Milde Temperaturen und beste Stimmung bei Kurzer Nacht der Galerien und Museen in Wiesbaden

Eröffnung der Kurzen Nacht im Ballsaal der Casino-Gesellschaft. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eröffnung der Kurzen Nacht im Ballsaal der Casino-Gesellschaft. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gegen Vormittag hatte sich endlich die Sonne durch letzte Sprühregen-Wolken durchgesetzt, noch rechtzeitig zum Start des Ostermarktes und der 19. Wiesbadener Kurzen Nacht der Galerien und Museen am Abend des  6. April 2019. Diese eröffneten Kulturdezernent Axel Imholz und Erhard Witzel, Organisator der Veranstaltung, feierlich um 18.00 Uhr im Ballsaal der Casino-Gesellschaft, Friedrichstraße 22. Der international bekannte Wiesbadener PopJazzChor unter Leitung von Clemens Schäfer stimmte die Besucher musikalisch auf das von 26 teilnehmenden Galerien, Museen und Institutionen realisierte kulturelle Großereignis von 19.00 bis 24.00 Uhr ein. Ein weiterer Auftritt des PopJazzChor erfolgte gegen 21.00 Uhr im Stadtmuseum am Markt (Sam), wo sich auch wieder eine der fünf zentralen Haltestellen des kostenlosen Oldtimer-Shuttle-Service vom Rollenden Museum mit seinen 100 Oldtimern befand. Weitere Haltestellen befanden sich am Landesmuseum, an der Staatskanzlei, der Taunusstraße/Ecke Röderstraße sowie an der Schwalbacher Straße.

Opel Olympia 1955 nimmt an der Haltestelle Taunusstrasse /Ecke Röderstrasse neue Passagiere auf.© Foto: Diether v. Goddenthow
Opel Olympia 1955 nimmt an der Haltestelle Taunusstrasse /Ecke Röderstrasse neue Passagiere auf.© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Rollende Museum unter Leitung von Rainer Wehner ist so einmalig und beliebt, dass zahlreiche Besucher zur „Kurzen Nacht“ „nur“  kommen, um vielleicht einmal in einem Rolls – Royce Silver Dawn, einem Ford Mustang oder Opel Olympia von 1955 durch die Landeshauptstadt chauffiert zu werden.

2019 neu dabei waren das Loftwerk Wiesbaden, der Hospizverein Wiesbaden, das Kunst-Modul und die Kanzlei Naumann.

Impression aus dem Loftwerk. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus dem Loftwerk. © Foto: Diether v. Goddenthow

In den großzügigen Räumen des Loftwerk in der Langgasse 22, zeigte Anja Roethele unter dem Titel „faces“, Fotografien des in Taunusstein lebenden Fotografen Ulrich H.M.Wolf.

Ebenfalls dem Thema Fotografie widmete sich das Kunst-Modul in der Luxemburgstraße 6. Dort präsentierte sich der Kölner Fotograf Oliver Schleyer. Seine Motive findet er beiläufig auf Hauswänden und am Straßenrand. Es sind Hinterlassenschaften von Menschen (Graffiti, Tags, Wildplakatierungen) und der Witterung, die an Hauswänden und an Strassenrändern verborgene Kunstwerke der Vergänglichkeit schaffen.

Gnadenlos mit den witzigen Seiten des Ablebens konfrontiert im Hospizverein. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gnadenlos mit den witzigen Seiten des Ablebens konfrontiert im Hospizverein. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Hospizverein Wiesbaden Auxilium e.V. in der Luisenstraße 26 im ersten Stock zeigte unter dem Titel „Sie hat mir der Himmel geschickt!“ Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer. Man muss sich ja nicht gleich „todlachen“, aber einen Blick in die noch bis zum 26. April gezeigte Ausstellung zu wagen, lohnt gewiss.

Die Kanzlei von Frank Naumann in der Mainzer Straße 26 präsentierte den Frankfurter Maler Jan Ulrich Schmidt. In seinen neuesten Arbeiten hat er sich vom früheren Verschlüsseln auf das Entschlüsseln verlegt. Er analysiert mit einem Computerprogramm die Farben der Werke alter Meister und stellt diese sortiert in seinen Streifenbildern dar, die auch ein wenig an Kalibrierungsprogramme von Bildverarbeitungssoftware erinnern. Aber gut gemacht.

Streifenbilder, die auch ein wenig an Kalibrierungsprogramme von Bildverarbeitungssoftware erinnern in der Kanzlei Bauer und Naumann. © Foto: Diether v. Goddenthow
Streifenbilder, die auch ein wenig an Kalibrierungsprogramme von Bildverarbeitungssoftware erinnern in der Kanzlei Bauer und Naumann. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Weg zur Ausstellung „upstairs“ in der Kanzlei Naumann wurde zudem von kulinarischer Gastfreundschaft besonders belohnt und mit der Verlosung von 10 kostenlosen Farbstudien zu seinem neusten Bild „Karl Hagemeister – Die Welle“.

