„Gemeinsam Denkmale erhalten“ – Am Tag des offenen Denkmals öffneten rund 360 historische Orte in Rheinland-Pfalz ihre Pforten

Blick auf das Stadthistorische Museum Mainz in der Zitadelle am Tag des offenen Denkmals © massow-picture
Blick auf das Stadthistorische Museum Mainz in der Zitadelle am Tag des offenen Denkmals © massow-picture

Unter dem Motto „Gemeinsam Denkmale erhalten“ konnten beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals 2016 am Sonntag, 11. September, über 360 historische Orte in Rheinland-Pfalz besichtigt werden.

Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung.  Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

„Es freut mich sehr, dass sich auch in diesem Jahr wieder tausende Besucher auf den Weg gemacht haben, um die geschichtsträchtigen Kulturgüter des Landes Rheinland-Pfalz hautnah zu erleben und gleichzeitig die Arbeit der vielen ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Initiativen zu würdigen. Denn ihrem tatkräftigen Einsatz ist es zu verdanken, dass viele Denkmäler erhalten werden können“, so Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, bei der Auftaktveranstaltung auf der Mainzer Zitadelle.

Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz führte   durch die Veranstaltung. Unter anderem unterstrich er die gemeinnützige Verpflichtung der Denkmalpflege, nämlich historische Gebäude,  Burgen,  Anlagen usw. für die Allgemeinheit zu erhalten und möglichst vielen Bürgern  zugänglich zu machen.

 

Jürgen Häfner, Geschäftsführer Lotto-Rheinland-Pfalz. Dr.-Ing. Markus Fritz von Preuschen. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Jürgen Häfner, Geschäftsführer Lotto-Rheinland-Pfalz. Dr.-Ing. Markus Fritz von Preuschen. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Jürgen Häfner, Geschäftsführer Lotto Rheinland-Pfalz klärte die Anwesenden unter anderem darüber auf, dass Lotto und die Glückspirale mit zirka einem Drittel ihrer Erträge nicht nur Soziales, Sport und Musik, sondern auch die Denkmalpflege förderten. 750 000 Euro seien es im vergangenem Jahr gewesen, 14,50 Mio Euro seit 1991.

 

Dr.-Ing. Markus Fritz von Preuschen. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Dr.-Ing. Markus Fritz- von Preuschen. c

In seinem Vortrag „Im Spannungsfeld die Mainzer Zitadelle“ gab Dr.-Ing. Markus von Preuschen, Bezirkskonservator der Landesdenkmalpflege, einen kleinen Abriss über die wechselvolle Geschichte der Mainzer Festungsanlage, die zu den bedeutendsten Baudenkmälern in Mainz zählt. Sie ist eine der wenigen erhaltenen Zitadellen in Deutschland. Auf engstem Raum begegnet man hier 2000 Jahre Stadtgeschichte. Und mit ihrer 10 Hektar großen Weitläufigkeit zählt sie zudem zu den wichtigen Naherholungsgebieten in Mainz. Während ihrer über 350-jährigen Historie entwickelte sie sich von der Burg zur Festung, von der kurfürstlichen Wehranlage zum französischen Militärstützpunkt, vom Kloster zum Kriegsgefangenlager. Mit dem Drususstein beherbergt sie zudem ein ganz besonderes römisches Erbe, das auf die 2.000-jährige Geschichte der Stadt Mainz verweist. Leider befindet sich die Zitadelle im Zustand des langsamen Verfalls. Auf und in Mauern, auf den Wällen und im Graben nimmt der Bewuchs teilweise überhand und gefährdet das einmalige Bauwerk. Zugleich ist die Zitadelle aber auch geschützter Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten geworden, die einmalig seien. Daher gelte es, die Mauersanierung so ökologisch und zugleich naturverträglich wie möglich durchzuführen.

Marianne Grosse, Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur u. Kay-Uwe Schreiber, Initiative Zitadelle Mainz eröffneten den Denkmal-Tag u. das Zitadellenfest. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Marianne Grosse, Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur u. Kay-Uwe Schreiber, Initiative Zitadelle Mainz, eröffneten den Denkmal-Tag u. das Zitadellenfest. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Die Forderung nach ökologisch und naturverträglicher Sanierung, Schutz des Kulturdenkmals vor weiterem Verfall und Ausgleich zwischen den Interessen von Denkmal und Naturschutz betonte Kay-Uwe Schreiber, Sprecher der Initiative Zitadelle Mainz. Gemeinsam mit Baudezernentin Marianne Grosse eröffnete er traditionsgemäß das Zitadallenfest.

