkolonie, Institut Mathildenhöhe Darmstadt, 2021, Foto: Gregor Schuster
Installationsansicht „Raumkunst – Made in Darmstadt 1904–14“, Museum Künstlerkolonie, Institut Mathildenhöhe Darmstadt, 2021, Foto: Gregor Schuster

Das Institut Mathildenhöhe präsentiert vom 1.06.2021 bis 28.11.2021 den zweiten Teil der neustrukturierten Sammlungsausstellung zur wegweisenden Raumkunst der Künstlerkolonie Darmstadt im Westflügel des Museum Künstlerkolonie

DIE NEUE SAMMLUNGSSCHAU TEIL 2
Im Zentrum der neuen Sammlungspräsentation im Museum Künstlerkolonie stehen die drei großen Baukunstausstellungen, die 1904, 1908 und 1914 auf der Mathildenhöhe stattgefunden haben. Anhand thematischer Schwerpunkte stellt die Ausstellung das innovative Schaffen und die kreativen Leistungen der Mitglieder der Künstlerkolonie Darmstadt (1899–1914) am Beginn des 20. Jahrhunderts heraus.

Anknüpfend an „Raumkunst – Made in Darmstadt 1901“ nimmt auch der zweite Teil der Sammlungsausstellung Bezug auf die Idee der Künstlerkolonie-Mitglieder, mit jedem einzelnen Projektentwurf eine Durchdringung von Kunst und Alltag zu erreichen. Einzelne Objekte sollten nicht nur ästhetisch gestaltet sein, sondern im Zusammenspiel – als Teil komplett durchgestalteter Raumarrangements – zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Die Künstlerkolonie-Mitglieder leisteten mit der Erbauung und Einrichtung musterhafter Wohnhäuser wichtige Beiträge zur Ästhetisierung des Alltagslebens. In der Sammlungspräsentation wird die Idee einer neuen Wohnkultur anhand mehrerer innovativer Raumensembles erlebbar gemacht.

Teil 2 der neuen Sammlungsschau umfasst den Westflügel im Museum Künstlerkolonie: Ein Kubus, dessen Wände der Katalog zur zweiten Künstlerkolonie-Ausstellung von 1904 schmückt, empfängt die Besucher*innen. Für die Dreihäusergruppe, die 1904 von Olbrich errichtet wurde, oder das Arbeiterhaus Opel, das auf der Hessischen Landesausstellung 1908 präsentiert wurde, entwarfen die Künstlerkolonie-Mitglieder sämtliche Details der Inneneinrichtungen: von Möbeln, Teppichen und Vorhängen über Skulpturen, Gläser und Besteck. Bahnbrechend war dabei die Tatsache, dass alle Ausstattungsgegenstände käuflich erworben werden konnten. Im Rahmen der letzten Künstlerkolonie-Ausstellung plante der Architekt Albin Müller eine dreigeschossige Miethäusergruppe, in der ebenso moderne wie kostengünstige Inneneinrichtungen zu bewundern waren. Es war das erste Mal in der Geschichte von Architekturausstellungen, dass ein solcher Gebäudekomplex gezeigt wurde.

Die Neupräsentation fokussiert in unterschiedlichen Schwerpunkten auf die Entwicklung eines neuen ästhetischen Leitbilds, das Funktionalität, Einfachheit und serienmäßig hergestellte Waren mit innovativen Vertriebswegen verband. Vor allem Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens setzten mit ihrer zukunftsorientierten Architektur und ihrer modernen Innenraumgestaltung neue Maßstäbe, die in dem 1907 gegründeten Deutschen Werkbund weiterentwickelt wurden. Emanuel Josef Margold entwarf für die Firma Bahlsen farbenprächtige Keksdosen, die sich durch ihren enormen Wiedererkennungswert auszeichneten. Margolds Entwürfe, wie auch die Produkte, die Behrens für die Delmenhorster Linoleumfabrik „Anker-Marke“ und das Industrieunternehmen AEG gestaltete, waren vorbildhaft für die Corporate Identity von Unternehmen, die heute Voraussetzung einer erfolgreichen Firmenstrategie ist.

Die Mitglieder der Künstlerkolonie Darmstadt beteiligten sich an allen wichtigen nationalen und internationalen Ausstellungen der Zeit. Die Sammlungspräsentation verdeutlicht anhand ausgewählter Beispiele, wie außerordentlich erfolgreich die Künstler mit Inneneinrichtungen und Gebrauchsgegenständen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 oder der ersten Leistungsschau des Deutschen Werkbundes in Köln 1914 vertreten waren. Deutlich wird, dass insbesondere die Künstlerkolonie-Ausstellung von 1901 wesentliche Maßstäbe zur Entwicklung der Kunstreform und des Ausstellungswesens am Beginn des 20. Jahrhunderts gesetzt hat und so entscheidend zum positiven Wandel in der Rezeption der Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ beitrug.

Die Ausstellung wird begleitet von digitalen Vermittlungsangeboten wie einem zweisprachigen Audioguide und einer 3D-Visualisierung der Künstlerkolonie-Ausstellung von 1914. Neukonzipierte Tablet-Stationen reich an historischem Bildmaterial machen die Exponate in ihren ursprünglichen Raumkontexten erfahrbar.

Dr. Philipp Gutbrod, Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt, erklärt: „Die neue Sammlungsausstellung begleitet die Bewerbung der Mathildenhöhe Darmstadt um die Anerkennung als UNESCO-Welterbestätte. Sie stellt die bahnbrechenden Ideen und die internationale Strahlkraft heraus, die von den Protagonisten der Künstlerkolonie Darmstadt ausgegangen sind.“

Vom 03. Oktober 2021 bis 30. Januar 2022 feiert das Institut Mathildenhöhe den 150. Geburtstag des Architekten, Designers und Raumkünstlers Albin Müller. Die Ausstellung „albinmüller3 – Architekt Gestalter Lehrer“ präsentiert das facettenreiche Schaffen des Künstlerkolonie-Mitglieds in den Jahren 1900 bis 1914. Der Rundgang wird dabei nicht nur durch die historischen Bildhauerateliers, sondern auch durch die Sammlungspräsentation führen.

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus passt das Museum das Rahmenprogramm den geltenden Vorgaben an. Interessenten mögen sich stets aktuell über die diesbezüglichen Regelungen zu den Veranstaltungen auf der Homepage, über Facebook oder Instagram informieren.

RAUMKUNST – MADE IN DARMSTADT 1901,
Museum Künstlerkolonie, Mathildenhöhe Darmstadt
Olbrichweg 15
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