Historisches Museum Frankfurt drei Ausstellungen „Frankfurt und der NS“

Frankfurt und der NS, Eine Stadt macht mit © HMF, Petra Welzel
Frankfurt und der NS, Eine Stadt macht mit © HMF, Petra Welzel

Ab 9. Dezember zeigt das Historische Museum Frankfurt mit „Frankfurt und der NS“ gleich drei Ausstellungen parallel, nämlich: „Eine Stadt macht mit“, „Mit dem Stadtlabor auf Spurensuche im Heute“ und „Nachgefragt: Frankfurt und der NS“. Damit wird erstmals 80 Jahre nach dem Ende des „Drittens Reiches“  eine Gesamtschau über die Zeit des Nationalsozialismus in Frankfurt gezeigt. Mit den drei Ausstellungen wollen die Veranstalter ein umfassendes Bild der (Nach-)Wirkungen des NS in der Mainmetropole aus drei Perspektiven zeigen.

„Eine Stadt macht mit“

Die zeitgeschichtliche Ausstellung „Eine Stadt macht mit“ untersucht, wie sich das vor 1933 als liberal und demokratisch geltende Frankfurt entsprechend der NS-Ideologie umstrukturierte. Auf 900 m² Sonderausstellungsfläche bietet sie im Neubau des HMF einen alltagsweltlichen Zugang zur Entwicklung des Nationalsozialismus und seiner Besonderheiten in Frankfurt. An 19 typischen urbanen Orten greifen die Kuratorinnen gezielt die Frage der Täterschaft im kommunalen Zusammenhang und die Folgen für das Leben der Verfolgten auf. Dabei richten sie ihren Blick auf die Handlungsoptionen aller Mitglieder der Stadtgesellschaft und reflektieren die Konsequenzen von Mitmachen, Duldung, politischer Untätigkeit, Wegsehen, Profitieren oder blindem Gehorsam. Konträr dazu stellen sie auch die Perspektiven der Verfolgten und den Widerstand Einzelner dar. Dem mörderischen Antisemitismus der Nationalsozialisten wird man an jedem der 19 Orte begegnen – und damit auch denjenigen, die daraus ihre Vorteile zu ziehen wussten. In einer großen digitalen Medienanwendung zur NS-Topografie wird eindrücklich sichtbar, dass Entrechtung, Verfolgung und Bereicherung direkt vor der Haustür stattfanden und sich nicht übersehen ließen, sondern bewusst verdrängt wurden.

„Mit dem Stadtlabor auf Spurensuche im Heute“

Frankfurt und der NS im Stadtlabor © HMF, Petra Welze
Frankfurt und der NS im Stadtlabor © HMF, Petra Welze

Das Stadtlabor wiederum geht „Auf Spurensuche im Heute“. In einer Reihe von Workshops erkundeten die Stadtlaborant*innen, welchen Spuren der NS-Zeit sie in ihrem Leben begegnen und wo in Frankfurt sie diese finden. Welche Prägungen, Gefühle, Einstellungen oder Ideale aus der Zeit des NS wirken heute noch? In der Ausstellung teilen die Stadtlaborant*innen die Vielheit ihrer Erfahrungen und ihres Wissens. Die Ausstellung zeigt 25 verschiedene und persönliche Zugänge zum Thema, die sich in fünf Kategorien aufteilen: Die Fortwirkungen des Nationalsozialismus, das Aufdecken und Sprechen darüber, die eigene (Familien-) Geschichte, die Konsequenzen sowie das Erinnern an Unrecht und Verbrechen sowie das Gedenken an die Opfer. Dabei geht es auch um die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.

„Nachgefragt“

Das Junge Museum gibt mit der Ausstellung „Nachgefragt“, die sich an junge Menschen ab 10 Jahren richtet, Einblicke in das Alltags- und Familienleben junger Frankfurter*innen. Einführend steht die Frage, was die Zeit des Nationalsozialismus mit der heutigen Gesellschaft zu tun hat. Daran schließt die Auseinandersetzung mit historischen Biografien und Lebensgeschichten junger Frankfurter*innen während der NS-Zeit an. Den Themen Schule, Familie, Spiel, Jugend und Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg sind jeweils eigene Bereiche gewidmet. Im Mittelpunkt steht die Vielfalt der Perspektiven und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen, die anhand von Zeitzeug*innen-Interviews, biografischen Dokumenten und Objekten erzählt werden. Zur Ausstellung werden Führungen ab der 4. Klasse angeboten.
Ein umfangreiches Begleitprogramm bietet sowohl Vorträge und Tagungen mit Expert*innen als auch Kunst-Performances, Führungen und Stadtgänge.

Nachgefragt, Frankfurt und der NS © Junges Museum Frankfurt, Uwe Dettmar
Nachgefragt, Frankfurt und der NS © Junges Museum Frankfurt, Uwe Dettmar

„Dass das Historische Museum Frankfurt jetzt dieses große Ausstellungsprojekt durchführt, begrüße ich sehr“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Wir rühmen uns als Stadt zurecht mit unserer liberalen und weltoffenen Tradition. Der Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, wie zerbrechlich diese Tradition ist, wie schnell sich Hass und Ausgrenzung ihren Weg bahnten. In kaum einer deutschen Metropole war die Anhängerschaft der NSDAP schon vor 1933 so stark wie hier. Der Rassenwahn der Nazis hatte unsere Stadt schon lange vor der Machtergreifung unterwandert. Frankfurt hat nicht am Rande gestanden, Frankfurt hat mitgemacht.“
„Erinnerungskultur ist ein Prozess, der sich im stetigen Wandel befindet. Mit diesen Ausstellungen und mit dem großen Begleitbuch verfügen wir in unserer Stadt nun über ein weiteres Grundlagenwerk, das auf lange Zeit Gültigkeit beanspruchen und weit über Fachkreise hinaus auf großes Interesse hoffen kann. Mit diesem umfangreichen Paket an Ausstellungen und vielschichtigen Angeboten positioniert sich das Historische Museum Frankfurt klar und deutlich gegen jede Schlussstrich-Debatte in Deutschland“, erklärte Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig.

Weitere Informationen unter: www.frankfurt-und-der-ns.de
Tickets erhalten Sie über den Besucherservice oder direkt an der Kasse.

Besucherservice und Führungsanfragen
Mo – Fr, 10.00 – 16.00 Uhr, Tel. +49 (0)69-212-35154
besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de

Eintritt:
Dauerausstellungen (HMF und Junges Museum): 8 € / erm. 4 €e
Wechselausstellungen (HMF): 10 € / erm. 5 €
Alle Ausstellungen: 12 € / erm. 6 €
Schneekugel: 3 € / erm. 1.50 €
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren: Eintritt frei!

Es wird um die Einhaltung der geltenden Maßnahmen zum Infektionsschutz gebeten: Der Besuch des Museums ist mit einem Negativnachweis (geimpft/genesen) in Verbindung mit einem amtlichen Ausweisdokument und mit einer medizinischen Mund-Nasen-Maske (FFP2, KN 95 (ohne Ventil), OP–Maske, Typ I, II und IIR) möglich. Ausgenommen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Öffnungszeiten
Montag geschlossen
Dienstag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr
Mittwoch: 10 bis 21 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 bis 19 Uhr