Auch  in diesem Jahr stellte die Barocke Festungsanlage das Highlight dar mit vielen Attraktionen: Info- und Handwerker-Stände, Französischer Markt, Garnisonsmuseum, StadthistorischeMuseum mit Sonderausstellung zur „Weinkultur“, Old- und Youngtimertreffen, Eröffnung der sanierten Kasematten „Die Kulturei“ , Musikzügen und vielem mehr.

Sonderausstellung Optische Telegrafie

Der  vor dem Drususstein gezeigte Mast der optischen Telegrafie erinnert an einen Signalmast. © massow-picture
Der vor dem Drususstein gezeigte Mast der optischen Telegrafie erinnert an einen Signalmast. © massow-picture

Besonderes Interesse fand die Sonderausstellung zur ersten optischen Telegrafenlinie von Metz nach Mainz. 1813 wurde unter französischer Besatzung die optische Telegrafenlinie Metz – Mainz eröffnet, eine Verlängerung der Strecke Paris – Metz. Zweck war die behördliche und militärische Kommunikation im französischen Kaiserreich. Die Station in Mainz stand auf dem Drususstein in der Zitadelle. Mit den an einem schwenkbaren Querbalken beweglichen rotweißen „Brettchen“ konnten Buchstaben, die zur Geheimhaltung zusätzlich codiert wurden, signalisiert werden. Auf jeder mit einem optischen Telegrafen ausgestatteten  Station saß ein Melder, der mit einem Fernglas die Zeichen notierte,  und sie unverzüglich an die nächste Station weitergab. Geübte „Telegraphierer“ sollen so Nachrichten über die 225 km und 22 Stationen in 2 – 6 Minuten fehlerfrei übermittelt haben. Klar, bei Dunst oder Nebelwetter musste nach wie vor ein traditioneller berittener Melder die Nachricht überbringen, wofür 1,5 Tage benötigt wurden.

 

Weitere Highlights am Tag des offenen Denkmals

tag-d-offenen-denkmal-rlpIn der Landeshauptstadt Mainz war auch die Gedenkstätte St. Christoph für die Besucher geöffnet. Die Kirchenruine wurde erst kürzlich umfassend renoviert. Im Ziegelmuseum in Mainz-Bretzenheim erfuhren die Besucher mehr über die Tonziegelproduktion in der Pfalz und konnten einen 1904 errichteten Ringofen begutachten. In Guntersblum wurde das ehemalige Wasserwerk vorgestellt. Staatssekretär Salavatore Barbaro informierte sich vor Ort über die Anlage, die vor über 100 Jahren erstmals in Betrieb genommen wurde. „Der Tag des offenen Denkmals hat wieder einmal gezeigt, über welch faszinierende Kulturgüter unser Land verfügt und wie groß das Interesse der Bevölkerung ist, sich mit diesem reichhaltigen kulturellen Erbe zu beschäftigen. Und der Tag hat auch deutlich gemacht, wie wichtig es ist, diese Denkmäler zu erhalten. Eine Aufgabe, die ohne den unermüdlichen Einsatz der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer nicht zu bewältigen wäre“, betonte der Staatssekretär.

Ob die Burg Windeck in Heidesheim, der jüdische Friedhof „Heiliger Sand“ in Worms, die Disibodenberger Kapelle in Bad Sobernheim, die Alte Propstei in Mayen-Koblenz oder die Klostermühle Bengel bei Berkastel-Wittlich: Bei der bundesweiten Veranstaltung standen in ganz Rheinland-Pfalz in diesem Jahr vor allem traditionelle Denkmäler wie Burg-, Kloster- oder Kirchenruinen im Mittelpunkt.

Der Tag des offenen Denkmals fand 2016 bereits zum 24. Mal statt. 1993 wurde der Aktionstag von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgerufen, Rheinland-Pfalz ist von Anfang an dabei. Mit rund 100.000 Menschen in Rheinland-Pfalz, vier Millionen in Deutschland und 20 Millionen europaweit erreicht die Veranstaltung jährlich beachtliche Besucherzahlen.