Tuchinstallation im Foyer - hier im Spiegel der Betrachung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Tuchinstallation im Foyer – hier im Spiegel der Betrachtung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Weitere Höhepunkte waren die Tuch-Installation in der Wandelhalle des Museum Wiesbaden von Jens J. Meyer sowie die Ausstellung: „Eva Hesse – Zeichnungen“. Fünfzehn Jahre nach der groß angelegten Retrospektive der Ausnahmekünstlerin Eva Hesse stellte das Museum Wiesbaden das Schaffen erneut in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Sie ist ihren Zeichnungen gewidmet, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk der Künstlerin zieht.

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden hatte sich mit „The Fair Grounds 1.0/“ einen Gag einfallen lassen: Sechs ausgediente sogenannte „Kiddy-Rides“, die an Kirmesbesuche erinnern, waren ausgestattet mit Virtual-Reality-Brillen, die die Besucher anziehen und anschließend ein nostalgisches 360-Grad-Virtual-Reality-Erlebnis als Quasi-Reise zurück in die Kindheit sowie einen futuristischen Ausflug zu zwei der beliebtesten europäischen Reiseziele erleben konnten.

The Fair Grounds 1.0/ Mit Virtual-Reality-Brille zurück in die Kindheit und Zukunft.© Foto: Diether v. Goddenthow
The Fair Grounds 1.0/ Mit Virtual-Reality-Brille zurück in die Kindheit und Zukunft.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die „Fahrt“ auf den in den Farben der niederländischen „De Stijl“-Bewegung (Vertreter z.B. Piet Mondrian, Gerrit Rietveld) gestrichenen Kinder-„Mobilen“ (Pferd, Rennwagen, Hubschrauber, Pokémon, Clown, Motorrad) beginnt als rasante Achterbahnfahrt durch Venedig und Amsterdam, wobei sich jeder Automat autonom auf seine eigene Weise bewegt und Reisende mit Kindermelodien beschallt werden. Die Kunstaktion soll auch gleichzeitig das Phänomen des Massentourismus kritisieren. http://www.kunstverein-wiesbaden.de/

Paul Schäfer mit einem seiner Holzkunstwerke. © Foto: Diether v. Goddenthow
Paul Hirsch mit einem seiner Holzkunstwerke. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wem bei Kunst-Schäfer entgangen war, dass in diesem Jahr das Live Painting nicht vor dem Geschäft in der Faulbrunnenstrasse, sondern im Untergeschoss-Raum der Galerie stattfand, wurde jedoch entschädigt mit den wunderbaren, aus einem Stück Buchenholz gearbeiteten filigranen mehrteiligen Holzskulpturen von Paul Hirsch. Die oft gleichen Grundelemente sind nicht fest miteinander verbunden, so dass die Skulpturen leicht beweglich sind und sich bei jedem Aufbau neu darstellen. Hirsch arbeitet kontextbezogen. Seine Skulpturen, Objekte und Installationen erhalten je nach Ausstellung neue Titel, die sich auf den aktuellen Gesamtzusammenhang beziehen. Die Verkaufs-Ausstellung ist noch bis zum 11.05.2019 in der Faulbrunnenstr. 11 zu besichtigen. http://www.galerie-wiesbaden.de/6647-paul-hirsch-2/

In der  Galerie Rother Winter.© Foto: Diether v. Goddenthow
In der Galerie Rother Winter.© Foto: Diether v. Goddenthow

Großes Interesse herrschte in der Galerie Rother Winter an Bernd Zimmers Thema rund um das Erleben von Naturraum und Landschaft. In den 70er Jahren wurde Zimmer in der Berliner Szene als „Junger Wilder“ bekannt. Auf seine ganz einzigartige Weise malt er an der Grenze zur Abstraktion mit expressivem deutlich erkennbarem Pinselstrich Landschaften wie Berge, Wüste, Himmel oder Meer an der Grenze zur Abstraktion. Bei seinem ersten großen Werkzyklus „Weltall“ von 1998 bis 2007 ergänzte Bernd Zimmer seine Techniken um Schüttungen und Tropftechniken. Noch bis zum 1. Juni 2019 zu besichtigen bei https://www.rother-winter.de/

Impression aus dem Foyer des Haupthauses der Nassauischen Sparkasse in der Rheinstrasse mit  People Attend Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be There. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus dem Foyer des Haupthauses der Nassauischen Sparkasse in der Rheinstrasse mit People Attend Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be There. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zum krönenden Abschluss trafen sich alle Nimmermüden ab 23.30 Uhr auf einen „Absacker“ im Cafe Degenhardt am Luisenplatz.
Da man jedes Jahr nur einen Bruchteil der Orte der Kunst besuchen kann, muss man jedes Jahr wiederkommen. Und im nächsten Jahr, dem Jubiläum zur 20. Kurzen Nacht, werden sich die Veranstalter, die Wiesbadener Galerien und Museen, der Nassauische Kunstverein und der Kunstverein Bellevue-Saal in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden, etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Aber was, das wollte Erhard Witzel noch nicht verraten!

Impression: Nachtschwärmer vor und auf den Museumstreppen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression: Nachtschwärmer vor und auf den Museumstreppen. © Foto: Diether v. Goddenthow