„Klima­schutz ist Menschenschutz“ – 13. Klimagipfel während der Scheitel des starkregenbedingten Rheinhochwassers erreicht wurde

Bei der Eröffnung des 13. Klimagipfels am 4. Juni 2024  im Biebricher Schloss erreichte das durch Starkregen in Süddeutschland und Bodensee-Region bedingte Rheinhochwasser seinen Scheitel.   © Foto Diether von Goddenthow
Bei der Eröffnung des 13. Klimagipfels am 4. Juni 2024 im Biebricher Schloss erreichte das durch Starkregen in Süddeutschland und Bodensee-Region bedingte Rheinhochwasser seinen Scheitel. © Foto Diether von Goddenthow

Angesichts der seit Jahren zunehmenden Klimaveränderungen hatten das Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am 4.Juni 2024 zum 13. Klimaempfang eingeladen. Ingmar Jung, Hessischer Minister für Landwirtschaft und Umwelt, begrüßte die gut 500 Gäste im Biebricher Schloss, darunter zahlreiche Bürgermeister, Landräte und leitende Mitarbeiter aus hessischen Umweltämtern und Behörden.

Ingmar Jung, Hessischer Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat. © Foto Diether von Goddenthow
Ingmar Jung, Hessischer Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat. © Foto Diether von Goddenthow

Aktueller könne die Thematik gar nicht sein, denn jeder der hier Anwesenden könne durch die Fenster beobachten, wie an diesem Abend wahrscheinlich der Scheitelpunkt des Rheinhoch­wassers erreicht würde, so Jung. „Unsere Region kam noch glimpflich davon, andere hät­ten nicht so viel Glück gehabt. Wir müssen vorsorgen. Denn Extremwet­ter-Ereignisse werden häufiger“, so der Minister. Hessen hatte das erste Klima­ Kompetenzzentrum in Deutschland. „Bei der Bekämpfung des Klima­wandels sind wir nur gemeinsam stark. Lassen Sie uns gemeinsam noch mehr bewirken. Eine optimistische Haltung und eine positive Vision, wie unsere Städte und unser Leben in Zukunft aussehen könnten, helfen dabei“, so Jung. Dem pflichtete auch Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident HLNUG bei. „Wir kennen das Problem, wir kennen aber auch viele Lösungen. Jedes Jahr gibt aber Anlass zu neuer, größerer Sorge.“ Die Lösungen müssten „schnell, praktikabel und bezahlbar sein. Wir ha­ben diverse Handlungsoptio­nen. Das schließt aber auch Anpassung mit ein“, so der HLNUG-Präsident.

Prominente Gastrednerin des Abends war Professorin Dr. Maja Göpel, Politökonomin und Expertin für Nachhaltigkeit und Transformationsforschung.

"Wir machen Zukunft - Jeden Tag ein Stück. Ein Kompass für ZuMUTungen", war Thema des Gastvortrages von  Frau Professorin Dr. Maja Göpel. Sie ist Politökonomin und Expertin für Nachhaltigkeit und Transformationsforschung. Die gefragte Rednerin wurde 2019 zur Honorarprofessorin der Leuphana Universität Lüneburg berufen und war bis Ende 2020 Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) © Foto Diether von Goddenthow
„Wir machen Zukunft – Jeden Tag ein Stück. Ein Kompass für ZuMUTungen“, war Thema des Gastvortrages von Frau Professorin Dr. Maja Göpel. Sie ist Politökonomin und Expertin für Nachhaltigkeit und Transformationsforschung. Die gefragte Rednerin wurde 2019 zur Honorarprofessorin der Leuphana Universität Lüneburg berufen und war bis Ende 2020 Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) © Foto Diether von Goddenthow

Sie warb – ohne konkret zu werden – für die sogenannte „Grüne Trans­formation“ mit ihren „3 Vs“ „Verlust, Verzicht, Ver­bote“. Durch die Handlungswei­sen der Menschheit werde der Planet stark verändert. Er stelle aber doch unseren eigentlichen Wohlstand, unsere Res­source, unser Vermögen dar. Wohlstand dürfe nicht nur materiell beziffert werden. Der wahre Wohlstand bestünde in einer sauberen Umwelt, in erschwingli­cher Energie, in Gesundheit, kreis­lauforientierter Wirtschaft, Kli­maschutz, Biodiversität, in fair und umweltfreundlich erzeug­ten Lebensmitteln usw. Doch für ein Gelingen sei natürlich ein radikaler Perspektivenwechsel unverzichtbar. Unser gesamtes System bis in jedes Behördenzimmer hinein müsse sich verändern. Dabei gelte es, alle Menschen mitzunehmen. Denn „Klima­schutz ist Menschenschutz“, das müsse verstanden werden, so Göpel.. Fortschritt dürfe nicht nur be­deuten: Alles wird mehr, grö­ßer, schneller, höher, weiter. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sollten diese Eigenschaft in den Mittelpunkt stellen. Um aber eine neue Normalität zu schaffen, kom­me erst einmal eine Umbauphase“, so die Referentin.

Göpels  Thesen wurden im Nachgang in Einzelgesprächen heftig diskutiert, etwa, so an einem Tisch, wie denn der Mensch künftig in veränderten Klimaverhältnissen (über-)leben könne. Ja selbst, wenn man von heut auf morgen alle Immissionen auf Null fahre, so ein Diskutant, halte das ja kurzfristig nicht diese globalen klimatischen Entwicklungen auf der Erde auf. Man benötige ja jetzt ganz konkrete Maßnahmen, um mit den immer heftiger werdenden Klimawandel-Folgen leben zu können.  Wie können etwa – insbesondere ältere und kranke – Menschen in den immer heißer werdenden Sommern vor Hitzschlag geschützt werden? Könne man nicht im Hinblick auf die Dürre,  den Starkregen im Sinne einer weiterentwickelten Schwammstadt-Idee auch zur Wasserbevorratung von Forst- und Landwirtschaft verwenden? Wäre es beispielsweise möglich,  flächendeckend großangelegte unterirdische Auffangbecken im ländlichen Bereich und Forsten zu bauen, auch in höheren Lagen, um in Trockenzeiten dieses Wasser statt – wie bisher – Grundwasser  zur Bewässerung nutzen zu können? Solche, und viele ähnliche Fragen wurden an zahlreichen Tischen diskutiert.

(Diether von Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst).